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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2016

Bürgerhaus Wüstenahorn

Engere Wahl

neutardschneider architekten

Architektur

Peter Corbishley Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Das Wettbewerbsgrundstück liegt an zentraler Stelle am Ufer des Wolfgangsees und direkt
angrenzend an den historischen Stadtkern Wüstenahorns. Der auf dem Grundstück liegende
Dorfbrunnen und große Lindenbäume sind aktuell die ortsprägenden Merkmale des Grundstücks. See und Stadt wirken durch die Straßen getrennt, ohne Bezug zueinander.
Durch das Einführen einer gebauten Kante wird die sehr heterogene Stadtstruktur an der Kreuzung und entlang der Karl-Türk-Straße definiert.
In einem 2. Schritt wir die Kante nach Westen entlang der Karl-Türk-Straße verschoben. Es entsteht der Quartiersplatz. Als Knotenpunkt zwischen Stadt und Natur, verweben sich dort Sicht- und Wegverbindungen zwischen historischem Stadtkern und Naherholungsgebiet/Naturraum.
Der Dorfbrunnen wird als identitätsstiftendes Merkmal in das Zentrum des Platzes gesetzt.
Dem neuen Bürgerzentrum und Quartiersplatz kommen auch in der Neuplanung des Grünraums und Aufwertung des Wolfgangsees eine große Bedeutung zu. Sie sind Auftakt und Ziel des neu geplanten,
abwechslungs- und erlebnisreichen Rundwegs um den Wolfgangsee. Vom Quartiersplatz gelangt man über eine große Freitreppe auf eine breite Seepromenade. Die Freitreppe läuft in breite Sitzstufen aus, die sich zur Seepromenade orientieren. Auf der Seepromenade soll ein lebendiges, städtisches Erleben des Sees möglich sein, mit Freilichtbühne im Bereich der Sitzstufen, Bootsverleih und Eisverkauf. Quartiersplatz und Seepromenade werden im engen räumlichen Zusammenhang gesehen und sollen das ganze Jahr mit z.B. Christkindlmärkten und Sommerfesten genützt werden.
Das Bürgerzentrum richtet sich mit Foyer, Bürgerbüro und Café zum Quartiersplatz. Im Sommer kann der Platz als Außensitzfläche des Cafés genutzt werden.
Süd- und Westseite des Bürgerzentrums öffnen sich Richtung See und geben Ausblicke in die Landschaft frei.
Um die Barrierefreiheit, eine hohe Flexibilität und, damit verbunden, eine gute Auslastung und Akzeptanz des Bürgerzentrums zu sichern, wurden alle Hauptfunktionen auf einer Ebene organisiert.
Zwei massive Kerne mit WCs und Nebenräumen gliedern den Grundriss.
Foyer, Bürgerbüro, Café, Gruppenräume und Saal legen sich als transparente Raumzonen um die Kerne und sind jeweils nur durch Glaswände voneinander getrennt.
Die Gruppenräume und der Saal können komplett variabel aufgeteilt und zusammengeschaltet werden.
Im Sockelgeschoss, niveaugleich mit der Seepromenade, befinden sich Kalträume und Lager.
Das Bürgerzentrum sitzt als eingeschossige Holzbox, niveaugleich zum Quartiersplatz, auf einem zurückspringenden Betonsockel und schiebt sich leicht auskragend Richtung See.
Die Verknüpfung von Stadt und See wird im Bürgerzentrum und dem Quartiersplatz durch die Weg und Sichtverbindungen immer wieder thematisiert und greift damit den besonderen Charakter des Ortes auf.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schafft mit wenigen diszipliniert eingesetzten Mitteln eine wohltuende Neuordnung der öffentlichen Räume an der Schnittstelle von Wolfgangsee und dem Zentrum Wüstenahorns. Durch den gut gesetzten, leicht rechteckigen Baukörper entsteht sowohl ein zur Ortsmitte orientierter Quartiersplatz als auch eine Terrasse zum See.

Durch die Eingeschossigkeit des Gebäudes hat der Baukörper jedoch eine relativ große Grundfläche, durch die das Grünkontinuum der Seeuferzone gestört wird. Aufgrund der geringen Höhe entsteht keine Präsenz des Gebäudes am Platz. Die Ausrichtung des Baukörpers an der Karl-Türk-Straße verhindert den Blickbezug vom Platz auf den See.

Der Grundriss des Gebäudes ist analog zur städtebaulichen Konfiguration klar und einfach strukturiert. Die Raumgruppen Café / Quartiersmanagement und Säle / Gruppenräume sind grundsätzlich an den richtigen Stellen verortet, einzig die Ausrichtung des Saals wäre mit Blick über den See besser an der Südwestecke des Gebäudes angeordnet. Die Qualität der Arbeit zeigt sich auch in der Durcharbeitung von Randthemen wie den Nebenräumen, die sehr schlüssig organisiert sind, z.B. die im Zusammenhang mit der Seeterrassen gut nutzbaren Kalträume im ohnehin aus statischen Gründen zu errichtenden Sockelgeschoss.

Leider erreicht der atmosphärische Gehalt der Arbeit nicht die Qualität der Grundrisse. Die vorgeschlagene und aus der Holzkonstruktion heraus stimmige Anmutung des Gebäudes, sowohl innen als auch außen, ist in Wüstenahorn gut vorstellbar, hätte allerdings, ähnlich wie bei den städtebaulichen Setzungen, noch stimmiger entwickelt werden können.