modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Sonstiges Vergabeverfahren | 02/2016

«Wassererlebnis Sinfonia d’aua»

Teilnahme

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Dieses Projekt unterstreicht den Gegensatz der künstlichen Wassernutzung zum natürlichen Wasserfluss. Dies wird zunächst räumlich erfahren: die Infrastruktur der Wassernutzung im Raum Punt Gronda wird im gegenwärtigen Zustand belassen, dafür werden die Klänge des Wassers des Flem auf der weiter oben am Trutg gelegenen «Halbinsel» auf einem Waldplatz inszeniert. Dieser liegt etwa mittig zwischen Punt Gronda und Punt Muletg und eignet sich in den Augen der Verfasser besser zum Verweilen als die Umgebung der tiefer gelegenen Kraftwerkzentrale. Der neue Ort wird als «Trailhead» bezeichnet und ist bewusst dort gewählt, wo sich der Trutg nach einem Abschnitt auf der asphaltierten Strasse wieder als Fussweg dem Flem zuwendet und nach einem kurzen Abstieg eine durch Geländeform und Bepflanzung vom zuvor durchquerten Gelände abgegrenzte und ruhig wirkende Wiese erreicht, bevor er anschliessend in einen wilden, durch Erosion geformten Prallhang des Flem eintritt. Der Vorschlag unterstreicht den eigentümlich kontemplativen Charakter dieser Wiese, indem deren räumliche Abgrenzung durch eine Bepflanzung mit Erlen im Hang zum Bach verstärkt wird. Zwei akustische Installationen vermitteln die Geräusche eines künstlichen Abtropfens von Wasser aus einem Brunnen mit Resonanzkörper einerseits, des Rauschen des Flembachs andererseits. Durch «Schalen» in Natursteinmauerwerk werden die vorhandenen Klänge reflektiert und verstärkt. Die im Programm angedeuteten vier Sätze der Sinfonia d'Aua werden dabei zeitlich verstanden; der «Wasserzyklus» entsteht durch den Wechsel der vier Jahreszeiten und wird durch die Installation an die Besucher vermittelt. Damit nimmt das Projekt ein Grundthema der Anlage des Trutg dil Flem auf: die je nach Jahreszeit und damit Wassermenge unterschiedliche Wahrnehmung der Landschaft. Die in Zusammenarbeit mit dem Spezialisten Andreas Bosshard (Klanginstallationen und Akustik) erarbeiteten Klangreflektoren laden zu einer «partizipativen Wahrnehmung» der Besucher und Passanten ein. Die durch die Jahreszeiten begründeten Unterschiede machen einen mehrmaligen Besuch der Anlage reizvoll. Das Projekt bezieht sich in seiner Grundhaltung auf den Flem und seinen Trutg. Von der Umgebung der Punt Gronda wendet es sich ab.

Die Platzierung erfolgt legitim an einem Ort, der von der Ausloberin des Studienauftrags nicht in Betracht gezogen war. Aus diesem Grund sind nur grobe Unterlagen zum Terrain dieses Standorts vorhanden, was eine gewisse Unschärfe des Vorschlags erklärt. So konnten die Formen und Positionen der Bauten nicht abschliessend geklärt werden und auch die Begrenzung der Erlenbepflanzung erscheint noch unklar. Die Frage der Zustimmung des privaten Grundeigentümers kann von der Jury nicht beantwortet werden; sie beschliesst, diese Frage aus der Diskussion auszuklammern. Da entsprechende Diskussionen auch für den Trutg geführt werden mussten, blickt die Jury entsprechenden Verhandlungen zurzeit optimistisch entgegen. Durch seine überraschende Ortswahl öffnet das Projekt den Blick auf neue Möglichkeiten der Inszenierung des Wassers. Die beiden «Echokammern» der Klangschalen auf einer neu geschaffenen Waldlichtung werden als starke Idee gewürdigt. Kritisch diskutiert wird, ob dieser bis heute ungenutzte und an sich schon einprägsame Ort diese Steigerung braucht oder verträgt. Im Gegensatz etwa zum Projekt von raderschallpartner, das in einer bereits vom Menschen besetzten Landschaft weiterbaut, wird hier ein beinahe sakraler Ort abseits der Strassen und Infrastrukturen geschaffen. Die Jury nimmt zu diesen Fragen kontrovers Stellung und entscheidet sich schliesslich mehrheitlich dafür, die «Halbinsel» des Flem nicht zu bebauen. Einig ist man sich jedoch darin, dass der vorliegende Vorschlag aus einer starken Auseinandersetzung der Autoren mit der Aufgabe erwachsen ist und dass er als wertvoller Beitrag zum Studienverfahren anerkannt wird.