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Gutachterverfahren | 11/2015

Städtebauliches Gutachterverfahren "Meraner Straße / Am Mühlenberg"

2. Rang

Baupiloten BDA

Architektur

ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtische Nachbarschaften

Das Wohnprojekt „städtische Nachbarschaften“ bietet ein Generationen übergreifendes Zusammenleben in guter Nachbarschaft mit feinen Abstufungen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Durch die Kombination von gemeinschaftlichen und öffentlichen Nutzungen und dem damit verbundenen Modell des „Gastgeber-Hauses“ kann ein prototypisches Konzept für den Mietwohnungsbau erreicht werden.


Nachbarschaftliche Identitätsbildung

Durch die vorgestellte Nachverdichtung wird das Areal für sein städtisches Umfeld durchlässig und für die Nachbarschaft erlebbar. Die Wohnhäuser und Freiräume bilden programmatisch unterschiedliche Inseln in einem´landschaftlichen Kontinuum' zwischen bestehender Blockrandbebauung, Hochhaus und Wohnzeilen der 50iger Jahre.
Die Höhe, Volumen, architektonische Ausprägung und Anordnung der Solitärbauten untereinander sind aus dem Anspruch heraus entworfen, durch eine ausdifferenzierte Kombination von gemeinschaftlichem und privaten Raum einen möglichst kompakten Wohnungsbau mit ausreichend Privatheit anzubieten und gleichzeitig eine nachbarschaftliche Identitätsbildung zu ermöglichen. Mit der sozialen Aneignung durch die Mieter und die Nachbarn im Quartier verliert der Freiraum seine derzeit monofunktionale Nutzung und schafft für das gesamte Quartier einen Mehrwert.


„Gastgeber-Häuser” und Erdgeschossnutzungen für den Kiez.

In den „Städtische Nachbarschaften“ können die Bewohner im Zusammenleben voneinander profitieren, sich austauschen, unterstützen und gleichzeitig individuell leben. Dabei spielen die Nutzungsangebote an die Nachbarschaft eine wichtige Rolle. Die Neubauten sind eine Art Gastgeber mit verschiedenen Schwerpunkten: Eine Seniorenfreizeitstätte ist im Wohnblock („Freizeithaus“) an der südöstlichen Ecke des Mühlenbergs geplant. Die weiteren Programmierungen der Erdgeschosszonen sind flexibel für die spezifischen Aneignung einer Hausgemeinschaft oder Gewerbes gestaltet. Es sind sowohl private, gemeinschaftliche als auch gewerbliche Nutzungen wie co-working Räumlichkeiten, Werkstätten, ein Gartenhaus oder auch nachbarschaftliche Dienstleistung vorstellbar.


partizipative Planungsprozesse

Die lang ansässigen und vorwiegend älteren Anwohner befürchten, durch die Nachverdichtung ihr gewohntes, lieb gewonnenes Wohnumfeld ohne akzeptablen Zugewinn zu verlieren. Ihre und die der zukünftigen Bewohner frühe Einbindung in die Entscheidungsprozesse ist wichtig: es wird die Wohnzufriedenheit und niedrige Fluktuation von Mietern erhalten, und auch zu einer neuen lebendigen gemischten Nachbarschaften beitragen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit ist durch orthogonal zueinander angeordnete Kuben gekennzeichnet, welche in unterschiedlicher Körnung in die bestehende Struktur eingepasst werden. Die Gebäude nehmen, abgesehen von der jeweiligen Körnung der eingesetzten Baukörper, kaum Bezug zum Bestand, setzen jedoch gerade dadurch einen deutlichen architektonischen Akzent. Es werden drei Kuben unterschiedlicher Größe eingesetzt, welchen zudem unterschiedliche Nutzungen bzw. Nutzungstypologien zugeordnet werden. Teile der Erdgeschosszonen werden dabei jeweils durch halböffentliche Nutzungen besetzt und sollen das jeweilige Gebäude zusätzlich funktional im Stadtraum definieren. Im Gremium wurde abwägend diskutiert, ob die vorgeschlagene Dichte Urbanität im öffentlichen Raum erzeugen kann und ob die Arbeit als Ergänzung oder Überformung des Gebietes zu lesen ist. Eingeräumt wurde, dass dieser typologische Ansatz grundsätzlich eine stadträumlich geeignete Antwort auf heterogene Bestandssituationen darstellen kann. In vorliegender städtebaulicher Situation wird dies jedoch durch einen hohen Flächenverbrauch erkauft, was, als Folge der Beanspruchung der vorhandenen Freiflächen, zu einer deutlichen Dominanz durch die Neubauten führt. Die funktionale „Aufladung“ der Gebäude durch halböffentlich genutzte Erdgeschosszonen wird grundsätzlich sehr begrüßt, allerdings bezweifelt, ob sich diese an diesem Ort tatsächlich etablieren ließen. Wenngleich die Abstandsflächen eingehalten werden, erscheinen die Gebäudeabstände zwischen den kleinsten Kuben und ihren jeweiligen Nachbarn zu gering bemessen, bzw. der Flächenverbrauch im Verhältnis zur Nutzfläche deutlich zu hoch. Die Flexibilität der Grundrisse wird positiv bewertet, so auch das Angebot an Gemeinschaftsräumen. Die Grundrissorganisation auf quadratischen Grundflächen macht das Anleitern an mehreren Gebäudeseiten erforderlich (keine durchgesteckten Wohnungen), was die vorgeschlagene Nutzung der Freianlagen deutlich einschränken wird. Einer kleinteiligen Parzellierung der Grünräume wird die Großzügigkeit der bestehenden öffentlichen Grünflächen geopfert. Die Nähe der angebotenen Sportplätze zu den Wohngebäuden wird kritisch gesehen. Grundsätzlich wird die Planung für bauordnungsrechtlich umsetzbar gehalten. Die hohe Anzahl niedriggeschossiger Gebäude erscheint aus wohnungswirtschaftlicher Sicht kaum vertretbar, zudem ist der damit verbundene Flächenverbrauch vergleichsweise hoch.
Lageplan

Lageplan