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2. Rang 3 / 3

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2015

Sanierung HIF Forschungsgebäude ETH Zürich / concours de projets pour la réhabilitation du bâtiment HIF

MONIER

3. Rang

Preisgeld: 48.000 CHF

Bob Gysin Partner BGP

Architektur

Basler & Hofmann AG

Bauingenieurwesen

HEFTI. HESS. MARTIGNONI. Zürich AG usic

Bauingenieurwesen, Lichtplanung

Ernst Basler + Partner

TGA-Fachplanung

Emmer Pfenninger Partner AG

Fassadenplanung

Erläuterungstext

Das bestehende HIF Gebäude – bestehend aus einem Hallentrakt und einem Büro-/Labortrakt – wird durch die Erweiterung zu einem prägnanten Ensemble, das attraktiv am Laura-Hezner-Weg adressiert ist. Die Auflage „Bauen unter Betrieb“ wird mit einem ausgeklügelten Etappierungskonzept sichergestellt, damit keine aufwändigen Provisorien nötig werden. Die für Labornutzung teilweise ungenügenden Raumhöhen im Bestand werden durch Nutzungs-Rochaden kompensiert, damit nach der Sanierung nutzungsspezifisch optimierte Räume zur Verfügung stehen.

Im Innern werden die bestehenden und neuen Geschosse barrierefrei miteinander verbunden, damit betriebliche Rundläufe und Synergien zwischen den Instituten möglich sind. Statik und Gebäudetechnik sind so ausgelegt, dass die Raumeinteilung langfristig flexibel bleibt. Informelle Kommunikationszonen und zweigeschossige Aufenthaltsbereiche bilden dabei ein identitätsstiftendes inneres Raumgefüge, das den Kontakt und Austausch unter den Forschern und Studenten begünstigt.
Öffentliche Nutzungen, Büros und Labors werden architektonisch subtil differenziert, um die horizontale Schichtung der Nutzungen zu artikulieren und das Gebäude in der Vertikalen zu gliedern. Die hinterlüftete Leichtbaukonstruktion ist dabei integraler Bestandteil des SGNI-kompatiblen Nachhaltigkeitskonzepts.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau, Architektur & Funktionalität
Die Verfasser schlagen vor, das HIF mit einem siebengeschossigen Kopfbau zu erweitern, der den neuen Haupteingang bezeichnet und das Gebäude städtebaulich klar verortet. Insbesondere wird die bisherige Lage im Rücken des HIL-Gebäudes dadurch zumindest teilweise korrigiert. Die markante Überschreitung der zulässigen Fassadenhöhe ist nicht nur rechtlich problematisch, sie kann auch städtebaulich nicht überzeugen. Die vorgeschlagenen, aber nicht überall realistisch dargestellten Technikzentralen auf dem Dach verschärfen das Problem zusätzlich, weil der Campus den Blick auf das Gebäude auch aus Distanz zulässt. Die Fassade wird kräftig strukturiert. Über einem eher niedrig wirkenden Sockelgeschoss liegen drei zweigeschossige Bänder, von denen das unterste die beiden bestehenden niedrigeren Bürogeschosse aufnimmt. Der Werkstatttrakt wird in derselben Logik strukturiert.
Die Fassaden sind sehr sorgfältig proportioniert und zeigen mit ihrer Doppelgeschossigkeit einen möglichen Umgang mit der Überhöhe der Gebäude auf. Die Visualisierungen zeigen eine steinerne Erscheinung des Gebäudes. Der Verfasser schlägt eine Fassadenverkleidung aus Glasfaserbetonelementen und eloxierten Aluminiumpanelen vor. Verständlich ist diese Strategie im Zusammenhang mit der angestrebten Selbstständigkeit gegenüber dem HIL, fraglich bleibt sie im Umgang mit der bestehenden Baustruktur.
Grosse Vorteile ergeben sich aus der gewählten Disposition für die Ausführung in Etappen und unter Betrieb. Weil im grossen Neubauvolumen, das zuerst ausgeführt werden soll, viele und gut brauchbare Labore angeboten werden, können die Arbeiten im Bestand in einem zweiten Schritt über alle Geschoss gleichzeitig durchgeführt werden.
Die Anordnung der Nutzungen in nutzungsreinen Geschossen ist logisch aus dem Umgang mit der bestehenden Struktur entwickelt und richtig gedacht im Zusammenhang mit der Etappierung. Aus der Sicht der Nutzer ist sie aber nachteilig, weil die Arbeitsweise der Institute eine unmittelbare Nachbarschaft von Büros und Laboren erfordert. Zudem ist das Laborlayout in der bestehenden Struktur nicht optimal, weil die Raumschichten zu wenig tief sind und unbelichtete Räume fehlen.
Das Projekt besticht durch seine entschiedene Setzung und die zuverlässigen Konzepte für die technischen und ausführungsmässigen Belange. Die Ausarbeitung der Fassaden zeigt einen interessanten Weg auf im Umgang mit dem grossen Volumen, gestalterisch bleiben einige Fragen noch unbeantwortet. Nicht ganz überzeugen kann das vergleichsweise grosse Volumen – sowohl aus städtebaulicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht.
Gebäudetechnik
Kühlung und Heizung der Büros erfolgen über kleine dezentrale Brüstungsklimageräte, von denen auf jeder Fensterachse eines angeordnet wird. Die filterlosen Klimageräte werden im Change over-System mit Kälte (19°C) und Wärme (30°C) vom Anergienetz gespeist. Das Change over-System garantiert, dass nicht gleichzeitig geheizt und gekühlt werden kann. Auf der anderen Seite fehlt die Möglichkeit auf unterschiedliche Lagen und Bedürfnisse im Gebäude zu reagieren, da sich das ganze Gebäude im Heiz- oder Kühlmodus befindet. Die vorgeschlagene Lösung ist relativ kostengünstig, sofern die Brüstungsklimageräte nicht ans Gebäudeleitsystem angeschlossen werden. Ob die Geräte die von den Verfassern angegebenen Werte bezüglich Störungsfreiheit und Wartungsarmut erreichen, wäre zu überprüfen.
Durch die Platzierung der Zuluftanlagen im UG und der Abluftanlagen im Dachgeschoss werden die Steigzonen optimal ausgenützt. Die Belüftung der Büros erfolgt ohne Kanäle, indem die Korridore als Zu- und Abluftkanal dienen. Die Zu- und die Abluft gelangen über schallgedämpfte Überströmungen mit je einem Ventilator pro Achse in die Büros. Dies ist ebenfalls eine kostengünstige und platzsparende Lösung, allerdings mit Einschränkungen bei der Lüftungseffizienz und der Raumluftqualität. Vertikal wird die Zu- und Abluft in grossen zentralen Steigschächten geführt, von wo die Abluft horizontal durch die Korridore und die Zuluft quer durch die Labore geführt wird. Diese Lösung ist mit zahlreichen Nachteilen verbunden und überzeugt nicht. Der kalte und der warme Ring des Anergienetzes werden mit einer Wärmepumpe verbunden, deren Sinn nicht ersichtlich ist.
Insgesamt kann das Haustechnikkonzept als innovativ mit einigen Mängeln und Risiken bezeichnet werden.
Nachhaltigkeit
Das Nachhaltigkeitskonzept erfüllt ökologisch weitgehend den geforderten Standard der Schweizer Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft, ist aber wenig innovativ. Die Zertifizierung mit dem Standard der Schweizer Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft erscheint plausibel. Es fehlen jedoch zum Beispiel Aussagen zur Materialisierung (ausser bei der Fassade, die aus vorgefertigten Glasfaserzementbauteilen gefertigt ist), die auch für Minergie-ECO relevant sind. In Bezug auf die Bewertung der ökonomischen Nachhaltigkeit sind die relativ hohen Erstellungs- (Gebäudekosten je Geschossfläche) sowie Technikkosten und die relativ tiefe Bauteilnutzungsdauer hervorzuheben, was zu hohen Lebenszykluskosten im Betrieb führen wird. Die angegebenen Werte für Barrierefreiheit sind eher tief und sollten durch Anpassungen erhöht werden.
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