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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2016

Neubau der Umweltstation

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

HENCHION REUTER ARCHITEKTEN

Architektur

Marcel Adam Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

HDH Ingenieurgesellschaft für technische Gebäudeausrüstung mbH

TGA-Fachplanung

EiSat GmbH, Engineered Structures

Tragwerksplanung

Katrin Helmbold l ArchitekturModellbau

Modellbau

Bjorn Rolle - Visualisierungen

Visualisierung

Erläuterungstext

Erläuterung

Der Neubau für die Umweltstation Würzburg orientiert sich in verschiedener Hinsicht bezüglich seiner Maßstäblichkeit, seiner Bezüge sowie seiner Materialität an den vorhandenen Gegebenheiten ohne auf eine starke, eigene formale Ausprägung zu verzichten und wird so zu einem unverwechselbaren, prägnanten und zeitlosen Gebäude für diesen Ort und zur Erfüllung seiner Aufgabe.

Städtebauliche Einordnung
In Lageplan und Grundriss wird das neue Gebäude parallel zu den südlich gelegenen Bastionsmauern ausgerichtet und bildet somit u.a. einen klar auf die Zeller Str. hin ausgerichteten Vorplatz bzw. zoniert es die Außenräume auf der oberen Bastionsebene. Durch die einfache, klare Gebäudeausbildung entsteht ein formaler angenehmer und selbstverständlicher Bezug zu den geometrisch starken Bastionsmauern sowie in den Grünraum. Die vorhandene Topographie wird genutzt um „zwei“ Erdgeschosse auszubilden. Der Neubau steht genau an dem Geländeversatz, sodass die untere Ebene mit Büros für den täglichen Publikumsverkehr etc. auf dem Vorplatz- und Straßenniveau liegt und die obere Gebäudeebene mit Veranstaltungs- und Seminarräumen auf die obere Bastionsebene mit seinen Veranstaltungsflächen im Außenraum orientiert ist.

Der Neubau der Umweltstation
Im Haus verbindet ein großzügiges, helles Foyer mit Treppe und Oberlicht die beiden Geschoße. Von diesem Foyer werden auf der unteren Ebene die Büros, der Besprechungsraum sowie die Nebenräume erschlossen und auf der oberen Ebene die beiden Seminarräume mit entsprechenden Nebenräumen. Die Seminarräume können über eine Faltschiebewand zu einem großen Saal miteinander verbunden werden. Sie sind jeweils über eine große Glasfront zu der oberen Bastionsebene hin ausgerichtet und werden über diese sowie ein Oberlicht ausreichend mit Tageslicht versorgt und natürlich belüftet. Außenliegende Sonnenschutzlamellen mit Lichtlenkung sorgen für den sommerlichen Wärmeschutz. Die WC-Anlagen im Obergeschoss liegen direkt am Foyer und können alternativ auch ausschließlich über den Windfang für Außenveranstaltungen genutzt werden.
Die Funktionen Bücherwand, Multimediaarbeitsplätze, Ausstellung von Exponaten etc. werden im Foyer in flexibel gestalteten Einbauten integriert und verleihen dem Haus eine besondere Qualität.

Material und Konstruktion
Bezüglich der gewählten Konstruktion sowie Materialität steht der Neubau über verschiedene Bezüge in einem spannenden Kontext zu seiner Umgebung und entwickelt eine eigene, mit dem Ort und dem Inhalt stark verbundene Erscheinung.
Der kompakte Baukörper ist bis auf die erdberührenden Bauteile ein reiner Holzbau. Wände sind in Holzständerbauweise mit Holzverschalungen und Holzdämmstoffen vorgesehen. Decken werden aus vorgefertigten Holzbauteilen mit Sichtholzoberflächen und entsprechenden Funktionen bezüglich der Akustik etc. ausgestattet, vorgeschlagen. Die Fassade erhält eine vertikale Holzschalung aus einfachen Nadelhölzern der Region, welche über die Jahre silbergrau erscheinen und sich einerseits bezüglich der farblichen Erscheinung den bestehenden Bastionsmauern entsprechen und andererseits über das Material Holz von diesen absetzen und auf Inhalt und Aufgabe der Umweltstation bezüglich nachhaltiger Bauweise etc. beziehen.

Freianlagen
Die neue Umweltstation erhält einen großzügigen gepflasterten Eingangsbereich, der sich mit dem historischen Zeller Tor und der Bastionsmauer zu einem gemeinsamen Vorplatz verzahnt und sich Wartenden und Ankommenden als ‚Außenfoyer’ präsentiert. Seitlich an den Platz schließt eine Fläche mit wassergebundener Wegedecke und großkronigen Bäumen an unter denen Rundbänke zum Verweilen einladen. An der nordöstlichen Gebäudeecke beginnt ein barrierefreier Weg, der auf die ca. 4 m höher gelegene Bastionsebene mit dem Skulpturengarten führt. Neben den Aktionsflächen mit „grünem Klassenzimmer“, Skulpturengarten etc. sind hier Aussichtsbereich mit Blick auf die Festung Marienberg nach Süden und zum Würzburger Stein nach Norden vorgesehen. Eine Zufahrt für Fahrzeuge auf die obere Bastionsebene erfolgt über den Nigglweg.
Stützmauern fangen die höher gelegene Grünanlage zum neuen Parkplatz hin ab. 69 Stellplätze sowie zusätzlich jeweils 2 Stellplätze für Car-Sharing und für Elektroautos (Ladestationen) sind auf dem Parkplatz angeordnet. Die Stellplätze sind mit wasserdurchlässigem Drainfugenpflaster befestigt. Das überschüssige Regenwasser der Fahrgassen wird in die angrenzenden Grünstreifen (Retentionsmulden) geleitet. Standortgerechte Bäume gliedern den Parkplatz und bilden ein lichtes Kronendach, das besonders im Sommer Schatten spendet und für ein angenehmes Mikroklima sorgt.
Auf dem Vorplatz sind 30 Stellplätze für Fahrräder sowie weitere 6 für bike-Sharing entlang der Bastionsmauer angeordnet. Der mit Hecken eingefasste Müllsammelpunkt ist bequem von der Zeller Straße erreichbar.
Flachdachbreiche werden mit Extensiver Dachbegrünung vorgehsehen.

Technische Gebäudeausrüstung
Grundgedanke des gebäudetechnischen Konzeptes ist eine einfache, auf Nutzung regenerativer Energien basierende, nutzerfreundliche und wirtschaftliche Versorgungstechnik.

Wärmeversorgung - Ziel des Wärmeerzeugungskonzeptes ist es, die benötigte Heizenergie für das Objekt so weit wie möglich mit regenerativer Energie herzustellen. Konzeptionell vorgesehen ist eine innenaufgestellte Luft-Wasser-Wärmepumpe im monoenergetischen Betrieb, d.h. ohne Nutzung weiterer Energieträger. Um eine elektrische Nachheizung ab ca. -8°C zu vermeiden, wird der Wärmepumpe einen Spitzenlastkessel als Festbrennstoffkessel, der bei niedriger Außentemperatur eine aktive Beteiligung des Nutzers an der Heizenergieerzeugung durch manuelles Bestücken des Kessels mit Stückholz verlangt, beigestellt. Dies kann optional auch durch eine einfache Gasbrennwerttherme erfolgen.
Lüftung - Grundsätzlich soll soweit wie möglich auf mechanische Lüftungsanlagen verzichtet werden. Elementar ist dabei die Einbindung des Nutzers in das Lüftungskonzept. Konzeptionell ist dies für den Besprechungsraum und die Einzelbüros umsetzbar. Der Seminarraum wird bedarfsgeführt nach Raumluftqualitätszustand belüftet. Luftgütesensoren veranlassen die motorische Öffnung von Oberlichtern zur Herstellung einer natürlichen Querlüftung. Für den Sanitärbereich ist eine mechanische Be- und Entlüftung mit effektivem Rotationswärmetauscher über ein Lüftungsgerät auf dem Dach vorgesehen.
Sanitär - Aufgrund der wenigen Warmwasserentnahmestellen und der teilweise vermuteten unregelmäßigen Nutzung (Dusche) ist eine zentrale Trinkwarmwasserbereitung wirtschaftlich nicht sinnvoll. Es wird vorgehsehen eine bedarfsgerechte Warmwasserversorgung ohne Verteil- und Speicherverluste über dezentral-elektrische Durchlauferhitzer herzustellen.
Grauwassernutzung für die Toilettenanlagen und ggf. die Gartenbewässerung erfolgt über Regenwasserzisterne, welche über die Dachflächen gefüllt werden.
Elektrotechnik - Das Konzept sieht eine Einspeisung von Solarstrom in die Elektro-Auto bzw. E-Bike-Stromtankstelle sowie den eigenen Bedarf im Gebäude vor. Hierfür werden die Flachdachbereiche entsprechend mit Photovoltaik-Kollektoren bestückt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Setzung eines 2-geschossigen, quadratischen Baukörpers orthogonal zur Bastionsmauer ist nachvollziehbar. Selbstverständlich bildet sich die Eingangssituation aus. Die Zonierung der Freianlagen in Parkfläche und Vorplatz ist grundsätzlich gut gelöst, jedoch wird der hohe Versiegelungsgrad kritisiert. Die Erschließung der oberen Gartenebene erscheint zu aufwendig.

Der Zugang und die Zonierung der Erdgeschosssituation erscheint hinsichtlich räumlicher Großzügigkeit des Eingangs und Belichtung der Besprechungsräume nicht befriedigend. Auch der Zuschnitt der ersten beiden Büros ist durch den Aufzug eingeschränkt. Die Ausrichtung, Belichtung und Schaltbarkeit der Seminarräume im Obergeschoss wird sehr positiv gesehen. Die Zonierung in Seminartrakt und dienende Lager-/Sanitärzone ist nachvollziehbar und funktional; die getrennte Erschließbarkeit der Sanitärräume ist gegeben.

Die Klarheit und Kompaktheit des Gebäudes und die einfache Bauweise lässt eine wirtschaftliche Erstellung und Betrieb des Gebäudes erwarten und entspricht den Anforderungen der Auslobung. Die Konstruktion und Materialwahl als durchgängiger Holzbau ist nachvollziehbar.

Die Differenzierung der Fassade in Erd- und Obergeschoss ist schwer lesbar.
Die geschlossene Gestalt des Obergeschosses zum Haupteingang wird kontrovers diskutiert.

Energie
Die Baukonstruktion zeichnet sich durch einen niedrigen Anteil an Grauer Energie aus.
Das Energiekonzept ist konventionell. Die Grauwassernutzung ist positiv hervorzuheben.
Die Beleuchtungssituation im EG Besprechungsraum durch den Lichthof dürfte Kunstlicht erfordern.

Insgesamt stellt die Arbeit einen zurückhaltenden, aber angemessenen Beitrag zur Aufgabenstellung dar die jedoch innenräumlich in Teilbereichen Mängel aufweist.
Blatt 1

Blatt 1

Blatt 2

Blatt 2

Blatt 3

Blatt 3

Schnitt B-B

Schnitt B-B

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Ansicht Süd-Ost

Ansicht Süd-Ost

Ansicht Nord-Ost

Ansicht Nord-Ost

Ansicht Nord-West

Ansicht Nord-West

Ansicht Süd-West

Ansicht Süd-West