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Einladungswettbewerb | 11/2015

Neubau der Kirche St. Antonius v. Padua

Kirchenraum

Kirchenraum

1. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

JURETZKA Architekten PartG mbB

Architektur

Herbert Lankl

Kunst

Erläuterungstext

Städtebau

Der neu geplante Kirchencampus übernimmt die städtebaulichen Strukturen der vorhandenen Streusiedlung hinsichtlich Maßstäblichkeit, Form und Ausrichtung entlang der Höhenlinien.
Der Platzcharakter wird gestärkt durch die Schaffung eines Plateaus mit präzise gesetzter Umfangsmauer und des in die Ecke gerückten Kirchenturms, der aus der Mauer emporwachsend, zeichenhaft auch aus der Ferne erkennbar ist.
Die städtebauliche Konfiguration reagiert auf den vorhandenen Park mit seinen dominanten umschließenden Baumbestand. Für die Nutzungen entstehen drei Bänder, bestehend aus Kirche, Kirchplatz und Park.
Dabei wird der Übergang zum Park mittels einer multifunktional nutzbaren Stufenanlage geschaffen. In das Stufenband wird im Norden das Kriegerdenkmal neu positioniert und eingebunden. Es entsteht ein klar gegliederter Kirchplatz mit Vorfeld und Umgang um die Kirche, von dem sich Blickbezüge und Ausblicke zum Ortskern und in die Landschaft des Fichtelgebirges ergeben.

Konzeption / Strategie

Als Baufeld wird das vorhandene Plateau der Vorgängerkirche übernommen und mittels Umfassungsmauer klar abgegrenzt. Das Kirchengebäude wird als Solitär prominent auf dem Campus positioniert und korrespondiert, mit dem Kirchturm, dem Kriegerdenkmal sowie der dreiseitigen Umfassungsmauer.
Der Baukörper der Kirche mit Pultdachform ist klar und angemessen dimensioniert und bildet einen ruhenden Pol im Areal. Die Ausführung als Massivbau mit Blechdach leitet sich aus der vorherrschenden Bautradition des Landstrichs ab.
Das Ordnungsprinzip des Kircheninnenraums ist einfach und prägnant zugleich. In eine Raumhülle werden Volumen gesetzt, die die dienenden Nutzungen aufnehmen. Das Abrücken der Bauvolumen von der Außenwand ermöglicht die Ausbildung eines Umgangs, der für den inneren genutzt wird. Korrespondierend zum inneren Umgang wird ein Außenkreuzweg mit Wandsignum und Bodenrelief vorgeschlagen, der um die gesamte Kirche führt.
Der Kirchenraum ist klar und schlicht strukturiert. Geprägt wird der Raum vom Lichteinfall des dominanten Oberlichtes im Altarbereich und weiteren Tageslichtaspekten bei Marienverehrung und Paradies. Die achssymmetrische Grundgliederung ermöglicht die selbstverständlich wirkende Anordnung von Gestühl und Orgelkorpus mit den flankierenden Zugängen. Das vorgeschaltete Paradies mit der Figur des Hl. Antonius zur Begrüßung der Gläubigen ermöglicht ein angenehmes Ankommen und vermittelt zum Kirchplatz und der Parkanlage.

Nutzung / Funktion

Der Altarraum ist großzügig dimensioniert, mit einer in sich logischen Verteilung der Ausstattung. Die Erschließung und Anbindung der Sakristei erfolgt verdeckt über den Umgang.
Der Ort der Marienverehrung ist leicht aufzufinden, wobei die geplante Nische hinterlegt wird und Tageslicht von oben reflektiert. Der Beichtraum ist sowohl vom Kirchenraum für die Beichtenden als auch vom Kreuzwegumgang, für den Priester zugänglich.
Die Aufstellung der Chormitglieder erfolgt direkt vor der Orgel. Hierzu können aus den Seitennischen Auszugspodeste herausgezogen und aufgeklappt werden. Bei festlichen Anlässen oder Konzerten findet der Chor auf dem Altarpodest vor den Sedilien ausreichend Platz.
Das Paradies ist als Kirchenvorraum konzipiert, kann aber z.B. bei Pfarrfesten für weitere Nutzungen herangezogen werden. Über das Paradies entstehen klare Bezüge und Verbindungen zum neuen Kirchplatz mit Podeststufen und der Parkanlage.
Die dargestellten Nutzungsszenarien für den Kirchplatz zeigen die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten für diesen Platz. Bei jeglicher Nutzung ist immer der Bezug zum mächtigen Baumbestand der Parkanlage gegeben. Die Befestigung der Bodenflächen sowie der Gartenstufenanlage erfolgt überwiegend mit dem gewonnenen Steinmaterial aus dem Kirchenabbruch bzw. wird nach Bedarf und bautechnischen Anforderungen mit neuen Material ergänzt.

Liturgische Gegenstände

Aus dem Granitboden wachsen Ambo und Altar aus dem gleichen Stein und stehen mit dem Priestersitz diagonal im Altarraum in einer Achse. Der Osterleuchter und die in die Wand eingelassene Christusfigur verstärken diese.
Aus der vorhandenen Altarplatte entsteht die Mensa des neuen Altars. Die durch den Zuschnitt entstehenden Randstücke werden im neuen Stipes verbaut.
Wie das Auflagekreuz befinden sich auch die Altarleuchter auf der Mensa und bestehen aus silberfarbenem und strukturiertem Druckgußmetall.
Priestersitz und Sedilien werden passend zum Gestühl in Holz ausgeführt.
Der Tabernakel und die Ablage aus Granit sind wie die vorgehängte Christusfigur in die Ostwand eingelassen. Vom Tabernakel diagonal abgerückt ist das Ewige Licht mit rotem Glaszylinder positioniert.
Seitlich vor der Altarstufe, dem Ambo zugeordnet, steht der Osterleuchter aus silberfarbigem Druckgußmetall.
Im seitlichen Zugang zum Altarraum von der Sakristei aus ist die Kredenz in die Wand eingelassen.
Für die Marienverehrung entsteht ein würdiger Ort in der Nordwand des Kirchenschiffes mit der Möglichkeit für Kerzenopfer.
Durch die außenseitig ablesbare Verortung des Kreuzweges in der Kirchenwand entsteht die Möglichkeit Kreuzwegandachten im Freien abzuhalten. Bodengleich eingelassene Kreuzwegnummern verorten die Stationen im Außenbereich.
Die Apostelkreuze sind so ausgebildet, dass sie zugleich die Funktion der Apostelleuchter übernehmen.
Die Ausführung erfolgt in altsilberfarbenem und strukturierten Druckgußmetall. Aus dem gleichen Material bestehen die, an der Außenfassade der Kirche auf Abstand montierten, großformatigen Kreuze.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer präzisen Setzung der vorhandenen und neuen Bausteine der Kirche schaffen die Verfasser einen Ort, der im Maßstab des städtebaulichen Kontextes angemessen wirkt. Der neue Kirchturm setzt ein eindeutiges Zeichen für die Ferne und bildet gemeinsam mit dem Kriegerdenkmal und dem Kirchenbaukörper eine Einleitung auf den im Westen neu geschaffenen Gemeindeplatz. Der öffentliche Platz erstreckt sich um die gesamte Kirche und wird dreiseitig durch eine Mauer gefasst. Diese lässt im Osten aus dem Platz eine Terrasse werden, von der aus man in die Landschaft blicken kann. In gleicher Art wird auch der Kirchenraum selbst ausgebildet. Wie Möbelstücke in einer gemeinsamen Hülle begrenzen die Nebenräume den eigentlichen, nach Osten ausgerichteten Kirchenraum. Orgel und Chor bilden dessen Rücken und gleichzeitig auch den Filter zwischen äußerem Platz und innerem Glaubensraum. Die vorhandenen Figuren spielen dabei eine wichtige Rolle. So begrüßt der Heilige Antonius die Gläubigen, die Marienfigur besetzt die Seitenwand, der Christus empfängt auf der Altarrückwand beim Eintritt in den Kirchenraum selbst. Der Kreuzgang mit seinen figürlichen Darstellungen wird als Umgang zur individuellen Auseinandersetzung mit dem Kreuzweg verstanden, die Verfasser bieten den eigentlichen Prozessionsweg als Umgang um den Kirchenbau im Außenraum an. Damit beziehen sie das Umfeld der Kirche in die Liturgie mit ein.

Die Schnittstelle zwischen dem Gemeindeplatz und dem Kirchenraum wirkt wie ein Schaufenster in die Kirche hinein und aus ihr heraus, die Fassade zum Platz erlaubt Einblicke, ohne den liturgischen Raum störend zu beeinflussen. So, wie die äußeren Formen der Bausteine schlicht und gut proportioniert zueinander und zum äußeren Kontext wirken, präsentiert sich auch der Innenraum einfach und meditativ, konzentriert auf das liturgische Geschehen. Die gewählte Materialität unterstreicht diesen Gedanken der Reduktion und Schlichtheit: außen mit Besenstrich und innen mit Akustikputz strukturiert verputztes Mauerwerk für die Konstruktion, Blech auf dem Dach, Weißtanne für die Möbel und Wandeinbauten der Nebenräume, Granit am Boden. Dies sind ortstypische und handwerklich zu verarbeitende Materialien, die allerdings einer hohen Ausführungsqualität bedürfen, um die Wertigkeit des schlichten Raumes zu unterstreichen.

Als störend wird dabei lediglich die kreuzförmige Nische unter der Christusfigur gesehen, die angesichts der sonst präzisen und nachvollziehbaren Setzung der Ausstattung sehr formal wirkt.

Funktional kritisch wird auch die Positionierung des Lagers gesehen, das sich wegen der Überschneidung der Zuwegung mit dem inneren Kreuzweg nur für ein inneres Lager, nicht aber für ein Außenlager eignet.

Die Lichtführung ist sorgfältig auf den Übergang zwischen Platz und Kirchenraum abgestimmt: das Schaufenster schafft Sichtbezüge, die massive Scheibe über ihm transportiert mit einer Vielzahl kleinformatiger Öffnungen eine ganz besondere Lichtstimmung auf die dem Platz zugewandten Flächen der inneren Einbauten. Die Oberlichter über der Altarwand unterstützen die kontemplative Wirkung im Kirchenraum, der innere Kreuzweg vermittelt zwischen diesen beiden Stimmungen.

Das räumliche Konzept und seine Materialisierung unterstützen über das Zwiebelprinzip auch die Bauklimatik: Vorbereich und innerer Kreuzweg wirken als klimatische Pufferzone zwischen Außenbereich und Kirchenraum. Die Proportion des Kirchenraumes und die Gliederung seiner Umfassungswände stellen eine gute Grundlage für eine funktionierende Akustik in Wort und Ton dar. Allerdings muss ein besonderes Augenmerk auf die Oberflächenbeschaffenheit von Wänden und Decke gelegt werden, wie die Verfasser selbst schon mit dem Vorschlag des Akustikputzes erkannt haben.

Aufgrund der Kompaktheit des Baukörpers, der reduzierten Formensprache und der monolithischen Ausführung lässt sich bei einem guten Verhältnis von Kubatur zu Grundfläche und Außenwand eine wirtschaftliche Erstellung mit nachfolgend angemessenem Unterhaltsaufwand erwarten. Der Entwurf fügt sich wie selbstverständlich in die Umgebung ein, vermittelt zwischen Region und Moderne und gibt sich klar als Kirche zu erkennen. Er schafft damit einen Identifikationsort für die Gemeinde, wie auch ein schönes Angebot für die Besucher in der Region.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Ansichten

Ansichten

Schnitte

Schnitte

Fassade

Fassade

Einsatzmodell

Einsatzmodell