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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2016

Neubau der Umweltstation

2. Preis

UA URBAN ARCHITECTURE

Architektur

Erläuterungstext

Konzept
Durch die Höhenentwicklung des Geländes zeigt sich das Zentrum selbstbewusst nach Aussen und definiert die räumlichen Kanten des Grundstücks. Das Zentrum ist ablesbar als besonderer Ort im städtebaulichen Ensemble. Es bildet sich ein Identität stiftender Ort für die Bastion aus, der den städtebaulichen und architektonischen Kontext stärkt.
Der Aussenraum verknüpft mit dem Foyer, dem Element der Sitztreppe über die Terrasse auf die obere Bastionsebene. Ein durchgehender Raum vom Platz auf die obere Bastionsebene und ein offener, lichtdurchfluteter und fliessender Raumeindruck entsteht. Die Sitztreppe als Kommunikationsort lädt ein zum Verweilen, informieren, besichtigen, Vorträgen lauschen usw. Es bündelt die öffentlichen Aktivitäten und bildet das Herz des Umweltzentrums. Bei Veranstaltungen können kleine Vorträge z.b. für Kindergruppen, bzw. Filme gezeigt werden bevor man auf die obere Bastionsebene betritt. Die Multifunktionswand entlang der Sitztreppe nimmt alle Informationsmaterialien, Ausstellungsobjekte, Multimedia und Terrarien auf. Sie bildet einen starken visuellen Anziehungspunkt wenn man das Gebäude betritt und ist bereits von aussen weit sichtbar. Der lichtdurchflutete Raum dient per se als das "Wohnzimmer", das Herz der Umweltstation. Notwendige technische Einbauten nimmt diese Wand ebenfalls auf. Lüftungsleitungen- und Auslässe werden nicht sichtbar integriert. Somit bleibt die Decke von technischen Einbauten frei. Von Seiten der Seminarräume kann die Wand notwendige Multimedia, Schränke und Regale aufnehmen.
Die Beratung ist durch das offene Foyer leicht aufzufinden, kompakt und effizient ausgelegt. Ein Empfangstresen mit einem Arbeitsplatz begrüsst die Bürger und hilft die gewünschten Aktivitäten zu erledigen. Der barrierefreie Zugang in das OG und zu der Oberen Bastionsebene wird durch den Aufzug im Inneren des Gebäudes gewährleistet. Die Seminarräume im Obergeschoss haben einen direkten Bezug in den Aussenraum sowie auf eine schmale überdeckte Terrasse, die zwischen dem Innen- und Aussenraum vermittelt.

Freiraum
Der gesamte Vorbereich vom Zeller Tor bis zum Zentrum wird als ein gesamter Platzraum begriffen. Ein öffentlicher Ort, ein Möglichkeitsraum, der alle einlädt sich den Raum anzueignen. Ein homogener sickerfähiger Asphaltbelag bindet alle Aktivitäten der Bürger ein.
Der Freiraum bietet Platz für Veranstaltungen der Umweltstation aber bietet darüber hinaus Raum für Flohmärkte, Kinderfeste, Skateboarden, Oldtimerfest,.....
Strukturiert wird der Raum durch Baumstellungen, die sowohl atmosphärisch dichtere und offenere Bereiche definiert. Sonnenlicht wird gefiltert und schafft eine angenehme Aufenthaltsqualität. Die Bäume werden in kreisförmigen Grünflächen gefasst und diese mit Wildstauden bepflanzt. Die historische Wehrmauer wird freigestellt und ist in Ihrer starken Präsenz erfahrbar entlang der Zeller Strasse und in Richtung des Umweltzentrums. Sie leitet Besucher weiter entlang der Hangkante zu der neuen Umweltstation.
Die Stellplätze für das Bad Nautiland werden mit 69 Stellplätzen nachgewiesen.

Konstruktion / Materialität
Durch die zurückhaltende, der Bauaufgabe entsprechende Architektursprache fügt sich der Baukörper angemessen und selbstbewusst in den Kontext ein. Die gewählte Materialität stärkt die Ablesbarkeit des Zentrums als öffentlicher Ort und repräsentiert die Aufgaben des Umweltzentrums.
Das Tragwerk wird als kostenoptimiertes Stahlbetonbauwerk im Bereich des Hangs und als Holzbaukonstruktion im EG und OG entworfen. Gegenüber einem reinen Stahlbetonbau ist beim kombinierten Stahlbeton-Holzbau der Flächengewinn, die energetische Qualität, die allergeenfreie Bauweise und die Schnelligkeit bei der Erstellung mit qualitativ hochwertigen und vorgefertigten Elementen ein signifikanter Vorteil. Die vorgeschlagene massive Holzkonstruktion aus Brettsperrholz (BSP oder KLH) dient als Wärmespeicher und reduziert den zu erwartenden Wärmebedarf. Die Sichtoberflächen des Holzes erfordern keine weiteren zusätzlichen Schichten. Die Deckenkonstruktion erfolgt mit einer Holz-Beton-Verbundkonstruktion, die die technischen Anforderungen an Tragfähigkeit, Brandschutz, Schwingungsverhalten und Optik optimal erfüllt. Somit wird der Innenraum durch das Material Holz geprägt, der sich an Boden / Wand / Decke wiederfindet. Die Materialität orientiert sich also an der sichtbaren Verwendung der Oberflächen und trägt zu dem angemessenen Erscheinungsbild bei. Sämtliche Oberflächen sind strapazierfähig ausgelegt und somit für eine dauerhafte Nutzung geeignet. Im Bereich der Konstruktion wird durch die Reduktion auf wenige unterschiedliche Elemente sowohl im Bereich des Tragwerks als auch der Fassade ein hoher Grad an industrieller Vorfertigung erfolgen. Ein rascher und problemloser Baufortschritt sowie eine überdurchschnittliche Fertigungsqualität kann damit umgesetzt werden. Die eingesetzten Materialien, die Vorfertigung sowie der sparsame Einsatz an Haustechnik gewährleisten langfristig geringe Errichtungs- und Betriebskosten. Durch die reduzierte Material- und Farbwahl entsteht eine angemessene Repräsentanz der Werte und Haltung der Umweltstation Würzburg und vermittelt diese sichtbar für die Bürger.

Nachhaltigkeit
Die verwendeten Baumaterialien werden größtmöglich lokal, umweltschonend und recyclingfähig bzw. wieder verwendbar sein. Der Baustoff Holz bindet CO2 und verbraucht in der Produktion deutlich weniger Energie als konventionelle Baustoffe und ist zudem ein erneuerbarer Baustoff. Gleichzeitig ist ein späterer Rückbau problemlos möglich, da ein Großteil der Abfälle recycelt oder thermisch verwertet werden kann. Daneben spielen aber auch weitere Aspekte wie Behaglichkeit im Innenraum durch diffusionsoffene Bauweise, die hochwertigen und fertigen Oberflächen sowie die rasche und wirtschaftliche Montage eine Rolle. Eine Integration der Installationsebenen erfolgt in den Elementen selbst oder in der Konstruktionsebene sodass das Holz als Oberfläche zum Tragen kommen kann. Dies ist nicht nur beispielhaft in der Reduzierung von Material und Energie im Ausbau sondern ermöglicht auch eine umweltverträgliche Instandhaltung durch Abschleifen und Neuversiegelung der Oberfläche. Vollholzwände verbessern die Nachhaltigkeit im Vergleich zu der üblichen Holzständerbauweise durch den Wegfall der losen Wärmedämmung und deren notwendigen Instandsetzungszyklus von 30 Jahren und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Bilanz. Der Energiebedarf für Wärmeerzeugung und Warmwasser wird durch eine CO2-neutrale Holzpelletheizung erzeugt.
Es wird eine Lüftungsanlage mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung vorgeschlagen. Mittels Quelllüftung wird die erwärmte Frischluft zugfrei in die Räume eingebracht. Die Abluft wird zentral in der Multifunktionswand abgesaugt. Der sommerlichen Überhitzung wird einerseits durch öffenbare Verglasungen in den Sheds entgegengewirkt aber auch durch die verwendete Holzweichfaserdämmung, die eine hervorragende Amplitudendämpfung aufweist. Das Dach wird intensiv begrünt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Baukörper sitzt richtig im Gelände. Er schmiegt sich selbstverständliche in den Bastionshang. Insgesamt sind die Freiflächen (Ideenteil) nicht tiefergehend bearbeitet.
Die Entwurfsverfasser schlagen einen einfachen, kubischen Baukörper mit Einschnitten im Eingangsbereich und für einen Balkon im Obergeschoss vor. Der Eingang ist damit klar markiert. Die Einschnitte schaffen mit einfachen Mittel eine selbstverständliche Verzahnung zwischen Innen,- und Außenraum.

Gerade die Einfachheit der Mittel ist bestechend. Die (silber-)grau patinierte Lerchenholzoberfläche erscheint als sehr guter Lösungsansatz. Die vorgeschlagen Bauweise mit Vollholzwänden mit Holzweichfaserplatten stellt einen überzeugende ökologische Lösung dar.

Der über Sheds belichtete Treppenraum schafft ein großzügiges Entree´. Durch die Sitzstufen kann ein kommunikativer Raum eröffnet werden. Es werden leider keine abschließbaren Einzelbüros vorgeschlagen. Die Anordnung der WC-Anlage im Erdgeschoss ohne Außenzugang sollte überdacht werden. Die beiden Seminarräume im OG sind durch eine mobile Trennwand zusammenschaltbar. Die Fassaden bilden den Grundriss nicht vollständig ab.

Die Arbeit liegt aufgrund der kompakten Bauweise im wirtschaftlichen Bereich.

Energie:
Die Gebäudehülle zeichnet sich durch einen geringen Anteil aus Grauer Energie aus. Das Heizkonzept ist konventionell CO2-neutral durch den Einsatz von Holzpellets. Mit den Sheds wird ein originelles Belüftungselement angeboten.

Die Arbeit stellt mit einfachen Mitteln einen bemerkenswerten Beitrag zur Aufgabenstellung dar.