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Offener Wettbewerb | 02/2016

Neubau Technikum Westsächsische Hochschule Zwickau

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 32.300 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Gesamtkonzept

Mit dem Neubau des Technikums besteht die Möglichkeit, dem Standort der Westsächsischen Hochschule an der Äußeren Schneeberger Straße einen angemessenen städtebaulichen Abschluss zu geben.

Hierzu sind folgende Gedanken grundlegend:

• Städtebaulich und architektonisch angemessener Auftritt zum Dr.-Friedrichsring. Eingang und Auftakt (Tor) zur Äußeren Schneeberger Straße.
• Ausbildung eines Vorplatzes als Auftakt zum Standort der Hochschule.
• Aufnahme der Gebäudehöhen der anschließenden Gebäude (Rasmussen-Bau, Labor Elektromagnetische Verträglichkeit)
• Arrondierung der Liegenschaft sowie Ausbildung eines neuen Kopfes des Standorts der Hochschule.
• Ausbildung eines städtischen Gebäudes mit Ablesbarkeit der inneren Nutzung (Forschung, Labor, Werkstatt).

Architektonisches Konzept / Erscheinungsbild

Das neue Gebäude versteht sich als Kopf des Standorts der Hochschule an der Äußeren Schneeberger Straße. Es nimmt die unterschiedlichen Raumkanten und Höhen der Bestandsgebäude auf und leitet daraus den eigenen, städtischen Baukörper her.

Das innere Konstruktions- und Ausbauraster bildet sich konsequent in der Fassade ab und verleiht dem Gebäude ein zeitgemäßes, städtisches Erscheinungsbild. Die Fassade besteht aus leicht nuanciert eingefärbten und strukturierten, vorgehängten Betonfertigteilen.

Die Fassade ist, entsprechend der Nutzungen und Raumgrößen, um das Gebäude herum entwickelt. Zum Osten und zum Hof sind die kleinteiligeren Raumgruppen wie z.B. die Büros angeordnet. Der Fassadenrhythmus passt sich entsprechend an, so dass auch hier die notwendige Flexibilität gewährleistet wird.

Das Ausbilden von einzelnen Sonderfenstern (Schaufenstern) ermöglicht größere Ein- und Ausblicke und lockert die einheitliche Fassadengliederung auf.

Nutzungen / Anlieferung

Die Funktionsbereiche 1 und 2 sind nach Vorgabe im Erdgeschoss angeordnet. Die allgemeinen und studentischen Flächen, das Prüftechnikum (Funktionsbereich 4) sowie das Labor Drittmittel (Funktionsbereich 6) gliedern sich, über das zentrale Treppenhaus an das Foyer angebunden, im ersten Obergeschoss an.

Im zweiten Obergeschoß befinden sich die Räume der Veredelung und der Werkstoff- und Fertigungstechnik (Funktionsbereich 3 u. 7), im dritten Obergeschoß die Chemie, Umwelt- und Verfahrenstechnik (Funktionsbereich 5). Im vierten Obergeschoss, zurückgesetzt zur Schneeberger Straße sind, die Büros angeordnet.

Das zweite Treppenhaus im südlichen Bereich des Neubaus ermöglicht eine zusätzliche interne Erschließung der Funktionsbereiche. Über das Treppenhaus ist auch der Rasmussen-Bau auf allen Etagen angeschlossen, sodass der zweite notwendige Rettungsweg für beide Gebäude ausgewiesen wird.

Die Anlieferung sowie die Feuerwehrzufahrt erfolgt im Osten des Gebäudes. Der geforderte Wenderadius wird umgesetzt. Die Lage der Anlieferung ermöglicht die gewünschte Nutzung des Hofes mit Lagerflächen.

Konstruktion / Technik

Das Gebäude wird wunschgemäß nicht unterkellert. Die Funktionsbereiche 1 und 2 werden im Erdgeschoß angeordnet, so dass die ganz hohen Lastanforderungen über die Bodenplatte abgefangen werden können.

Das Gebäude ist klar auf einem einheitlichen Raster aufgebaut. Spannweiten liegen im wirtschaftlichen Bereich. Im Zusammenspiel mit der Fassade ergeben sich gut belichtete Räume mit einer hohen Nutzungsvariabilität. Die Grundrisse können flexibel gestaltet werden.

Auf den Geschossen sind ausreichend Flächen für die Technik (ELT, RLT) vorgesehen. Einen größeren Platzbedarf werden die Anlagen der Raumlufttechnik benötigen. Diese werden auf dem Dach über EG Funktionsbereich 1 angeordnet, eine Unterkellerung kann so vermieden, die Lüftung aufgrund ihrer Lage wirtschaftlich betrieben werden. Die Aufbauten der Technik sind aufgrund der Ausbildung der Fassade (hohe, umlaufende Attika) vom Straßenraum nicht sichtbar.

Energetisches Konzept

Die kompakte Bauform, das günstige Oberflächen-Volumen-Verhältnis sind wichtige und grundlegende Voraussetzungen für ein energetisch optimiertes Gebäude. Im Zusammenspiel mit dem Architekturkonzept wird ein energie- und versorgungstechnisches Gesamtkonzept vorgeschlagen, welches einerseits einen hohen Grad an Nutzungsqualität bietet, andererseits aber durch die Verwendung hocheffizienter und energiesparender Technologien und deren überlegte Integration in das Gebäude sorgsam mit Umwelt und Ressourcen umgeht und kostensparend zu betreiben ist.

Der Neubauentwurf besteht aus einer angemessen kompakten Gebäudestruktur und einer homogene Fassadengestaltung. Zusammen mit der Ausbildung hochgedämmter Hüllflächenbauteile führt dies insgesamt zu einer deutlichen Begrenzung von Transmissionswärmeverlusten und thermischen Schwachstellen.
Konstruktive Maßnahmen und Detailausführungen sichern darüber hinaus die Winddichtigkeit der Gebäudehülle zur gezielten Minderung unkontrollierter Lüftungswärmeverluste.

Die Dimensionierung der Fensterflächen für den Neubau folgt bewusst den Anforderungen aus Raumgeometrie, Raumnutzung und Ausrichtung. Durch die Verwendung hochselektiver Gläser und Sonnenschutzvorrichtungen wird in den Sommermonaten ein zu starker Wärmeeintrag effektiv vermieden und damit Kühllasten deutlich reduziert.

Der Konzeptionsansatz für die technischen Einrichtungen basiert auf energetisch und betriebswirtschaftlich optimierten Anlagen. Es werden in allen Gewerken Wärmerückgewinnungssysteme mit minimalem Strom- und Energiebedarf sowie maximalem Wirkungsgrad eingesetzt. So verfügen z.B. sämtliche Lüftungsanlagen über eine interne Wärmerückgewinnung mit einem Wirkungsgrad von 60 bis 75 %.

Die gesamte Anlagenkonzeption ist darauf ausgerichtet, das Technikum nicht nur „zum Funktionieren“ zu bringen, sondern aus ökologischer und ökonomischer Sicht die maximalen technischen Möglichkeiten auszuschöpfen. Hierbei ist das Ziel, intelligente und optimierte Anlagenkonzepte aufeinander abzustimmen und deren Nutzung zu maximieren.

Der Einsatz von Solarkollektoren auf dem Dach verringert den Energiebedarf des Gebäudes. Dazu trägt auch der Einsatz von gesteuerter, effizienter Beleuchtung mit LED Leuchtmitteln bei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Baukörper stellt sich in einer selbstbewussten, städtischen Anmutung dar. Diesen Eindruck erzeugt insbesondere die durchdachte Fassadenproportion, die dem Baukörper mit Gesimsbändern und Rahmungen der Fenster einen leichten, eleganten Charakter verleiht. Inwieweit dieser Ausdruck für die Bauaufgabe eines Technikums angemessen ist, wird kontrovers beurteilt.
Sehr überzeugend ist die Aufteilung der Baumasse in den Hauptbaukörper und dem seitlich anschließenden eingeschossigen Hallenbau für die Technikumsflächen. Dadurch wird einerseits eine harmonische Anbindung an die niedriggeschossige Nachbarbebauung erreicht, andererseits eine ausgesprochen spannungsreiche Höhenentwicklung des Gesamtbaukörpers ausgebildet.
Die Attikaverblendung für das Technikgeschoss des Hallenanbaus führt die Fassadengliederung des Hauptgebäudes in Form von Blindfenstern konsequent weiter. Diese Lösung wird unterschiedlich bewertet.
Kritisch wird der sehr hohe Glasanteil der Fassade angesehen, der mit sommerlicher Aufheizung und Blendung der Nutzungsbereiche einhergeht.
Ohne Einschränkungen funktionsfähig ist die Zufahrt. Die Bewegungsflächen im Innenhof sind ausreichend. Die Verringerung des Hofes im südwestlichen Bereich wird als beherrschbar angesehen.
Der großzügige Auftakt mit dem Vorplatz am Dr. Friedrichs-Ring setzt sich leider nicht im Inneren fort. Das Foyer ist zu klein und von der Lage und Ausgestaltung wenig qualitätsvoll. Eine Sichtbeziehung zu den Technikumsräumen/Weberei entsteht vom Foyer aus nicht. Die Zuwegung zum Rasmussen-Bau in Form eines beengten Mittelflurs mit mehrfacher Richtungsänderung überzeugt nicht.
Die Verteilung der Programmflächen im Gebäude ist grundsätzlich richtig gelöst, insbesondere die Lage aller Schwerlastflächen im Erdgeschoss. Attraktiv ist die Ausrichtung des Technikums/Konfektion als „Schaufenster“ zur Öffentlichkeit. Die Organisation der Obergeschosse als Dreibund führt zu inneren Fluraufweitungen, die in ihrer räumlichen Qualität ohne direkten Sichtbezug nach außen nur bedingt als Kommunikations- und Informationsflächen für die Lehre geeignet sind. Die Ausrichtung der Büroflächen nach Nordosten wird begrüßt. Vor den Praktikumsräumen wäre eine größere Vorfläche zur Ansammlung wünschenswert. Lage und Ausrichtung des Lastenaufzuges im Flur ist problematisch hinsichtlicht Transport großvolumiger Maschinen. Die Verkehrsflächenanteile und die Baumasse liegen im mittleren Bereich. Die Ausweisung von Technikflächen wird als nicht auskömmlich eingeschätzt.
Insgesamt vermag die Arbeit die hohen städtebaulichen Qualitäten nicht in die Grundrissorganisation weiterzuführen.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Ansicht