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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2016

Kölnmesse 3.0

Engere Wahl

Preisgeld: 6.000 EUR

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur

Erläuterungstext

Die uns vom Auslober im Rahmen des Briefings zur 2. Wettbewerbsphase mitgeteilten Anmerkungen und Anforderungen wurden in der weiteren Bearbeitung analysiert und unter Beibehaltung unserer grundsätzlichen Konzeption weitestgehend integriert. Hierbei lag der Schwerpunkt, neben der Formulierung der baukörperlichen Zäsur zwischen Confex und Halle 1+, auf der bedeutungsadäquaten Gestaltung der Eingänge und der Stärkung von Aufenthalts Qualitäten in Übereinstimmung mit den funktionalen Anforderungen.

Architektonische Differenzierung-Einheit und Vielfalt
Im Entwicklungskonzept wird die Heterogenität der Messe Hallen in Ihrem Erscheinungsbild kritisiert. Die Messehallen, als Kinder Ihrer Zeit, weisen vielfältige gestalterische, aber auch strukturellen Merkmal auf. Zum Teil geschätzte, weil charakteristische (Fassaden der Hallen 2,3 und 11) aber auch ungestaltete Hüllen, die man am liebsten verbergen möchte. Die Hallen werden renoviert und funktionale Einschränkungen behoben, jedoch bleibt die Heterogenität erhalten. Aus diesem Grunde kommt der architektonischen Einheit den sognannten „dienenden Gebäude“ wie Eingänge, Verbindungsbauten, Kongress und Serviceeinrichtungen für das Erscheinungsbild der Messe Köln eine herausragende Rolle zu. Aufgrund der Doppelfunktion, Konferenz und Ausstellung, und ihrer baulichen Verknüpfung, sowie der exponierten Schauseite zum Rheinpark, streben wir für die Gestalt der Confex- und 1plus Halle einen gleichen Duktus an. Eine klar gegliederte, weise Modernität, die mit eindeutigen aber angemessenen Gesten auf funktionale Anforderungen und den räumlichen Kontextes reagiert. Somit wird gewährleistet, dass die neue Confex und 1plus Halle, Terminal, sowie die Boardwalks und die bestehenden Eingänge, als „Fassung“ der unterschiedlichen Hallen wirken. Die Gliederung der weißen Metallbekleidungen der Dach und Fassadenflächen sowie der Untersicht, mit scheinbar unregelmäßig angeordneten Öffnungen für Licht, Luft und Entrauchung, stellen die einzige Individualisierung unserer Entwürfe dar, ohne jedoch die gewünschte neue einheitliche Gesamtwirkung der Messe Köln einzuschränken.

Confex- Halle städtebauliches und funktionales Gelenk
Die in der ersten Phase kritisierte Eingangsgeste wird durch eine Abstaffelung in der Höhe in ihrer räumlichen Wirkung abgemindert. Dabei wird die bestehende Höhe der Plattform der ehemaligen Halle und die Oberkante des Boardwalks als neue Horizonte genutzt. Das eigentliche Volumen der Confex- Halle tritt in den Hintergrund. Aufgrund der Lage der Verbindungsstraße zur Rheinaue wird das verbleibende Dreieck südlich der Straße für die Vertikalerschließung genutzt. Jedoch diesmal, wie gewünscht, innenliegend. Das Foyer der Konfex-Halle ist in einen gastronomischen Bereich und ein Garderobe gegliedert. Die Plattform der ehemaligen Halle 1 bleibt als Übergang erhalten und gibt als begrünter Außenbereich den ungehinderten Blick auf die Kölner Altstadt frei.


Der Sockelbaukörper in Verbindung mit dem Übergang aus dem Boardwalk formuliert unter Berücksichtigung der städtebaulichen Fluchten, eine reduzierte, jedoch weiterhin klare Eingangsgeste, deren Fassaden eine optimale Visibilität zur medialen Nutzung bieten. Die Confex-Halle und die Halle 1 Plus werden im Unterschied zur Entwicklungsstudie um einen Zwischenbaukörper ergänzt, dem neuen Westfoyer, welches mit gastronomischem Angebot eine Gelenkfunktion zum Terminal übernimmt. Durch Verwendung gleicher Gestaltungselemente (Rahmen) wird trotz vielfältiger Nutzungen die Einheitlichkeit der neuen Rheinfront auf ihrer ganzen Länge gestärkt. Das neue Westfoyer eröffnet darüber hinaus eine gesteigerte Flexibilität. Es besteht nun die Möglichkeit, die Confex- Halle gewissermaßen funktional zu drehen und aus dem Messegelände zu erschließen.

Die Halle 1+ Idealtypische Ausstellunghalle
Die Halle 1+ wird entsprechend der Anforderungen aus dem Entwicklungskonzept als stützenfreie, aufgeständerte Halle realisiert. Aufgrund des optimierten Layouts der konisch verlaufenden Fluchtweg – und Nebenflächenspange im Westen gelingt es, den eigentlichen Hallengrundriss nutzungskonform rechteckig zu gestalten. An der Westfassade werden gastronomische Einrichtungen mit Tageslichtbezug und Orientierung zur Rheinaue angeboten. Der Zugang für die separate Nutzung erfolgt über das neue Westfoyer, welches im Hinblick auf eine optimale Verknüpfung und Orientierung, gut erreichbar im Schnittpunkt des Überganges zur Staatenhalle und der Achse des Terminals mit Blick zu den Rheinauen orientiert ist. Die Hauptkonstruktionsachsen orientieren sich an Maßen der Bestandshallen. Haupt- und Nebenträger bilden ein Riggingraster von 6m x 6m, welches zum Hauptträger 3 m verschoben ist. Damit wird zum einen erreicht, dass die Lasteinleitung in den Drittelpunkten erfolgt und zum anderen Führungen der mobilen Trennwände in den Hauptachsen erfolgen können.

Das Terminal - neues Herz der Messe für übergeordnete Servicefunktion mit Überblick
Das Terminal wird funktional und strukturell aus dem Entwicklungskonzept übernommen, aber im Programm weiterentwickelt. Der vorgesehene Dachgarten wird für bessere Aussicht eine Etage höher gelegt, und steigert wesentlich die Verweilqualität für die Kongressteilnehmer sowie der Besucher und kann über eine Rolltreppe direkt von der Verteilerebene erreicht werden. Die vorgesehene Galerieebene für die Zugänge zu den Dachparkplätzen samt Versorgungsliften und Fluchttreppenhäusern wird auf diese Weise doppelt genutzt. Damit erhält der Terminal zugleich an zentraler Stelle eine begrünte und gastronomisch versorgte Erholungszone im Außenraum mit Panoramablick, die sonst im Messeareal fehlt.

Der Osteingang
Während sich die Zugang zur Confex- Halle und besonders der Südeingang im Stadtraum positionieren, weicht der Zugang im Osten aufgrund der zu schaffenden Vorfahrtssituation von der Bauflucht zurück. Die Ostfassade des Terminals nutzt die Geste eines großen Tores. Die gläserne Fassade gibt den Blick in Innere frei, kann aber auch, aufgrund der Orientierung optimal zur medialen Bespielung unter Nutzung des Prinzips der Gegenprojektion genutzt werden. Trichterförmig angeordnete Leibungen betonen den eigentlichen Zugang zur Messe und schirmen die notwendigen, beidseitig des Hauptzugangs liegenden Zufahrten ab. Eine hohe Stele markiert zeichenhaft den Einganges und
gewährleistet die Vermittlung vielfältiger Informationen und für Werbung eine optimierte Visibilität.


Der grünen Saum-Grenze, Ansicht und natürliche Identität
Einfriedungen sind im Besonderen bei Messen obligatorisch. Hohe künstliche Sichtblenden, als wie auch immer gestaltete Architekturwände wirken in großer Länge und Höhe monoton, und trotz aller Anpassung wie ein weiteres Architekturelement, das weder mit den älteren noch mit den neueren Bauten genügend übereinstimmt und den Eindruck des Heterogenen steigert.
Wir möchten für die Messe Köln eine ganzheitliche Konzeption dieser Einfriedung in Form eines grünen Saumes vorschlagen. Je nach Anforderung handelt es sich um eine bepflanzte Wand oder Zaun in Kombination mit Bäumen und begrünten Vorflächen oder Böschungen.
Das äußere Erscheinungsbild wird vom rotbraun der Hallen, vom weiß der Sonderbauten der Eingänge, Verbindungsbalkons und von Efeu begrünten und mit Bäumen rhythmisierten „künstlichen Hecke“ geprägt. Wichtig ist uns der Wiedererkennungswert der gestalterischen Mittel für den gesamten „Saum“ zur Wahrung eines identitätsvollen, einheitlichen Gestaltungsbildes.

Grundzüge der technischen Gebäudeausrüstung
Lüftung: Die Lüftungsaggregate der Hallen werden grundsätzlich oberhalb der Nebenraumzonen angeordnet und die Kanalführung in der Dachebene realisiert. Dies minimiert das Kanalnetz und vereinfacht die Versorgung mit Außenluft und Entsorgung von Fortluft. Für das Terminal werden auch Dachaufstellungen präferiert. Die Kälteerzeugung soll ebenfalls auf „Dachniveau“ erfolgen
Elektro: Für die Neubauten erforderliche Trafostationen, Mittelspannungsanlagen und Netzersatzaggregate werden im Hinblick auf eine einfache Revision grundsätzlich auf Erdgeschossniveau angeordnet. Dezidierte Unterverteilungen werden auf Hallenniveau in erforderlicher Anzahl angeordnet.
Heizung/Sanitär: Ohne Kenntnis der Versorgungssituation (ggf. gibt es ein Fernwärmenetz) erscheint ein BHKW sinnvoll.
Sprinkler/Brandschutz: Im Hinblick auf eine möglichst flexible Nutzung sollten die Hallen, sowie das Terminal mit einer vollflächigen Sprinklerung ausgestattet werde. Die Entrauchung erfolgt direkt über die Dachfläche oder Außenwandflächen.
Regenerative Energien/Ökologische Aspekte: Die Dachflächen bieten sich gerade für Photovoltaik Elemente an. Ggf. ist die rein wirtschaftliche Betrachtung über die Amortisation ein Hinderungsgrund. Das anfallende Regenwasser der eheblichen Dachflächen sollte einer Grauwassernutzung zugeführt werden.

Flächen und Kosten
Die Flächenansätze aus der Konzeptstudie werden überschritten. Dies hat zwei wesentliche Gründe. Zum einen die Notwendigkeit, die Confex- Halle aus der Messe City vom Erdgeschoss aus zu erschließen und somit das Foyer nach Süden zu strecken. Zum anderen die Außenkanten der Hauptbaukörper der Confex- Halle im Süden und der Halle 1+ im Norden auf die Bestandshallen abzustimmen und den Zwischenraum in westlicher Verlängerung des Terminals mit dem neuen Westfoyer zu besetzen. Beide Maßnahmen führen zu enormen funktionalen Vorteilen und Flexibilität, sodass wir sie so vorgeschlagen haben. Darüber hinaus, gehen wir davon aus, dass die Flächen der Boardwalks nicht in den Flächenansätzen der Vorgaben enthalten sind. Wir haben in unserer Flächen- und Kostenaufstellung die Mehrflächen für das Confex Foyer, das Westfoyer und die Boardwalks separat bewertet, damit eine Vergleichbarkeit bezogen auf die Einhaltung der Vorgaben möglich wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln für die Erweiterungen einen gleichförmigen gestalterischen Ansatz, welches ein sehr homogenes Bild erzeugt. Dazu werden CONFEX, Halle 1plus und Terminal mit einer einheitlichen Fassadentextur versehen. Diese Textur wirkt jedoch noch zu schematisch und hat zu wenig Bezug zum Gebäudebestand. Die beiden Eingänge „Ost“ und CONFEX werden mit großzügigen Verglasungen versehen, die z.T. medial bespielbar sind. Der Eingang zum CONFEX mit dem bereits in der 0-Ebene ansetzenden Foyer ist ein interessanter Ansatz, der auch durch seine elegante Zurückhaltung und die Schaffung eines wie selbstverständlich wirkenden Foyers überzeugt. Die Geste des Eingangs Ost hingegen wird als überzogen empfunden. Die Funktionalität der Erweiterungsbauten ist insgesamt gut. Die Verbindungen untereinander sind gewährleistet, jedoch insbesondere der Übergang zum Terminal ist zu kompliziert und über zu lange niedrige Gänge organisiert. Die Gestaltung der großen Halle innerhalb des Terminals ist sehr schlicht und entwickelt nicht die erwartete Präsenz als zentrale Verteilerplattform. Das Konzept entwickelt im Gesamtvergleich die höchste BGF. Die vorgesehene Einfassung des Messeareals mit einer „grünen Wand“ kann in dem urbanen Kontext nicht überzeugen. Insgesamt ist dies ein Entwurf, der die funktionalen Anforderungen gut umsetzt, jedoch letztlich durch die gewählte Fassadengestaltung, wie auch dem fehlenden Esprit im Inneren des Terminals nicht ausreichend überzeugt.