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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2015

Erweiterung Drais-Grund- und Gemeinschaftsschule

Lageplan

Lageplan

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

Allgemein
Am Standort der Drais- Grund, Haupt- und Realschule in Karlsruhe wurde 2013/14 eine Gemein-schaftsschule eingeführt. Die Drais-Gemeinschaftsschule soll mit insgesamt 990 Schülern als dreizü-gige Grundschule mit zweizügigem Ganztagsbetrieb und vierzügiger Sekundarstufe bis Klasse 10 fortgeführt werden. Der zu nutzende Baubestand der Schule aus den 1950er Jahren soll zu diesem Zweck sowohl für die Grundschule als auch für die Gemeinschaftsschule ergänzt werden.

Das Grundstück ist durch einen üppigen Baumbestand geprägt und wird derzeit von Westen über die Tristanstraße erschlossen. Im Süden grenzt es ohne bauliche Fassung an die Seldeneckstraße mit dem Grünraum der flankierenden Fanny-Hensel-Anlage, im Osten an private Gärten. Die umgebende Bebauung besteht vorwiegend aus drei- bis viergeschossiger Wohnbebauung.

Städtebau
Mit der Erweiterung der Draisschule ergibt sich die Chance, zum einen die seit den 1950er Jahren unbefriedigende Situation an der Fanny-Hensel-Anlage neu zu ordnen und zum anderen, das aus mehreren Schulgebäuden bestehende Schulgelände zu einem Campus mit einer zentralen Mitte zu arrondieren. Diesem Ansatz folgend, werden der Baufluchtenplan von 1937 an dieser Stelle umgesetzt und zwei Schulgebäude in offener Bauweise an der Seldeneckstraße positioniert. Diese vervollständigen die Bauflucht der nördlichen Straßenbebauung und verschaffen dadurch dem lang gestreckten Grünraum der Fanny- Hensel-Anlage den notwendigen baulichen Rahmen.

Gleichzeitig werden die bestehenden Schulgebäude durch die Anordnung der zweigeschossigen Neubauten zu einem hofartigen Ensemble ergänzt und ein großzügig zusammenhängender Schulhof als zentraler Binnenfreiraum und Campus geschaffen. Dieser stellt als Erschließungs- und Aufent-haltsraum die zentrale schulische Mitte dar, die durch den Erhalt des üppigen Baumbestandes eine hohe Identität aufweist.

Die Erweiterung der Grundschule im Südwesten bildet mit dem bestehenden Haus B einen kompak-ten Gebäudewinkel, während der Neubau für die Gemeinschaftsschule im Südosten als eigenständiges Hofgebäude mit einer Anbindung im Norden an das Haus A konzipiert ist. Beide Gebäude spannen ein ordnendes Feld auf, das den großzügigen Schulhof sinnvoll in Bewegungs- und Ruhezonen zoniert und den üppigen Baumbestand in Szene setzt.

Zwischen den beiden Neubauten öffnet sich der Schulhof zur Seldeneckstraße: Hier wird mit einer Treppenanlage, einer barrierefreien Rampe und der gleichzeitig als Schülerzugang nutzbaren Feuerwehrzufahrt ein neuer Hauptzugang auf das ca. 1.80 m höher liegende Schulgelände geschaffen, von wo aus die Neubauten auf der Höhe 117.20 erschlossen werden. Die Ankommenden werden unter einer gedeckten Pergola empfangen und zur Grundschule und zur Gemeinschaftsschule geführt.

Auch die Grundschule und Haus A sowie Haus A und der Neubau Gemeinschaftsschule werden untereinander durch Pergolen miteinander verbunden, die gleichzeitig gedeckte Übergänge zwischen den Häusern ermöglichen und als überdachte Pausenfläche zur Verfügung stehen.

Funktion
Gemeinschaftsschule
Die Gemeinschaftsschule legt sich im Osten des Grundstücks als ringförmiges Gebäude mit einem ruhigen Innenhof um zwei der vorhandenen erhaltenswerten Bäume. Eine zweigeschossige Trep-penhalle orientiert sich zum Schulhof nach Westen. Die Erschließung erfolgt vom Schulhof über zwei Zugänge, gegenüber der Grundschule und gegenüber dem Haus A.

Neben den Räumen für die Gemeinschaftsschule enthält der Neubau die Schulmensa, die auch der Grundschule zur Verfügung steht. Diese ist im EG in dem südlichen Flügel angeordnet, sodass sie auf kurzem Wege auch für die Grundschüler zu erreichen ist. Die Speiseräume sind für beide Schulformen separat angeordnet, sie orientieren sich nach Westen (Grundschule) sowie nach Süden und Norden zum Innenhof (Gemeinschaftsschule) und verfügen jeweils über vorgelagerte Terrassen. Sie werden über eine zentral gelegene Ausgabeküche versorgt, die von der Seldeneckstraße angeliefert wird. Für größere Veranstaltungen können beide Speiseräume im Ausgabebereich zusammengeschaltet werden, sodass ein multifunktional nutzbares Raumangebot von ca. 450m² entsteht.

Im westlichen Flügel liegen die Bibliothek und der Kunstraum, die sich lärmabgewandt vom Schulhof zum ruhigen Innenhof hin orientieren. Darüber orientieren sich die Werkräume ebenfalls zum Innenhof.

Die Allgemeinen Unterrichtsräume sind in drei Jahrgangsclustern im EG und OG des Ostflügels und im OG des Südflügels angeordnet. Jeweils vier Klassen, ein Lernatelier, ein Inklusionsraum und ein Gruppenraum bilden eine Raumeinheit. Die großen Klassenräume liegen dabei an den Außenfassaden, die kleineren Gruppenräume liegen am Innenhof und bilden mit den zusätzlichen Aufenthaltsflächen zum Arbeiten oder Entspannen ein anregendes, abwechslungsreiches Raumkontinuum, das den Blick auf die Bäume im Hof inszeniert.

Die Anbindung an das Haus A im Norden wird im EG überdacht durch eine Pergola, im OG optional durch eine Brückenanbindung vorgesehen.

Die haustechnischen Räume für Elektro, Heizung und Sanitär sind im EG und UG an der Südostecke des Neubaus vorgesehen. Von hier aus wird über einen Erdkanal auch die Grundschule angeschlossen. Der vorhandene Trafo wird umgesetzt und in das Gebäude integriert.

Grundschule
Die Erweiterung für die Grundschule wird im Winkel als zweigeschossiges kubisches Gebäude an das bestehende Haus B im Süden angedockt. Neben dem vorhandenen Eingang an der Nordseite von Haus B orientiert sich eine neue Eingangshalle im Neubau nach Norden zum Schulhof. Da die Ein-gangshöhe auf 117.20 und somit ca. 68 cm niedriger als das EG des Hauses A liegt, wird ein barrierefreier Zugang über das neue Treppenhaus mit Durchladeaufzug im Zentrum des Gebäudewinkels errichtet. Dieses dient gleichzeitig als zweiter Rettungsweg für das Haus B.

Analog zur Gemeinschaftsschule orientieren sich die Klassen nach Süden zur Seldeneckstraße, während sich die Gruppenräume und zusätzlichen Aufenthaltsflächen zum Schulhof ausrichten. Die Auf-enthaltsflächen liegen als offene Raumzonen auf beiden Ebenen verteilt und bieten sich für Freiarbeit, Gruppenarbeit und Aufenthalt nach dem Unterricht an.

Konstruktion und Materialität
Die Neubauten werden in Stahlbetonskelett- bzw. in Schottenbauweise errichtet. Gewählt sind wirt-schaftliche Konstruktionsraster von ca. 8m x 8m, die die sich im Wesentlichen wiederholenden Klassengrößen optimal berücksichtigen. Die Flurwände werden tragend ausgebildet, die Außenwände mit tragenden Pfeilern ausgeführt. Die Ausführung in Beton und Mauerwerk wirkt sich günstig auf die Speicherfähigkeit und Dichtigkeit des Gebäudes aus.

Die Neubauten bilden mit den bestehenden Gebäuden aus den 1950er Jahren ein Ensemble, das nicht nur durch das städtebauliche Konzept sondern auch durch die Fassadengestaltung gestärkt wird. Die Fassaden des Bestandes weisen eine strukturelle Gliederung auf mit einer Betonung der vertikalen Tragstruktur und keramischen Bekleidungen der Brüstungsbereiche. Diese charakteristische Gliede-rung soll auch nach der energetischen Sanierung bestehen bleiben. Die Stützen erhalten eine gedämmte Bekleidung aus profilierten Metallkassetten, die Brüstungen eine WDVS- Fassade mit kera-mischem Belag in Anlehnung an den Bestand. Als Sonnenschutz werden Lamellenraffstores mit Tageslichtlenkung in die Fassade integriert.

Dieses Gestaltungsprinzip wird für die Neubauten transformiert. Die vertikale Struktur des Bestandes wird hier durch eine im Abstand von ca. 1.00m vorgestellte zweigeschossige Pergola aus Stahl an den befensterten Süd-, Ost- und Westfassaden aufgenommen. Sie dient als „Filter“, der mit einem starren Sonnenschutz das Mikroklima vor den Fassaden positiv beeinflusst. Dieses wird durch eine Begrünung mit rankenden oder windenden Pflanzen, z.B. Clematis montana oder Pfeifenwinde, die im Erdboden gepflanzt werden, noch verstärkt.

Die dahinter liegenden Fassaden werden als Lochfassade vorwiegend im Raster von 2.80m ausgebil-det. Die Fenster aus Holz- Aluminiumprofilen erhalten neben den Öffnungsflügeln auch Klappen, die zur freien Nachtauskühlung herangezogen werden können. Der Sonnenschutz ist als Raffstore mit Tageslichtlenkung in die Fassade integriert. Um die Einwirkung auf das Mikroklima noch zu erhöhen, werden vor den raumseitigen Fassaden der Neu- und Altbauten, soweit noch nicht vorhanden, Laub-bäume aufgereiht. Aufgrund der Entlaubung in den Wintermonaten wird eine Beeinträchtigung der Tageslichtversorgung in der dunklen Jahreszeit reduziert.

Freiflächengestaltung
Das gegenüber der Straße höher liegende Schulgelände wird zukünftig barrierefrei erschlossen. An der Tristanstraße wird die vorhandene Treppenanlage durch eine behindertengerechte Rampe ergänzt. An der Seldeneckstraße wird zwischen beiden Neubauten ein großzügiger Eingangsplatz an-gelegt, auf dem auf Straßenniveau auch ein Teil der Fahrräder abgestellt wird. Diese sind dadurch dem unmittelbaren Blickfeld des Schulhofes entzogen. Der Höhensprung zum Schulhof wird durch eine Rampe für Feuerwehr und Schüler, eine Treppe und eine behindertengerechte Rampe überwunden. Weitere überdachte Fahrradständer werden an der Tristanstr. südlich der vorhandenen Abstellanlage aufgestellt.

Der großzügig zusammenhängende Schulhof erhält durch den üppigen und Schatten spendenden Baumbestand seine besondere Aufenthaltsqualität und eine Zonierung für die beiden Schulformen. Auf dem zentralen Rasenfeld können Spielgeräte aufgestellt werden.

Die Hoffläche soll weitgehend entsiegelt werden, um die Wärmeabstrahlung im Sommer besonders in Fassadennähe zu reduzieren.

Technikkonzept
Zur Wärmebereitstellung für den gesamten Schulkomplex ist eine Anbindung an das Fernwärmenetz vorgesehen, d.h. der Wärmebedarf wird komplett über das Wärmenetz abgedeckt. Darüber hinaus ist der Einsatz einer Photovoltaik-Anlage auf den Dachflächen vorgesehen, um die Auflagen des EE-WärmeG vollumfänglich zu erfüllen.

Die Wärmeübergabe ist im Regelfall über Bauteilaktivierung vorgesehen, die in den Sommermonaten auch zur Kühlung der Gebäude herangezogen werden kann. Die Decken erhalten daher zur Ein-haltung der raumakustischen Anforderungen bis auf die Mensa einen Behang aus akustisch wirksamen Baffeln.

Die Realisierung des hygienisch erforderlichen Luftaustauschs über natürliche Lüftung durch sporadisches Öffnen von Fenstern hat sich als ineffizient erwiesen. Zum einen erfolgt die Motivation zum Öffnen von Fenstern aus rein subjektivem Empfinden mit der Konsequenz meist schon überhöhter Schadstoffkonzentrationen im Raum. Zum anderen ist eine Fensterlüftung aus energetischer Sicht abzulehnen, da im Winterhalbjahr unkontrolliert und häufig über einen unnötig langen Zeitraum kalte Außenluft in das Gebäude einströmt.

Es ist daher der Einsatz einer flächendeckenden mechanischen Be- und Entlüftung vorgesehen. Der Luftaustausch erfolgt somit kontrolliert mit vorkonditionierter Außenluft. Durch Hocheffizienz-Wärmerückgewinnung in den Zentralgeräten wird hiermit ein bedeutsamer Energieeinspareffekt erzielt. Zudem wird durch den kontinuierlichen und geregelten Luftaustausch den Forderungen der VDI 6040, wonach CO2- Konzentrationen > 1000 ppm in Klassenräumen zu vermeiden sind, Rechnung getragen. Auf eine mechanische Kälteerzeugung soll verzichtet werden. Die Lüftungsgeräte werden mit einer Einhausung auf dem Dach beider Neubauten vorgesehen, die Verteilung erfolgt über vertikale Schächte und horizontale Trassen in den Klassenräumen.

Neben der mechanischen Lüftung ist eine Fensterlüftung für die Sommermonate sowie eine Nachtauskühlung über Öffnungspaneele vorgesehen.

Aus elektrotechnischer Sicht ist insbesondere der vorgesehene Einsatz von LED- Beleuchtung zu erwähnen, welche langlebig und energiesparend und somit ressourcenschonend ist, zudem müssen LED-Leuchtmittel nicht dem Sondermüll zugeführt werden.

Nachhaltigkeit / BNB-Zertifizierung
Die nachhaltigkeitsorientierte Planung kann auf Wunsch des Auftraggebers mit dem Ziel einer Zertifizierung der Unterrichtsgebäude nach dem System BNB intern begleitet werden. Schon in der Wettbewerbsbearbeitung sind bereits Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt (u.a. Tageslicht, Sonnenschutz, Barrierefreiheit). Neben der Erzielung eines optimalen Zertifizierungsergebnisses von mindestens 70% aber auch für die Optimierung des Entwurfes und Planungsprozesses kann im nächsten Planungsschritt der Anforderungskatalog des BNB-Systems für Unterrichtsgebäude in die Entwurfsplanung weiter integriert werden.

Die Anforderungen aller fünf Hauptkriteriengruppen (Ökologische, Ökonomische, Soziokulturelle und Technische Qualität sowie Prozessqualität) werden dabei Bestandteil der Planung. Folgende Themen werden beispielsweise berücksichtigt:

• Ökologische Qualität:
Wirkungen auf die globale und lokale Umwelt: Berücksichtigung der ökobilanziellen Auswirkungen bei Materialentscheidungen, Auswahl geeigneter schadstoffarmer bzw. -freier Baumaterialien für eine gute Innenraumluftqualität, Einsatz von FSC- oder PEFC-zertifiziertem Holz zur Schonung der Ressourcen

• Ökonomische Qualität:
Lebenszykluskosten, Drittverwendungsfähigkeit und Vandalismusprävention: Haltbare, langlebige Materialien, geringer Frischwasserverbrauch, schmutzresistente Oberflächen zur Reduzie-rung des Reinigungs- und Instandhaltungsaufwands und Minimierung der Betriebskosten, flexibles Grundraster mit hohem Anteil nichttragende Wände für eine spätere Umnutzung

• Soziokulturelle und funktionale Qualität:
Gesundheit, Behaglichkeit und Funktionalität: außenliegender Sonnenschutz, Bauteilspeicher-massen und hoher Anteil natürlicher Belichtung für einen hohen thermischen und visuellen Komfort, akustisch wirksame Maßnahmen für ein angenehmes Lernklima, hohes Maß an Barrierefreiheit, komfortable Fahrradstellplätze

• Technische Qualität:
Wärmeschutz, Reinigung und Instandhaltung, Rückbau: Hoher Anspruch an den Energiebedarf und Wärmeschutz des Gebäudes, Pflege- und wartungsarme Konstruktion und Innenausbauten, optimierte Bauteile hinsichtlich Rückbau, Trennbarkeit und Recycling

• Prozessqualität:
Planung und Bauausführung: integrale Planung mit interdisziplinärem Planungsteam, detaillierte Angaben zu den nachhaltigkeitsrelevanten Themen in der Ausschreibung, Qualitätskontrollen auf der Baustelle und Dokumentation der Bauausführung, systematisches Inbetriebnahmema-nagement mit Nachregulierung für einen optimalen Gebäudebetrieb

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf fasst das Ensemble der Drais-Schulen durch einen Anbau an der Grundschule und einen eigenständigen Solitär mit Innenhof für die Gemeinschaftsschule städtebaulich neu: Es entstehen klare Raumkanten im Süden zu Seldeneckstraße, die zu ihrer Nachbarschaft vermitteln. In der Mitte und als Mittelpunkt entsteht ein großzügiger Schulhof, der von beiden Schulen gemeinsam genutzt wird. Pergolen verbinden als überdachte Erschließungswege und Pausenbereich die einzelnen Gebäude und fassen zusätzlich den Hof. Als große Qualität ist es zu sehen, dass die Gebäude und ihre Eingänge auf einer Ebene liegen und damit einen barrierefreien Rundgang durch die Schulen und durch den Hof ermöglichen. Die Pergolen selbst schließen als eigenständiges, fast überdimensioniert wirkendes Element an die Bestandsgebäude und Neubauten an. Wenig glücklich ist dieser Anschluss insbesondere am westlichen Eingang des Gebäude A und am Gebäude B und seinem Tiefhof.

Die städtebauliche Geste der Eingangssituation zur Seldeneckstraße verspricht Großzügigkeit und Öffnung zum Innenhof, doch in der Gestaltung mit Zufahrtsrampe, Fußgängerrampe und Treppenerschließung über den zentralen Fahrradhof verliert sie ihre Stärke und führt zu einer kleinteiligen und wenig überzeugenden Eingangssituation. Die östlich angeordnete, erhöhte Hoffläche vor der Speisessaalwand ist unverständlich.

Die Verwendung von Bäumen als Linearstrukturen unterstreicht zwar die Raumbildung des Gesamtentwurfs, bleibt aber aufgrund der fehlenden Tiefe der Vorzone fragwürdig und ein formales Gestaltungselement. So ist die Vorzone vor den Gebäude A mit Grünstreifen und Baumallee und im Süden vor den Neubauten sehr knapp bemessen. Die Müllstation im Osten ist in dieser Lage und Erschließung im Freiraum nicht möglich.

Die Fassade des Grundschulgebäudes lehnt sich mit dem Material (WDVS und keramische Beläge in Rotbraun) und Struktur an den Bestand an, während der Neubau der Gemeinschaftsschule das Material in der Farbe variiert, den Charakter der Fassade aber grundsätzlich neu interpretiert. Der Dialog zwischen beiden Fassaden ist noch zu entwickeln.

Der Eingangsbereich in den Neubau der Gemeinschaftsschule ist knapp bemessen und die Organisation der Mensa kann das Preisgericht nicht überzeugen. Vor allem die Erschließung und die Essensausgabe für die Grundschüler sind nicht gelöst. Die Lage der Technikräume im 1.OG wird als problematisch beurteilt. Da Lerngruppenräume, Kunstraum, Bibliothek, Aufenthaltsräume und ergänzende Lernräume dem Innenhof zugeordnet sind, bestehen Bedenken, dass die Qualität des Innenhofes durch Maschinenlärm in Frage gestellt wird. Die Erschließung der Lerngruppe im Osten über die Terrasse wäre wünschenswert.

Die Vorschläge zur Bauteilaktivierung werden als zu kostspielig und für die Nutzung nicht passend beurteilt. Als positiv wird bewertet, dass die freien Deckenuntersichten eine thermische Nutzung der Speichermassen über die Raumluft ermöglichen. Es sind für die Grundschule nicht ausreichend Technikflächen nachgewiesen. Die Lage der Technikräume im Kellergeschoss der Gemeinschaftsschule ist ungünstig. Die Dachzentralen RLT sind in ihrer Anbindung unklar. Der Entwurf liegt in seinen Wirtschaftlichkeitskennzahlen über dem Durchschnitt.

Der Entwurf besticht durch eine klare städtebauliche Setzung und die Entscheidung für eine durchgehende Erschließungsebene für alle Schulgebäude, die vorgelegte Planung kann aber in ihrer Adressbildung zur Seldeneckstraße noch nicht vollständig überzeugen.
Schnitt

Schnitt

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Schnitt

Schnitt