modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2016

Bürgerhaus Wüstenahorn

2. Preis

Preisgeld: 8.100 EUR

hjp architekten PGmbB _ Prof. Jürgen Hauck, Herbert Osel

Architektur

modellwerk weimar | Architekturmodelle, Modellbau, Frässervice, Laserservice

Modellbau

Erläuterungstext

Einleitung:
Grundidee des vorliegenden Entwurfes ist die behutsame Eingliederung des Bürgerzentrums in die gewachsene Struktur des Stadtteils, sowie das Freilegen und Verknüpfen ortsbezogener Qualitäten durch den Vorschlag, ein sich sensibel einpassendes Gebäudeensemble zu schaffen.
Zwei sichtbare Gebäudevolumen zur Straße und ein im Höhenversprung des Geländes verschwindendes Sockelgeschoss interagieren sowohl mit dem höher gelegenen Straßenniveau, als auch mit dem darunter befindlichen Uferbereich am Wasser.
Konkret bedeutet dies: straßenseitige Öffentlichkeit mit Blickbezügen zum Wasser und eine neue Sonnenterrasse zwischen den Gebäuden sind am oberen Geländeniveau prägend. Gruppenräume mit direkter Verknüpfung zur Uferkante und Seeterrasse lassen am unteren Niveau einen neuen Aufenthaltsort entstehen. Dieser gliedert sich nach dem Wasserspielplatz als weiterer Baustein in die Aufwertung der Uferzone des Teiches zum Freizeit und Erholungsort ein.
Städtebau:
Die Aufteilung des Bürgerzentrums auf zwei, zueinander gedreht stehende Baukörper ermöglicht vorhandene Wegestrukturen aufzunehmen und durch eine Straßenaufweitung an der Kreuzung, welche auf den Bürgerplatz mündet zu erweitern und zu verbinden.
So kann, trotz der scheinbaren Kleinteiligkeit des Ensembles ein prägnanter städtebaulicher Akzent gesetzt werden, der bei gleichzeitiger Verknüpfung mit der Umgebung eine sensible Präsenz schafft, die das neue Bürgerzentrum in angemessener Weise im Stadtteil positioniert. Das Wechselspiel zwischen gut einsehbaren Bereichen, und intimeren Zonen wird dabei den Anforderungen an ein öffentliches Haus mit öffentlichen und privaten Veranstaltungen gerecht.
Nutzungen:
Die Zuordnung der geforderten Räume in zwei straßenseitig sichtbare Baukörper und ein Ufergeschoss folgt den Bedürfnissen der unterschiedlichen Nutzungsbereiche nach deren öffentlicher Bedeutung: Auf Straßenniveau mit Platznutzung und starker öffentlicher Präsenz sind im Gebäude „Bürgersaal“ der Saal mit seinem Foyer gelegen und im Gebäude „Bürgerhaus“ das Bürgercafé und das Quartiersmanagement. Das Ufergeschoss mit anschließender Ufer- und Seeterrasse enthält alle Gruppenräume, die Veranstaltungsküche und notwendige Nebenräume. Diesem Geschoss kommt eine besondere Rolle zu, da es einerseits Synergien in der Nutzung aller Nebenräume ermöglicht.Andererseits lassen sich Gruppenräume und Veranstaltungsküche je nach Nutzungsszenario zusammen mit den darüber liegenden Häusern verbinden. Mit der internen Verknüpfung des gesamten Ensembles durch die beiden einläufigen Treppen und dem großzügigen Erschließungsbereich im Ufergeschoss ist die geforderte Nutzbarkeit als ein zusammenhängendes Bürgerhaus ausnahmslos gegeben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die beiden Giebelhäuser binden sich selbstverständlich in die umgebende stadträumliche Situation ein. Durch die versetzte Anordnung entsteht ein sich zum Ort öffnender Bürgerplatz von dem aus beide Gebäude zugänglich sind. Der Platz ermöglicht es, Veranstaltungen nach außen zu verlagern, bietet Sitzplätze für das Bürgercafé und öffnet den Blick über den See. Durch die leicht erhöhte Platzsituation sind die Nutzungen des Platzes auf angenehme Weise vom Straßenniveau getrennt.

Das zweigliedrige Ensemble eröffnet verschiedene Querungsmöglichkeiten und schließt so bewusst an vorhandene Wege- und Blickbeziehungen an und biete vielfältige niederschwellige Zugangsmöglichkeiten zum Gebäude. Es will im besten Sinne ein offenes und einladendes neues städtebauliches Ensemble in Wüstenahorn bilden und trägt zur eindeutigen Adressbildung im Straßenraum bei.

Die Zuordnung der Freiräume zu den Nutzungen der Innenräume ist sehr gut durchdacht und bietet vielfältige Nutzungsoptionen auch im Freiraum. Die klare Gliederung in öffentliche Nutzungen im Umfeld des Bürgerplatzes und die eher halböffentlichen Nutzungen mit Gruppenräumen im Ufergeschoss mit Nutzungsmöglichkeit der Uferterrasse wird als besonders prägnante Intention der Verfasser hervorgehoben.

Durch die Zweigliedrigkeit sind verschiedene Nutzungsszenarien denkbar. Es lassen sich gleichzeitig konkurrierende Veranstaltungen durchführen, das Gesamtensemble lässt sich ebenso als ein Veranstaltungshaus bespielen.

Allerdings entstehen durch die Aufteilung in zwei Gebäude auch funktionale Mängel. Die Eindeutigkeit des Hauptzuganges zum Ensemble sowie die Orientierung innerhalb des Gebäudes werden erschwert. Durch die beiden Gebäude werden Hüllflächen maximiert, was aus wirtschaftlicher Sicht kritisch zu beurteilen ist.

Aus funktionaler Sicht wird die Anordnung der Räume diskutiert, insbesondere die Anordnung der Veranstaltungsküche. Hierbei wird sowohl die Anlieferungen über Platz als auch die Versorgung innerhalb des Gebäudes kritisiert. Die geforderten Stellplätze können nicht im Plangebiet untergebracht werden.

Trotz dieser funktionalen Kritikpunkte überzeugt die Arbeit durch ihre wohl durchdachte stadt- und freiraumplanerische Einbindung, Raumbildung sowie ihrer architektonisch angemessenen Haltung zum umgebenden Stadtraum.