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2. Rang 3 / 3

Gutachterverfahren | 01/2016

Neubauvorhaben "Straße am Flugplatz" Johannisthal

3. Rang

Baufrösche - Architekten und Stadtplaner GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Die kleinteilige Grundstruktur für das städtebauliche Konzept wird im Wesentlichen durch einen kompakten Stadtbaustein gebildet, den man als offenen/perforierten Block bezeichnen könnte, bestehend aus einem punkt- und L-förmigen Gebäude. Durch entsprechende Drehungen und Höhenanpassung kann dieser Baustein gut auf die jeweils angrenzenden Bedingungen reagieren. Diese Organisation gewährleistet einerseits eine ausreichende bauliche Dichte und fügt sich andererseits gut in die kleinmaßstäbliche Umgebung ein. Die bauliche Dichte nimmt zum Zentrum hin zu und zu den Rändern ab. Die 3-4 geschossigen Gebäude umschließen die ruhigen, innenliegenden Freiflächen. Als Dachform wird für alle Gebäude begrünte Flachdächer vorgeschlagen.

Erschließung
Für die Erschließung und Durchwegung des Quartiers sind zwei Kategorien von Wegen vorgesehen, die auch die Vernetzung mit der Umgebung herstellen. Die breiteren Wege mit einem Profil von 5,5 m verlaufen überwiegend vor den 4- geschossigen Gebäuden und bieten neben der Erschließung der Wohnhäuser die notwendigen Zufahrten für Versorgungsfahrzeuge und die Feuerwehr. Die schmaleren Wege mit einem Profil von 3,5 m erschließen die übrigen Häuser und stellen die Vernetzung mit der Umgebung her. An der nördlichen Grundstücksgrenze sind zwei Anknüpfungspunkte für eine perspektivische Erweiterung des Quartiers dargestellt.

Stellplätze
Für den ruhenden Verkehr wird eine 3- geschossige Parkpalette mit ca.120 Stellplätzen für PKW vorgeschlagen, das über eine kurze Anbindung direkt von der „Straße am Flugplatz“ erschlossen wird. So wird der Individualverkehr gleich am Quartierseingang abgefangen und das Innere bleibt weitestgehend ungestört. In Verbindung mit der angestrebten baulichen Dichte ist diese Lösung wirtschaftlich sinnvoll. Zudem ist diese Variante sehr gut für ein E-Mobil und Carsharing-Angebot geeignet. Das Erscheinungsbild des Parkhauses kann optisch ansprechend durch eine berankte Fassade und PV-Elementen für die E-Mobilstation gestaltet werden.
Ergänzt wird dieses Angebot durch drei Standorte für öffentliche Stellplätze. Diese sind als Kurzzeitparkplätze konzipiert, um den Bewohnern die Möglichkeit zu geben bei entsprechenden Anlässen in die Nähe ihrer Hauseingänge zu gelangen und diese für einen begrenzten Zeitraum zu belegen.
Die Stellplätze für Fahrräder sind überwiegend im Außenraum an den Gebäudegiebeln nahe den Hauseingängen und im EG der Gebäude als Fahrradräume vorgesehen. Zusätzliche Flächen können in den Untergeschossen der Gebäude nachgewiesen werden.

Gebäude
Alle Wohngebäude haben einen ebenerdigen Zugang und barrierefreie Wohnungen im EG. Für die Gebäudeerschließung sind in den Grundrissen 2-, 3- und 4- Spänner-Treppenhäuser dargestellt. Grundsätzlich wäre auch eine Erschließung über Laubengänge denkbar. Dadurch könnte die Anzahl der Treppenhäuser und Aufzüge auf ein Minimum reduziert werden und eine durchgehend barrierefreie Erschließung gewährleistet werden.
Insgesamt befinden sich 289 WE in dem neuen Quartier. Der vorgegebene Wohnungsspiegel ist bei einem leichten Überhang von 3 Zi- WE weitestgehend eingehalten. Um die Mieten niedrig zu halten, wird vorgeschlagen, einen Teil der Wohnungen ohne Aufzüge auszustatten.
Das Parkhaus erhält als oberen Abschluss einen Aufbau mit einem hofartig angeordneten sogenannten „Hofje“ .Hier befinden sich 11 kleine Appartements für Senioren mit Gemeinschaftsflächen um einen Dachgarten, barrierefrei über ein Treppenhaus mit Aufzug erschlossen. Atelierflächen im 1.OG an der Ostseite und eine Fahrradgarage mit angeschlossener Werkstatt im EG komplettieren diesen Sonderbaustein.

Freianlagen
Das Herzstück ist der zentrale Quartiersplatz. Ein breites Nutzungsangebot auf Spiel-, Boule-, Rasen- und Platzfläche schafft eine Mitte als Ort der Kommunikation und Gemeinschaft und stellt den Mittelpunkt des Quartierslebens dar. Die übrigen Freiräume sind ihrem Charakter nach in private, halböffentliche und öffentliche Freiflächen differenziert.
Die privaten Gartenbereiche gliedern sich in Mietergärten, einen umlaufenden Weg und eine gemeinschaftlich nutzbare Fläche mit Kleinkinderspielplatz. Kleinere und mittlere Laubbäume spenden im Sommer Schatten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Baufrösche Architekten und Stadtplaner GmbH legen für das Grundstück ein klar strukturiertes städtebauliches Konzept vor, das aus der Mitte – einem zentralen Quartiersplatz – heraus entwickelt ist. Um diesen Stadtplatz und jeweils parallel zu den Straßenachsen Straße am Flugplatz und Melli-Beese-Straße gruppieren sie sechs kompakte Stadtbausteine. An der zentralen Zufahrt zum Quartier nimmt einer dieser „Bausteine“ das zentrale Parkhaus auf. Die übrigen fünf perforierten Blöcke, bestehend aus punkt- und L-förmigen Gebäuden, bilden enge Innenhöfe für die 3- bis 4-geschossigen Wohngebäude.
Die Gebäude werden größtenteils über diese Innenhöfe erschlossen. Die damit einhergehende Abwendung vom zentralen Quartiersplatz vermag nicht zu überzeugen. Die Introvertiertheit des städtebaulichen Konzepts vernachlässigt die Ränder, mithin den Übergang und Umgang mit der bestehenden Nachbarschaft.
Mit dem Erschließungskonzept, insbesondere für Fußgänger, wird das neue Quartier mit dem bestehenden Siedlungsgebiet eng verwoben. Mehrere Durchblicke und fußläufige Anbindungen auch an das noch zu entwickelnde nördlich angrenzende Baugrundstück erhalten die Durchlässigkeit bei gleichzeitig guter Ausnutzung des Baugrundstücks. Der Quartiersplatz als zentrales Entwurfselement findet für seine räumliche Qualität und bauliche Fassung die Anerkennung des Entscheidungsgremiums.
Der Entwurf der Baufrösche beweist eine hohe Rücksichtnahme auf den Bestand an der Melli-Beese- Straße hinsichtlich der kleinteiligen Dimensionierung der dort gesetzten Baukörper. Bedauerlicherweise setzt sich diese Umsicht in der Anordnung der öffentlichen Stellplätze nicht fort. Dieses Stellplatzkonzept und auch das Erschließungsnetz insgesamt vermag das Entscheidungsgremium nicht zu überzeugen.
Die Erschließung ist wenig effizient und erlaubt kaum eine intuitive Verkehrsführung. Das Parkhaus wird vom Entscheidungsgremium sehr begrüßt. Es weist ein hohes Potential auf, das Quartier selbst autofrei zu halten. Es bedürfte jedoch vertiefender Betrachtungen der Erschließungsplanung, um das Potential im Quartier zu heben.
Die Gebäude sind als 2-, 3-, 4-Spänner konzipiert. Ohne eine abschließende Prüfung vornehmen zu können, erscheint dem Entscheidungsgremium das Verhältnis der Wohnfläche zur BGF als ungünstig.
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