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Offener Wettbewerb | 09/2015

Erweiterung Bezirksanlage

backbone

4. Rang

Preisgeld: 20.000 CHF

neff neumann architekten

Architektur

Thomas Boyle + Partner AG

Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung

Gutknecht Elektroplanung AG

Energieplanung, TGA-Fachplanung

Waldhauser + Hermann AG

sonstige Fachplanung, TGA-Fachplanung

b+p baurealisation ag

Projektsteuerung

mavo Landschaften

Landschaftsarchitektur

Mebatech AG

Fassadenplanung

Nightnurse Images AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden erweitern die bestehende Bezirksanlage auf zwei Seiten: Entlang der Bahnlinie wird einen abgestuft geschnittener, dreigeschossiger Gefängnisbaukörper gestellt, und die Verwaltung wird südseitig des Bestandesbaus zweigeschossig erweitert und umschließt zusammen mit diesem einen begrünten, langrechteckigen Belichtungshof. Dadurch entsteht ein Ensemble, das sich mit seiner sehr moderaten Höhenentwicklung stark der umliegenden Quartiererhaltungszone anpasst. Dank der konzentrierten Anordnung der Volumen im Westen des Areals erscheint die Bezirksanlage bereits nach der ersten Etappe zur Lindstraße und damit zur Stadt hin fertig gebaut und bleibt auch im Endausbau unverändert. Zudem stehen für die weitere bauliche Entwicklung große zusammenhängende Flächen im Osten des Perimeters bereit.

Der Ausbau in der nächsten Bauetappe ist eine folgerichtige Weiterführung des Bebauungsmusters der ersten Ausbaustufe gegen Osten. Der Preis für dieses an und für sich intelligente und pragmatische Weiterbauen sind eine wenig inspirierte Volumenentwicklung und etwas spannungslose Außenräume.

Die Fassadengestaltung des vorgelagerten Verwaltungsbaus im Süden wirkt grundsätzlich passend, tendenziell allerdings in ihrem Anspruch etwas allzu «edel» und eher verschlossen. Die Übernahme desselben Ausdrucks der Fassade auch für das Gefängnis unterstreicht das gewählte Prinzip des Verklammerns aller neuen Bauteile. Kontrovers diskutiert wurde allerdings, ob damit der richtige Ausdruck für ein Gefängnis gefunden worden sei.

Der neue Haupteingang öffnet sich zur Lindstraße hin und ist sehr gut auffindbar, das gemeinsame Foyer ist großzügig und gut belichtet, und die Vertikalerschließungen sind von weitem erkennbar. Die Jugendanwaltschaft begrüßt ihre Platzierung entlang der Hermann-Götz-Straße und in großer Distanz zum Gefängnis. Allerdings ist eine separate Schleuse im Eingangsbereich personell zu aufwändig; die Eingangskontrolle für alle drei Verwaltungsnutzungen ist Aufgabe der Polizei. Die Verteilung der Büros der Staatsanwaltschaft über vier Geschosse ist nicht optimal. Die Kantonspolizei ist gut organisiert, es fehlt allerdings eine direkte Verbindung von der Haftstraße zur Verwaltung. Der Zugang zum Gefängnis liegt diskret an der Westseite des Gefängnistrakts. Die beiden Gefängnishöfe sind etwas eng und weisen auf drei Seiten Zellenfenster auf, was zu entsprechender Lärmbelastung und Kollusionsgefahr führen kann. Die Orientierung von Räumen des Gefängnisses auf den Spazierhof der Polizei ist unerwünscht. Das Projekt weist eine von der Einstellhalle abgetrennte Anlieferung für Gefangene auf. Diese Lösung bietet sicherheitstechnische Vorteile, nimmt aber sehr viel Platz in Anspruch und ist trotzdem für das Manövrieren von Einsatzfahrzeugen eher knapp bemessen. Ebenfalls knapp und nur mit Retourfahrten zu bewältigen ist die Warenanlieferung.

Die Etappierung ist gut gelöst: Wahlweise kann entweder die Verwaltung oder das Gefängnis zuerst erweitert werden. Der Ressourcenaufwand für die Erstellung des Gefängnisneubaus ist vergleichsweise hoch, die ungünstige Kompaktheit, die großflächigen Untergeschosse und die aufwändige Fassadenkonstruktion begründen dieses Resultat. Die Primäranforderung Minergie-P ist mit dem Gefängnisneubau gut erreichbar, wobei zur Lüftungsführung keine Aussagen gemacht werden. Der sommerliche Wärmeschutz ist gewährleistet. Der nur zweigeschossige Verwaltungsbau lässt einen mittleren Ressourcenaufwand in der Erstellung erwarten. Die Primäranforderung des Minergie-P-Standards dürfte trotz der ungünstigen Gebäudehüllzahl erreichbar sein. Die Investitionskosten liegen im Mittelfeld der Eingaben; ungünstig wirken sich dabei die geringe Höhenentwicklung sowie die Erstellung von zwei separaten Einstellhallen aus.

Dank der konzentrierten Anordnung der ersten Bauetappe im Westen des verfügbaren Areals und der sich zur Stadt hin öffnenden neuen Eingangssituation bekommt die Bezirksanlage von Beginn weg ein neues Gesicht, das in späteren Bauetappen nicht mehr verändert wird. Die Komposition der verschiedenen Bauvolumen passt sich zwar dem Maßstab der Quartiererhaltungszone an, wirkt aber gerade dadurch als Ganzes etwas spannungslos und verliert mit der zweiten Bauetappe noch zusätzlich an Profil.