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Kooperatives Werkstattverfahren | 11/2015

Parkstadt Süd

Teilnahme

KCAP

Stadtplanung / Städtebau

Ramboll Deutschland GmbH

Landschaftsarchitektur

office 03

Architektur

Erläuterungstext

Im Rahmen des kooperativen Verfahrens Parkstadt Süd wurde im Auftrag der Stadt Köln und unter reger Bürgerbeteiligung ein Vorschlag zur Transformation des Planungsgebiets in einen neuen Stadtteil mit Mischnutzung entwickelt. Zudem besteht im Zuge der Entwicklung des zentrumsnahen Gebiets die Jahrhundertchance, den inneren Grüngürtel der Stadt bis zum Rhein zu komplettieren. Im Entwurf wird die kurzfristige, qualitative Schaffung dieser Freiraumverbindung bis zum Rhein thematisiert. Der vorgeschlagene Kick-off-Park verwebt bestehende Freiflächen und neue Wege unter minimalem Aufwand zu einem robusten Freiraumnetzwerk bis zum Fluss. Er bildet den Startschuss für die weitere Entwicklung und wächst zum Rückgrat der “atmenden” Parkstadt Süd heran. Für die neuen Quartiere wird ein Rahmenwerk entwickelt, das auf bestehenden Strukturen im Gebiet basiert und somit eine behutsame Transformation im Bestand ermöglicht. Möglichkeitsräume für vielfältige Zwischennutzungen und Aktivitätsräume für engagierte Bürger entstehen. Rund um die denkmalgeschützte Großmarkthalle wird ein durchmischtes Quartier konzipiert, dessen Rahmenwerk, Typologien und Nutzungsprofil hergeleitet wird aus bestehenden Charakteren und Qualitäten. Eine optimale Anbindung ans ÖPNV Netzwerk und ein feinmaschiges Fahrradnetzwerk stimulieren den Verzicht aufs Auto. Der Park wird zu einer wichtigen Ressource in Sachen Energiebilanz, Wassermanagement und Biodiversität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit hat sich seit der letzten Zwischenpräsentation Ende Oktober 2015 deutlich weiterentwickelt. Neben der schon früher gewürdigten prozesshaften Vorgehensweise mit dem „Kick-off-Park“ als „Sofortmaßnahme“ ist jetzt auch das Bild des „Endzustandes“ tragfähig. Es entsteht ein deutlich wahrnehmbarer durchgehender Grüngürtel, der durch die unvermeidbaren Engstellen an Bonner Straße, Vorgebirgsstraße und Gleisdreieck sinnvoll gegliedert wird.

Die Einbindung des Gleisdreiecks wird einerseits über Eifelwall/ Volksgarten und andererseits über Glacisweg/ Höninger Weg mit einer späteren Unterführung in Richtung Stadtarchiv so gut wie überhaupt nur möglich erreicht. Die bauliche Verdichtung am Höninger Weg unterstützt die Aufwertung dieses schwierigen Bereichs.

Das Umfeld des Fortuna-Geländes integriert die im Ideenmarkt geäußerten Nutzungsansprüche und ist dennoch als Teil des Grüngürtels durchgängig und gut erlebbar.

Im zentralen Bereich fällt der Umgang mit der langen Halle auf: Positiv in der Erhaltung der Halle, nicht nachvollziehbar im baulichen Umgang mit der massigen Überbauung. Trotz dieser Bebauung bleiben große Teile des Bahndamms als nördliche Begrenzung des Parks wirksam. Dies entspricht generell der Typologie des inneren Grüngürtels. Hervorzuheben ist der Umgang mit der Engstelle an der Bonner Straße mit dem ausgeprägten Mobilitäts-Hub an der neuen S-Bahn-Station sowie der sinnfälligen Zusammenführung von Bonner, Alte Radeberger und Koblenzer Straße. Die Ausbildung des Bahnhofsplatzes selber mit dem Versatz des Hauptweges überzeugt nicht.

In der südlichen Bebauung entstehen Quartiere recht unterschiedlicher und je eigenständiger Struktur, jedoch verbunden mit einer gewissen Unentschlossenheit und Beliebigkeit im städtebaulichen Gesamteindruck. Das ergibt sich aus der prozessualen Vorgehensweise, ist aber im Ergebnis nicht überzeugend. Verfehlt ist der Vorschlag der baulichen Ergänzung südlich der Großmarkthalle bezüglich Nutzung und Baustruktur. Die Anordnung der beiden Plätze an den Stirnseiten der Großmarkthalle wird gewürdigt. Die offene Stellung der Markthalle zum Park mit dem vorgelagerten See wirkt überinszeniert. Die Aufnahme der Alten Raderberger Straße als weitere Verbindung nach Raderberg stärkt das städtische Ambiente im Umfeld der Markthalle. Insgesamt wird eine hohe Dichte erreicht, die zur Eigenständigkeit der Parkstadt Süd beiträgt; es geht weniger um die Erweiterung der südlich anschließenden Stadtteile.

Die hohe Nutzungsmischung fördert die „Micro-Mobilität“ und die Frequenz im öffentlichen Raum. Auf selbstverständliche und unspektakuläre Weise werden die Anschlüsse des Grüngürtels an den Rhein hergestellt.

Der große Verdienst dieses Beitrags liegt in der Herausarbeitung des prozessualen Charakters zur Umsetzung der dargestellten Ziele. Der Kick-off-Park steht als sichtbares Symbol für einen entschlossenen Anfang.

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Stärken
Der zugrundeliegende Prozessgedanke für das Gesamtkonzept, die Entwicklung in Etappen überzeugt weiterhin. Ein sofortiger Beginn mit dem Kick- Off-Boulevard und der Erschließung des Parks mit ansteigender Qualität der Quartiere hat seinen Charme. Dieser spannende Ansatz ermöglicht in einfacher Weise, an die Ideenbeiträge des Ideenmarktes anzuknüpfen und die geforderten Möglichkeitsräume bereitzustellen. Die Ideen sind, zum Teil als Interventionen mit Zeithorizonten, entschieden verortet und sichtbarer Bestandteil des Konzepts. Die Aktivierung und Umnutzung von Bestandsgebäuden spielt eine große Rolle, die Nutzbarkeit von Flächen und Gebäuden kann somit im Vorfeld geprüft werden. Die Lage und Anordnung der Schullandschaft ist nachvollziehbar. Allerdings bestehen Zweifel, ob mit der vorgeschlagenen Bebauungstypologie die geforderten zusammenhängenden Schulhofflächen umgesetzt werden können. Gewürdigt wird die Aufweitung des Parks an dieser Stelle. Sie sorgt für einen schlüssigen Anschluss des Grüngürtels an den Rhein und an den großzügigen Parkraum am Großmarktquartier und einen klaren Übergang zwischen Park und Stadt in diesem Bereich. Die zentrale Achse des neuen Quartiers westlich der Markthalle parallel zum Bischofsweg sichert nicht nur die Erschließung für den verkehrsberuhigten Verkehr. Der Vorschlag, die neue Buslinie nicht über die Markstraße zu führen ist bedenkenswert und kann zum Zusammenwachsen von Raderberg mit dem neuen Großmarktquartier beitragen.

Kritik
Die prozessuale Ausrichtung des Entwurfs und die verschiedenen Aggregatzustände der Entwicklung sind durchweg positiv, haben aber auch ihre Tücken. Im Hinblick auf die städtebauliche Struktur der Arbeit suggeriert der prozessuale Charakter ein Maximum an Offenheit und Flexibilität und birgt damit das Risiko, im Ergebnis kein konsistentes Bild zu ergeben. Stadtstruktur und Park wirken wenig kraftvoll und nicht ausreichend robust. Der angestrebte städtische Charakter der Parkstadt ist nicht erkennbar. Das neue Quartier entfaltet sich zu sehr als Stückwerk und Sammelsurium. Dadurch bleibt das städtebauliche Prinzip zu vage und lässt identitätsstiftende Stadträume vermissen. Die zwei Bebauungsschichten im Umfeld und westlich der Markthalle sind hinsichtlich ihrer Block- und Gebäudetypologien zu unterschiedlich und wirken zufällig. Insbesondere die bauliche Ausformulierung der Parkkante in diesem Bereich kann nicht überzeugen. Die Struktur der Wohnbebauung des westlich der Markthalle gelegenen Quartiers nimmt sich dagegen zu sehr zurück – die niedriggeschossigen Typologien sind nicht nachvollziehbar. Auch wirkt die nachverdichtete Bebauungsstruktur nördlich der langen Halle mit unterschiedlichen solitären Baukörpern mit Ausnahme des Auftaktgebäudes am „Mobilitätshub“ an der Bonner Straße beliebig. Die große Wasserfläche, die dem Großmarkt parkseitig vorgelagert ist, schafft am Großmarkt eine großzügige „Esplanade“. Maßstäblichkeit und Anordnung dieses Sees werden jedoch kritisch hinterfragt. Die Wasserfläche wirkt als Barriere zwischen neuem Quartier und Park.

Empfehlungen
Auch wenn das Endbild nicht der Fokus des Entwurfs ist, ist jedoch der Mehrwert, das Ziel und das Versprechen eines „anderen“ Parks deutlicher heraus zu arbeiten. Wie wird eine Identifikation mit den verschiedenen Zwischenständen möglich? Welche Stadt- und Parkräume entstehen dann? Welches städtische Milieu in welcher Atmosphäre wohnt da? Für die Überarbeitung der Bebauungsstruktur stellt sich die deutliche Frage: Wie kann auch unter Wahrung von Bestandssubstanz eine deutlichere städtebauliche Stringenz erreicht werden? Die Durchlässigkeit zwischen der vorgeschlagenen Esplanade am Großmarkt und dem Park ist zu erhöhen.