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Beschränkter Wettbewerb für Generalplaner | 01/2016

Erweiterung und Umbau Schulzentrum Freiherr-vom-Stein

1. Preis / Zuschlag

Schenker Salvi Weber ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

KERNAUSSAGEN
Ziel des Entwurfskonzeptes ist die Schaffung eines identitätsstiftenden Schulzentrums, welches die beiden Schulformen – Gymnasium und Realschule - räumlich und funktional verwebt, ohne Ihre jeweilige Eigenständigkeit preiszugeben.
Der Außenraum, dessen neue, klar definierte Ränder zur Identitätsstiftung beitragen, wird in das Konzept der Verwebung beider Schulen integriert und schafft zugleich unterschiedlich zonierte Bereiche mit klaren Bezügen zur vorhandenen Bebauung.

Der Entwurf folgt der Leitidee, dass die vorhandenen Stärken der bestehenden Strukturen aufgegriffen und in das Konzept eines neuen, verbindenden Elements räumlich und funktional integriert werden.
Darüber hinaus sieht das Konzept eine städtebauliche und funktionale Schärfung der vorhandenen Struktur vor.

Die Stellung des Schulzentrums als „Krone“ oberhalb des Stadtkerns wird unterstrichen durch die Aufstockung des östlichen Riegels des Gymnasiums, dessen innere Vertikalerschließung derzeit ins Leere läuft. Hierdurch wird dem zukünftigen Schulzentrum ein deutlich sichtbares, zeichenhaftes Element hinzugefügt.

Gleichzeitig sieht der Entwurf - durch den Rückbau von niedrigen und städtebaulich nun nicht mehr begründeten Teilen der Bebauung der Realschule, deren Nutzung in Teilen nicht mehr adäquat ist - eine Schärfung der Ränder zum Außenraum vor.
Die Realschule erhält im Konzept ebenfalls einen eingeschossigen Aufbau im 3.OG, welcher durch einen Rückbau der ehemaligen Realschule die Freistellung Ihres Baukörpers ermöglicht, jedoch nicht zwingend erfordert.

ERSCHLIESSUNG UND ADRESSBILDUNG
Die sich heute versteckt und introvertiert präsentierenden Einrichtungen werden großzügig an die Haupterschließungswege angebunden. Dies erfolgt durch platzartige Aufweitungen vor den jeweiligen Bereichen Gymnasium, Ganztagesbereich und Realschule, welche gleichzeitig die starke vorhandene Topografie besetzen.

Die Außenbereiche vor den Zugängen werden entsprechend ihrer Bedeutung und tageszeitlichen Nutzung unterschiedlich ausformuliert, wobei die Hauptadresse des Schulzentrums durch den attraktiven und multifunktional nutzbaren „Cour d’honneur“ des Ganztagesbereichs gebildet wird.

EINGÄNGE
Dieser neue und großzügige, zentrale Eingang ergänzt die bestehenden Eingänge des Gymnasiums und der Realschule und gibt dem Schulzentrum seinen Mittelpunkt. Die auf drei Ebenen liegenden Zugänge zu den verschiedenen Nutzungen sind gleichgesetzt und führen über je ein Foyer in die alles verbindende Magistrale als Ort der Kommunikation und Begegnung.

MAGISTRALE ALS BINDEGLIED
Die Magistrale als Hauptfoyer ist das Herz der Anlage und verbindet das Gymnasium, die Realschule und die gemeinsam genutzte Bereiche über einen möglichst kurzen Weg. Die direkte Wegeführung hilft einer klaren Orientierung im Komplex. Der latente Bezug zum Außenraum dient einer ausreichend natürlichen Belichtung dieser multifunktionalen Raumschicht.
Die großzügig durch Sitzstufen zonierte Magistrale lädt zum Verweilen ein, gleichzeitig bietet sie genug Freiraum für Nutzungen, die über die einer reinen Erschließung hinaus gehen, wie z.B. Ausstellungen etc.

GANZTAGESBEREICH
Der Ganztagesbereich mit der Mensa als Zentrum (Herz) ist zentral an der Magistrale gelegen. Er bietet Rückzugsmöglichkeiten, Bezug zu Außenräumen (Zentrumsplatz, geschützten Patios), ein dehnbares Raumangebot (Ausdehnung in Begegnungszone zum Toben und Bewegen, etc.) und ist flexibel / nutzungsneutral auch für Veranstaltungen / Aufführungen zu nutzen (auch außerschulische Veranstaltungen).

SELBSTLERNZENTRUM UND BIBLIOTHEK
Das ebenfalls direkt an der Magistrale und nah zur Mensa gelegene Selbstlernzentrum teilt sich mit der Bibliothek und den Ruheräumen einen eigenen Lernpatio, der zudem die heute unbefriedigende Situation der Bibliothek zum Außenraum klärt.

VERWALTUNG
Die internen Verwaltungen der Realschule und des Gymnasium sind an den Enden der Magistrale Ihren jeweiligen Schulen zugeordnet, bei den Eingängen gelegen und über die Magistrale miteinander räumlich verbunden.
Die Verwaltungsräume für den Beratungsbedarf befinden sich am Übergang der Magistrale zum Foyer des Gymnasiums, wo auch der Begegnungsraum angeordnet ist, der sich zu einem eigenen Hof öffnet.

LERNZONEN
Der allgemeine Unterricht wird über Cluster in die bestehenden Strukturen des Gymnasiums und der Realschule integriert. Die vorhandene Substanz erlaubt weitgehend eine klare Gliederung der Geschosse in Jahrgangsstufen, welche wiederum über offene Bereiche miteinander verbunden werden.
Die Fachräume sind entsprechend Ihrer Nutzung räumlich so verortet, dass diese eigene Einheiten bilden, bzw. im geforderten Umfang gemeinsam genutzt werden können.

FLEXIBILITÄT
Die Lernzonen, welche beide Schulen verweben und zu einem Schulzentrum werden lassen, verfügen über ein hohes Maß an Flexibilität. Sie erlauben, dass der klassische Unterricht „frontal“ und „an der Tafel“ ersetzt wird durch multimediales Arbeiten in Gruppen.

MATERIALITÄT
Das Schulzentrum soll als freundlicher Lernort in Erscheinung treten, der seine Bezüge zum Bestand nicht verleugnet. Raumstimmungen werden maßgeblich durch die Lichtführung der Außenraumbezüge bestimmt, getragen von hellen Oberflächen im Innern, die, dezent eingesetzt, der „Schule für alle“ eine Identität geben.
Nach Außen präsentiert sich der Neubau als klares Volumen, der seine Struktur nicht verbirgt, sondern als massiver Bau mit großzügigen Öffnungen das Tragen und Lasten, welche seinem topografiebestimmten Charakter entspricht, ablesbar macht.

WIRTSCHAFTLICHKEIT
Wo möglich, werden die vorhandenen Strukturen genutzt um die jetzigen Schulen zu einem modernen, offenen und barrierefreien Schulzentrum zusammenzufassen.
Durch Flächenreduzierung von z.T. nicht mehr nutzbaren Bereichen werden Sanierungs- und Unterhaltskosten eingespart. Durch eine kontrollierte Fassadenlüftung mit CO2 – Sensoren werden ebenfalls Energie- und Wartungskosten eingespart (s.a. 1. Haustechnisches Konzept).

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Alleinstellungsmerkmal des Entwurfs bildet die großzügige Auftaktsituation im Norden der Anlage, die durch die Überplanung der Freiherr-vom-Stein-Straße und die dadurch mögliche Arrondierung der Außenraumflächen entsteht. Diese Chance nutzt der Entwurf konsequent. Den Auftakt schafft der großzügige, räumlich gefasste Hof im Norden, der das Zentrum des Ensembles der Schule mit Sporthalle und Außensportfläche bildet. Der vorgeschlagene Abriss der Nebenflächen der Realschule im Norden und des Trafogebäudes im Nordwesten erlaubt die Ausbildung eines zweiten oberen Schulhofniveaus. Diese Maßnahmen der Arrondierung und Verknüpfung werden sehr positiv bewertet. Die Sporthalle und das Großspielfeld bekommen eine bessere Beziehung zum Campus. Der nördliche Eingangsplatz liegt an der richtigen Stelle. Die Überwindung der ca. 4 m zum Haupteingang der Realschule über eine Sitztribüne ist räumlich gelungen. Ein zurückhaltender eingeschossiger Baukörper, der sich zwischen Gymnasium und Realschule erstreckt und den Schulhof nach Süden hin abschließt, nimmt den Eingangsbereich und das Foyer auf, und bildet eine klare Struktur, an der alle Funktionen der gemeinschaftlichen Nutzung sowie des Ganztagsbereichs intelligent und schlüssig organisiert sind. Die großzügige Dimensionierung der Wegeführung in Verbindung mit den gut gesetzten Höfen, und die dadurch möglichen Blickbeziehungen und Lichteintrag, schaffen eine große räumliche Qualität. Es entsteht ein neues Herz des Schulzentrums. Die funktionalen Zusammenhänge sind im Wesentlichen gut gelöst. Kritisch wird jedoch die gewählte bauliche Aufstockung des Gymnasiums bewertet, die im Konzept zur Erzielung der gewünschten Clusterung notwendig wird. Die Außenräume sind ebenfalls gut gelöst und bieten überzeugende Antworten auf die Herausforderungen, die die Topografie stellt. Der Eingangsplatz mit der Bauminsel und mit der gewählten Materialgleichheit von Platz und Gebäude überzeugt sehr. Die gewählte Terrassierung der Landschaft im Süden ist räumlich gelungen. Die hier stark gegliederten Aussenräume scheinen allerdings aus Sicht der Personalaufsicht problematisch. Der Entwurf liegt hinsichtlich Flächen und Baukosten im oberen Bereich, im Vergleich der Arbeiten zueinander, was auch der bereits erwähnten baulichen Erweiterung/Aufstockung im Bestand geschuldet ist. Insgesamt ein stimmiger, kluger und starker Entwurf, der großes Potenzial für die Beantwortung der räumlich-architektonischen Frage nach einer „Schule für die Zukunft“ an diesem Standort beinhaltet.