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Projektwettbewerb mit PrÀqualifikation | 12/2007

Freihof - Rathaus, Revitalisierung Altstadt

1. Preis

Allemann Bauer Eigenmann Architekten

Architektur

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Aerni + Aerni Bauingenieure

Bauingenieurwesen

ErlÀuterungstext

Die heutige Situation im Perimeter Freihof-Rathaus ist einerseits geprĂ€gt durch das markante Volumen des Restaurants Freihof, welches stĂ€dtebaulich prĂ€gnant die Ecksituation formuliert und mit den anschliessenden Bauten von der Innen- zur Vorstadt ĂŒberleitet. Andererseits wird der Stadtraum vom liegenden Volumen des Rathauses dominiert, welches die Altstadt optisch abschottet und den Rathausplatz in eine isolierte Lage zwĂ€ngt. Der durch die Ausdrehung des Rathauses entstehende Platz im Osten ist vom Verkehr dominiert und bietet keine AufenthaltsqualitĂ€t. Der Übergang zum parkartigen GrĂŒnraum nördlich der Rorschacherstrasse bleibt – trotz des fulminanten Auftakts des Freihofs – bis heute nur diffus formuliert. In gleicher pragmatischer Weise ist die Schnittstelle zwischen spĂ€tmittelalterlicher Vorstadt und spĂ€terer Stadterweiterung gebildet.

Drei neue oder umgeformte StadtrĂ€ume – Rorschacherplatz, Rathausplatz und Balmerhof –funktionieren als Ordnungselemente, welche die vorgefundene Situation klĂ€ren und neue BezĂŒge schaffen. Die Neubauten auf den Perimetern Rathaus, Freihof und Vorstadt definieren zusammen mit der bestehenden Bebauung diese AussenrĂ€ume und formulieren mit ihren polygonalen Grundformen die ÜbergĂ€nge zwischen den PlĂ€tzen und zur Nachbarschaft. Nach oben lösen sich die Volumen auf und finden so den Bezug zur MassstĂ€blichkeit des Kontexts. Mit der den Neubauten gemeinsamen morphologischen Strategie der Abtreppung gliedern sich die HĂ€user in die Silhoutte der gewachsenen Stadt ein und zeichnen den fĂŒr AltstĂ€tten prĂ€genden Verlauf der Topographie nach.

Rorschacherplatz
Der Rorschacherplatz bildet den Übergang von der dichten Innenstadt nach Nordosten zum locker bebauten Parkraum der grĂŒnderzeitlichen Stadterweiterung. Von aussen kommend signalisieren die Neubauten Freihof und Vorstadt zusammen mit dem bestehenden BankgebĂ€ude eine einladende Torsituation. Die verlĂ€ngerte Mauer der Schule fasst den Platz nach Norden und definiert einen prĂ€zisen Übergang zum Park. Mit dem neuen Kreisel rĂŒckt am Rorschacherplatz der motorisierte Verkehr ins Zentrum, die FussgĂ€ngerzirkulation erfolgt entlang der RĂ€nder ĂŒber die grosszĂŒgigen Hausvorbereiche.

Rathausplatz
Mit der Situierung des neuen Rathauses als punktueller, vertikaler Baukörper im Nordwesten des Perimeters öffnet sich der Rathausplatz und etabliert einen attraktiven Sicht- und Wegbezug vom Freihof-Areal zur inneren Altstadt und zur Marktgasse. Durch die tangentiale StrassenfĂŒhrung bleibt der Aussenraum vom Verkehr weitgehend unbeeintrĂ€chtigt und bildet als eigentlicher Stadtplatz die BĂŒhne fĂŒr vielfĂ€ltige AktivitĂ€ten. Im Einklang mit den kommerziellen Nutzungen und als ErgĂ€nzung dazu funktioniert so ein genuin stĂ€dtisches Element als östlicher Attraktionspunkt. Ein Restaurant im platzseitigen Erdgeschoss des Rathauses gewĂ€hrleistet ausserhalb der Ladenöffnungszeiten einen belebten Raum.
Die Verlegung der Churerstrasse verleiht auch dem Neubau des Freihofs eine gestĂ€rkte PrĂ€senz zur Innenstadt und macht ihn zum ‘Haus am Platz’, dessen Flanken zum Rorschacherplatz bzw. zum Balmerhof ĂŒberleiten.

Balmerhof
Durch die neue StrassenfĂŒhrung wandelt sich die heute prekĂ€re Stellung des Balmerhauses vom ‘Haus am Rank’ zum ‘Haus im Hof’. Der Balmerhof bildet die Schnittstelle zwischen der frĂŒhen Vorstadtbebauung und der linearen Stadterweiterung Richtung Bahnhof. Als unprĂ€tentiöser Quartierhof unterscheidet er sich mit dem baumbestandenen und bebauten Zentrum deutlich von den ĂŒbrigen AussenrĂ€umen. Die neue Vorstadt-Bebauung orientiert sich in der Körnung am östlich angrenzenden Quartier: Drei Einzelbauten definieren den Strassenraum und gewĂ€hrleisten gleichzeitig die quartiertypische Transparenz.


Freiraumgestaltung

Der öffentliche Raum um das Rathaus und den Freihof wird als stĂ€dtischer Platz mit einem einheitlichen Bodenbelag aus Natursteinpflaster gestaltet. Die grosszĂŒgige FlĂ€che wird stufenlos, anpassend an die Topographie, mit gesĂ€gten Steinen behindertengĂ€ngig gepflastert.
Wenige Elemente gliedern den Platz: Der grosskronige Baum und der Lichthof bilden ein Pendant. Der Schnurbaum belebt mit seinem Schattenspiel, seinem lockeren, feingliedrigen Wuchs und den weissen BlĂŒtenschleier im Sommer den Platz.
BelagsbĂŒndige Oblichter strukturieren den Rathausplatz, bringen Tageslicht in die oberste Tiefgaragenebene und setzen abends feine Lichtakzente auf den Rathausplatz.
SitzbĂ€nke werden entlang der Kirchenmauer und der BrĂŒstung des Lichthofes angeordnet. Zwei Trinkbrunnen sorgen fĂŒr Erfrischung auf dem Platz.
Im Bereich der Vorstadt wird der Freiraum in einen Garten- und einen Vorplatzbereich unterteilt. Der Vorplatz kann teilweise als Kurzparkplatz fĂŒr die Gewerbenutzung im Erdgeschoss genutzt werden. Der Hartbelag besteht aus Asphalt und der Übergangsbereich aus befahrbarem Schotterrasen.

Mit der Neugestaltung des öffentlichen Raumes werden Orte geschaffen, die in ihrer FunktionalitĂ€t die unterschiedlichen AnsprĂŒche der Nutzer und Besucher befriedigen. Orte der Stille und Entspannung wechseln sich ab mit Orten, an denen Menschen auf selbstverstĂ€ndliche Weise mit anderen in Kommunikation treten. Die reduzierte Gestaltung und die Schaffung einer offenen PlatzflĂ€che lĂ€sst eine intensive, heterogene und wechselnde Nutzung zu.


Nutzungskonzept

Die drei neuen PlĂ€tze mit ihren Weg- und SichtbezĂŒgen bilden die Grundlage des Nutzungskonzepts. Generell sind im Erdgeschoss alle auf direkten Publikumskontakt angewiesenen kommerziellen Nutzungen angeordnet. So entsteht entlang der FussgĂ€nger- und Verkehrswege eine kontinuierliche urbane Abwicklung mit Restaurant, Ladenlokalen sowie Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben. Die VerkaufsflĂ€che des Coops ist im Untergeschoss des Freihofs disponiert, um eine stĂ€dtebauliche Barriere durch eine introvertierte grossmassstĂ€bliche Nutzung im Erdgeschoss zu vermeiden. Im Zentrum des Planungsperimeters gelegen, ist der Coop von drei Seiten ĂŒber einen grosszĂŒgigen Lichthof direkt einsehbar und erhĂ€lt dadurch PrĂ€senz auf Strassenniveau. Mit der öffentlichen Passage als Bindeglied zwischen den drei PlĂ€tzen funktioniert der Freihof als alternative FussgĂ€ngerroute, welche die AttraktivitĂ€t der angrenzenden LadenflĂ€chen zusĂ€tzlich steigert.
Neben dem platzseitigen Restaurant ist zur Marktgasse die Eingangshalle des Rathauses angeordnet.
Mit der Lage unter dem Rathausplatz und den prominent platzierten Vertikalerschliessungen ist eine optimale Anbindung der Tiefgarage an die Altstadt gewÀhrleistet. Coop und Ladenpassage sind vom Parking direkt erschlossen.
Die HĂ€user Freihof und Vorstadt weisen im Schnitt eine klassische stĂ€dtische Gliederung mit vertikalem Nutzungsmix auf: Öffentliche Nutzungen im Erdgeschoss, in den darĂŒberliegenden Stockwerken BĂŒros und im Dachgeschoss Wohnungen. Der Nutzungsmix garantiert rund um die Uhr belebte GebĂ€ude, mithin ein wesentlicher Faktor des angestrebten urbanen Charakters.
Mit derselben Absicht ist auch das Restaurant im Rathaus angeordnet. Bei GemeindeanlĂ€ssen erweitert sich dort die Öffentlichkeit temporĂ€r in den Saal und die Dachterrasse im 5. Obergeschoss, wo sich ein reizvoller Ausblick auf AltstĂ€tten bietet.


Rathaus

Das Rathaus orientiert sich in Volumetrie, Formaten und Materialisierung an den RegierungsgebĂ€uden und HandelshĂ€usern der Altstadt. Profilierte Kunststeinelemente verleihen dem hohen Haus eine feine MassstĂ€blichkeit. Grosse aussenbĂŒndige Fenster betonen die Sockelpartie und setzen die öffentlichen Erdgeschossnutzungen in Bezug zum Aussenraum. Mit der geschossweise gespiegelten Anordnung der Elemente wird die Fassade in leichte Bewegung versetzt und die Strenge der nutzungsbedingten Rasterung gebrochen. Die Struktur des Hauses mit innenliegendem Treppenkern ermöglicht eine kompakte, vertikale Organisation des Raumprogramms. Von der Eingangshalle im Erdgeschoss erschliesst eine reprĂ€sentative, zenital belichtete Treppe mit grosszĂŒgigem Vorplatz sĂ€mtliche Stockwerke. Vom Vorplatz sind alle Ämter direkt zugĂ€nglich. Im obersten Geschoss weitet sich der Vorplatz zum Foyer des Ratsaals, es bietet sich ein ĂŒberraschender Ausblick auf die Altstadt. Durch den einfachen strukturellen Aufbau des GebĂ€udes mit tragender Fasssade und Kern ist eine hohe Planungs- und NutzungsflexibilitĂ€t gewĂ€hrleistet.


Freihof

Durch das umfangreiche Raumprogramm bedingt, bezieht sich der Freihof in der Ausdehnung mehr auf die vorhandenen HĂ€usergruppen der Altstadt denn auf Einzelbauten. Indem sich das Volumen nach oben abtreppt und auflöst, findet das grosse Haus eine dem Kontext angepasste MassstĂ€blichkeit. Mit seiner hell verputzten Fassade, den von GewĂ€nden gefassten Fenstern und dem farblich subtil abgesetzten, geschosshohen Sockel aus eingefĂ€rbtem, gestocktem Beton interpretiert der Freihof im Ausdruck die klassizistischen BĂŒrgerhĂ€user der Nachbarschaft. Zugunsten der skulpturalen Gesamtwirkung sind in den BĂŒrogeschossen regelmĂ€ssige Fensterfelder ĂŒber das Volumen verteilt. In den obersten Stockwerken sind die Fenster jeweils in Format und Anzahl variiert. Sie bilden so die Wohnnutzung ab und formulieren eine Art „Dachgeschoss“ als Abschluss des GebĂ€udes. Mit den aussenbĂŒndig angeordneten Schaufenstern erhĂ€lt der Sockel sowohl die notwendige MassivitĂ€t im Ausdruck wie auch die nutzungsrelevante Transparenz.
Volumetrie und Organisation des Freihofs bedingen einander gegenseitig: Die auf grosse zusammenhĂ€ngende FlĂ€chen angewiesenen, publikumsintensiven Nutzungen sind im Untergeschoss, Erdgeschoss und dem 1. Obergeschoss disponiert. Die öffentliche Passage im GebĂ€ude verbindet die terrainbedingt versetzten Erdgeschossebenen und bietet ĂŒber den zenital belichteten Innenhof Weg- und SichtbezĂŒge zum Unter- und Obergeschoss. Die BĂŒros und Wohnungen in den oberen Stockwerke sind durch vier TreppenhĂ€user separat erschlossen. Die ZugĂ€nge zu den Vertikalerschliessungen erfolgen direkt von aussen oder liegen an den StichgĂ€ngen zum Innenhof. Ein nĂ€chtlicher Abschluss des Innenhofs ist dadurch problemlos möglich.
Alle Wohnungen sind mehrseitig ausgerichtet und profitieren von unterschiedlichen Ausblicken. Ein mĂ€andrierender Wohnraum mit flexibel abtrennbarem Zimmer bildet das gemeinsame Konzept der unterschiedlich grossen Wohnungen. Die bei den GebĂ€udezĂ€suren angeordneten Einheiten verfĂŒgen ĂŒber grosszĂŒgige Dachterrassen, die ĂŒbrigen Wohnungen sind mit gerĂ€umige Loggien versehen.
Die multifunktionale Nutzung des GebĂ€udes wird in einer einfachen und ökonomischen Struktur aus tragender Fassade, StĂŒtzen und aussteifenden Kernen realisiert. Insbesondere in den BĂŒrogeschossen sind dadurch vielfĂ€ltige Unterteilungen der MietflĂ€che möglich.


Vorstadt

Die HĂ€user der Vorstadt-Überbauung interpretieren und skalieren den Typus des kleineren Wohn- und Gewerbehauses, wie er entlang der Bahnhofstrasse zu finden ist. Der architektonische Ausdruck ist geprĂ€gt durch eine Plattentektonik mit geschossweise zueinander versetzten Elementen. Grosse aussenbĂŒndig angeordnete Fenster werden Teil der Verkleidung, wĂ€hrend die zurĂŒckliegenden FlĂŒgel und die Loggien den Ansichten Tiefe verleihen. Die thematisierte Fassadenverkleidung bezieht sich auf bestehende GebĂ€ude der Vorstadt, welche – im Gegensatz zu den vorwiegend verputzten oder steinverblendeten HĂ€usern der Altstadt – oft mit einem Schindelschirm oder andern vorgeblendeten Verkleidungen versehen sind.
Der vorgeschlagene Wohnungstyp basiert auf demselben Prinzip wie im Freihof: KĂŒche, Loggia und Zimmer bzw. Bad und Zimmer bilden Raumgruppen, um die sich der Wohnraum mĂ€anderartig entwickelt. Ein Raumbereich mit Zimmergrösse ist zum Wohnraum offen, kann aber bei Bedarf flexibel oder fix davon abgetrennt werden. Alle Wohnungen sind dreiseitig ausgerichtet und profitieren von unterschiedlichen Ausblicken und guter Besonnung.
Analog dem Rathaus und dem Freihof sind die drei Vorstadt-HĂ€user auf einem Raster aufgebaut, welches sowohl Wohn- wie BĂŒronutzung ermöglicht. Die klare Struktur mit tragender Fassade und Kern ist die Voraussetzung fĂŒr eine hohe Planungs- und NutzungsflexibilitĂ€t.


Tragkonstruktion und Baugrube

Die Tragkonstruktion der GebĂ€ude ist auf eine flexible Nutzung ausgelegt und besteht vollstĂ€ndig aus Stahlbeton. Tragend sind Fassaden, innenliegende Erschliessungskerne und - bei grösseren Raumtiefen - StĂŒtzen aus vorfabriziertem Beton. Damit ergeben sich ökonomische Spannweiten fĂŒr die Ortbetondecken. Die Stabilisierung gegen Horizontallasten erfolgt ĂŒber die KernwĂ€nde. Wo die Erschliessungskerne nicht durch die Parkgeschosse gefĂŒhrt werden können, ist eine Abfangdecke notwendig.
In der Garage selbst ist der StĂŒtzenraster auf eine optimale Parkierung ausgerichtet. Die DeckenstĂ€rken ergeben sich durch die Nutzlast der darĂŒberliegenden Geschosse resp. der Erdauflasten. Die StĂŒtzen sind vorfabriziert, erdberĂŒhrte AussenwĂ€nde und Bodenplatte sind wasserdicht. Da die GebĂ€ude ĂŒber dem Grundwasserspiegel liegen, sind keine besonderen Massnahmen gegen drĂŒckendes Grundwasser erforderlich. Die Fundation erfolgt flach ĂŒber die lokal verstĂ€rkte Bodenplatte im tragfĂ€higen Baugrund.
Durch die Einfahrtsrampe im Bereich Vorstadt werden die Möglichkeiten fĂŒr eine spĂ€tere Überbauung nicht eingeschrĂ€nkt und es sind keine speziellen Vorinvestitionen notwendig.

Da die Baugrube tief und praktisch allseitig nahe an bestehenden GebĂ€uden oder Strassen liegt, ist ein vertikaler Baugrubenabschluss unabdingbar. Der Raum fĂŒr eine rĂŒckverankerte oder in die Baugrube gespriesste RĂŒhlwand ist im Projekt ebenso berĂŒcksichtigt wie die Aufrechterhaltung der ZugĂ€nglichkeit der benachbarten Liegenschaften wĂ€hrend der Bauzeit.
Tiefgarage / Anlieferung

Die Einfahrt zur Tiefgarage ist direkt an den neuen Kreisel angeschlossen. Ohne eine Fahrbahn zu kreuzen, ermöglicht diese Anordnung ein einfaches Einfahren von allen StrassenzĂŒgen her. Indem ein grosszĂŒgig bemessener Stauraum im Innern der Tiefgarage auf der Rampe vorhanden ist, werden weder der Verkehr im Kreisel noch die FussgĂ€nger von allfĂ€lligen RĂŒckstaus tangiert
Da die Fahrzeuge zuerst direkt in das tiefste Geschoss geleitet werden, ist eine gleichmĂ€ssige Auslastung des Parkhauses zu erwarten. Die Geometrie der Fahrgassen und Parkfelder wurde mit Schleppkurvenuntersuchungen ĂŒberprĂŒft. Sie entspricht den Anforderungen der Komfortstufe B / II.
Die Ausfahrt erfolgt von der obersten Parkebene ebenerdig in die Ringgasse und von da in die verlegte Churerstrasse. Auch bei der Ausfahrt ist ein genĂŒgender Stauraum vorgesehen. Der Knoten Ringgasse – verlegte Churerstrasse bleibt gut leistungsfĂ€hig, wie eine ÜberprĂŒfung mittels Simulationsprogramm ergeben hat.
Mit direkten AufgĂ€ngen zur Marktgasse, zum Rathausplatz und zur Vorstadt und der unmittelbaren Anbindung an den Coop und die Freihof-Passage von allen Parkebenen ist die Tiefgarage bestmöglich mit dem Planungsareal und der Altstadt verknĂŒpft.
Durch die vorgeschlagene Anordnung der offenen Zufahrtsrampe wird eine spĂ€tere Überbauung des Vorstadt-Perimeters nicht determiniert.

Anlieferung

Um nur einen minimalen Fassadenanteil des Freihofs zu beanspruchen, erfolgt die Anlieferung rĂŒckwĂ€rts von der Ringgasse her in die innenliegende Anlieferungsbucht. Die grosszĂŒgige Breite der Anlieferungseinfahrt ermöglicht ein direktes Einfahren der Lastwagen im ersten Anlauf. Aufgrund des genĂŒgend vorhandenen Platzes und der geringen Anzahl Anlieferungen verursachen die RĂŒckfahrmanöver keine verkehrlichen Probleme.

Beurteilung durch das Preisgericht

Aus einer sorgfĂ€ltigen Analyse der StadtrĂ€ume und ihren Beziehungen zu den Bauten werden klare Regeln fĂŒr den stĂ€dtebaulichen Entwurf erarbeitet. Der Rathausplatz, der Rorschacherplatz und der Balmerhof funktionieren als neue Ordnungselemente im stĂ€dtebaulichen Kontext. Form und Stellung der Neubauten auf den drei Perimetern reagieren prĂ€zise auf den nachbarlichen Bestand und schaffen unterschiedliche urbane AussenrĂ€ume. Allen drei Bauten gemeinsam ist ihre polygonale Grundform und Höhe. Trotz der interessanten Strategie der Abtreppung nach oben, verunmöglicht diese Konzeption der Gleichförmigkeit, die von der Jury als wichtig erachtete klare Unterscheidung von Altstadt und Vorstadt. Gleichzeitig ist der Übersprung der MassstĂ€blichkeit der Grossvolumen auf die Bauten der Vorstadt zu hinterfragen. Die Anlehnung an die Architektursprache des Freihofs ist nicht zwingend. Altstadtkörper und Vorstadt mĂŒssten klar unterschieden werden. Die stĂ€dtebaulich prĂ€gnante Ecksituation am Ende der Marktgasse wird durch die Stellung des neuen Rathauses zwar verengt, sie bildet jedoch mit dem axial stehenden Brunnen einen intimen kleinen Platz als Ende und Auftakt der historischen Marktgasse. Allerdings genĂŒgen die hier vorgeschlagenen Nutzungen kaum um eine attraktive publikumsmagnetische Situation zu schaffen. Zum intimen Platz, gesellt sich ein nĂ€chster, axial zum Kircheneingang stehender urbaner Raum. Rathaus und Kirche als BedeutungstrĂ€ger stehen am gemeinsamen Platz und bilden zusammen ein neues stĂ€dtebaulich prĂ€gnantes Ensemble. Was als Nutzungskonzept von der Altstadt zur Vorstadt richtig angedacht ist, wird jedoch mit der vorgeschlagenen Passage durch das FreihofgebĂ€ude zu einem Ort in AltstĂ€tten, der funktional nicht bespielt werden kann.

Im sehr kompakten Volumen des Rathauses sind sĂ€mtliche Ämter in GrossbĂŒros
untergebracht. Diese Konzeption ist hinsichtlich den BĂŒros fĂŒr leitende Funktionen, fragwĂŒrdig und mĂŒsste ĂŒberdacht werden. Der Ratshausaal im obersten Geschoss gewĂ€hrt einen ĂŒberraschenden Ausblick auf die Altstadt. Die tragende Fassade mit den profilierten
Kunststeinelementen bietet dem steinigen Charakter der Altstadt seine Referenz und etabliert das GebÀude als Rathaus von AltstÀtten.

Das durch das Raumprogramm des Freihofs definierte grosse Volumen wird subtil heruntergebrochen. In den oberen Geschossen wird der skulpturale Baukörper aufgelöst, damit werden interessante, rundum belichtete Wohnungstypologien ermöglicht. Die Lochfassaden wirken banal und entsprechen nicht dem Niveau der beiden anderen Bauten. Die Skalierung des Volumens hat zur Folge, dass der Grossverteiler in das Untergeschoss verlegt werden muss. Dies wird grundsĂ€tzlich als möglich erachtet. Der Lichthof ĂŒber dem Treppenabgang mĂŒsste jedoch vergrössert werden und architektonisch attraktiv gestaltet sein. Die vorgeschlagene polygonale LĂ€ngsform des Grossverteilers, mit der seitlichen Anlieferung, ist aus funktionalen GrĂŒnden unmöglich

Die Tiefgarage ist ein immenses Konstrukt von sehr komplizierten, langen Fahrspuren und Rampen. Mit ihrer schieren Grösse erreicht sie ein Ausmass das nur schwer etappierbar ist. Die lange komplizierte Durchfahrt durch die Garage ist fĂŒr die verschiedenen Benutzer unĂŒbersichtlich und unattraktiv. Die Zufahrt zur Garage ist an dieser Stelle aus verkehrstechnischen GrĂŒnden unmöglich.
Die grosse QualitĂ€t des Entwurfs liegt in der klaren Disposition von Baukörpern und AussenrĂ€umen, der Schaffung von ĂŒbergeordneten BezĂŒgen von Altstadt zur Vorstadt und dem sensiblen Umgang mit dem historischen Kontext in Bezug auf Volumen, Materialisierung und Typologie der Bauten.


Beurteilung Verkehr
Die Zufahrt zur Anlieferung funktioniert nur unter erschwerten Bedingungen (Verkehrsbehinderung Ringgasse, Problem Verkehrssicherheit). FĂŒr eine neue stĂ€dtebauliche Gesamtlösung (inkl. Verkehr) ist das ungenĂŒgend. Die Schleppkurven reichen ca 1.5m ins Balmerareal.

Ein- und Ausfahrt Parkhaus sind getrennt, was an sich positiv ist. Die Einfahrt ist direkt ab dem Kreisel vorgesehen. Das Problem ist die Höhenlage. Es mĂŒssen 3 Geschosse ĂŒberwun-den werden, bis eine Durchfahrt - im 4. UG - möglich ist, um sich auf dem Areal Freihof wieder zur Ausfahrt hochzuschrauben. Diese Strecke muss bei jedem Parkvorgang zurĂŒckgelegt werden, was ein grosses Hindernis darstellt fĂŒr die Benutzerfreundlichkeit.

Die VerfasserInnen sehen keine oberirdischen Parkfelder vor.