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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2015

Umbau Marktplatz und Bieberer Straße

Blick über den Marktplatz in die Bieberer Straße

Blick über den Marktplatz in die Bieberer Straße

Anerkennung

Preisgeld: 3.333 EUR

BIERBAUM. AICHELE. landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Senger Consult GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Leitidee
Der Marktplatz Offenbach hat in seiner Geschichte eine deutliche Veränderung der Nutzungen und auch seines Erscheinungsbildes vollzogen. Die ursprüngliche, namensgebende Funktion hat er zugunsten eines verkehrstechnischen Schwerpunktes an den Wilhelmsplatz abgegeben. Heute ist der Platz ein Durchgangsraum, den sehr viele Menschen auf dem Weg von einem Ort zum nächsten passieren. Die vielen hier vorhandenen Funktionen und Ausstattungen scheinen sich gegenseitig zu bedrängen und teilweise auch zu widersprechen. Auch die weitestgehend vorhandene, klare räumliche Fassung des Platzes ist durch viele Einbauten und die eher technisch bedingte Anordnung der Bäume schwer erfassbar. Zudem wird der Platz durch die dominante Verkehrsführung für den ÖPNV und IV zerschnitten. Der Entwurf fasst den Marktplatz als einheitlichen Stadtraum. Ein neuer, die Fläche überspannender „Teppich“ und ein lichtes Baumdach prägen den Platz. Die unterschiedlichen Verkehre werden auf dieser Fläche weitestgehend gleichberechtigt geführt. Die heute aus eher zufällig angeordneten, großen Einzelbäumen bestehende Begrünung wird durch einen lichten Hain aus vielen, kleineren Bäumen - Gleditsia triacanthos ´Sunburst´ - Gold-Gleditschie - ersetzt und gestärkt. Zukünftig wird das lichte Dach aus mehrstämmigen Bäumen einen besonderen Raum prägen. Durch die Verwendung niedrigerer und lichter Bäume entsteht im Zusammenspiel des Baumhaines mit der so wieder wahrnehmbaren städtebaulichen Fassung des Patzes eine neue, gut ablesbare Raumbildung.

Der Platz:
Die Platzfläche wird für die Bewegung, den Aufenthalt und vielfältige Nutzungen offen gehalten. Alle Infrastrukturelemente wie Wartehäuschen, Automaten, Masten, Fahrradständer etc. reihen sich innerhalb von schmalen Bändern parallel zu den von Norden nach Süden verlaufenden Platzkanten. Nur besonders prägende Elemente wie der Brunnen, die Sitzpodeste und der neue „Treffpunkt Offenbach“ lösen sich aus dieser Linie. Die zentrale Platzfläche wird ähnlich wie am Wilhelmsplatz als einheitlich, leicht überwölbte Fläche hergestellt und überspannt so den gesamten verkehrsberuhigt ausgebauten Platzbereich. Besondere Bänderungen aus Metall verstärken dieses, die Platzeiten verbindende Element und gliedern die Fläche. Dieser „Teppich“ wird mit einer besonders robusten und leicht wiederherstellbaren Fläche in Asphaltbauweise mit besonderer Beschichtung (EP Grip) mit eingewalzter Natursteinschüttung hergestellt. Eine glatte, ebene Pflasteroberfläche an den Platzrändern bildet den einheitlichen Rahmen des Platzes und das verbindende Wegenetz bis zum Wilhelmsplatz.
Während die östliche Platzseite vor allem den funktionalen Anforderungen entsprechend ausgestattet wird, wird der westliche Teil des Platzes unter den frei angeordneten Bäumen weitestgehend freigehalten um Gastronomie, temporären Einrichtungen und Veranstaltungen Raum zu geben.

Beläge:
Bänder aus Messing EP Grip Pflaster Gehwege / Fußgängerzonen Betonwerkstein in verschiedenen Breiten mit Verschiebeschutz

Ausstattung:
Der Entwurf setzt auf eine besonders einfache und effektive Anordnung und Ausführung der Infrastrukturelemente und Flächen und schafft so Raum für Fußgänger und insbesondere auch Raum und Offenheit für die Wahrnehmung des Stadtraumes. Abfallbehälter (rund), gerade Bänke, Poller und Fahrradständer werden dem Materialkanon der Stadt Offenbach entnommen.

Licht:
Der Marktplatz erhält eine besondere Ausleuchtung durch hängende ringförmige Leuchten, welche dem Platz auch in der dritten Dimension eine besondere Prägung verleihen. Die Randbereiche werden durch zusätzliche Leuchtenköpfe an den Masten erhellt (Fabrikat: Phillips ocean LED). Die ringförmigen Bänke können zudem dezent durch eine nach unten gerichtete Unterleuchtung akzentuiert werden. Durch das Wechselspiel aus Licht und Schattenrissen der lichten Baumdächer erhält der Platz nachts wie auch tagsüber ein lebendiges Spiel aus Licht und Schatten. Im Unterschied zu den Seitenstraßen des Platzes wird der Platz mit einer etwas wärmeren Lichttemperatur erhellt. Mastleuchten für Seitenstraßen: (Z.B Pillips Ocean) 2. Ebene- Flying Beach: Die Untersicht der Ebene und Ihre Flanken werden mit Lichtprojektionen inszeniert.

Treffpunkt Offenbach:
Im südlichen Platzbereich entsteht eine große, runde Bühne aus hochwertigem Beton. Sie dient im Alltag als großzügiges Sitzelement und Treffpunkt auf dem Platz und kann für Darbietungen und bei Festen auch als Bühne genutzt werden. In die Oberfläche des glatten Betonelements wird der Schwarzplan der Stadt mit Hinweisen zu besonderen Orten z.B. im Sandstrahlverfahren eingeprägt. Brunnen Der bestehende Brunnen wird an seinem jetzigen Standort mit einem neuen, mit Wasser bespielten und für die Feuerwehr überfahrbaren runden Sockel ausgestattet.

Barrierefreiheit:
Die gewählten Beläge aus Betonwerkstein und EP-Grip gewährleisten eine barrierefreie Oberfläche. Durch den Entfall der Bordsteine ist das Queren des Platzes und der Straßen deutlich erleichtert. Der um den Platz laufende Rahmen aus Gussrinnen wird auch als taktiler Streifen hergestellt und erleichtert so die Orientierung. An Bushalten und Straßeneinmündungen werden Riffelplatten als Aufmerksamkeitsfelder und Leitstreifen eingebaut, die den Platz auch an definierten Stellen queren.

Prinzipielle Erläuterung zur Architektur - der Haltestellen:
Die Wartehallen sind als zurückhaltend gestaltete Infrastrukturelemente den Fahrtrassen zugeordnet und sollen nicht als besonderes Element des Marktplatzes inszeniert werden. Auf einem 50 cm breiten Band zwischen Haltestellenbereich und Boulevard sind alle Haltestellenmöbel und Stadtmöbel platziert. Auch die Wartehallen selber stehen in dieser Linie und werden in Längsrichtung als umgekehrte „L-Figuren“ und in Querrichtung als „Bilderrahmen“ wahrgenommen. Auch die Sitzflächen, Fahrscheinautomaten und Fahrplantafeln liegen auf diesem 50 cm breiten Streifen. In die Architektur der Wartehallen kann die Standardbank des Ausstattungskatalogs integriert werden. 2. Ebene - „the flying beach“ Die zweite Ebene wird als fliegender Strand, als Ruheort über dem hektischen Treiben des verkehrsreichen Ortes inszeniert. Die dort angesiedelte Gastronomie erhält so eine besondere Aufwertung. Die Untersicht der Ebene und Ihre Flanken können mit Lichtprojektionen inszeniert und aufgewertet werden.

Verkehrsanlagen Fahrbahnaufbau:
Die vom ÖPNV genutzten Flächen werden mit einem Fahrbahnoberbau nach den RStO 12, Belastungsklasse 10 versehen. Die Beschichtung mit EP-Grip bietet neben einer hochwertigen Optik die Möglichkeit stark beanspruchbare und auch farblich passend wiederherstellbare Oberflächen kostengünstig einzubauen. Der Belag bietet eine hohe Griffigkeit, außerdem lässt sich der Verkehrslärm gegenüber einer reinen Asphaltbauweise oder einer Pflasterbauweise reduzieren.

Fahrgeometrie:
Im Rahmen der Wettbewerbsbearbeitung wurden fahrgeometrische Untersuchungen für Linienbusse (15m), Gelenkbusse, Lastzüge und Sattelzüge durchgeführt. Die Ergebnisse sind in die Entwurf eingeflossen. Die Sicherheitsbereiche haben eine Breite von jeweils 0,50m. Lichtsignalanlage für Fußgänger im Bereich Markstraße / Frankfurter Straße Die Bushaltestelle ist im vorliegenden Fall gleichbedeutend mit einem Fahrstreifen, da dieser unmittelbar an der Lichtsignalanlage endet. Mit den beiden durchgehenden Fahrstreifen müssen Fußgänger drei Fahrstreifen überqueren. Ohne Lichtsignalanlage oder Fahrbahnteiler ist dies nicht zulässig. Für einen Fahrbahnteiler mit einer ausreichenden Breite ist nicht genügend Platz vorhanden. Ein Verzicht wäre auch möglich, wenn der Busfahrstreifen vor der LSA in den fließenden Verkehr einfädelt. Dies würde jedoch eine weitere Verkürzung der Aufstellbereiche für Busse bedeuten. Die Lichtsignalanlage bleibt somit vorerst bestehen. Ausfahrt Parkhaus Marktplatz In dem vorliegenden Verkehrskonzept ist die Ausfahrt aus dem Parkhaus sowohl nach Westen in die Geleitstraße als auch nach Süden in die Waldstraße möglich. Im Rahmen der Wettbewerbsbearbeitung hat sich gezeigt, dass eine sowohl verkehrlich als auch gestalterisch zufriedenstellende Lösung in diesen Bereich erleichtert wird, wenn die Ausfahrt aus dem Parkhaus ausschließlich in Richtung Geleitstraße erfolgt. Die Waldstraße in Fahrtrichtung Süden wird in diesem Falle nur vom ÖPNV genutzt. Die Verkehrsbelastung in der Geleitstraße wird dadurch um 6,7 % von 6.000 auf 6.400 Fahrzeuge (siehe Alternatives Entwurfs- und Verkehrskonzept – 1. Optimierung) ansteigen.
Indem Linkseinbiegen in die Waldstraße unterbunden wird, kann die Gestaltung des Knotenpunktes einfach, leicht begreifbar und optisch ansprechend erfolgen.
Radverkehr In der Marktstraße sind keine gesonderten Radverkehrsanlagen vorgesehen, da Radfahrer aufgrund der geringen zulässigen Höchstgeschwindigkeiten mit dem motorisierten Verkehr zusammen geführt werden können. In der Bieberer Straße wird Radverkehr entgegen der Einbahnstraße geführt. Die Fahrbahnbreite der Bieberer Straße beträgt aus diesem Grunde 4,70m.

ÖPNV
Die Bushaltestellen im nördlichen Teil des Markplatzes werden umgestaltet, bleiben aber an Ort und Stelle. Erstrebenswert ist der Verzicht auf die Bushaltestelle südlich der Einmündung der Frankfurter Straße, da dies zu einer weiteren deutlichen Aufwertung dieses Bereiches führt. Die Bushaltestelle am Markthäuschen in der Bieberer Straße ist als Haltestellenkap vorgesehen. Aufgrund der prognostizierten Verkehrsbelastung von 800 Fahrzeugen pro Tag des MIV an dieser Stelle kann hiermit die Verkehrsfläche reduziert und auf eine Busbucht verzichtet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die bestehenden Bäume auf dem Marktplatz werden in diesem Vorschlag durch einen neuen, lichten Hain aus mehrstämmigen Bäumen (Gleditschien) ersetzt, die das Bild eines Hains mit einem lichten Baumdach erzeugen sollen. Die neuen Bäume stehen auf einem »Teppich« aus dunklem Asphalt inmitten der Platzfläche. In den Asphalt eingelegte, querlaufende Bänderungen aus Metall verbinden die beiden Längsseiten des Platzes miteinander und ziehen diese optisch zusammen. Der Asphaltteppich ist von einer glatten, ebenen Pflasterfläche umgeben, die von Einbauten und Ausstattungselementen frei gehalten wird. Dies erzeugt großzügige Verbindungsbereiche in Nord-Süd-Richtung, die als Randbereiche zugleich gestalterisch etwas vernachlässigt wirken.
Auch diesem Konzept liegt das sogenannte Alternative Entwurfskonzept der Stadt Offenbach zu Grunde. Zur Durchsetzung der Durchfahrt nach Süden bzw. zum Abbiegen aus Süden in die Bieberer Straße für den MIV werden gestalterische Maßnahmen vorgeschlagen (optische Verengung durch Baumstandorte am Südende, Belagswechsel) die so jedoch möglicherweise so noch nicht ausreichend sind.
Der Konzentration der Aufenthaltsbereiche auf die zentrale Platzfläche unter dem Baumhain steht jedoch eine Teilung durch die Verkehrsflächen entgegen, die weder gestalterisch noch funktional ablesbar ist. Dies wird durch das Preisgericht kritisch gesehen.
Insgesamt überzeugt der Entwurf als originelle Idee mit einem starken gestalterischen Ansatz. Insbesondere der Kontrast zwischen dem dunklen Belagsboden und dem hellen, lichten Baumdach wird als spannungsvoll empfunden. Der Marktplatz würde damit zu einem eigenständigen und besonderen Element im Offenbacher Stadtgefüge.
Schnittanicht Marktplatz (Ausschnitt)

Schnittanicht Marktplatz (Ausschnitt)