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Mehrfachbeauftragung im Rahmen einer Planungskonkurrenz | 11/2015

Neubau Altenpflegeheim

Perspetive

Perspetive

1. Rang

Kayser Architekten GmbH, Aalen

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Der Neubau Altenpflegeheim mit der Filiale der Kreissparkasse, der Apotheke und der Arztpraxis als integrierte öffentliche Nutzungen liegt an der Hofherrnstraße und bildet im Verbund mit dem neu gestalteten Marktplatz und dem Edeka-Markt die neue Mitte Hofherrnweilers. Der 3-geschossige kubische Baukörper in Ost-Westausrichtung bildet die Raumkante zum Marktplatz. Die öffentlichen Nutzungsbereiche Kreissparkasse und Apotheke prägen die Straßenfassade im EG, die Arztpraxis gliedert sich im östlichen Bereich als Bindeglied zum Pflegeheim an. Der Hauptzugang mit Vorfahrt zum Pflegeheim liegt auf der Nordseite mit direkter, ebenerdiger Anbindung an den Marktplatz. Entlang der südlichen Grundstücksgrenze erfolgt die Erschließung der Neben- und Personaleingänge sowie die Ver- und Entsorgung des Pflegeheimes. Im Süden und Westen liegen die Freibereiche des Pflegeheimes und bilden den natürlichen Anschluss an die Auen des Rombaches. Entsprechend den Vorgaben des B-Planes ist der Gebäudekomplex 2-geschossig mit Staffeldachgeschoss konzipiert. Durch die Gliederung des Baukörpers auf der Südseite mit eingeschnittenen Dachterrassen und zurückgesetztem Dachgeschoß erfolgt die Anpassung an den Maßstab der angrenzenden Wohnbebauung Das Eingangsniveau an der Hofherrnstraße liegt entsprechend dem Straßenniveau barrierefrei auf 441,40, das Zugangsniveau zum Pflegeheim wird entsprechend der Topographie um 80 cm abgesenkt.

Freiraumgestaltung
Klare Orientierung und Identifikation sind die Leitlinien der Freiflächengestaltung. So erfolgt parallel zur Südkante des Marktplatzes der Zugang zum Pflegeheim und zur Arztpraxis sowie die Vorfahrt für Krankenwagen und Taxis und die Zufahrt zu den 5 PKW-Stellplätzen für die Mitarbeiter des Pflegeheims und dem Behindertenparkplatz. Im Anschluss an die Hofherrnstraße sind hier je 2 Stellplätze für Besucher der KSK und der Arztpraxis angeordnet. Die Stellplätze für die Apotheke sind als Längsparker an der südlichen Grundstücksgrenze angelegt. Die Stellplätze für die Wohnungen sowie weitere Parkflächen für das Personal der KSK und der Apotheke sind unter das Gebäude entlang der Zufahrt zum Anlieferhof geschoben. Die Freiflächen im Westen und Süden stehen den Bewohnern zu Verfügung. Durch die Absenkung des Eingangsniveaus zum Pflegeheim schließt sich an die Südterrasse der Cafeteria ebenerdig die Freifläche des Sinnesgartens an. Dieser Gartenbereich ist barrierefrei begehbar und abtrennbar sodass auch Menschen mit eingeschränktem Orientierungssinn den Garten benutzen können. Hochbeete machen Farben und Duft der Pflanzen für die Besucher erlebbar. Der angrenzende westliche Freibereich ist naturnah gestaltet und öffnet sich zum Rombach. Ein in die natürliche Topographie eingebetteter Rundweg ermöglicht mobileren Senioren einen Spaziergang zum Rombach der durch eine naturnahe flache Uferzone aufgeweitet und neu erlebbar gemacht werden soll. Ein Holzsteg sowie in die Gartenanlage eingebettete Bänke ermöglichen das Verweilen. Frei wachsende Hecken und einzelne Bäume grenzen den Freibereich zu den Nachbargrundstücken natürlich ab.

Funktionale und architektonische Umsetzung
Pflegeheim: Über einen großzügigen überdachten Eingangsbereich mit Windfang wird direkt der Gemeinschaftsbereich des Pflegeheimes mit Cafeteria und Verwaltung erschlossen. Die Cafeteria mit Therapieraum und Nebenraum als Großraum verbindet den Eingangsbereich mit den Außenbereichen – schon beim Betreten des lichtdurchfluteten Foyers besteht Blickbezug zu den Gartenzonen nach Süden und Westen. Die Aufenthaltszonen orientieren sich fließend sowohl zum Eingang – Marktplatz als auch zu den Gartenbereichen. Eine nach Süden orientierte überdachte Terrasse bindet direkt an den Sinnesgarten an. Bedingt durch den Höhenversatz zwischen Läden und Pflegeheim/ Arztpraxis können alle Gemeinschaftsbereiche auf einer Ebene liegen. Es ist kein weiterer Höhenversatz mit Behindertengerechten Rampen im Bereich Cafeteria/Foyer erforderlich.
Die Verwaltung liegt zentral am Eingangsbereich. Ein Haupttreppenhaus mit Betten- und Personenaufzug erschließt für Bewohner und Besucher die Pflegegeschosse. Die zentrale Lage der Versorgungsräume (Küche, Müll und Wäsche) zwischen Anlieferhof, Cafeteria und Haupttreppenhaus ermöglicht die Ver- und Entsorgung aller Bereiche auf kurzem Weg. Im 1. und 2.OG liegen je zwei Wohngruppen mit je 15 bzw.13 Bewohnerzimmern sowie zwei Seniorenwohnungen. Alle Bereiche sind direkt an das Haupttreppenhaus angebunden, zwei zusätzliche Treppenhäuser dienen als Rettungswege. An die zwei Längsseiten des Haupttreppenhauses gliedern sich Lichthöfe an die einerseits der optischen Verbindung vom EG bis zum 2.OG andererseits aber auch der Belichtung der Innenzonen im Pflegebereich dienen. Klare Orientierung, kurze Wege, aufgelockerte lichtdurchflutete Flurzonen mit Ruhe- und Pausenzonen und fließenden Aufenthaltsbereichen prägen den Charakter der Wohngruppen. Im 1.OG sind auf der Südseite große Dachterrassen eingeschnittenen an denen die Speisesäle angeordnet sind. Der Aufenthaltsbereich liegt direkt am Zugangsbereich mit Blick auf den Markplatz. Die Bewohnerzimmer gruppieren sich in U-Form um die innenliegenden Versorgungs-bereiche. Zwei Seniorenwohnungen mit Südorientierung liegen in direkter Anbindung an das Treppenhaus. Der Zugang zum Treppenhaus kann einerseits über den Haupteingang im EG , andererseits aber auch über den südlichen Hauszugang erfolgen. Im 2.OG sind die Bewohnerzimmer als Zweibünder angeordnet. Die Aufenthaltsbereiche liegen zentral –einerseits zum Marktplatz, andererseits zu den großzügigen Dachterrassen orientiert.
Arztpraxis: Die Arztpraxis befindet sich im Anschluss an das Foyer mit separatem Eingang von außen und interner Anbindungsmöglichkeit an das Pflegeheim. Empfang und Wartebereich bilden das Herzstück der Praxis an das sich die Behandlungszimmer anschließen. Ein Nebeneingang als Personal- und Anliefereingang liegt auf der Südseite. Hier sind auch die Räume des Personalbereiches angeordnet. Der Lichthof wertet die Teeküche mit Aufenthaltsbereich auf.
Filiale Kreissparkasse: Die KSK liegt im nordwestlichen Bereich des Erdgeschosses mit direktem Zugang von der Hofherrnstraße. Der Windfang mit SB-Bereich erschließt den Servicebereich. Die Beratungsräume liegen natürlich belichtet an der Nordseite.
Apotheke: Im Anschluss an die KSK mit Ausrichtung zur Hofherrnstraße liegt die Apotheke mit dem barrierefreien Zugang zum Offizin. Der Kommissionierautomat und das Backoffice schließen sich an. Die Schleuse für die Medikamentenanlieferung sowie der Personaleingang erfolgen von der Südseite.

Konstruktion, Materialität und Brandschutz
Das Gebäude wird als Massivbau mit tragenden Schotten in den Obergeschossen und Tragwänden bzw. Stützen und Unterzügen im EG ausgeführt. Die Treppenhäuser dienen als aussteifende Kerne. Die Fassade zeigt das statische Grundgerüst als verputzte Flächen in die sich großzügige Holzaluminiumfensterfronten bzw. holzverschalte hinterlüftete Wandflächen einfügen. Natürliche Materialien wie Kalkputz und Holz sowie die Holzaluminiumfenster und der Sonnenschutz werden farblich subtil aufeinander abgestimmt und vermitteln ein einheitliches und ruhiges Gesamtbild. Während die Fenster im EG den Funktionen entsprechend großformatig und bodentief ausgeführt werden gliedern sich die Fenster der Bewohnerzimmer in festverglaste außenbündige Elemente mit massiven Brüstungen für innenliegende Sitzbänke und zurückgesetzte Lüftungsflügel mit vorgelagerten Pflanztrögen. Brüstungshöhen von ca. 45 cm lassen einen großen Lichteinfall zu, ermöglichen den Ausblick auch im Sitzen oder Liegen, erzeugen aber dennoch die erforderliche Geborgenheit des Innenraumes. Die Innenbereiche werden ebenfalls mit natürlichen Materialien und warmen Farbtönen gestaltet und erzeugen so eine heimelige Atmosphäre. Individuell entworfene Möbelelemente zonieren die Flächen und laden zum Ausruhen ein. Verschiedene Materialien des Bodenbelages entsprechend verschiedenen Nutzungsbereichen – z.B. Flure in den Wohngruppen mit farbigem Linoleum, Aufenthaltsbereiche mit Holzboden erleichtern die Orientierung. Ein Farbkonzept abgestimmt auf die jeweilige Wohngruppe sorgt für Identitätsbildung.
Das Gebäude wird mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die abgehängte Decke im Erdgeschoss wird als Installationsebene genutzt. Der energetische Standard sowie der Energieträger kann entsprechend den Anforderungen des Bauherren und der örtlichen Gegebenheiten ausgeführt werden. Die Zonierung von Brandabschnitten, die Länge der Fluchtwege und die Zuordnung von Rettungswegen und Fluchttreppenhäusern entspricht den Vorschriften.

Projekt: https://www.competitionline.com/de/projekte/63902

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Hauptbaukörper bildet mit seiner klaren Konturierung angemessene Raumkanten zum öffentlichen Raum im nördlichen und westlichen Umfeld. Dabei wird das Baufeld im Osten und Westen um jeweils etwa 1,50m überschritten. Diese Ausdehnung stärkt jedoch die städtebauliche Aussage. An der Straße wäre ein etwas größeres Vorfeld an den Eingängen zu Apotheke und Sparkasse unter der Austragung wünschenswert. Nach Süden zur Wohnbebauung hin erscheint der Baukörper zur vorhandenen Wohnbebauung hin maßstäblich angenehm differenziert. Die Lage Eingangs zum Pflegeheim am Marktplatz ist richtig gewählt. Die sich daraus ergebende Absenkung des EFH-Niveaus ist sinnvoll in Bezug aus die Außenanbindung, auch im Bereich der Cafeteria zum Garten hin. Die sich aus dem EFH-Versprung ergebenden größeren Raumhöhen kommen sinnvollerweise der Cafeteria zugute. Die Transparenz zwischen Eingang und Garten sowie die räumliche Großzügigkeit in diesem Bereich werden positiv gesehen. Es sollten aber auch Rückzugsmöglichkeiten mit Sichtschutz, beispielsweise für die Gymnastik möglich sein. Die Raumdisposition in den Pflegegruppen wird insbesondere für das 1.OG positiv beurteilt. Die Speisebereiche liegen zentral und öffnen sich über Loggien nach Süden, während die Aufenthaltszonen in die andere Richtung mit Bezug zum Marktplatz orientiert sind. Hierfür wird eine relativ starke Trennung dieser beiden Gemeinschaftsbereiche in Kauf genommen, was für die Nutzung aber auch günstig sein kann. Pflegearbeitsräume rein und unrein müssen von jeder Wohngruppe aus direkt zugänglich sein, oder dort separat vorhanden sein. Dies sieht der Entwurf noch nicht vor. Im zweiten OG sind die innenräumlichen Qualitäten infolge der geringeren möglichen Grundfläche nicht so stark ausgeprägt wie im ersten, was jedoch durch eine bessere Transparenz in Nord-Süd Richtung aufgewogen wird. Die Ehegattenzimmer entsprechen nicht den Anforderungen wie sie in der Auslobung beschrieben sind. Die Anordnung und Erschließung der beiden Wohnungen erscheint in der vorgeschlagenen Form möglich. Die Lage und Erschließung der Arztpraxis mit Zuordnung zum Pflegeheim ist gelungen. Leider lassen sich Apotheke und auch die Sparkasse nicht in ähnlicher Form in den Gesamtorganismus integrieren. Der Grundriss der Apotheke kann noch den tatsächlichen Anforderungen angepasst werden. Generell bietet der Entwurf das noch nötige Optimierungspotential. Die Außenbereiche sind klar und großzügig strukturiert. Vorfahrtsmöglichkeiten für Fahrzeuge werden sowohl an der Nordseite wie an der Südseite angeboten. Bemängelt werden die 5 Stellplätze an der Ostseite, die wie eine Bastion in die Bachaue hineinragen. Der Lieferhof bietet jedoch noch Potential für weitere Stellplätze, sodass eine Tiefgarage weiterhin als entbehrlich erscheint. Die Architektursprache ist klar und zeitgemäß, Differenzierungen in der Materialität und der Textur der Fensterelemente tragen zu einer dem Wohnen angemessenen Ausstrahlung des Hauses bei. Lediglich die Ausbildung der Stirnseite zur Straße hin erscheint noch nicht charakteristisch genug. Insgesamt ein Entwurf, der die komplexen Anforderungen in Summe gut umsetzt und zu einer Bereicherung dieses Ortes beitragen würde.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Dachgeschoss

Grundriss Dachgeschoss

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd