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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2015

Schulzentrum - Neubau Mensa, Ganztagsbetreuung und Sporthalle

Visualisierung

Visualisierung

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Kuttner und Kahl Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Allgemein
Das Schulzentrum Walldorf mit Gymnasium und Realschule liegt als „Schule im Wald“ im Schul-, Sport- und Bäderpark am nördlichen Rand von Walldorf. Es besteht aus dem Schulzentrum aus den 1970er Jahren, das bereits eine umfassende Fassadensanierung erfahren hat, einer Sporthalle gleicher Bauzeit, die zur Disposition steht, und einem Musik- und Kunstpavillon aus den letzten Jahren. Das BHKW am östlichen Grundstücksrand ist zu erhalten und in die Planung zu integrieren.

Um die Anforderungen an eine Ganztagsbetreuung langfristig auf hohem Niveau erfüllen zu können, ist ein Erweiterungsbau für Mensa, Aufenthalt und Unterricht erforderlich. Außerdem ist die Sporthalle zu modernisieren. In diesem Zuge können entweder die bestehenden Umkleiden abgerissen und neu gebaut oder ein vollständiger Neubau der Sporthalle geplant werden. Seitens der Schule besteht der Wunsch, im ersten Bauabschnitt den Ganztagsbereich herzustellen und außerdem einen möglichst unterbrechungsfreien Sportbetrieb anbieten zu können.

Mit der Baumaßnahme soll sowohl die jetzige Zugangssituation im Anschluss an den öffentlichen Parkplatz im Osten definiert und die Außenräume insgesamt aufgewertet werden.

Städtebau
Die Neubauten der Mensa/Ganztagsbereich und Sporthalle positionieren sich als raumbildende Baukörper am nördlichen und südlichen Rand des Schulgrundstückes innerhalb eines vielschichtigen Gefüges differenzierter Bebauungs- und Freiraumstrukturen. Sie integrieren sich mit großer Selbstverständlichkeit in das bestehende Gefüge von Solitären und verbinden sich mit einer Pergola zu einem gefassten Raumensemble.
Die Pergola integriert das BHKW, schafft einen schützenden Rahmen für den Schulhof und definiert dadurch das Schulgelände zum Straßenraum hin. Sie bietet darüber hinaus Raum für weitere überdachte Fahrradabstellplätze und einen wettergeschützten Wartebereich an den Schulbussen. In der Eingangsachse des Schulzentrums erhält die Pergola einen Dachausschnitt, sodass hier die Adressbildung gestärkt wird. Der zentrale Schulbau bleibt weithin sichtbar, die dezentralen Schulbauten fügen sich begleitend.

Bauabschnitte
Durch die geschickte Anordnung der Neubauten auf freien Baufeldern, Mensa/ Ganztagsbereich im Süden und Sporthalle zwischen Kunstpavillon und bestehender Halle im Norden, kann die Mensa wie gewünscht als erster Baustein errichtet werden. Darüber hinaus besteht die Option, die Sporthalle zuerst oder beide Gebäude gleichzeitig zu errichten, damit die Gesamtbauzeit und damit die Beeinträchtigung des Schulbetriebs verkürzt werden. Die bestehende Sporthalle wird erst nach Errichtung des Neubaus abgebrochen, sodass ein unterbrechungsfreier Sportbetrieb gewährleistet ist. Das durch den Neubau entfallene Kleinspielfeld wird im Gegenzug auf dem Schulhof angeordnet.

Funktionen

Mensa/ Ganztagsbetreuung
Das Gebäude wird als zweigeschossiger, kubischer Baukörper am südlichen Grundstücksrand errichtet. Er ist u-förmig mit einem sonnigen Hof im Zentrum angelegt. Die zweigeschossige Eingangshalle verbindet beide Gebäudeflügel und präsentiert sich einladend zum Schulhof. Im Erdgeschoss ist die Mensa mit der Küche im Osten angeordnet, die parkplatzseitig von außen angeliefert wird.

Der Speiseraum wird wie gewünscht als gegliederter Raum ausgebildet. Er legt sich in drei Flügeln um den Innenhof und erhält dadurch eine ganz besondere Aufenthaltsqualität sowie große Nutzungsflexibilität. Die Raumbereiche können jeweils separat erschlossen und bei Bedarf durch mobile Trennwände bei Parallelveranstaltungen vollständig getrennt werden. Die Eingangshalle wird gleichzeitig als Cafeteria genutzt, die zur Versorgung vorgesehenen Automaten sind in einer Nische untergebracht.
Die drei Fachklassen der Realschule für Textil und Kochen sind nach Westen hin mit Blick auf den Schulhof angeordnet.

Eine offene Treppe führt in das Obergeschoss, in dem die Betreuungs- und Gruppenräume der Realschule und des Gymnasiums liegen. Die hellen, großzügigen Flurzonen können zum Einbau von Garderobenschränken und zum Aufenthalt genutzt werden. Über dem Mittelteil der Mensa entsteht eine Dachterrasse am Innenhof, die sich als zusätzlicher Pausenraum oder Freiklasse anbietet. Die barrierefreie Erschließung erfolgt über einen Aufzug, zur Entfluchtung des Obergeschosses sind an jedem Flurende Außentreppen angeordnet.

Sporthalle
Die Sporthalle nimmt die Flucht des Kunstpavillons auf und arrondiert in Verbindung mit der Pergola den Schulhof im Norden. Um die optisch wirksame Baumasse zu reduzieren, wird sie um ein Geschoss in den Erdboden gesenkt, wodurch der waldartige Freiraumcharakter der Schulanlage gestärkt wird.

Der Eingang zur Sporthalle liegt an der Südostecke unter der Pergola und ist sowohl aus dem Schulgelände als auch von dem Parkplatz im Osten aus gut zu erreichen. Die Nutzungen der Sporthalle sind auf zwei Ebenen organisiert: Der Zuschauerbereich liegt im Erdgeschoss, der Sportlerbereich im Untergeschoss. Die 550 Sitzplätze werden auf einer festen Tribüne und auf Mobiltribünen angeboten. Auf diese Weise stehen jederzeit ca. 340 Sitzplätze und 7 Behindertenplätze im alltäglichen Schul- und Sportbetrieb zur Verfügung. Lediglich für größere Veranstaltungen müssen die Mobiltribünen mit weiteren 205 Plätzen ausgefahren werden.

Das Eingangsfoyer schließt direkt an die Tribüne an, so dass die Zuschauer schon beim Betreten der Halle einen großzügigen Überblick auf die Sportfelder bekommen. Diskret angeordnete WC-Anlagen und eine Cateringküche auf gleicher Ebene runden das Angebot für Veranstaltungen ab. Auf der Eingangsebene sind auch der Kraftraum und Gymnastikraum mit Zugang von der Tribüne angeordnet. Eine Verglasung zur Tribüne hin sorgt für Transparenz.

Die Hallenebene im Untergeschoss wird über eine Treppe und einen Aufzug aus dem Foyer barrierefrei erschlossen. Hier liegen unter dem Tribünenbereich die Umkleiden für Sportler und Lehrer, sowie die Räume für Regie, Hallenwart und Technik. Die Dreifachsporthalle wird in jedem Hallenteil an den Umkleidegang angebunden. Die Geräteräume im Norden sowie die Gymnastikhalle im Osten werden aufgrund ihrer geringeren Höhe vollständig von Erdreich überdeckt, sodass nur der Hallenkörper im Außenraum sichtbar ist. Notausgänge mit offenen Treppen an der Nordseite führen direkt ins Freie.

Eine Lüftungsanlage wird als eingehauste Dachzentrale über dem Funktionstrakt errichtet, von hier bestehen kurze Leitungswege zu den Hauptabnehmern Hallen und Umkleiden.

Material/Gestaltung/Konstruktion

Mensa/ Ganztagsbetreuung
Der Neubau wird als Massivbau mit Wänden, Decken und Stützen aus Stahlbeton errichtet.
Über die städtebauliche Einfügung hinaus fügt sich der Neubau auch in seiner Materialität und Gestaltung in das bestehende Schulensemble ein. Für die hochwärmegedämmten Fassaden wird eine hinterlüftete Bekleidung mit hellen Faserzementtafeln vorgeschlagen, die durch Bandfenster und zweigeschossige Pfosten-Riegel-Fassaden aus Holz-Alu-Profilen gegliedert werden. Außenliegende Sonnenschutzlamellen mit Tageslichtlenkung werden in die Fassaden integriert.

Sporthalle
Die Sporthalle wird ebenfalls als Massivbau in Stahlbeton konstruiert. Die Dreifachhalle wird mit Holzleimbindern und einer an der Unterseite akustisch wirksamen Holzdecke überspannt. Ein Fensterband an der Nordseite lässt Tageslicht blendungsfrei in die Halle hinein, wodurch eine angenehme Aufenthaltsqualität erzeugt wird. Die Gymnastikhalle erhält eine Dachkonstruktion aus einer weitgespannten Stahlbetonhohlkörperdecke mit einem Gründach. Die Fassaden werden analog zur Mensa ausgebildet, sodass insgesamt ein harmonisch und einheitlich gestaltetes Schulensemble entsteht, das sich durch seine hellen Fassaden von dem waldartigen Umfeld abhebt.

Freianlagen/ Schule als Lebensraum
Die Schaffung einer eindeutigen Hierarchie vom großen Schulzentrum, bestehend aus dem Gymnasium und Realschule, über die kleinen Zentren von Musik- und Kunstpavillon und dem Neubau der Sporthalle und der Mensa/ Ganztagsbetreuung ist Wesenszug des Entwurfs. Der Erdgeschossbereich mit zentralen Nutzungen verbindet Realschule, Gymnasium, Aula/ Mensa und Sporthalle als „gebaute Lernlandschaft“. Die zentralen Nutzungen werden vielfältig mit den Außenräumen verbunden: Aula, Foyer, Freiluftklassenzimmer und neuer Lesegarten, Kunst mit Galerie im Freien, Musik, Schülercafe, Mensa-Terrassen und Ganztagsbereich.

Besonderer Wert wurde darauf gelegt, mit dem neuen Gebäudevolumen zugunsten eines hochwertigen Außenraumes, möglichst wenig Fläche zu besetzen. Es entsteht somit ein zentraler Pausenhof, der eine einladende Eingangssituation schafft. Hier fungiert der zentrale Campusplatz als Ort des Ankommens und der Kommunikation.
Gleichzeitig ist er Ort der aktiven Pause durch die angegliederten Spiel- und Sportflächen. Ein Ort der Ruhe und Kontemplation mit Lesegarten und Galerie im Freien. Die differenzierten Raumsequenzen werden durch eine vegetative Bänderung mit Bäumen, blütenreichen Stauden und Gräsern sowie mit langen Bänken ergänzt und durch Baumboskette und Spielpunkte gegliedert. Der Waldcharakter der Umgebung fließt durch den Erhalt vieler Bäume und Neupflanzungen in die Freiraumgestaltung ein. Ein einheitlicher Belag mit eleganter Bänderung verbindet die differenzierten Raumsequenzen und erzeugt ein robustes Ordnungsgerüst. Durch die Ost-West-Ausrichtung schafft er einen fließenden Übergang zum Zugangsbereich im Osten.
Insgesamt wird durch den offenen und fließenden Freiraum eine ausgewogene Balance zwischen den Orten des Lernens und der umgebenden Waldlandschaft für die Schule generiert.


Nachhaltigkeit
Aufgrund der kompakten Bauweise sind die Neubauten in besonderer Weise geeignet, die Ansprüche an Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Ökologie und, wenn gewünscht, auch eine Errichtung im Passivhausstandard zu erfüllen.

Eine mechanische Lüftungsanlage für Speisesaal und Küche wird auch zur Lüftung der Klassenräume eingesetzt. Darüber hinaus ist eine natürliche Fensterlüftung in den Sommermonaten möglich. Der Verzicht auf geschlossene Abhangdecken trägt zur Aktivierung der Betondecken als passive Speichermassen bei und steigert das Raumklima. Darüber hinaus kann der Neubau des Ganztagsgebäudes durch die Ausführung in Beton insgesamt eine hohe Speichermasse entwickeln, was sich positiv in Bezug auf die Gebäudedichtigkeit, sowie die Bauakustik (Schallübertragung) auswirken wird. Die Barrierefreiheit ist durch den Einbau eines Aufzugs, von barrierefreien WCs, ausreichend Bewegungsräumen und eine barrierefreie äußere Erschließung gegeben. Ein inneres Farbleitkonzept, das im weiteren Planungsverlauf abgestimmt werden wird, unterstützt den Inklusionsgedanken. Zur Regenwasserretention werden die Dachflächen mit einer extensiven Begrünung versehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Setzung zweier Volumen, sowie die Integration des Blockheizkraftwerkes in eine einfache Pergolenstruktur stellt städtebaulich eine angemessene Erweiterung dar, da sie dem bestehenden Schulgebäude weiterhin die Hauptrolle überlässt, bildet zugleich aber auch einen gut proportionierten und großzügigen Schulhof. Die räumliche Fassung des Hofes wird allerdings durch die etwas periphere Lage der Turnhalle geschwächt. Vom organisatorischen Ablauf positiv beurteilt wird die räumliche Nähe der Gebäude zum Bestand. Durch die einheitliche Bänderung der Freifläche gelingt es einen zusammenhängenden Freiraum zu markieren, in den unterschiedlichen Bestandsstrukturen wie Baumreihen und Lesegarten eingebunden werden. Durch das Kleinspielfeld wird d er Sport in das Pausengeschehen geholt, allerdings wird die Dimension des Spielfeldes in Frage gestellt. Die Größe des abgesenkten Bereichs vor dem Haupteingang entspricht dem Bestand und wird als ausreichend angesehen. Die kompakte Organisation des Mensa-/GTB-Gebäudes wird begrüßt. Insbesondere die kleinräumige Struktur des Erdgeschossgrundrisses lässt räumlich vielversprechende und flexibel bespielbare Einheiten erwarten. Negativ beurteilt wird die Orientierung des Hofes nach Süden zur Tennishalle. Die Organisation des Obergeschosses er scheint pragmatisch und funktional, bietet von seiner Struktur aber keine weiteren Qualitäten hinsichtlich informeller Kommunikationsräume oder ähnlichem. Die Turnhalle mit dem tieferliegenden Spielfeld lässt beim Betreten den weiten Blick auf die nördlich gelegene Baumkulisse zu, was als Qualität ausdrücklich begrüßt wird und einen gewisse Großzügigkeit vermittelt. Positiv ist die Lage des Eingangs, der auch für die Vereinsnutzung optimal in Parkplatznähe liegt. Die negativen Folge n des Eingrabens der Gymnastikhalle (Belichtung, Lüftung) werden zum Teil kompensiert durch den darüber liegenden entstehenden Freiraum. Die Organisation der Räume im UG wirkt etwas beengt, insbesondere die Flure scheinen nicht ausreichend breit zu sein. Positiv ist die Zweiteilung der Tribüne, da dies ei n hohes Maß an Flexibilität verspricht. Hinsichtlich der Materialisation und architektonischen Gestaltung erscheint die Arbeit sehr schematisch und lässt eine atmosphärische Qualität vermissen. Bezüglich des Bauablaufes lässt die Arbeit für den Bauherrn alle Optionen offen. Insgesamt stellt die Arbeit einen soliden Beitrag zur Lösung der Aufgabe dar.
Lageplan

Lageplan

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt