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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2016

Bruno-Taut-Straße

Straßenperspektive

Straßenperspektive

2. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

JAN WIESE ARCHITEKTEN

Stadtplanung / Städtebau

POLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Idee und Bezug zum Weltkulturerbe

Die Setzung der Baukörper orientiert sich an dem Grundgedanken der Gartenstadt; der Versorgung der Bewohner mit „Licht, Luft und Sonne“.
Dreizehn Baukörper unterschiedlicher Längen und Höhen bilden kompakte Zufahrtshöfe und großzügige Mietergärten. Die Setzung parallel zur vielbefahrenen Bundesstraße schützt die Innenbereiche des Quartiers vor zu hoher Lärmbelastung und sorgt gleichzeitig für eine günstige Ost- / Westausrichtung. Den Auftakt des Quartieres bildet ein 3-geschossiger Baukörper mit KITA und Spielplätzen, der parallel zur Straße „Am Falkenberg“ steht und den Straßenzug schließt. Der Park am Plumpengraben vermittelt zwischen der Achse der Straße und der Bestandbauten. Eine Spielstraße begleitet den Park und endet in einem urbanen Platz zwischen den Hotelzeilen.


Nutzung und Erschließung

Das Quartier wird durch eine breite, gepflasterte Spielstraße erschlossen. Ein lockerer Pflasterbelag, durchsetzt von Grünflächen und Bäumen wird als „Shared Space“ ausgewiesen. Im Sinne eines Straßenangers ist die Straße der neue Mittelpunkt des öffentlichen Lebens, wo alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Neben der großzügigen Tiefgarage finden sich eingestreute Parkbuchten auf der Straße für Besucher oder Gäste des Hotels, dessen Baukörper den neuen Quartiersplatz am Ende der Allee bilden. Ein Kiezcafé im Erdgeschoss, sowie wohnumfeldveträgliche Büronutzungen rahmen und beleben das Zentrum des neuen Quartieres. Die Hauptnutzung bildet aber das Wohnen mit hohem Bezug zum Außenraum. Die Wohnhäuser an der Allee werden in Anlehnung an Bruno Tauts Planung der Gartenstadt Falkenberg durch kompakte Stichhöfe mit unterschiedlicher Vegetation erschlossen. So nehmen diese unterschiedliche Charaktere an und wirken identitätsstiftend für die zukünftigen Bewohner.


Grundrissstruktur

Alle Baukörper sind 13,5m tief und können dadurch mit nur einem zentralen Treppenhauskern als effizienter Vierspänner erschlossen werden. Auf der gleichen Grundfläche können dank des flexiblen Rasters mindestens vier Varianten von Wohnungskombinationen entstehen, um den gewünschten Wohnungsschlüssel zu erreichen. Alle Wohnungen sind mit einem Freisitz ausgestattet, der aus Loggia, überdachter Terrasse oder Dachterrasse besteht. Zusätzlich bieten großzügige Verglasungen eine direkte Verbindung mit dem Außenraum.

Bauweise und Fassadengestaltung

Die Serialität der ursprünglichen Bauweise wird durch ein strenges Raster interpretiert, welches für eine kostengünstige Fertigteilbauweise genutzt werden kann. Das Mittel der Standardisierung wurde schon von Taut genutzt, um günstig qualitätsvollen Wohnungsbau im Grünen zu verwirklichen.
Vorgehängte Fassadenteile in L-Form und unterschiedlichen Goldschattierungen greifen das Farbenspiel der Tuschkastensiedlung im übertragenen Sinne auf und rhythmisieren die Gliederung. Leichte Gitterstäbe setzen einen filigranen Gegenpol zu den massiveren Bauteilen des Fassadenrasters.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem Thema „Licht, Luft und Sonne“ als Grundlage des demokratischen Bauens setzen die Verfasser die Gedanken Bruno Tauts fort. Das Preisgericht würdigt die gekonnte Umsetzung dieses Ansatzes; die eigenständige Figur biedert sich nicht an seine Vorläufer an, sondert schafft ausgehend aus dem Bestand eine rechtwinklig organisierte Verteilung von Baumassen. Auf selbstverständliche Art entsteht ein einfaches und robustes System, welches eine wirtschaftliche Umsetzung erlaubt und durch seine Ost-West Ausrichtung der Gebäude beste Wohnsituationen für die zukünftigen Bewohner schafft.
Die Idee einer Straße als städtebauliches Rückgrat verleiht dem Konzept städtische Relevanz und erhebt es aus dem Siedlungsgedanken hin zu einem urbanen, sich vernetzendem Ort im Gefüge der Stadt. Es entsteht eine klassische Typologie, nämlich Straße, in der sich die Öffentlichkeit konzentriert kann ohne sich in der Weitläufigkeit des Raumes zu verlieren. Identifikation, Orientierung, Spielen und Erschließung werden in diesem Raum konzentriert. Dieser „Straßenanger“ schafft auf selbstverständlicher Art und Weise die Integration der bestehenden Riegelbauten. Auch die Zuwegung Am Wiesenweg wird als Stadtstraße verstanden und entsprechend räumlich entwickelt. Vielfache, von normalen Straßen erschlossene Adressen werden theoretisch möglich. Die überzeugende Höhenstaffelung und Deutlichkeit der Architektur schaffen zudem klare Rahmenbedingungen für eine Weiterentwicklung und stellen eine wesentliche Aussage in Sachen Baukultur dar. Kontrovers diskutiert wurde jedoch die tatsächliche Integration in den Kontext. Sowohl in Nord-Süd als auch in Ost-West Richtung bestehen hier zwar Ansätze, welche sowohl eine Offenheit wie den Gedanken des Weiterbauens in sich tragen und somit ein erster Schritt in der Weiterentwicklung der Gartenstadt Falkenberg darstellen könnten. Kritisch merkt das Preisgericht jedoch an, dass die Enden des „Straßenangers“ nicht gelöst wurden und ohne Fassung räumlich problematisch sind. Zudem werden die Wirksamkeit des Lärmschutzes und der Gebäudeabstand insbesondere zwischen den langen Riegeln im Westen hinterfragt; der Straßenanschluss zur Straße am Falkenberg ist zudem problematisch. Kontraproduktiv für die Belebung der Straßenräume wird die Anordnung der Zugänge an den von den Straßen abgewandten Längsseiten beurteilt.
Insgesamt beurteilt das Preisgericht den Entwurf als einen mutigen, konsequent entwickelten Beitrag, dessen System jedoch einzelne strukturelle Nachteile aufweist
Straßenanger

Straßenanger

Lageplan

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Schwellenräume

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Städtebau und Grünraum

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Lageplan

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