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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2015

Umbau Marktplatz und Bieberer Straße

3. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Ingenieurbüro K. Langenbach

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Im Stadtgefüge Offenbachs markiert der Marktplatz den östlichen Abschluss der Fußgängerzone. In der Abfolge dreier Plätze – Aliceplatz, Marktplatz und Wilhelmsplatz – stellt er eine zentrale Drehscheibe zwischen der Fußgängerzone und dem großen Wilhelmsplatz dar, auf den vor mehr als 100 Jahren der Wochenmarkt verlagert wurde. Gleichzeitig ist der Marktplatz heute der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Offenbachs mit Zugang zu vier S-Bahnlinien und 13 Buslinien.

Durch verschiedene Umbaumaßnahmen seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird der Marktplatz gegenwärtig weniger als zusammenhängender Platz, sondern mehr als eine breite Straße ohne Aufenthaltsqualität empfunden.
Die Busse sowie auch ein beträchtlicher Pkw-Verkehr befahren den Marktplatz in senkrechter Richtung zum Fußgängerstrom, wodurch das Queren des Platzes für die Fußgänger erschwert wird.

Um seiner Funktion als Verknüpfungspunkt zwischen Fußgängerzone und Wilhelmsplatz gerecht werden zu können und um ihm wieder eine Aufenthaltsqualität zurückzugeben, muss eine intelligente Lösung zur Gliederung der verschiedenen Verkehrs- und Fußgängerströme gefunden werden. In Anlehnung an das „Shared-Space“-Prinzip schaffen wir als erstes eine große, zusammenhängende Platzfläche ohne Höhendifferenzen. Ein einheitlicher Plattenbelag überspannt den gesamten Platz, die mittig gelegene, mit einem farblich angepassten halbstarren Belag versehene „Fahrzone“ harmoniert farblich wie in ihrer Textur mit den Betonsteinplatten. Innerhalb dieses offenen Bewegungsraumes bieten gestalterisch hervorgehobene Bereiche die Möglichkeit zur Rast und zum Aufenthalt. Diese „Aufenthaltsinseln“ unter Baumdächern stellen Orte des Innehaltens, Ausruhens, oder des Wartens dar, so entstehen Sitzbereiche nahe der Bushaltestelle, Café- und Restaurantterrassen, oder Verkaufs- und Ausstellungszonen der angrenzenden Geschäfte. Wie in einem Fluss liegende Inseln, die einerseits „Anlegestellen“ für Passanten bieten, andererseits die verschiedenen Ströme lenken, sorgen sie für ein sicheres Nebeneinander aller Verkehrsteilnehmer. So entstehen an gezielten Stellen gut einsehbare Übergangsbereiche für Fußgänger.

Die Anbindung an den Wilhelmsplatz wird durch eine Abstimmung der Oberflächen und eine fußgängergerechte, ebenengleiche Gestaltung der Bieberer Straße gestärkt.

Nutzungskonzept

Allgemein
Der Marktplatz ist ein urbaner Raum an dem sich die Nutzungen überlagern: Ankommende und Abfahrende Fahrgäste, öffentlicher und Individualverkehr, Rad- und Fußverkehr beleben den Platz. In Zukunft soll vor allem durch eine erhöhte Aufenthaltsqualität ein Ort geschaffen werden, der nicht nur dem Transit dient, sondern auch zum Verweilen einlädt. Davon profitieren neben den Nutzern auch die anliegenden Gastronomien und Geschäfte.

Gastronomie
Die Terrassenbereiche vor den Häusern Marktplatz 2, 3 und 4 werden in den Bereich der Bestandsbäume verlegt und bekommen so ein schattenspendendes Baumdach, welches durch Neupflanzungen ergänzt wird.
Die sich in diesem Bereich befindliche Trafostation wird unterirdisch angeordnet, sie bleibt zugänglich für LkW.

Bushalt
Moderne, baumartige Dächer ersetzen das Zeltdach an der Bushaltestelle und schaffen den visuellen Auftakt des Marktplatzes. Unter ihnen entsteht ein Wartebereich mit Bänken, und der nötigen Haltestelleninfrastruktur wie Displays, Pläne, Haltestellenschilder und Papierkörbe. Im Falle der Aufgabe der Haltestelle bleibt die Gestaltung erhalten und dient weiterhin als öffentlicher Aufenthaltsbereich. Die Haltespur wird zurückgebaut und an deren Stelle die Gestaltung aus dem südlich Teil des Marktplatzes fortgeführt.

Barrierefreiheit
Das gesamte Gebiet ist überschaubar und übersichtlich gestaltet, insbesondere im Bereich des Marktplatzes wurde besonders auf eine barrierefreie und intuitive Wegeführung geachtet. Die Aufenthaltsinseln stellen einen Puffer zwischen den Bewegungsbereichen und dem Fahrbereich dar und erzeugen gleichzeitig eindeutige Überquerungssituationen. Ein breiter Gehbereich ohne störende Einbauten sichert ein komfortables Fortkommen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein Plattenbelag aus im Querverband verlegten Betonplatten überspannt den gesamten Platzbereich. Die Fahrzone ist als halbstarre Deckschicht mit geschliffenem Belag ausgebildet, die in Bezug auf Farbe und Oberfläche mit den Betonplatten harmoniert. Die Verkehrsführung erfolgt geradlinig in Nord-Süd-Richtung. Der Übergang in die Waldstraße / Geleitsstraße ist analog zum Alternativen Entwurfskonzept der Stadt Offenbach gelöst und verspricht eine gute Durchsetzung der erforderlichen Durchfahrts- bzw. Abbiegeverbote. Zugleich wirkt sich die Verkehrsführung in diesem Bereich eher negativ auf die Querungsmöglichkeit im Übergang zur Bieberer Straße aus. In Bezug hierauf wird auch der schmale Gehweg vor dem »Geschäftshaus Marktplatz Offenbach« kritisch gesehen.
Parallel zur Verkehrsführung werden auf der Ost- und Westseite des Platzes zwei streifenförmige Aufenthaltszonen angelegt. Hier befinden sich unter den Bäumen Ausstattungselemente wie Bänke, Gastronomieterrassen oder – gegebenenfalls – die Wartebereiche der Bushaltestelle. Auf der Westseite ist entlang der Verkehrsfläche ein dritter Streifen angeordnet, in dem sich Fahrradabstellplätze sowie ein Taxi- und ein Behindertenstellplatz befinden. Dieser dritte Streifen wird kontrovers diskutiert. Einerseits bietet er Raum, um notwendige Funktionen außerhalb der Aufenthaltsbereiche unterzubringen. Zudem verhindert er automatisch unberechtigtes Parken in diesen sensiblen Bereichen. Andererseits wird befürchtet, dass die Funktionszone mit ihren Nutzungen an dieser Stelle eher eine Barriere darstellt sowie unruhig und störend für das Gesamterscheinungsbild des Platzes wirkt. Auch die Vorschläge in Bezug auf die Möblierung werden ambivalent gesehen: Während in den Perspektiven eine eher großzügige, freie Gesamterscheinung dargestellt ist, wird im Grundriss auf der Westseite eine dichte Bespielung angedeutet, die räumlich nicht zu überzeugen vermag.