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Einladungswettbewerb | 10/2015

Umbau und Erweiterung Albert-Heim-HĂŒtte

Rucksack

2. Preis

Preisgeld: 2.000 CHF

Durisch + Nolli Architetti

Architektur

ErlÀuterungstext

Rucksack
|RỄcksack|, der, Substantiv, maskulin
aus dem Oberdeutschen, schweizerisch Ruggsack, zu mittelhochdeutsch ruck(e) = RĂŒcken
mit Riemen auf dem RĂŒcken getragenes sackartiges BehĂ€ltnis
den Rucksack packen, umhÀngen, umschnallen, ablegen | etwas im Rucksack verstauen

Aufgabe
Die Albert-Heim-HĂŒtte soll möglichst sanft saniert und den heutigen BedĂŒrfnissen entsprechend erweitert werden. Dabei erwartet die Denkmalpflege eine möglichst integrale Erhaltung der als baukĂŒnstlerisch und architektonisch beachtenswert eingestuften Ur-HĂŒtte von 1918, die sich „in seiner MaterialitĂ€t in Stein in die raue Umgebung gut einpasst und durch seine prĂ€gnante Lage auf der vorgelagerten Felskuppe situativ bedeutsam ist“.

Ort
Gerade dieses Zusammenspiel aus Orografie und Architektur, macht den Ort aus, und sollte unbedingt erhalten werden. Die vorgeschlagene Erweiterung der Albert-Heim-HĂŒtte gliedert sich nachhaltig in das schĂŒtzenswerte Ortsbild ein, indem es zusammen mit dem Bestand ein einheitliches, organisches, neues Ensemble bildet, das die Substanz und Charakteristik, welche die Ur-HĂŒtte ausmachen, vollstĂ€ndig intakt lĂ€sst. Auch das Mauerwerk der Eschenmoser-Erweiterung wird vollstĂ€ndig erhalten, was einerseits einer wirtschaftlich nachhaltigen Haltung entspricht, andererseits den Erhalt des vertrauten Baukörpers erlaubt. Die erneuerte Albert-Heim-HĂŒtte bleibt eben in seiner MaterialitĂ€t in Stein als Einheit zusammen mit vorgelagerten Felskuppe als vertrautes Ortsbild weiterhin erhalten.

Architektur
Das Architektonische Konzept ist sehr einfach und direkt. Der Bestand wird so weit wie möglich in seiner charakterisierenden Substanz erhalten. Dies betrifft sowohl das Ă€ussere Erscheinungsbild, das von den massiven Steinmauern und den markanten Öffnungen geprĂ€gt ist, als auch die Stimmung der InnenrĂ€ume, insbesondere mit dank der Erhaltung des Aufenthaltsraums und des darĂŒber liegenden Schlafraums im Kernbau. Die bestehende HĂŒtte wird in seiner Bausubstanz soweit wie möglich erhalten.
Die Erweiterung des Bestandes erfolgt ĂŒber dem Mauerwerk, ohne die historische Bausubstanz des Kernbaus zu verĂ€ndern, im Sinne einer VerĂ€nderung der Dachform des Eschenmoser-Baus. Im neuen Dach sind alle SchlafrĂ€ume und die SanitĂ€rrĂ€ume untergebracht. Die neue Holzkonstruktion erlaubt eine funktional und energetisch sinnvolle Disposition der Installationen, eine Optimierung der energetischen und bauökologischen Aspekte. Die Dachform des Kernbaus bleibt unverĂ€ndert erhalten und bleibt im Schlafraum ĂŒber der Ur-HĂŒtte integral erhalten.
Das neue Dach stĂŒlpt sich wie eine Kapuze, oder eben auch wie ein Rucksack auf den Massivbau und bildet zusammen mit dem vollstĂ€ndig erhaltenen Bestand eine neue, jedoch vertraute Gestalt, die wie bisher in gewohnter Weise zusammen mit der vorgelagerten Felskuppe das Ortsbild prĂ€gt.

Raumkonzept
Entsprechend dem architektonischen Konzept ist auch das funktionale Konzept sehr klar und entspricht im Wesentlichen dem Betriebsorganigramm der HĂŒttenkommission SAC. Alle von den GĂ€sten genutzten RĂ€ume sind kompakt unter einem Dach untergebracht.
Die neue Albert-Heim-HĂŒtte hat 2 HauptzugĂ€nge, einer direkt vom Untergeschoss aus mit Vorplatz, Eingang, Ski-, Schuh- und Trockenraum, der andere wie gewohnt von der Terrasse aus direkt in den Aufenthaltsbereich.
Das Bestehende, vorgelagerte Sockelgeschoss wird, aufbauend auf dem Gasflaschenraum, nur geringfĂŒgig erweitert, um alle notwendigen Technischen RĂ€ume unterzubringen: Gasflaschen, Abstellraum, Trockenlager, Vorratslager. Gleichzeitig erlaubt diese Erweiterung eine grosszĂŒgige Vergrösserung der Aussichtsterrasse.
Im Erdgeschoss ist der Aufenthaltsbereich untergebracht, mit Empfang, EssrĂ€umen und erweiterter Terrasse. Der ursprĂŒngliche Hauptzugang der Ur-HĂŒtte wird wieder geöffnet und erlaubt einen direkte Verbindung Essraum-Terrasse.
Die 2 Obergeschosse beherbergen den Schlafbereich und die SanitĂ€rrĂ€ume, sowohl der GĂ€ste als die des HĂŒttenwartes, der im 1. OG direkt ĂŒber der KĂŒche platz findet. Die funktional optimale Disposition der SanitĂ€rrĂ€ume im 1.OG erlaubt die Disposition des FĂ€kalien-Trockenraumes EcosphĂšre direkt unter den WC Anlagen, in einem separaten Raum im Erdgeschoss, der einfach und direkt von Aussen zugĂ€nglich ist.

Konstruktion
Die GrosszĂŒgige Struktur des grossen Daches bildet eine ideale Ausgangslage fĂŒr eine grösstmögliche FlexibilitĂ€t im Bespielen der NutzflĂ€chen. Die konsequente Trennung von Struktur und Installationen erlaubt eine optimale FunktionalitĂ€t, die verschiedenste Nutzungsstrukturen zulĂ€sst.
Über dem Erdgeschoss in Massivbauweise ist das GebĂ€ude in Holz materialisiert. Tragstruktur, Wandverkleidungen, Verglasungen, BodenbelĂ€ge und BrĂŒstungen bestehen aus diesem nachhaltigen, warmen Material.
WĂ€hrend der Massivbau in seiner Materialisierung und chromatischen Gestaltung der Öffnungen unverĂ€ndert bleibt, wird das Dach mit einem BestĂ€ndigen Material, Eternit- oder Zinkblechschindeln verkleidet und wird durch die Dachfenster gegliedert. Die DachflĂ€che ĂŒber dem Kernbau bleibt in seiner gewohnten Form erhalten. PrimĂ€re Bauteile, die sich in gutem Zustand befinden, wie die Deckenkonstruktion ĂŒber dem Kernbau können erhalten, bzw. verstĂ€rkt werden.
Die WĂ€rmedĂ€mmung des Bestandes erfolgt innen, der Schlaftrakt, die SanitĂ€rrĂ€ume und die Wohnung HĂŒttenwart sind energetisch sinnvoll im Neubauteil untergebracht.

InnenrÀume
Die InnenrĂ€ume der Ur-HĂŒtte sollen in ihrer Materialisierung und Ausstattung substantiell erhalten werden. Der Stubencharakter Die AufenthaltsrĂ€ume sind das HerzstĂŒck der HĂŒtte wo man sich trifft und erholen kann. Der Schutzraum ist wie bisher im zweiten Aufenthaltsraum integriert. Auch die SchlafrĂ€ume und die Erschliessungen sind in Holz ausgekleidet. Dieses warme, nachhaltige Material verleiht den Interieurs den gewĂŒnschten intimen und angenehmen HĂŒttencharakter.
Die Service-RĂ€ume im Untergeschoss sind in Massivbauweise erstellt und haben einen einfachen Rohbau-Charakter und sollen auf alle FĂ€lle den funktionalen Anforderungen der Nutzer genĂŒgen.

Energie, Nachhaltigkeit
Dank den verwendeten Materialien, der Bauweise, der Kompaktheit und der rationellen Konstruktion ist das GebĂ€ude nachhaltig und erreicht moderne Standards. Die Quelle fĂŒr die Energieproduktion soll im Rahmen der weiteren Planung genauer bestimmt werden. Die Anlage der SchlafrĂ€ume und SanitĂ€rrĂ€ume im Dachraum erlaubt eine hohe FlexibilitĂ€t in der
Anpassung der Schnittstellen. Die Kompakte Bauweise und die rationale Anordnung der Funktionen ist eine wichtige Charakteristik im Hinblick auf Nachhaltigkeit und auf eine Minimierung des Energiebedarfs.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt sieht vor, die Aussenmauern der bestehenden HĂŒtte integral zu erhalten und das Dach aufzustocken. Die bestehenden, angebauten RĂ€ume im Untergeschoss werden vergrössert und als Terrassensockel verwendet. Inwendig werden die ersten zwei HĂŒttenbauetappen von 1918 und 1937 erhalten und weiterverwendet, der Eschenmoser Bau von 1970 hingegen rĂŒckgebaut. „Rucksack“ sieht als einziges Projekt vor, den Fussabdruck der HĂŒtte nicht zu vergrössern. Die erforderlichen MehrflĂ€chen werden in eine markante Dachaufstockung integriert. Die Dachform ist als VerlĂ€ngerung der DachflĂ€che der ersten zwei Bauetappen konzipiert. Das Projekt ist sehr kompakt und weist die mit Abstand kleinste GebĂ€udeflĂ€che und Volumetrie auf. Das gewĂ€hlte Konzept und die sehr ökonomische, kompakte Grundriss- und Volumengestaltung setzten aber auch enge Grenzen bei der Umsetzung des Raumprogramms. Der Eingang im Untergeschoss wirkt eng und dunkel, die angrenzenden Schuh- und TrocknungsrĂ€ume sind unzureichend belichtet und belĂŒftet. Im Winter ist die Lage des Eingangs wegen den meterhohen Schneeverfrachtungen ungeeignet, der zweite Eingang auf der SĂŒdwestseite ist wegen der Entfernung zum Schuh- und Skiraum keine Alternative. Der bestehende Schutzraum wird weiterverwendet, sowohl die Ess- als auch die SchlafplĂ€tze werden bei Vollbelegung der HĂŒtte besetzt, die Anordnung ist betrieblich nicht optimal. Die Grundrissorganisation im aufgestockten Bereich nimmt keinen Bezug auf die polygonale Aussenwand und wirkt etwas zufĂ€llig. Betrieblich ist die Anordnung der sanitĂ€ren Anlagen auf dem Schlafgeschoss interessant. Insgesamt geht das Projekt haushĂ€lterisch und gekonnt mit der vorgefundenen Bausubstanz um, die Grundrissorganisation und die betrieblichen AblĂ€ufe sind jedoch noch nicht zu Ende gedacht. Der starke architektonische Ausdruck wurde im Beurteilungsgremium kontrovers diskutiert. Denkmalpflegerisch betrachtet handelt es sich um eine engagierte und interessante rĂ€umliche Umsetzung, welche das bestehende GebĂ€ude durch seine höhenmĂ€ssige Erweiterung gekonnt neu inszeniert.