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Städtebaulicher Workshop | 09/2015

Lachenäcker

2. Rang

Preisgeld: 2.000 EUR

Fritz Hack Freier Architekt BDA Freier Stadtplaner SRL

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

hack + rannow architekten, NL der tr gmbh

Architektur

Planstatt Senner

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

WOHNEN IN KLUFTERN

Der Ort Kluftern ist durch städtische, hauptsächlich aber durch ländliche Strukturen geprägt. Eine Entwicklung verträgt eine Durchmischung verschiedener Wohntypologien, um den Siedlungssplitter ’Lachenäcker’ mit dem Ortskern zu verbinden.


GRÜNRAUM

Das Wettbewerbsgebiet wird aktuell geprägt durch verschiedene Grünräume: eine Streuobstwiese, Ackerbau und Intensivobstwirtschaft. Dies zeichnet den Charakter der Ortschaft Kluftern und speziell des Gebietes Lachenäcker aus.
Weiterhin gibt es landschaftliche Bezüge, die über das Wettbewerbsgebiet hinausgehen: die naheliegende Brunnisach, die Lipbachsenke, der Gehrenberg und bei guter Sicht die Alpenkette. Ziel des Freiraumkonzeptes ist es, behutsam die vorhandenen Strukturen in Teilen zu erhalten, sie erlebbar zu machen und die Bezüge zur umgebenden Landschaft zu stärken.

Ein breiter Grüngürtel, der einen Puffer zu den bestehenden Gebäuden darstellt, stellt die zentrale Grünverbindung zum südöstlichen Landschaftsraum dar. Dieser Grünraum wird konsequent autofrei gehalten, was durch eine grüne Brücke über den querenden Taubenweg gewährleistet wird. Hier kann spazieren gegangen, gespielt, Natur beobachtet, Rad gefahren und gefeiert werden.
Durch den weitgehenden Erhalt der Streuobstwiese im BA I wird Identität gestiftet und auf einen guten Grünbestand aufgebaut. Das Regenwasser des Neubaugebietes wird in offenen Mulden aufgefangen, in den zentralen Grünraum geleitet und hier sichtbar und erlebbar gemacht.

Ausgehend von diesem zentralen Grüngürtel werden durch grüne ’Finger’ Verbindungen durch das Wohngebiet bis zu den benachbarten Freiräumen geknüpft.
Nach Nordosten wird ein Weg zur Brunnisach vorgeschlagen und als Zukunftsvision ein öffentlicher Weg entlang der Brunnisach.
Nach Südwesten ist das Baugebiet durchzogen von Grünfingern, die zum Hohen Weg und zum Intensivobstfeld südwestlich davon führen. Der Entwurf reagiert im BA II bewusst auf die strengen Reihen der Obstbäume, führt die richtungsprägende Formensprache weiter ins Bebauungsgebiet, durch die Grünfinger und in den zentralen Grüngürtel.
An den Hochpunkten entlang des Hohen Wegs laden Gemeinschaftsgärten und Terrassen zum Aufenthalt ein.

Die Großzügigkeit dieser Vernetzung zwischen Einbeziehung des Landschaftsraumes, die Zugänglichkeit abwechslungsreicher Freiräume und städtebaulich individueller Baustrukturen sind der wesentliche Planungsansatz des Entwurfes.


ERSCHLIESSUNG UND POSITIONIERUNG

Das mehrgeschossige Wohnen, mit gewerblichen Angeboten in den EG-Zonen vervollständigt und betont den Verlauf der Markdorfer Straße. Durch die erdgeschossigen Rücksprünge der Gewerbeeinheiten wird der Straßenraum aufgewertet und erlebbar gemacht.
Die Erschließung der Wohnbebauungen/ Höfe über die Tiefgaragen-Zufahrten entlang der Hauptstraße wird an das Gelände angepasst und der Geländeverlauf optimal ausgenutzt.

Die Einfahrt ins alte und neue Baugebiet von der Markdorfer Straße aus wird durch einen Quartiersplatz geprägt und wird zum Empfang.
Er dient der Orientierung im Ort, der Auffindbarkeit der Einfahrt in den Traubenweg und schafft außerdem einen attraktiven, öffentlichen Aufenthaltsraum. Anschließende, gruppierte Wohnhöfe schaffen und entwickeln Quartierscharakter, Gemeinschaftlichkeit und Wohnqualität.

Vom ’Hohen Weg’ aus sind Fernaussichten in alle Himmelsrichtungen von einer Aussichtsterrasse erlebbar. Hier wird der süd-westliche Bereich des BA II über verkehrsberuhigte Stichstraßen erschlossen, die dann über Fußwege in den weitläufigen Grünraum münden.

Dieser großzügige Grünbereich bietet eine optimale Fuß- und Radwegeverbindung vom Bahnhof bis in die Ortsmitte hinein und ist zusätzlich an überregionale Wander- und Fahrradwege angeschlossen.
Blickbeziehungen und -richtungen bestimmen die Ausrichtungen von Wegenetzen und Gebäuden, geben folglich städtebauliche und landschaftliche Raumbildungen vor.


TYPOLOGIE

Das gesamte Bearbeitungsgebiet stellt einen Übergang vom eher ländlichen Bereich ’Lachenäcker’ zum eher städtischen Ortskern dar.

Somit verdichten sich individuelleres Wohnen (Einfamilien- Doppelhäuser) und konzentrieren sich zu Reihenhauszeilen, ohne die lineare konsequente Struktur der durchdringenden Obstbaumreihen zu stören.

Unterschiedliche Wohnformen (Sondernutzungen, Mehrgenerationenwohnen, Reihenhäuser...) verleihen dem Gefüge eine abwechslungsreiche kombinierbare Durchmischung mit räumlichen Qualitäten bis hin zur Differenzierung der Hierarchie der Erschließungen.

Eine maßvolle Verdichtung ist städtebaulich sinnvoll und wird dem ökologischen Anspruch gerecht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurf liegt eine durchgängig ablesbare ordnende städtebauliche Struktur zugrunde, die es vermag, die gegebene Situation mit einzubeziehen. Der Vorschlag, den Höhenrücken mit drei Punkthäusern zu akzentuieren, ist mutig, wird aber insgesamt positiv bewertet. Bei der Ausarbeitung der grünen Mitte wird die Qualität in der Ausarbeitung und der Umgang mit dem Baumbestand honoriert, der Vorschlag einer Brücke über den Traubenweg ist aber unangemessen. Die Erschliessung erfolgt erst über den Trauben-und den Hohen Weg und führt dann über Stichstrassen wieder hangabwärts. Dadurch werden unnötige Verkehrswege erzeugt. Wendemöglichkeiten fehlen. Im ersten Bauabschnitt sind Gebäude teilweise nicht erschlossen. Die Idee, auch kleinteilige Strukturen mit einer gemeinsamen Tiefgarage auszustatten wird kontrovers diskutiert. Die Wahl des Standortes für die Zieglerschen verspricht eine gewisse Qualität, wenngleich eine bessere Trennung von Wohnen und Arbeiten und ein engerer Bezug zum Ortskern wünschenswert wären. Die relativ hohe Dichte wird allgemein honoriert und könnte sogar noch ausgebaut werden, ohne den Charakter der Siedlung negativ zu beeinflussen. Die lineare Ausbildung der Anliegerstraßen und der begleitenden Gebäudereihen versprechen keine besondere Aufenthaltsqualität im Wohnumfeld.