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Offener Wettbewerb | 02/2016

Neubau Technikum Westsächsische Hochschule Zwickau

Perspektive von Norden

Perspektive von Norden

1. Preis

NEUMANN ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

ENTWURFSIDEE I STÄDTEBAULICHE SETZUNG
Der 'Campus Innenstadt' der Westsächsischen Hochschule Zwickau leistet einen wesentlichen Beitrag zur Attraktivierung des Stadtzentrums. Wesentliche Funktionsbausteine wie Mensa, Aula, Bibliothek und das künftige Hochtechnologiezentrum werden den verkehrsberuhigten Innenstadtbereich in Zukunft maßgeblich prägen.
Der Standort des künftigen Technikums an der Äußeren Schneeberger Straße soll als komplettierender Baustein die vorhandene heterogene Gebäudestruktur der Fakultät Automobil- und Maschinenbau städtebaulich fassen und den 'Campus Innenstadt' in südliche Richtung komplettieren.
Die präsente Lage an der Bundesstraße bietet das Potential, durch die städtebauliche Einordnung eines eigenständigen und markanten Baukörpers dem Thema Wissenschaft und Forschung eine eindeutige Adresse - ein Gesicht - zu verleihen.
Diesem Anspruch begegnet der vorliegende Entwurf durch die Setzung eines quadratischen fünfgeschossigen Baukörpers. Die aus der Umgebungssituation resultierende leichte Schrägstellung zur Äußeren Schneeberger Straße lässt eine großzügige Vorplatzsituation im Eingangsbereich des Technikums entstehen, welche mit den gegenüberliegenden Freiflächen im Kreuzungsbereich korrespondiert. Ein leichter Versatz zur Gebäudeflucht des Rasmussen-Baus schafft ausreichend Distanz zur Dreischienengleisanlage, ohne das Gesamtkonzept eines geschlossenen Quartiers in Frage zu stellen.
Eine großzügige und transparente Eingangszone betont den neu entstandenen Quartierschluss und orientiert sich eindeutig in Richtung Campus Innenstadt. Dieses repräsentative "Fenster der Wissenschaft" wird an prominenter Stelle in der Stadt zum Ort der Begegnung, der Kommunikation und des geistigen Austauschs. Ein neuer Genius loci am Innovationsstandort Zwickau entsteht.

GESTALT
Auf der Suche nach einer identitätsstiftenden Gestaltungsidee für die Fassade stießen wir in Anlehnung an die Zweckbestimmung des Gebäudes auf das Motiv der "Textilen Struktur". Da die westsächsische Region traditionell nicht nur durch die Textilindustrie und den Maschinenbau maßgeblich geprägt wurde, sondern auch das Handwerk in der Industriearchitektur seit der Gründerzeit eindrucksvolle Bauten schuf, lag eine handwerkliche Umsetzung für die Fassadenstruktur nahe.
Im Ergebnis dieser Überlegungen entstand das "Gewobene Relief", eine Reminiszenz an den Kett- und den Schussfaden des Textilhandwerkes; baulich neu interpretiert in einer vorgehangenen Klinkerfassade.
Als flächige Struktur zur gewählten Großform passend, umhüllt das "Klinkergewebe" die Baumasse, ähnlich einer textilen Hülle. Die notwendigen Öffnungen in der Fassade werden somit zur "Lochmasche" und stärken die Reliefwirkung in der Fläche, ohne vordergründig Gliederungsfunktion übernehmen zu müssen.

FUNKTIONALES ORDNUNGSPRINZIP
Das funktionale Entwurfskonzept geht von einer maximal möglichen Variabilität und Umnutzbarkeit der Maschinenaufstell- und Praktikumsflächen aus, um flexibel auf sich ändernde Anforderungen und Inhalte reagieren zu können. Aus diesem Grund verteilt sich ca. 2/3 der Hauptnutzfläche pro Geschoss auf einen Bereich, dessen Primärkonstruktionsprinzip von einer frei nutzbaren Fläche mit einer inneren Stützenstellung ausgeht. Lediglich ein notwendiger Lastenaufzug und ein zusätzlicher Personenaufzug, welche alle Ebenen andienen, müssen als dauerhafte Festeinbauten gewertet werden. Die inneren Funktionsabtrennungen können bei Fortschreibung des Konzeptes sowohl dauerhaft, als auch flexibel nach Abstimmung mit den Nutzern, errichtet werden.
Im verbleibenden Grundrissdrittel sind die beiden Treppenhäuser, die zentrale Eingangshalle, Büroflächen, Sanitär- sowie sonstige dienenden Räume angeordnet. Darüber hinaus werden die Obergeschosse zusätzlich durch eine innenliegende Lichtfuge aufgewertet, welche neben der natürlichen Belichtungsmöglichkeit Ein- und Durchblicke in die verschiedenen Wissenschafts- und Forschungsbereiche erlaubt.
Der vorliegende Entwurf schlägt im Bereich der geplanten Hofeinfahrt ein zentrales, abschließbares Außenlager vor, um die im Innenhof gelagerten diverse Rohmaterialien und Abfallcontainer zu beherbergen. Eine nachhaltige Innenhofgestaltung ist nunmehr möglich. Der Ergänzungsbau schließt die Lücke zu den vorhandenen Hallenbauten im Westen und definiert als "Tor" die geforderte Zufahrt zum Innenhof. Der überdeckte Zufahrtbereich am Technikum kann bei Bedarf als witterungsgeschütze Be- und Entladezone genutzt werden.

KONSTRUKTION I MATERIAL
Die Primärkonstruktion des Technikums besteht aus einer, gemäß statischer Anforderung, dimensionierten Stahlbetonkonstruktion mit Massivdecken. Die thermische Gebäudehülle wird unter Zugrundelegung der aktuellen EnEV dimensioniert, mineralisch gedämmt und mit einer vorgehangenen Klinkerfassade (gem. Gestaltungskonzept) verkleidet. Gebäudeöffnungen wie Fenster und Türen werden als Metall- Rahmen- bzw. im Eingangsbereich als Metall-Pfosten-Riegel-Konstruktion mit Dreischeiben-Verbundglasfüllungen hergestellt. Den oberen Gebäudeabschluss bildet eine bekieste Flachdachkonstruktion mit Gefälledämmung und Druckentwässerung. Die Qualität des erweiterten Innenausbaus erfolgt nach Rücksprache mit Nutzer und Bauherr sowie den Anforderungen gemäß Zielvorgaben des Bewertungssystems für Nachhaltiges Bauen_BNB.

ENERGETISCHES KONZEPT
Aufgrund der örtlichen Bedingungen macht es Sinn, das neu zu errichtende Technikum aus dem öffentliche Fernwärmenetz zu speisen. Über eine Umformstation wird eine Niedertemperaturheizung, eventuell mit Flächenheizungen, vorgeschlagen. Dadurch können die FWRücklauftemperaturen niedrig gehalten werden. Eine Kühlung wurde im Vorfeld zwar generell verneint, ist aber in bestimmten Bereichen unbedingt zu empfehlen. Räume auf der Südseite, die wegen des Straßenlärms nicht die Möglichkeit zur Querlüftung haben, erhalten Kühlkonvektoren die über die Wärmepumpenfunktion auch zum Heizen verwendet werden können und somit den Fernwärmebedarf regenerativ unterstützen. Weiterhin besteht die Option, bei der Herstellung technologischer Kälte über eine Wärmepumpe, im Winter die Wärme in das Heizsystem einzuspeisen.
Für die Raumlüftung werden zwei Zu-und Abluftanlagen empfohlen. Anlage 1 wird für WCs und innenliegende Technikräume notwendig. Anlage 2 versorgt die Räume mit einer Tiefe von mehr als 6,0m sowie Räume die aus Schallschutzgründen be-und entlüftet werden müssen. Zur Reduzierung der Luftmengen und zur Verbesserung der Raumluftqualität für Anlage 1 werden alle WCs direkt über das Spülrohr an die Abluft angeschlossen.
Für Anlage 1 und 2 wird zur Vorwärmung der Außenluft ein Luftheizkollektor vorgeschaltet. Sinnvollerweise wird dieser Kollektor auf dem Flachdach positioniert. Die Positionierung der Lüftungszentrale im obersten Stockwerk ist die kostengünstigste Variante, da dort kurze Wege für Außen -und Fortluft entstehen und Indoor-Technologien zum Einsatz kommen können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen für den Neubau des Technikums einen quadratischen, 6-geschossigen Solitärbau vor.
Der gewünschten Auftakt- und Zeichenwirkung wird die signifikante Kubatur als künftiger Stadtbaustein gerecht.
Die Dominanz dieser Baumasse lässt jedoch Bezüge zu seiner Umgebung vermissen.
Das Motiv einer „textilen Fassade“ wird in der vorgelegten Variante dem gestalterischen Anliegen nicht gänzlich gerecht und ist in der weiteren Planung zu überarbeiten.
Das Maß der natürlichen Belichtung ist durch die Fassadenstruktur richtig und angemessen gewählt. Durch das Abknicken des Baukörpers von der östlichen Laborhalle wird eine geradlinige Zufahrt für die Anlieferung gewährleistet.
Über den nördlichen Vorplatz wird der Neubau sinnfällig über die Nord-West-Ecke erschlossen. Das angrenzende Foyer erlaubt spannende Blickbeziehungen in Spinnerei+Weberei und überzeugt durch seine großzügigen Proportionen.
Der Rasmussenbau wird gut vom Foyer als auch von der Schneeberger Str. und dem Innenhof mit dem Technikum verbunden.
Der kompakten äußeren Erscheinung folgt eine unerwartete, überraschende Großzügigkeit im Inneren, die für die Nutzung ein Höchstmaß an Flexibilität bereit hält.
Trotz der Innenräumlichen Qualitäten bleiben für diese Bereiche Fragen des Brandschutzes offen.
In der Summe stellt die Arbeit einen durchdachten, strukturierten Beitrag dar, welcher den Nutzungsanforderungen gerecht wird.
Jedoch sind die Fassaden und inneren Lufträume auf ihre Wirtschaftlichkeit zu überprüfen.
Schwarzplan

Schwarzplan

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Modell

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