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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2016

Kölnmesse 3.0

Engere Wahl

Preisgeld: 6.000 EUR

Behnisch Architekten

Architektur

Transsolar Energietechnik GmbH

Bauingenieurwesen

schlaich bergermann partner - sbp SE

Tragwerksplanung

BS Ingenieure

Verkehrsplanung

Endreß Ingenieurgesellschaft mbH Brandschutzsachverständige

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Die Koelnmesse ist der Messeplatz Nr.1 für zahlreiche Branchen, Besucher und Aussteller aus der ganzen Welt. Mit ca. 2.7 Millionen Besuchern jährlich und mehr als 200 Kongress-Veranstaltungen bietet die Koelnmesse den perfekten Rahmen für eine Vielzahl an Weltleitmessen.

Die Kölner Messegesellschaft selbst blickt auf eine mehr als 90-jährige Tradition zurück. Beflügelt durch das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit konnte sich die damalige „Rheinische Messe“ zu einem ausgezeichneten Welthandelsplatz entwickeln. Heute beschäftigt die Koelnmesse weltweit rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zeigt sich zudem positiv verantwortlich für annähernd die Hälfte der Übernachtungsgäste, die jährlich die Stadt Köln besuchen.

Der Standort der Koelnmesse ist einzigartig. Nach einer umfassenden Neugestaltung der Hallen und Freiflächen zählt sie heute zu den attraktivsten Messearealen Europas und genießt als fünftgrößtes Messegelände weltweit zudem einen hervorragenden Ruf. Die unmittelbare Nähe zum Rhein, zur Kölner Altstadt und die optimale Anbindung an nahezu alle mobilen Verkehrsmittel zeichnen den Messestandort besonders aus. Diese positiven und anregenden Faktoren sind das prägende und einzigartige Alleinstellungsmerkmal der Koelnmesse und haben in den vergangenen Jahren so maßgeblich zum Erfolg beigetragen.

Aufgrund der unterschiedlichen Altersstruktur der Gebäude besteht heute jedoch ein Qualitätsgefälle zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil der Messe. Einige der Hallen im Südgelände müssen dringend saniert werden und sollen in diesem Zug technisch optimiert auf den neuesten Stand gebracht werden. Weiterhin sind unterschiedliche Anschlusshöhen an den Übergängen der unterschiedlichen Hallen vorhanden, bedingt durch die stufenweise Erweiterung der Messe in den vergangenen Jahren. Lediglich das durchgängige Erschließungsniveau auf +5.00m ermöglicht über einen Verbindungsbau, das Terminal, als zentralen Verteiler für die Messebesucher die notwendige Erreichbarkeit jeder einzelnen Halle. Von dieser Verteilerebene im zentralen Bereich des Südgeländes sollen zukünftig alle Südhallen erschlossen werden.

Neben den Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen wird die Koelnmesse in den kommenden Jahren zudem durch eine neue Halle (Halle 1plus), einer CONFEX-Halle, die flexibel als Messe-, Kongress- und Eventhalle genutzt werden kann, sowie durch ein zentrales Eingangsterminal ergänzt und aufgewertet werden. Hinzu kommen in mehreren Realisierungsphasen attraktivitätssteigernde Maßnahmen wie z.B. die Fassadenneugestaltung der Hallen, die Aufwertung der Freiflächen, die Verbesserung der Verkehrs- und Parkraumsituation sowie die Optimierung der logistischen Abläufe.

Generell soll bei allen diesen Überlegungen die vorhandene hohe Flexibilität der Messe nicht beeinträchtigt werden. Vielmehr gilt es, das variantenreiche Angebot an unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten durch sinnvolle und effizient ergänzende Eingriffe zu stärken und den Erlebniswert des Standorts sowie das steigende Bedürfnis nach Emotionalität und Attraktivität hervorzuheben. In einer ganz selbstverständlichen und nachvollziehbaren Weise kann dieser Mehrwert zukünftig den Ausstellern und den interessierten Messebesuchern angeboten werden.

Der vorliegende Entwurf ordnet die neuen Messebausteine behutsam auf dem Gelände an. Und schafft damit eine Vielzahl an neuen Verbindungen und logistischen Vereinfachungen. Die CONFEX als neues Gesicht innerhalb der Messefamilie soll zum Teil auf den Fundamenten der bestehenden Halle 1 errichtet werden. Nördlich daran anschließend findet die Halle 1plus ihren eigenständigen Platz. Dem Terminal als zukünftiges Verbindungs- und Verteilungsgebäude, welches den Eingang West und Ost miteinander verbinden wird, kommt in allen Überlegungen eine besondere Bedeutung zu. Neben der Vorstellung einer funktionierenden Verteilerebene, welche ebenfalls die Verbindung zum Eingang Süd und Nord stärkt, ist beabsichtigt, hier ein helles, tageslichtdurchflutetes und offenes Raumgefüge mit Kassen und Zugangskontrollen, mit Büros und Konferenzräumen sowie mit einem ein breiten Angebot an Gastronomie und Geschäften zu realisieren. Zusätzlich hierzu werden die Besucher von Parkflächen auf den Dächern der angrenzenden Messehallen über attraktive und gut auffindbare Zugänge zum Terminal und dann weiter zu den verschiedenen Messehallen geführt.

Eine komplexe und umfangreiche Aufgabenstellung – und eine reizvolle Aufgabe gewiss, da die anstehenden, konzeptionellen Überlegungen die Weiterentwicklung der Koelnmesse zukünftig maßgebend prägen und das Erscheinungsbild des Messestandorts neu interpretieren werden. Der Charakter der Koelnmesse wird in Zukunft in einer signifikanten Dimension neu verstanden werden.

Zu Beginn aller Überlegungen werden uneingeschränkt die funktionalen Vorgaben und die präzise beschriebenen Rahmenbedingungen berücksichtigt und umgesetzt. Oftmals jedoch lassen diese limitierenden Faktoren nur einen geringen Gestaltungsspielraum. Die ideale Formel einer Messe setzt sich gewöhnlich aus der größtmöglichen Flexibilität und aus einem Optimum an wirtschaftlichen Betriebsabläufen zusammen. Ein Messegelände wird daher nicht selten und irrtümlich als eine wohlsortierte Ansammlung von Funktionsbauten und Hallen verstanden – nüchtern in ihrer Erscheinung und in der Regel nur von eingeschränkter architektonischer Qualität. Meistens strahlen Messen daher den Charakter eines starren Apparates und bestenfalls die Anmutung eines gut funktionierender Organismus aus.

Die Besucher jedoch erleben Messen aus einer ganz anderen Perspektive und stellen möglicherwiese zusätzlich noch weitere Forderungen an eine moderne Messe. Stände der Aussteller müssen aufgesucht werden um sich zu informieren und um lukrative Geschäfte abzuschließen. Der Weg zwischen den einzelnen Hallen und von Aussteller zu Aussteller ist in der Regel als zur Restfläche degradierte Erschließungs- und Flurzone mit nur bedingter Aufenthaltsqualität ausformuliert.

Hier findet sich jedoch ein inhaltlicher und architektonischer Ansatz für einen modernen Messeorganismus. Wäre es nicht fantastisch, wenn der Besucher einen Ort erleben kann, an dem er sich gerne aufhält und gerne zu Gast ist? – Ein Ort sollte geschaffen werden, an dem er sich entspannen und kurz zu einem Plausch mit seinem Geschäftspartner verabreden kann. Ist etwas Interessantes in der Umgebung zu finden, kann sich dieses in den Messealltag integrieren lassen. Es ist eine unkonventionelle Vorstellung, stadträumliche und landschaftliche Qualitäten einzubeziehen; eine abwegige jedoch keinesfalls.

Speziell die Koelnmesse bietet die Möglichkeit, sich als lebendiger und moderner Marktplatz der Kommunikation zu präsentieren, welcher die Besonderheit des Standorts in spielerischer Weise in einer übergeordneten Gesamtkonzeption angemessen berücksichtigt. Aus dieser Idee wird ein neues Leitbild entwickelt.

Durch die Nähe zur Kölner Altstadt und zum Rheinufer nach Westen hat der Messestandort in Köln eine Vielzahl dieser notwendigen Besonderheiten zu bieten.
Die CONFEX mit Ihrem Zugang nach Westen zum Rhein und zur historischen Altstadt sowie nach Süden zur Messecity wird dem Messestandort in der rheinischen Metropole ein neues Gesicht und eine neue, einzigartige Identität verleihen. Hier wird sich die Messe bereits als ein besonderer Ort der Begegnung nach außen hin präsentieren. Ein markantes, eigenständiges Gebäude mit einladendem Charakter wäre hier sicherlich wünschenswert und zu erwarten.

Die Halle 1plus schließt sich ganz selbstverständlich nach Norden hin an. Hier wird entgegen dem Masterplan weniger an ein großes, zusammenhängendes Gebäudevolumen aus CONFEX und Halle 1plus gedacht. Vielmehr sollte für die Ost-West Verbindung mit dem neuen Terminal ein offenes und einladendes Charakterbild prägend sein. Mit einer großen Transparenz und einem freien Blick zur Kölner Altstadt nach Westen wird dieser Ort die Besucher nachhaltig in seiner Funktion und seiner Wahrnehmung begeistern.

Ein abgrenzendes und einen Endpunkt bildendes Gebäude wäre von Osten kommend sicherlich nicht angemessen. Vielmehr ist an ein transparentes Bindeglied zwischen CONFEX und Halle 1plus gedacht, das die unterschiedlichen Ebenen über großzügige Rolltreppen miteinander verbindet. Ein schöner Messebalkon wird die Destination für die Messebesucher nach Westen sein, der weiter zum Staatenhaus leitet. Dort bietet sich ein beeindruckender Blick über den Rhein, zur Altstadt, zum Kölner Dom und zum Rheinpark. Auf der Ebene des Messebalkons auf +8.00m ist das Hauptfoyer des CONFEX zu finden. Über eine großzügige Freitreppe finden auch die Besucher von der Messecity kommend nahezu selbstverständlich den Hauptzugang. Die VIP- und Besuchervorfahrt ist auf der Ebene 0.00 angeordnet.

Das Terminal selbst wird mit einer räumlichen Komposition aus Innen- und Außenräumen die Vorstellung einer einladenden und freundlichen Messe unterstützen. Die unterschiedlichen Funktionen sind spielerisch in vier Ebenen unter einem großen, schützenden Dach angeordnet, welches die Besucher an den Eingängen empfängt und dann weiter nach Westen leitet. Es entsteht eine Reihung von Räumen und Wegen, die der idealen Vorstellung einer funktionierenden Stadt gleichen. Belebte Plätze, kommunikative Rückzugsräume und entspannte Gärten helfen den Gästen Ihre Energie zurück zu gewinnen, oder sich in Ruhe über ihre Eindrücke auszutauschen. Ein fein gegliedertes und detailliertes Dach mit präzise Oberlichtöffnungen versorgt den Innenraum ideal mit diffusem Licht.

Die Realisierung der Erweiterungsbauten soll zur Aufrechterhaltung des Messebetriebes während der Bauzeit in mehreren Bauabschnitten erfolgen.
Die Confex Halle sowie die Halle 1plus können durch die Bauwerksfugen weitgehend getrennt voneinander errichtet werden. Hierdurch ist ein Zeitgewinn durch parallele Errichtung der beiden Hallen möglich. Insbesondere bei der Verwendung von Halbfertig- oder Fertigteilen ist hierbei eine große Zeitersparnis möglich.
Das Terminal kann z.B. in drei Bauabschnitten errichtet werden. Der erste Bauabschnitt ist der Teil zwischen der Confex Halle und der Halle 1plus. Das restliche Terminal kann danach sukzessiven in zwei weiteren Bauabschnitten (getrennt durch Bauwerksfugen) gebaut werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Als prägendes Element des Entwurfs spannt sich ein exponiertes Dachtragwerk über das Terminal vom Eingang Ost bis hinüber in den Westen zum CONFEX und der Halle 1plus. Es entsteht eine sehr präsente und große Geste zum öffentlichen Raum der Deutz-Mülheimer Straße, die jedoch kaum Bezug zu den Bestandsarchitekturen entwickelt. Analog zur Dachkonstruktion wird das Terminal mit seinen Funktionen bis in den Westen zwischen CONFEX und Halle 1plus durchgesteckt. Die Verbindungen der drei Hallen untereinander, wie auch zu den Bestandshallen sind somit gut gelöst. Unterhalb der Dachstruktur entwickelt sich eine vielschichtige, von zahlreichen Einschüben und Brücken durchzogene Raumfolge, die die Dimension der Terminal-Halle bewusst durchbricht. Die in diesem interessanten Ansatz vermittelte eher kleinteilige Atmosphäre und Emotionalität werden gewürdigt. Allerdings verliert die große Verteilerhalle so ihre Klarheit und die Orientierung für die Besucher wird als sehr schwierig eingeschätzt. Die Gestaltung der beiden Hallen CONFEX und Halle 1plus im Westen tritt gegenüber dem Terminal deutlich zurück und bildet wohlproportionierte Eingangsportale aus. Die Funktionen aller Erweiterungsbauten sind insgesamt gut sortiert. Insgesamt entwickelt der sehr eigenständige Entwurf jedoch zu wenige Bezüge zum Bestand.