modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 11/2015

Wohnanlage Georg-Hermann-Allee, Baufeld WA 3

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 24.444 EUR

Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STADT UND LAND
Trotz des städtischen, regelmäßigen Straßenrasters gewinnt das neue Quartier seine Wohn- und Aufenthaltsqualität durch seinen landschaftlichen Charakter. Die vorgeschlagene Anordnung der Baukörper reagiert auf auf die gegebene städtebauliche Situation. Die insgesamt fünf stark gegliederten Baukörper betonen die gegebenen stadträumlichen und landschaftlichen Beziehungen: Sie begleiten und fassen räumlich die Straßen. Durch die Verschiebung der Bauvolumina gegeneinander lockern sie zugleich die orthogonale Geometrie der Straßen auf und ermöglichen so die Bewegung der Landschaft zwischen den Häusern. Während der orthogonal strukturierte Stadtraum des gesamten Stadtteils klare Orientierung und Adressenbildung ermöglicht, bilden die Topographie, die bewegte Geometrie der Landschaft und die Bepflanzung eine weitere Schicht, welche jedem Haus und jeder Wohnung einen unverwechselbaren Ort innerhalb des landschaftlich geprägten neuen Quartiers geben. Die im Bebauungsplan vorgesehene Durchwegung des Quartiers in Nord Süd Richtung wird durch weitere Wegeverbindungen ergänzt, die das Quartier mit seinem Umfeld vernetzen.

FREIRAUM
Wir verstehen den Freiraum innerhalb der von uns entworfenen Anlage als eine Landschaft, die Beziehungen zu den anliegenden Freiräumen des Stadtparkes sucht. Das Freiraumkonzept nimmt Bezug auf das regionale und lokale Umfeld und erreicht dadurch eine starke Verankerung in der Landschaft ohne an Urbanität zu verlieren. In Anlehnung an die wellige Grundmoräneninsel und markanten Endmoränenerhebungen werden die als Wiesenflächen ausgebildeten Grünflächen leicht modelliert. Die Gebäude sind Teil dieser inneren Landschaft und scheinen nicht einfach hineingestellt worden zu sein. Das Vegetationskonzept führt zu einer atmosphärischen Zonierung des Baufeldes, welches die Blickbeziehungen lenkt und stärkt. In ihrer Artenzusammensetzung orientieren sich die Neupflanzungen an der standorttypischen, regionalen Vegetation. Linden als typischer Strassenbaum fassen das Baufeld ein und stellen so den urbanen Kontext her. Die Neupflanzung der inneren Landschaft wird zur raumbildenden Kulisse in unterschiedlicher Dichte und Transparenz. Aus der Landschaft kommende, aber eher gärtnerisch anmutende Laubbäume (Corylus avelana, Crataegus in Sorten, Prunus avium, Juglans regia, Sorbus aucuparia) gliedern die feinmodellierte Topografie mit ihren Aufenthaltsorten und setzen die geschwungene Wegeführung in Szene. Die Kontinuität der Wege aus dem urbanen Kontext wird über einen durchgehenden Asphaltbelag erreicht. Die deutlich andersartige Gestaltung des Asphalts zum umgebenden Belag signalisiert jedoch das Betreten und Befahren eines neuen Bereichs mit geänderten Verkehrsregeln und -hierarchien. Den einzelnen Gebäuden werden Stellplatzzonen zugeordnet, welche in das Wegesystem und die Parklandschaft integriert sind.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit verfolgt einen ganzheitlich städtebaulichen und architektonischen Ansatz.
Das städtebauliche Modell konzentriert sich auf die klare Setzung von zwei Gebäudegruppen um einen fließenden Innenraum.
Während der Blockrand durch die Bebauung entlang der Georg-Hermann-Allee weitgehend geschlossen wird, lösen sich entlang der Rheinhold-Schneider-Straße Gebäudewinkel und an der Jochen-Klepper-Straße versetzte Gebäuderiegel von den Straßenräumen ab.
Die differenzierte Ausformulierung dieses Stadtraums schafft an der Georg Hermann Allee einen klaren Auftakt und passt sich selbstverständlich in den städtebaulichen Maßstab und Umgebung ein.
Die Logik dieser städtebaulichen Form setzt sich in der Vertiefung der einzelnen Gebäudeeinheiten und Freiraumgestaltung/ Erschließung konsequent fort.
Durch das geschickte Zusammenspiel der versetzten Gebäudeformen werden die Adressen sowie die unterschiedlichen Funktionen des Freiraums abgebildet.
So können die geforderten Stellplätze sinnvoll und störungsarm angeordnet und gleichzeitig eine hohe Nutzungsqualität im Blockinnenraum geschaffen werden.
Durch das Anheben des L- förmigen Baukörpers über dem Tiefgaragengeschoss können die Erdgeschosswohnungen mit den Hochparterregrundrissen an Qualität gewinnen.
Vor diesem Hintergrund erscheint die nicht geforderte Tiefgarage nachvollziehbar und wird durch die Jury unter städtebaulichen Gesichtspunkten als positiver Lösungsansatz bewertet, unter Kostenaspekten jedoch kritisch.
Innerhalb des dargestellten Freiraums ist eine vollständige Entfluchtung über den 2. Rettungsweg noch nicht nachgewiesen. Auch fehlt das Angebot an den notwendigen Müll und Fahrradstellplätzen.
Die öffentliche Nord-Süd-Durchwegung wird innerhalb der Freiraumplanung selbstverständlich integriert und schafft in der versetzten Form ein angenehmes Raumerlebnis.
Konsequent entwickeln sich Hauseinheiten innerhalb der verschiedenen Gebäudegruppen.
Um jeweils einen zentralen Treppenraum sind die Grundrisse und Wohneinheiten klar gegliedert mit optimalen Orientierungen.
Der Wohnungsschlüssel ist grundsätzlich erfüllt. Die unterschiedlichen Gebäudeformen bieten ein gutes Angebot sowohl an mietpreisgebundenen als auch an nicht mietpreisgebundenen Wohnungen. Eine Vielzahl von Wohneinheiten werden über an den Außenwänden liegende Treppenräume benutzerfreundlich erreicht.
Die Orientierung und Belichtung der Wohnungen wird durch das Versetzen der einzelnen Gebäude, insbesondere in Nord-Ost-Richtung mit Über-Eckräumen optimal umgesetzt.
Die Grundrisse im Typ B sind als 4-Spänner größtenteils einseitig orientiert - was grundsätzlich kritisch bewertet wird.
Das Prinzip der Fassade wird im Wesentlichen positiv bewertet. Das Einbinden der wohnungsbezogenen Freiräume ist mit den offenen Loggien an den Gebäudeecken besonders gelungen. Allerdings wirkt die Ausformulierung und Anmutung der Westfassade an der Georg-Hermann-Allee noch zu undifferenziert.
Eine weitere Differenzierung der einzelnen Gebäudefiguren ist vorstellbar.
Das Zurückspringen des Gebäudewinkels an der Nord-West-Ecke des Grundstücks weicht von den Grundzügen des B-Plans ab. Die städtebauliche Geste ist im Gesamtmodell nachvollziehbar, wird aber kontrovers diskutiert.
Insgesamt wird die Arbeit in der Komplexität von dem städtebaulichen Maßstab bis zur Ausformulierung der Hauseinheiten und Grundrisse als ein qualitätsversprechendes Gesamtkonzept bewertet.
Auf der Grundlage der robusten Grundstruktur wird eine Überarbeitung einzelner architektonischer und funktionaler Themen empfohlen.