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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2015

Fassadensanierung des Märkischen Gymnasiums

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

SSP AG

Architektur

Erläuterungstext

same same but different | Erkennen - Bewahren - Weiterführen

Das Märkische Gymnasium Hamm besteht seit 42 Jahren. Das Gebäude mit der markanten Fassade aus Waschbeton stiftete und stiftet Identifikation für zahlreiche Generationen von Schülern und ist ein Anker im Hammer Süd-Westen. Die Fassadenplatten müssen nun wegen konstruktiven Mängeln der Bewehrung und Befestigung rückgebaut werden. Der vorgelegte Entwurf unternimmt kein Tabula Rasa, sondern widmet sich dem Vorgefundenem. Anstatt vermeintlich Schlechtes zu entsorgen, wird der Fokus auf die Fortschreibung der vorhandenen Qualität der Architektur und die Beachtung einer energetischen Ökonomie gelegt. Die klare Typologie schafft Identität im Sinne von Erkennbarkeit. Das Gebäude, das dem Nutzer wie Betrachter seine spezifischen Merkmale offenbart, leistet den Eindruck des Selbstverständlichen.

Nachhaltigkeit

Gemäß des Kreislaufs der Umwertung von Müll zu Wertstoffen werden die Beton-
Fassadenplatten recycelt. Dabei wird der Beton aufbereitet und erneut der Produktion
zugeführt. Hierzu wird der Beton zunächst zerkleinert und in einzelne Kornfraktionen
getrennt, so dass Betonsplitt entsteht, der dann in der Herstellung des neuen Frischbetons genutzt wird. Zum Ausgleich der nicht 1:1 wieder herzustellenden Masse werden farbig sortierte Kiesel hinzugefügt, die jeweils den 5 Baukörpern des Altbaus zugeordnet werden. Die recycelten Gesteinskörnungen substituieren die bei der Neuproduktion benötigten primären Rohstoffe. Die gespeicherte „graue Energie“ (ursprüngliche Herstellungsenergie) der Fassadenplatten wird somit nicht verschwendet, sondern bewusst in den Kreislauf einbezogen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Weg zur neuen Fassade ist nach dem vorgeschlagenen Konzept ein Stück weit bereits das Ziel. Die Verfasser bekennen sich eindeutig zur Identität des Märkischen Gymnasiums, indem Sie die identitätsstiftenden Faktoren Konstruktion, Materialität und Farbigkeit zur Grundlage eines nachhaltigkeitsorientierten Produktionsprozesses machen.

Die alte Waschbetonverkleidung wird demontiert, fragmentiert und mit verschiedenen Zusatzstoffen neu eingefärbt. Diese Vorgehensweise ist jedoch weit mehr als reine Rekonstruktion, sie führt zu einer Neuinterpretation der Bandfassade, indem die wesentlichen Details, wie Attika und Fensterbänke geklärt und vereinfacht werden. Auch die beabsichtigte Farbigkeit der Baukörper und die dunklen Fensterelemente unterstützen die beabsichtigte Weiterentwicklung der Fassade. Dabei verzichten die Verfasser bei der Detailierung auf jegliche technische Unterstützung. Die Fensterlüftung über Schwingfenster ist gut dosierbar und funktional, Sonnenschutzrollos liegen verdeckt im Sturzbereich, die Bestandsbrüstungen können erhalten werden.

Insgesamt ist das Lüftungskonzept besonders im Winterfall noch nicht schlüssig geklärt. Dabei werden die Oberlichter kontrovers diskutiert. Sie könnten zu Gunsten eines höheren Drehpunktes der Schwingfenster entfallen. Aus diesem Konzept resultiert eine hoch wirtschaftliche Gesamtkombination, die mit dem Bestand respektvoll umgeht und im Rahmen eines nachhaltigen und zeitgemäßen Produktionsprozesses neu interpretiert, der dem Selbstverständnis der Schule entspricht.