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Sonstiges Vergabeverfahren | 02/2016

«Wassererlebnis Sinfonia d’aua»

die "wassersinfonie" im schnitt

die "wassersinfonie" im schnitt

1. Rang / Zur Realisierung empfohlen

raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Konzept
Über Natur und Kunst zur Installation nach tradiertem Handwerk.

Der Flem dient der Installation ‚Sinfonia d’aua’ als Vorbild. Die gestalterische Kraft des Wassers hat den Bachlauf modelliert und verschiedene Formationen entstehen lassen, die ihrerseits das Wasser animieren und zum tönen bringen. Natürliche Kaskaden, Mühlen, Rinnen beschleunigen und beruhigen den Wasserlauf, lassen das Wasser fallen, gleiten, tropfen, spritzen und erzeugen damit die entsprechenden Geräusche. Dies dient uns als Vorbild.

Die Gartenkunstgeschichte ist reich an Beispielen für den optischen, akustischen und kühlenden Einsatz von Wasser in Grotten und Brunnen, Kaskaden und Speiern: Bewegtes Wasser mit akustischer Untermalung zur Freude der Besucher. Dies dient uns als Referenz.

Natürliche Vorbilder sowie Referenzen aus der Gartengeschichte bilden die Inspiration zu unserem Wasserobjekt. Die Vorbilder werden in ein Bauwerk übersetzt, welches sich seinerseits tradierter Handwerkstechniken bedient und ortsübliche Materialien verwendet:
Ein trocken gemauerter Sockel, der einen hölzernen Kännel birgt, welcher das Wasser zu und über verschiedene Stationen führt, die rauschen, gurgeln, tropfen, murmeln...

Ort und Verortung
Im Verlauf des Trutg dil Flem zwischen Dorf und Segnesboden stellt der Ort Punt Gronda den wohl banalsten Abschnitt im gesamten Kontinuum dar. Die Strasse, das Wasserwerk, Beschneiungsmasten und das Rückhaltebecken prägen die Wegstrecke. Wir wählen diesen Ort in seiner Banalität, im Gegensatz zu den eindrücklichen Landschaftsbildern, die folgen werden, bewusst, um gerade diesen Abschnitt aufzuwerten; der parallel im Hang verlaufende Dutg da Runca hat seinen ganz eigenen Charakter und Wert, der keiner Aufladung bedarf.
Die eingefügte ‚Sinfonia d’aua’ begleitet diesen Strassenverlauf auf einer Strecke von ca. 110 Metern.

Umsetzung
Die Trockenmauer mit den eingelegten Holzkänneln (ausgehöhlten Baumstämmen) wird seitlich neben der Strasse in den Hang ‚gedrückt’, so dass die Rückseite zur Stützmauer wird. Dadurch entsteht ein variierender Zwischenraum zur Strasse und situativ entstehen kleine Plätzchen. Die Installation beginnt am oberen Ende mit der ‚Grotte’ als Auftakt und endet vor dem Wasserwerk mit dem Strudeltopf als Schlusspunkt. Dazwischen liegen drei Stationen mit Treppe, Speiern und Kaskade. Die dadurch gebildeten vier Teilabschnitte des Wasserlaufs, die je nach Bearbeitung der Rinnensohle ruhig bis wenig animiert sind, ehe das Wasser von neuem aufbraust, versinnbildlichen die vier Sätze der Sinfonie mit ihren unterschiedlichen Tempi und Längen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Vorschlag von raderschallpartner konzentriert sich auf einen langgezogenen Eingriff entlang der Strasse oberhalb von Punt Gronda. Eine Trockenmauer aus lokal gewonnenen Lesesteinen folgt der Strasse in gewissem Abstand; die Linienführung der Mauer ist im Grundriss unregelmässig; sie ergibt sich aus der Schnittlinie einer zur Strasse parallelen Fläche mit dem Terrain und führt daher zu einer konstanten Höhe der Mauer. Diese Höhe wird nur an besonderen Stellen variiert. Auf der Mauer verläuft eine wasserführende Rinne aus halbierten Lärchenstämmen. Der Materialeinsatz Stein- Lärchenholz zeigt einen starken regionalen Bezug, ebenso die Wasserrinne, die es ähnlich in der Turnigla bei Fidaz schon gibt. Das Wasser strömt aus einer «Quellgrotte» und endet in einem «Strudeltopf». Grotte und Topf werden wie die Mauer aus einem ortsüblichen Stein erstellt, dessen Bearbeitung dabei gehauen oder gefräst sein kann. Der Fluss des Wassers wird durch spielerische Elemente unterbrochen und bereichert, zum Beispiel durch gestufte Wasserfälle. Die «Mauer» schafft zwischen ihr und der Strasse einen Freiraum, der, mit einem Naturbelag versehen, zum Verweilen einlädt. Das Wasser erzeugt Geräusche und Klänge im Sinne der vier Sätze der «Sinfonia», erzeugt durch die unterschiedlichen Arten des Fliessens. Im Einzelnen wird das mit einem Experten (Herrn Zimmermann, Zürich) verfeinert und verifiziert werden.

Das Projekt ist ein prägnanter Eingriff entlang der Strasse von Punt Gronda nach Startgels, genau an jener Partie, an der die Wanderer entlang des Trutg dil Flem zum einzigen Mal auf Asphalt gehen. Dieser Wegabschnitt wird zwar ab und zu auch als «Durststrecke» bezeichnet. Er wird aber als erwandertes Strassenstück nicht nur negativ wahrgenommen, bildet er doch eine Abwechslung zu den sonst meist schmalen Wegstücken des Trutg: hier kann man nebeneinander gehen, hier präsentiert sich eine offene Aussicht, hier erkennt man mit dem Elektrizitätswerk und den Beschneiungslanzen Infrastrukturen von Flims, die für den Ort auch wesentlich sind. Vor diesem Hintergrund begrüsst die Jury den 110 m langen Eingriff entlang der Strasse als Weiterführung bereits bestehender menschlicher Landschaftseingriffe, auch anerkennt sie die Vieldeutigkeit des Vorschlags. Was auf den ersten Blick fast als Strassenstützmauer gelesen werden könnte, erhält weitere Bedeutung und Attraktivität, sobald man das in das Bauwerk versenkte Wasser entdeckt. Die spielerische Komponente (Stauen, Wässerlen, auf der Mauer laufen) ist reizvoll, der handwerkliche Wert der Anlage bei entsprechender Umsetzung auch. Der langgezogene Eingriff thematisiert die Bewegung in der Landschaft, die des Wassers wie die der Menschen. Die Nachvollziehbarkeit für den Besucher ist einfach herzustellen und das Projekt lässt sich somit gut vermitteln. Die administrative Umsetzbarkeit (Bewilligungen, Erschliessung, Bau) erscheint problemlos, entscheidend hingegen wird unter anderem die handwerklich hochstehende Ausführung des Projekts sein. Kritisch hinterfragt wird, ob die akustische Wirkung der Wasserspiele neben den bestehenden Geräuschen der Zentrale, des Flem und der Strasse ausreichend sein wird. Auch besteht eine gewisse Gefahr von schnellen Fahrzeugen auf der langgezogenen Strasse. Der Strassenverkehr sollte beruhigt werden, insbesondere weil Kinder entlang der Installation spielen können. Ist in diesem Zusammenhang die Trennung in einen «schnellen» und einen «langsamen» Belag richtig? Kontrovers wird die Frage des Massstabs in der Jury diskutiert: hat das Projekt eine Tendenz ins allzu Kleine oder besitzt der Vorschlag das Potential zu einer kraftvollen, gut wahrnehmbaren und vom Publikum als attraktiv empfundenen Anlage? Die Jury vertraut schliesslich auf die Kraft der konzeptionellen Idee dieses Projekts und entscheidet sich dafür, es zur Weiterbearbeitung zu empfehlen. Im Zuge der Weiterbearbeitung soll geprüft werden, ob der Eingriff in Material, Konstruktion und seiner formalen Ausarbeitung einfacher, selbstverständlicher und robuster gestaltet werden kann.