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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Neubau der Clay-Schule

1. Preis

Preisgeld: 49.500 EUR

Staab Architekten

Architektur

Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

WBP Winkels Behrens Pospich Ingenieure für Haustechnik GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Erläuterungsbericht Freianlagen

Der Neubau der Clay-Schule Berlin ist allseits von einem mit großformatigen Betonplatten befestigten Sockel umgeben. Er führt vom Neudecker Weg im Süden bis zu den Sportfeldern im Norden des Grundstücks. Dabei ist der Sockel von Baumfeldern in unterschiedliche Bereiche gegliedert: sie bilden den Eingangsplatz der Schule sowie drei Pausenhöfe für unterschiedliche Jahrgangsstufen und die Oberstufe. Die Baumfelder gliedern jedoch nicht nur die Schulfreiflächen, sie bilden räumliche und funktionale Schwerpunkte. Im lichten Schatten ihrer Bäume befinden sich Sitzbänke und -podeste aus Holz zum Verweilen. Unter Partizipation der Schüler werden Spielgeräte, Tischtennisplatten oder ähnliche Aus-stattungen ausgewählt und hier verortet. Die Baumfelder sind Treffpunkt und Spielort der jeweiligen Jahrgangsstufen. Auf dem Eingangsplatz sind neben langgestreckten Holzbänken die Fahrradstellplätze zwischen den Bäumen angeordnet (Fahrradbügel für 386 Fahrräder). Der Belag sämtlicher Baumfelder wird wasserdurchlässig ausgebildet (teils Rasenpflaster, teils Tenne, teils Vegetationsflächen mit niedrigen Blütensträuchern und Bodendeckern). Durch die räumliche Konzentration der Ausstattung sind die befestigten Flächen des Sockels freigehalten und stehen für unterschiedliche Nutzungen wie Bewegungsspiele, Aufführungen oder Schulfeste zur Verfügung.
Nördlich der Pausenhöfe liegen die Sportflächen und die Turnhalle der Schule. Ein Geländeversprung von 1,50 m ist als Sitzstufen, Freitreppen und Rampenanlagen ausgebildet. Neben der barrierefreien Erschließung zwischen Pausenhöfen und Sportflächen dient die Ausbildung der Topografie gleichzeitig als Zuschauertribüne für Sportveranstaltungen. Die Außensportanlagen sind entsprechend ihrer Nutzung aus Kunststoff (Kleinspielfelder, Laufbahnen, Sprunganlagen) oder aus Sand (Kugelstoßen, Weitsprunggrube, Beachspielfeld) hergestellt. Ballfangzäune und Sportausstattungen sind im erforderlichen Maße vorgesehen. Zwischen den Sportanlagen und der Turnhalle befindet sich eine Gymnastikwiese. Östlich bietet ein Schulgarten Platz für Naturerfahrung oder Unterricht im Freien.
Die östlichen und westlichen Grundstückskanten des Schulgeländes sind von baumbestandenen Rasenflächen flankiert. Sie bilden eine visuelle Raumkante zur Nach-barschaft.
Die Höfe des Schulneubaus sind mit mittelkronigen Bäumen wie Vogelkirschen und Ebereschen sowie pflegeleichten Bodendeckern und Stauden bepflanzt. Neben dem reizvollen Ausblick auf Blüten und Herbstfärbung der Bäume bietet ein Hof Platz für den Freisitz der Schulmensa. Die Dachflächen der Schule sind – neben möglichen Photovoltaikanlagen – mit einer extensiven Dachbegrünung versehen.
Abgesehen vom Eingangsplatz ist das gesamte Schulgrundstück durch einen transparenten Metallzaun eingefriedet. Sein Verlauf berücksichtigt, dass die Turnhalle außerhalb der Schulzeit durch den Vereinssport genutzt wird. Tore gewährleisten die erforderlichen Zugänge oder Zufahrten zum Grundstück. Die Belagsflächen von Eingangsplatz und Pausenhöfen sind befahrbar für Anlieferung und Rettungsfahrzeuge der Feuerwehr. Das Niederschlagswasser von befestigten Flächen wird nach Möglichkeit in angrenzende Vegetationsflächen abgeleitet. Erforderliche Hofabläufe werden an unterirdische Rigolen angeschlossen. Im Bereich des Haupteingangs zur Schule und zur Turnhalle befinden sich jeweils 3 Behindertenstellplätz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einem homogenen kompakten Baukörper schafft der Entwurf eine städtebaulich äußerst markante und identitätsstiftende Setzung auf dem Grundstück, während er ins Innere hinein eine differenzierte, abwechslungsreiche Wirkung entfaltet. Hervorzuheben ist die konsequente Unterbringung der Funktionen in nur zwei Geschossen: im Erdgeschoss die Fachbereiche und zentralen Versammlungsräume, im ersten Obergeschoss die Unterrichtsräume der vier Mittelstufenjahrgänge und der Oberstufe. Die zentrale Setzung des Baukörpers gliedert die Pausenhofsituationen für die Jahrgänge sehr ausgewogen, sowohl im Süden als auch im Norden zum Sportgelände hin. Durch einen wohltuend dimensionierten Vorplatz kommt der Baukörper vom Neudecker Weg aus betrachtet bestmöglich zur Geltung.

Überzeugend in Lage und Dimensionierung ist der Eingangsplatz über den das Gebäude vom Neudecker Weg aus für die Schüler erschlossen. Die Anlieferung von Mensa, Cafeteria und dem Fachbereich Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT) und Kunst erfolgt über den östlichen Zugang.

Durch die Anlage einer Tribüne, von der aus man das sportliche Geschehen auf dem Feld betrachten kann, ist der Höhensprung im Gelände optimal gelöst. Die Bündelung des geforderten Sportangebots im nördlichen Bereich im direkten Umfeld der Sporthalle ist sehr gut gelöst. Die Einteilung der Sportflächen entsprechen nicht den funktionalen Anforderungen und müssen überarbeitet und angepasst werden. Insbesondere fällt eine Überlappung der Kleinspielfelder und der Laufbahnen ins Auge, sodass eine gleichzeitige Nutzung durch mehrere Sportarten nicht möglich erscheint. Sehr lobenswert sind die drei klar den Jahrgängen zugeordneten Pausenhöfe, die als Besonderheit Aneignungs- und Partizipationsflächen für die Schüler anbieten. Kontrovers wird diskutiert, dass der Versiegelungsgrad sehr hoch erscheint. Der Anteil der Grünflächen sollte vergrößert werden.

Sehr positiv wird die großzügige Schulstraße bewertet, in die zentrale Bereiche wie zentraler Außerunterrichtlicher Bereich (AUB) und Mensa (optional auch abtrennbar) sowie die Zugänge zu den Fachbereichen sehr gut auffindbar und integriert sind. So konsequent sich das Gebäude nach außen als Baukörper darstellt, so konsequent zelebriert er nach innen eine aufgelöste Hofstruktur, durch die atmosphärisch außergewöhnliche attraktive Aufenthaltsbereiche an der Schnittstelle verschiedener Bereiche entstehen. Mit einer differenzierten und spannungsvollen Gliederung im ersten Obergeschoss ist es dem Entwurf bestens gelungen, den Bedürfnissen des Jahrgangsprinzips als zentralem pädagogischen Konzept der Clay-Schule gerecht zu werden.

Der eigentliche Eingang in das Schulgebäude bleibt in seiner Bescheidenheit hinter einem Wunsch nach mehr Öffnung zurück. Die Lage von Mehrzweckraum, Mensa und Cafeteria im Eingangsbereich der Schulstraße ist sehr gelungen. Die von der Schule gewünschte Einbindung der Aula für Veranstaltungen in den Musikbereich überzeugt. Der Bereich des Gedenkortes wird zwar angedeutet, sollte aber klarer definiert werden. Die Clusterstruktur in diesem Entwurf erscheint vorbildlich gelöst, da die sozialen Flächen im Jahrgang sehr überzeugend verteilt sind. So sind Lernlandschaft, Lernwelt und Differenzierungsräume zentral für alle Gruppen gut erreichbar verortet. Auch Lehrerzimmer und Freizeitraum sind zentral sehr gut im Jahrgang platziert und stellen mit der Möglichkeit eines sehr guten Überblicks des gesamten Bereichs eine ideale Lösung dar.

Die vorgesehenen lichten Raumhöhen von 3m werden eingehalten, alle Aufenthaltsräume sind tagesbelichtet.

Die zweigeschossige Sporthalle mit separatem Zugang im Norden erfüllt die Funktionen. Die Sportlertoiletten auf Hallenebene sowie der Außengeräteraum sind nicht ersichtlich und sind noch unterzubringen. Eine Besonderheit ist eine oberhalb der Decke liegende Tragstruktur im zweiten Obergeschoss, die das Gebäudevolumen optisch verkleinert.

Über die doppelten Treppenanlagen ist die Entfluchtung gewährleistet. Der Rauchentwicklung in den oberen Flurbereichen wird mit Brandschutztüren entgegen gewirkt. Die Klassenräume können im Brandfall über Verbindungstüren als Fluchtweg in den rauchfreien Bereich entfluchtet werden.

Mit einer Sichtziegelfassade überzeugt die Konstruktion in Ihrer Robustheit. Die offen liegende Ziegelstruktur belebt die Fassade. Holz-Pfosten-Riegel-Konstruktion und Holz-Thermofassade sind als standardisierte Bauweise eine gute standardisierte Lösung.

Die Errichtungskosten liegen im Vergleich zu den anderen Arbeiten im mittleren Bereich, da unter anderem eine sehr große Gründungsfläche sowie eine große Dachfläche entwurfsbedingt vorzusehen ist. Die vermeintlichen Unterhaltskosten liegen mit 98% leicht unter dem Durchschnitt aller Entwürfe, da der Entwurf in seiner Kompaktheit die zu beheizenden Räume klein hält.

Die Energie- und Nachhaltigkeitskennwerte liegen zumeist im Wettbewerbsmittel - wie etwa Fensterflächenanteile, Kompaktheit, spezifischer Energiebedarf und der Ressourcenbedarf für Baustoffe. Während die Tageslichtversorgung der Unterrichtsräume vorteilhaft erscheint, werden nicht alle Erschließungszonen im EG optimal belichtet. Das Sonnenschutzkonzept ist effizient.

Insgesamt stellt die Arbeit einen sehr wertvollen Beitrag zu der Aufgabenstellung dar, der die Erwartungen in vielen Bereichen erfüllt oder sogar übertrifft. Deswegen wird die Arbeit im vorderen Bereich der Preis-Gruppe gesehen, auch wenn die klare städtebauliche und bauliche Konstitution eine Anpassung der Sportflächen erfordert. Insbesondere die Wegeverbindung zwischen Schulgebäude und Halle ist nicht angemessen gelöst.
Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG