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Gutachterverfahren | 11/2015

Neugestaltung Stefan-Heym-Platz

Teilnahme

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Räumliche Einbindung:

Der Stefan-Heym - Platz stellt durch seine zentrale Lage einen wichtigen Orientierungspunkt entlang der Bezirksgrenze von Berlin-Friedrichshain und Lichtenberg dar. Hier trifft die Möllendorffstraße auf die Frankfurter Allee, eine der ältesten Verkehrswege und wichtigsten Bundesstraßen von Berlin. Aufgrund seiner Nähe zum Ring-Center und zum Rathaus Lichtenberg ist der Platz ein wichtiger Ort als Treffpunkt und bildet zudem einen wichtigen Baustein der Grünverbindung zwischen dem Stadtpark Lichtenberg und dem Treptower Park. Im Zuge der neuen städtebauliche Rahmenplanung, die einen städtebaulichen Hochpunkt an die Kreuzung setzt, wandelt sich der Charakter des bisher als Grünanlage geprägten Stefan- Heym –Platzes in den eines zeitgenössischen, urbanen Stadtplatzes.

Freiraum:

Um der- durch das hohe Verkehrsaufkommen- bedingten Lärmbelastung entgegenzutreten, macht sich der Entwurf die Topografie des Platzes zunutze. Großzügige Rasenplateaus, schieben sich auf Höhe des Platzniveaus bis an die Grundstücksgrenze heran. Es werden baumüberstandene Aufenthaltsbereiche als Aufweitungen der Platzfläche geschaffen, die als grünen Rahmen den Platz einfassen und optisch erweitern. Dieses an allen Seiten der Platzanlage wiederkehrende Element schafft Orte des kurzweiligen Aufenthalts, des Treffens und der Orientierung. Hier kann dem Verkehr den Rücken gekehrt, oder sich verabredet werden. Von der Möllendorffstraße aus gelangt man barrierefrei auf den Platz. Für den „Stadtboden“ (Beläge / Decken)ist eine weitgehend einheitliche mineralische Materialität vorgesehen. Zur Betonung der niveaugleichen Platzmitte rahmt ein Wasservorhang aus Fontänen den Stefan-Heym-Platz, der Raum für unterschiedlichste Nutzungen bietet. Dieser gut besonnte Bereich erhält somit ausreichend Raum um eine Möblierung anliegender gastronomischer Betriebe zuzulassen und auch die mit multifunktionalen Sitzbänken ausgestattete und von Bäumen überstandene „Leseinsel“ zu integrieren. Als identitätsstiftendes Element des Platzes, im Sinne eines „offenen Bücherregals“ fungiert die Bücherbox. Hier wird die Möglichkeit gegeben Werke Stefan Heyms auszuleihen, zu lesen und wissenswertes aus seinem Leben zu erfahren. Die zum großen Teil frei gehaltene zentrale Platzfläche bietet genügend Raum um geforderte Nutzungen wie Wochen- oder Weihnachtsmarkt, Tangoabende, Bewegen und Spielen in Interaktion mit den Wasserfontänen zu ermöglichen. Die Erdgeschosszone entlang der Frankfurter Allee wird niveaugleich an das Gehwegniveau angebunden und mit einer ruhigen Pflanzung im Sinne eines grünen Vorgartens thematisiert.

Materialität – Vegetation - Licht:

Die Gestaltung der Platzoberflächen nimmt die Leitidee des städtebaulichen Entwurfes auf und die Verlegerichtung des Stadtbodens orientiert sich an den drei Hauptwinkeln des Gebäudes. Die Entwässerung der geneigten Flächen wird über Rinnen an den Fußpunkten zur Gehwegkante sichergestellt. Die vorhandenen Bestandsbäume werden in den Entwurf integriert und unter Verwendung von Eberesche und verschiedenen Ahornsorten komplettiert. Das Baumgerüst sowie eine darunter liegende zweite Vegetationsebene aus Blühgehölzen, mit schirmförmigen Wuchs, wie Kupferfelsenbirne , Zierkirsche und Zierapfel schirmen den Platz zur Straße hin ab. Interessante Blühaspekte in den Monaten April-Juni sowie ein intensives Farbspiel der Blätter in den Herbstmonaten inszenieren den Stefan-Heym-Platz rund ums Jahr abwechslungsreich. Auftakt der Blühsaison bilden weißblühende Geophytenkissen aus Krokus, Narzisse, Hyazinthe und Wildtulpe.

Im Rahmen des Beleuchtungskonzeptes wird vorgeschlagen die Baum-bzw. Gehölzpflanzungen der Rasenplateaus über Bodenstrahler atmosphärisch zu illuminieren. Integrierte Beleuchtung in den Wasserfontänen bespielen den Platz zusätzlich und ermöglichen die Nutzung des Platzes auch bei Nacht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf hat mit einer starken Leitidee auf die Aufgabenstellung reagiert, die in allen Teilen nachvollziehbar dargelegt wurde. Raumbildung und stadträumliche Einbindung wurden als gut beurteilt und Pflanzkonzept und Kostenrahmen, obwohl in Variante A deutlich über dem vorgegebenen Budget, wurden als realistisch eingeschätzt. Bemängelt wurde der Versatz des Fischerjungen, der als prägende Figur vom Platz verschoben wurde und die Ausstattungselemente, die zu wenig variable Aufenthaltsmöglichkeiten in den Raumteilen des Platzes ermöglichen. Bei der Beleuchtung wurden nur indirekte Beleuchtungsmöglichkeiten erwähnt, eine Grundausleuchtung wurde nicht vorgesehen. Der Entwurf setzt sehr stark auf Aneignung der Flächen, was den im Beteiligungsverfahren genannten Wünschen aber zum Teil entgegensteht. Eine größere Geste am diagonalen Eingang zum Platz wäre wünschenswert.