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Einladungswettbewerb | 06/2015

Quartierszentrum am Baakenhafen (Baufeld 91-93)

2. Preis / Baufeld 91

Preisgeld: 14.050 EUR

Max Dudler GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept
Unser Entwurf für das Baufeld 91 ist als zusammenhängende Raumskulptur gedacht, welche aus real teilbaren Einzelhäusern besteht. Der Zusammenhalt des Ensembles funktioniert über eine Nuancierung der Oberfläche in „Weiß“. Unterschiedliche Materialien wie Putz und Ziegel werden durch eine einheitliche Kalkschlemme optisch zusammengebunden. Ein lebendiges Fassadenbild entsteht durch Lichtbrechung und Schattenwirkung der reliefartigen Oberflächen, zudem werden unterschiedliche Grautöne wie z.B. „Lichtgrau“ oder „Eierschalenweiß“ verwendet.
Die Identifikation mit dem Ort steht im Vordergrund des Fassadenentwurfs. Aufgrund der „doppelten“ Wasserlage am Hafen befindet sich das Gebäude in einem dynamischen Umfeld. Die horizontale Bewegung des Wassers und der Schifffahrt findet sich in Form von horizontalen Fugen und Schichten in der Fassade wieder. Die Betonung der Horizontalen wird wiederum mit der „statischen“ Vertikalen überlagert, wobei eine spannungsvolle Wechselbeziehung entsteht, ähnlich von „Sedimentschichten“, welche vom Wasser ausgespült wurden. Zudem entstehen subtile Variationen der unterschiedlichen Fassaden der 5 Häuser. Entsprechend der inneren Nutzung erhalten z.B. die höherwertigen Wohnungen einen großzügigeren Verglasungsanteil. Zur Betonung der skulpturalen Anmutung werden ausladende Balkone ausschließlich zum Hofinneren angeordnet. Der Sockelbereich, auf dem alle Gebäude ruhen, wird durch ein umlaufendes, erhöhtes Fassadenband (Sturz) zusammengehalten.
Um den Wohnungen die größtmögliche Qualität in Bezug auf Ausblick und Belichtung zukommen zu lassen sind sie als „durchgesteckte“ Wohneinheiten oder als Eckwohnungen konzipiert.

Fassadenkonzeption
Die solide Fassadenkonstruktion wird in massiver Bauweise aus natürlichen Materialien erstellt, ohne Verwendung von Verbundwerkstoffe, z.B. in Form von verputzten Dämmziegeln oder hinterlüfteten Ziegelvorsatzschalen.
Die Fenster bestehen aus 3-fach-Isolierglasscheiben und einer lackierten Massivholzrahmenkonstruktion. Als Sonnenschutz ist eine außenliegende, schienengeführte Screen- Markise vorgesehen. Alle Fenster können von innen gereinigt werden. Die massive Bauweise der Fassadenkonstruktion lässt eine lange Lebensdauer sowie geringe Instandhaltungskosten erwarten.

Energie- und Technikkonzept

Allgemein
Das technische Konzept ermöglicht den CO2-neutralen Betrieb der Gebäude und setzt auf Maximierung passiver Strategien und einer Minimierung des Einsatzes mechanischer Systeme für Optimierung des Energiebedarfs, der Wirtschaftlichkeit im Betrieb und des Komforts für die Nutzer. Die Ausnutzung der Gebäudemasse zur thermischen Speicherung begünstigen die Behaglichkeit und eine wirtschaftliche und energieeffiziente Nutzung der Anlagentechnik.

Energetisch optimierte Gebäudehülle
Bei der Minimierung des Energiebedarfs eines Gebäudes spielt die Gebäudehülle eine zentrale Rolle. Die Wärmeverluste werden durch eine hochgedämmte Fassade mit Dreifach-Verglasung und luftdichter Gebäudehülle minimiert. Solare Gewinne im Winter werden durch eine Wärmeschutzverglasung gefördert. Ein außen liegender Sonnenschutz garantiert die Minimierung der Kühllasten.

Photovoltaikanlage
Eine auf optimalen Eigenverbrauch abgestimmte Photovoltaikanlage deckt einen großen Teil des benötigten elektrischen Energiebedarfes des Wohnquartiers und minimiert die Abhängigkeit von zusätzlicher Energie aus dem öffentlichen Stromnetz.

Natürliche und Mechanische Lüftung
Alle zu den Fassaden liegenden Räume haben die Möglichkeit zur natürlichen Lüftung. Es werden raumlufttechnische Anlagen vorgesehen, die nur in der kalten und warmen Jahreszeit betrieben werden. Durch den Einsatz einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung und eines Erdwärmetauschers, der im Sommer die Aussenluft kühlt und im Winter erwärmt, werden die Betriebskosten für die Mechanische Lüftung auf ein Minimum reduziert. Eine Nachtauskühlung der Räume kann ebenfalls durch freie oder mechanische Lüftung erfolgen.

CO2 neutrale Spitzenlast Kühlung
Langfristig betrachtet wird nur noch die Elektrizität als Energieform ein Gebäude konditionieren können. Es wird nur an extremen Sommertagen die zusätzliche Kühlung benötigt. In Kombination mit einer geothermischen Wärmepumpe wird eine höchste Wirtschaftlichkeit über den Lebenszyklus bei absoluter Minimierung von technischer Installation und Wartung im Betrieb erzielt.

Energieeffizientes Heizungssystem
Für die Beheizung der Wohngebäude kommen Flächenheizungen zum Einsatz. Damit können niedrige Systemtemperaturen gefahren werden um eine effiziente Rücklaufausnutzung sicherzustellen. Eine zusätzliche Nutzung der geothermischen Wärmepumpe wäre ebenfalls für die Gebäudeheizung möglich, um eine Reduzierung der Wärmeleistung zu realisieren.

Innovative Warmwasserbereitung
Die restliche Wärme für die Warmwasserbereitung wird durch eine auf dem Dach installierte Solarthermieanlage bereitgestellt. Von Frühling bis Frühherbst wird somit die gesamte Brauchwasserwärme zu 100 % aus regenerativer Sonnenenergie gewonnen.

Grauwassernutzung
Abwasser (Grauwasser) und Regenwasser kann gesammelt, gefiltert und für die WC Spülung verwendet werden. Die anfallende Grauwassermenge im Gebäude übersteigt dabei den Bedarf für die Toilettenspülung, so dass 90% Frischwasser für die Toilettenspülung durch Grauwasser ersetzt werden kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Versuch, aus der Variation einer kraftvollen und großmaßstäblichen Lochfassade durch Modulation des Reliefs einzelne Hausidentitäten zu entwickeln, wird grundsätzlich anerkannt. Der sich ergebende, recht geschlossene und eher abweisende Ausdruck der Gebäude zur Wasserseite kann allerdings nicht überzeugen. Der Verzicht auf Loggien oder Balkone gerade an dieser Seite kann nicht nachvollzogen werden. Auch der durchgängige Sockel mit zwei Wohngeschossen im Westteil wirkt auf der Wasserseite nicht konsequent genug.
Seine Stärken hat dieses Projekt vor allem zur Baakenallee, zum Lola-Rogge-Platz und zum westlichen Durchgang hin. Hier wirkt die großzügige und ruhige Gliederung der Fassaden angemessen und selbstverständlich.
Allerdings ist der konstruktive Aufwand wegen der durchlaufenden horizontalen Einschnitte erheblich. Die sich aus diesem gestaltprägenden Element ergebende, große Zahl horizontaler und witterungsexponierter Bauteile erscheint zudem auch im Unterhalt aufwendig.