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Einladungswettbewerb | 06/2015

Quartierszentrum am Baakenhafen (Baufeld 91-93)

3. Preis / Baufeld 91

Preisgeld: 9.400 EUR

Schenk Fleischhaker Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Einleitung
Das Quartier der Generationen bietet auf dem Baufeld 91 Raum für unterschiedlichste Nutzungen, angefangen bei Sportaktivitäten und einer Parkgarage im Warftgeschoss, über Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss bis hin zu diversen Wohntypologien in den Obergeschossen. Zielsetzung des vorliegenden Entwurfes mit 154 Wohneinheiten ist es, die verschiedenen Anforderungen all dieser Nutzungen gestalterisch und funktional zu einem ganzheitlichen Konzept zu vereinen und dabei ein Gebäude zu erschaffen, welches seiner zentralen Lage in dem neu entstehenden Quartier am Baakenhafen gerecht wird.

Erschließung und Nutzungskonzept
Die Lage der Nutzungen in den Obergeschossen sowie deren Erschließung wurde weitestgehend aus der Vorplanung übernommen, so befinden sich die frei finanzierten und preisgedämpften Mietwohnungen weiterhin in südlicher Elblage. Entlang des Lola-Rogge-Platzes im Osten erstrecken sich die Wohnungen des 1. und 2. Förderweges über insgesamt zwei Treppenhäuser und leiten über zum nördlichen Gebäuderiegel an der Baakenallee. Der Riegel findet hier seinen Abschluss mit den Apartments der Ambulanten Pflege. Im Westen sind die Seniorenwohnungen in den unteren vier Etagen untergebracht, die restlichen zwei Geschosse werden mit kleinteiligen Förderwohnungen aufgefüllt.
Der Zugang zu den einzelnen Treppenhäusern erfolgt über den gemeinsamen Erschließungshof. Der Hof selber wird über die Freitreppe und Aufzugsanlage im Nord-Osten erschlossen. Die zentrale Lage des Zugangs sorgt damit für eine stärkere Belebung des Lola-Rogge-Platzes. Auf der Westseite können die frei finanzierten Wohnungen über einen separaten Eingang erreicht werden – dieser dient gleichzeitig als zusätzlicher Fluchtweg.

Rettungswege
Die Treppenhäuser 1, 5 und 6 sind als Sicherheitstreppenhäuser konzipiert, da die zum Kirchenpauerkai und zum Innenhof orientierten Wohnungen nicht über die Fassade entfluchtet werden können. Alle übrigen Wohnungen sind durchgesteckt und können über die Feuerwehraufstellflächen an der Baakenallee und auf dem Lola-Rogge-Platz angeleitert werden.

Kubatur
Die Obergeschosse lassen sich auf Grund der unterschiedlichen Wohnformen in fünf verschiedene Gebäudeteile unterteilen. Das Erdgeschoss wird davon losgelöst als zusammenhängendes, transparentes Band betrachtet. Zum einen, um den großflächigen Nutzungen im EG mit einem hohem Bedarf an Schaufensteröffnungen gerecht zu werden, zum anderen um durch die Leichtigkeit des Sockels einen spannungsvollen Kontrast zu den darüber liegenden Wohngebäuden zu erzielen.
Ein weiteres wesentliches Gestaltungsmerkmal sind die Gebäudeköpfe Südseite. Diese kragen mit einer durchlaufenden Balkonzone um 1m über die Grundstücksgrenze hinaus und markieren damit die besondere Lage am Elbzugang des Lola-Rogge Platzes. Die Gastronomische Nutzung im Erdgeschoss wurde zusätzlich eingekürzt, so dass unter der Ausladung des Gebäudes ein geschützter Zugang zur Außenterrasse am oberen Ende der Rampe ermöglicht wird.
Auf die Ausbildung weiterer Erker wurde zu Gunsten eines klaren Gebäudekörpers verzichtet. Da die Grundfläche des Gebäudes teilweise durch Loggien eingeschränkt wird, wurde die Gebäudetiefe zum Innenhof als Kompensation um 50cm vergrößert.

Materialien
Dem übergeordneten Gestaltungskonzept der Hafencity folgend werden die Hauptfassaden der zum Wasser gelegenen Gebäudeteile mit hellem Material versehen – in diesem Fall weiße Betonelemente in Form einer hinterlüfteten Vorhangfassade. Die übrigen Baukörper werden jeweils etwas dunkler abgestuft: Haus 2,3 und 6 mit einer Klinkerfassade aus hellem Verblendstein, Haus 1 mit einer Klinkerfassade aus dunklem Verblendstein. Die Materialien der Außenfassaden ergänzen sich durch eine robuste Haptik, wohingegen die Innenhoffassaden zu Gunsten eines hellen Erscheinungsbildes mit weißem Putz versehen werden.

Fassade
Sämtliche Formate der verwendeten Fassadenelemente entspringen als verbindendes Gestaltungsmerkmal einem gemeinsamen Raster. Die Fenster werden dabei durch Sturzverkleidungen im Farbton der Fensterrahmen optisch auf die Geschosshöhe gestreckt, die Geschossplatten selber sind als filigranes Band in der Fassade ablesbar. Unterschiedlich gefärbte Aluminiumpaneele verbinden die einzelnen Fenster zu Gruppen und sorgen dadurch für ein großzügiges und transparentes Erscheinungsbild. Je nach Nutzung variiert die Größe dieser Elemente, die Kleinteiligkeit der Seniorenwohnungen und Pflegeapartments wird dadurch in der Fassade erkennbar. Allen Gebäuden gemein ist der Geschossweise Versatz der Fassadenelemente, entweder in Form unterschiedlich kontrastierender Paneele oder aber durch verspringende Fenster und Balkone. Dies erzeugt zum einen ein lebendiges Fassadenspiel, zum andern wird der Wiedererkennungswert innerhalb der „Gebäudefamilie“ gestärkt.
Die Erdgeschossfassade wird dominiert von großflächigen Schaufensteröffnungen mit variierendem Raster der Stützpfosten. Geschlossene Elemente einer glänzenden Metallfassade gliedern den Sockel zusätzlich und unterstützen das transparente Erscheinungsbild. Auf der Westseite mit weniger Publikumsverkehr kehrt sich das Thema um: hier sind es einzelne Fensteröffnungen, die die ansonsten geschlossene Fassade der Anlieferung unterteilen.

Freisitze
Die privaten Außenbereiche der Wohngeschosse folgen einem klaren Konzept: Zur Wasserseite sorgt eine durchlaufende Balkonzone für eine Öffnung des Gebäudes zur Promenade, zum anderen bieten die integrierten Loggien Schutz vor den bisweilen kräftigen Winden an der Elbe. Am stark frequentierten Lola-Rogge-Platz kommen Loggien zum Einsatz, die den Bewohnern Rückzugsräume auf der Ostseite bieten. An der Gebäudeecke zur Baakenallee sorgen versetzte Loggien für einen zusätzlichen Akzent. Auf der Nordfassade wurde auf die Ausbildung von Balkonen verzichtet, diese werden stattdessen auf der Westseite und im Innenhof entsprechend Ihrer ruhigen Lage vorgesehen. Terrassen im Innenhof und auf den Dachflächen der südlichen Gebäudeteile runden das Angebot an Außenflächen ab.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine klare Ausrichtung zur Wasserseite aus. Darüber hinaus entwickelt sich durch die klammerartige Fassung der beiden Köpfe eine starke Beziehung beider zueinander, die mit einer Fokussierung auf den Blockinnenraum einhergeht. In Bezug auf das Baufeld 91 wird diese Haltung schwierig gesehen. Unter Berücksichtigung der beiden östlich und vor allem westlich angrenzenden Baufelder wird ein starker räumlicher Bezug zu den jeweiligen nachbarlichen Köpfen festgestellt und damit in Frage gestellt, ob die „Klammer-Fassung“ die richtige Haltung in der städtebaulichen Abfolge darstellt.
Die Abfolge tiefer und weniger tiefer Balkonflächen überzeugt nach Süden. Gleiches gilt für die Balkone im Innenhof. Auskragende Balkone nach Westen sind nur denkbar, wenn ein ausreichender Windschutz durch den angrenzenden Block gewährleistet wird.
Die Abbildung einzelner Häuser folgt konsequent der Grundrissausbildung. Eine komponiertere städtebauliche Abfolge wäre an einigen Stellen jedoch wünschenswert gewesen. Die Grundrissorganisation und Erschließung wurden konsequent und schlüssig umgesetzt. Besonders zu erwähnen ist hier die Erschießung der Gewerbeflächen, die sich bewusst von der Wohnnutzung des Westflügels absetzt und damit ohne eine gestalterische Vereinheitlichung unterschiedlicher Nutzungen auskommt.