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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2016

Neuordnung Auer-Garten

Anerkennung

Preisgeld: 4.400 EUR

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Jens Gehrcken - visualisierung+architekturfotografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Treppenplatz und Terrassengarten
Mit dem Projekt „Auer-Garten“ wird die zentrale Raumfolge der Altstadt
Donauwörths vollendet. Die Achse Reichsstraße / Heilig-Kreuz-Straße erhält
nicht nur einen Endpunkt sondern mündet in einen Rundgang durch
ganz unterschiedliche Räume und Atmosphären. Vom Architekturplatz
am imposanten Klosterensemble durch die Hofgasse oder über den großen
Terrassengarten führt der Weg dereinst in den verwunschenen alten
Auer Garten und weiter in die landschaftlichen Auen.

Struktur und Stadtboden
Das Raumensemble des Auer-Gartens weist so ganz unterschiedliche
stadtstrukturelle und soziale Eigenschaften auf. Dies wird am einfachsten
am Stadtboden ablesbar. Es wird zwar übergreifend ein gleiches, typisches
Ausgangsmaterial verwendet (der in Donauwörth typische gelbgraue
Granit) jedoch in verschiedenen Schlagungen. Der „primäre“
Stadtraum erhält mit dem Ludwig-Auer-Platz einen klaren Endpunkt. Hier
wird das in der Altstadt verwendete, präzise und gerichtete Reihenpfl aster
verwendet. (Es wird davon ausgegangen, dass an die Gehbahnen der
Heilig-Kreuz-Straße angeknüpft werden kann.) Für die Hofräume die einen
privateren Charakter ausstrahlen, wird ein legererer Wildverband im
Kleinsteinformat verarbeitet. Das Wechselspiel aus lebhaftem Kleinstein
und strengeren Reihenverbänden aus Pfl aster und Pfl asterplatten ist in
Donauwörths Materialkanon in anderer Form bereits etabliert.

Der Ludwig-Auer-Platz
Auf den ersten Blick (und von Norden kommend) ein einfacher Platz,
der die imposante Architektur von Heilig-Kreuz und Klosterensemble auf
ruhige Weise fasst. Tatsächlich weist der Platz mit der Baumreihe auf der
Ostseite einen grünen Saum auf, der das Motiv des Auer-Gartens bereits
auf dem Platz spürbar werden lässt. Die lockerkronigen Goldeschen ersetzen
die heute vorhandenen Säulenhainbuchen, die die Kirchenapsis
verdecken.
Das Profi l des charakteristisch geneigte Platz wird im Süden so angepasst,
das die Stufen vor dem Haupteingang des Cassianeums entfernt werden
können - die Türe wird von oben gesehen optisch nicht mehr abgeschnitten
sondern mündet tatsächlich auf dem Platz. Eine Gebäudevorbereich
mit Kontergefälle und ein wasserführender Flachbord schützt vor dem
Oberfl ächenwasser und – auch optisch vor dem fallenden Gelände. Es
entsteht eine Vorfahrt, von der aus das Gebäude auch barrierefrei zu erreichen
ist. Aus der Linienführung des Flachbordes heraus entwickelt sich
die Fassung der südlichen Parkplatzzufahrt, die auf eine Breite von 5,00m
aufgeweitet wird.
Die Neigung des Platzes beträgt im Maximum im Südabschnitt nun ca.
11,5 % (heute 9,5%). Er erhält eine Quergliederung durch Entwässerungsschwellen,
die das Oberfl ächenwasser abschnittsweise aufnehmen.
Diese mit Formsteinen aus hellem Granit hergestellten Schwellen entwickeln
sich auf der östlichen Platzseite als Sitzstufen aus der Platzebene
heraus. Unter den Bäumen entwickelt sich hier eine informelle Ruhezone
in der Nachmittags- und Abendsonne. Nebenbei erleichtert die leichte
Terrassierung zwischen den Schwellen eine Anbindung der Hofebenen.

Die Hofgasse (Hof 1 und 2)
Von der Münzgasse zum Platz entsteht eine schon baulich kleinteilig gefasste,
gepfl asterte Hofgasse die sich mit ihrer zentralen Einschnürung
in einen West- und Ostteil gliedert. Ein ruhige Fassung erhält sie durch
einen Heckenrahmen aus Buchen und Eiben um Haus HKS 16, das
dem zentralen Gebäude nach allen Seite eine einheitliche Aura gibt, die
Wohnbereiche im EG schützt und die Vorplatzbereich gliedert. Der Zugangsbereich
von der Münzgasse zum Biergarten Feuerle wird aufgewertet.
Der Biergarten mit dem Rückbau des Nebengebäudes (Fahrradhaus)
öffnet sich nun zur Hofgasse (Hof 1 und 2) und zur neuen Auer
Stiege zwischen Heilig-Kreuz-Straße und Hof 3 und altem Auer-Garten.
Für die Fahrräder wird eine neue Überdachung geschaffen zwischen Heilig-
Kreuz-Straße Nr. 10 (Pfarramt) und der Nr. 8. Der neue Kleinbau bildet
so auch ein räumliches Gelenk und eine Abschirmung der privaten
Grundstücksbereiche.

Der Terrassengarten (Hof 3)
Hof 3 wird als formaler Garten gestaltet, der in das leicht terrassierte
Gelände eingebettet ist. Zwischen einen nördlichen und einen südlichen
Weg ist eine Gartenband eingebettet, das wie ein grüner Setzkasten von
geschnittenen, immergrünen Formgehölzen in Buchstabenform dreireihig
durchzogen ist. Der Buchstabengarten ist überstanden von blühenden
Zierobstgehölzen und weckt damit Erinnerungen sowohl an die Ursprungsnutzung
als Klostergarten wie auch an die Zeit der Druckerei und
Buchbinderei Ludwig Auer. Das Relief des abfallenden Geländes mit seiner
Verwindung zwischen Nord und Süd wird mit einer niedrigen Mauer
zwischen nördlichem Weg und Gartenparterre gestaltet. Die Höheneinbindung
des Gebäudes (HKS 16) erfolgt mit höhengestaffelten Gärten,
wobei die notwendigen Stützmauern in das Heckenpassepartout eingebunden
sind.
Der Auftakt des Gartenparterres ist als Belvedere gestaltet mit wassergebundener
Decke und Sitzelementen - ebenfalls in Buchstabenform. Eine
neue Brüstung fasst den Höhensprung zu den Flussauen. Der Kopf des
Parterres wird beherrscht vom Denkmal für „Onkel Ludwig“. Die neue Position
vermeidet die schwierige Höheneinbindung sowie das Problem der
rückseitigen Ansicht auf dem Platz. Wichtiger noch: Es bildet inhaltlich
und räumlich das Gelenk zwischen Platz und Garten.
Der größte Teil des Parterres ist mit Rasenfl ächen grün gestaltet und bildet
künftig den Übergang zum landschaftlich gestalteten alten Auer-Garten.
In die Böschung zum Kindergarten eingebettet ist ein Rutschen-Spielplatz,
der auch als Abkürzung zwischen Münzgasse und Kindergarten genutzt
werden kann.

Zur Erschließung
Alle Teilbereiche sind als Mischverkehrsfl ächen ausgebildet und können
als verkehrsberuhigte Bereiche (Höfe) oder Geschäftsbereiche mit Tempo
20 (Platz) ausgewiesen werden. Es gibt hier keine defi nierten Fahrbahnen,
lediglich Andeutungen von Fahrbereichen in der Platzierung von Bäumen
und Stellplätzen. Sowohl für Anlieferungen als auch für Rettungsfahrzeuge
ist jedes Gebäude anfahrbar. Die notwendigen Stellplätze werden mit
dunklen Pfl astersteinen markiert. So werden Stellplätze im nördlichen und
(für Behindertenstellplätze) im südlichen Platzbereich, in Hof 1 und Hof 2
sowie auf der Nordspange des Hof 3 auf zurückhaltende Weise integriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag greift die Idee der historischen Situation auf. Die Gliederung des Wettbewerbsbereiches in einen steinernen Hof des Ludwig–Auer-Platzes und einen grünen Gemeinschaftsgarten wird neu interpretiert. Die Umsetzung erscheint gelungen.Das versetzte Denkmal gliedert den Platz und betont die barocke Achse des Zugangs zum Cassianeum, jedoch sollte die Fläche vergrößert werden.
Die Parkplätze auf der Westseite erscheinen kritisch, da sie den Blick auf den Eingang verstellen. Auch die genaue Lage des Denkmals sollte überarbeitet werden, obwohl die Versetzung grundsätzlich richtig erscheint.
Die Grünfläche des Auergartens ist im Kontrast zum Ludwig-Auer-Platz schön gegliedert. Jedoch funktioniert die Abstandsfläche für die Feuerwehr nicht und muss näher an das Gebäude verschoben werden. Die Aussichtsterrasse im Grünbereich ist angemessen. Auch die Aufweitung der Zufahrt und der nicht befahrene Bereich vor dem Kindergarten sind gut platziert. Die Grünfläche auf der Westseite vor den Wohnungen, die die fehlende Belichtung des Untergeschosses bringen soll, fehlt.
In Hof 1 und 2 ist der eingefügte Vorbereich vor dem Wohn- und Bürogebäude angenehm. Der Zufahrtsbereich zum Landratsamt sollte hinsichtlich einer Verringerung der Parkplätze überarbeitet werden. Die Pflege des Gemeinschaftsgartenbereichs in Hof 3 ist sehr arbeitsintensiv. Die Stützmauer zwischen Garten und Platz ist grundsätzlich gelungen, müsste in Lage und Höhe aber überdacht werden.
Die Entwässerungssituation des Platzes erscheint mit nur einer Mittelrinne kritisch. Das Ersatz-Gartenhaus des Gasthauses „Feuerle“ ist überdimensioniert. Die Zufahrtssituation zum Platz ohne Bepflanzung ist positiv zu sehen. Ob Parkplätze notwendig sind, sollte überdacht werden.