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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2015

Ortsmitte

Anerkennung / Realisierungsteil

Preisgeld: 7.000 EUR

NEUMANN & HEINSDORFF ARCHITEKTEN

Architektur

planetz Architektenpartnerschaft

Stadtplanung / Städtebau

OK Landschaft I Andreas Kicherer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Gebäude und Funktion

Der neuen VHS und der Musikschule kommt als Startpunkt der weiteren städtebaulichen Entwicklung eine besondere Aufgabe zu. Da sich das zur Verfügung stehende, nahezu dreieckförmige Grundstück zudem am Schnittpunkt unterschiedlicher Nutzungen befindet - vom S-Bahnhof im Osten über das derzeitige Gewerbegebiet und spätere Wohngebiet im Westen bis zur zentralen Promenade im Norden - haben wir uns dazu entschieden, die Insellage des Areals bewusst aufzunehmen und die neue VHS mit Musikschule als einen abgestuften Solitär vorzuschlagen. Dieser gibt sich zu jeder dieser drei Seiten mit einer unterschiedlichen Raumkante: Während er seine Hauptseite zur zentralen Promenade mit einer dreigeschossigen Fassade richtet, stuft er sich auf der Bahnhofseite zu einem zweigeschossigen Baukörper ab, um schließlich zur diagonalen Unterföhringer Allee und damit zum zukünftigen Wohngebiet im Westen ein eingeschossiger Bau zu werden.

Das städtebauliche Gesamtkonzept weiterverfolgend öffnet sich das Haus mit einem weiten Vordach zur Promenade und empfängt seine Besucher in einem großzügigen Foyer. Eine Besuchertheke dient hier zur Anmeldung, Information und Orientierung. Die Tanz- und Gymnastiksäle im 1.OG, sowie der gemeinsame Vortragssaal im 2.OG liegen nahe und sind von hier aus über ein lichtes Treppenhaus leicht erreichbar. Die Unterrichtsräume der Musikschule befinden sich im Erdgeschoss und die Räumlichkeiten der Volkshochschule im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss - Diese bilden ganz eigenständige Bereiche, die zusammen mit dem rückwärtigen Bürotrakt einen kontemplativen Musik- und Werkhof umschließen. Eine gegenseitige Störung der Unterrichtsbereiche kann somit auf ein Minimum reduziert werden.

Der Neubau wird in massiver Bauweise aus Stahlbetonwänden und -decken erstellt. Die Fassaden zum Außenraum werden als hochwärmedämmende und hell geschlämmte Ziegelwände vorgeschlagen, die von Fensterbändern in den Unterrichtsbereichen und einem tiefen Einschnitt für den Hauptzugang gegliedert werden. Zum Hof hin öffnet sich der Bau: hier schlagen wir eine bodentiefe Verglasung vor, die den Blick in den stimmungsvollen Hof freigibt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Gesamtkonzept überzeugt durch eine klare, bandartige Bebauungsstruktur, welche sich von West nach Ost entwickelt. Die Dimensionierung der Gebäude erscheint in ihrer Maßstäblichkeit angemessen. Das zentrale Thema einer neuen Ortsmitte für Unterföhring findet seine Umsetzung in einer großzügigen Promenade, die sich vom Bahnhof kommend nach Westen entwickelt und mit verschiedenen Aktivitäten bespielt wird. Hier kann ein attraktiver Raum mit einem vielfältigen Angebot für unterschiedliche Altersgruppen entstehen. Mit Blick auf die Robustheit des städtebaulichen Gesamtkonzepts ist allerdings festzuhalten, dass zum jetzigen Zeitpunkt nicht davon ausgegangen werden kann, dass im Ideenteil außer Wohnnutzung auch gewerbliche Nutzung wie vorgeschlagen realisiert wird. Bezogen auf das Gesamtkonzept birgt dies die Gefahr, dass die Promenade nur von Norden mit öffentlichen Nutzungen bespielt wird und im Süden ausschließlich die Zugangsbereiche zu Wohngebäuden liegen werden.

Wesentlicher Baustein bei der Entwicklung des Quartiers ist der Neubau der Musik- und Volkshochschule, welche in angemessener Weise in das bauliche Gesamtkonzept integriert wird. Das Foyer öffnet sich zur großzügigen Promenade. Als nicht gelungen erscheint die innere Organisation des Gebäudekomplexes. Angeboten werden hier sehr lange Erschließungsflure, welche wenig innenräumliche Qualitäten und Verweilzonen bieten.

Die im Ideenteil gewählte Differenzierung der Bebauungsstruktur sowie die Wahl der gewählten Haustypologien überzeugt und bietet die Chance, hier zeitgemäßes Wohnen mit privaten Freibereichen zu ermöglichen, welches in gelungener Weise eingebunden ist in den Gesamtkontext des Quartiers und hier ein qualitätsvolles Wohnen mitten in Unterföhring erwarten lässt.

Die geforderte abschnittsweise Realisierbarkeit erscheint möglich. Die Erschließung des Areals funktioniert gut. Dies gilt für die nördliche Erschließungsachse mit Tiefgarageneinfahrt und oberirdischen Stellplätzen gleichermaßen wie für die Anlieferung des Nahversorgers, welche von Norden beim Bahnhof erfolgt. Einzig die Lage der Zufahrt zur Tiefgarage im südlichen Bereich des Quartiers erscheint kritisch.

Die Grünraumstruktur folgt dem städtebaulichen Gesamtkonzept. Die vorgeschlagene Föhringer Promenade kann als gut proportioniertes und vielfältig nutzbares Freiraumelement überzeugen. Die vorgeschlagenen Spiel- und Sportnutzungen erscheinen jedoch aus lärmschutztechnischen Gründen und aufgrund der erforderlichen Einzäunungen nicht angemessen und umsetzbar. Die zu schmal ausgebildete Wegeverbindung von der Promenade zum nördlichen Entree entspricht nicht ihrer stadträumlichen Bedeutung. Die vielfältigen Wohnungsfreiräume (begrünter Square, Höfe, Wohnungsgärten und Dachterrassen) lassen eine gute private und nachbarschaftliche Nutzung erwarten.
Modellbild

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