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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2016

Neubau Kantonsspital Baden (KSB)

Das neue Kantonsspital Baden - "Agnes"

Das neue Kantonsspital Baden - "Agnes"

Agnes

Gewinner

Nickl & Partner

Architektur

Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

Bauphysik, Brandschutzplanung, TGA-Fachplanung

Hospitaltechnik Planungsgesellschaft mbH

sonstige Fachplanung

Andreas Akeret Baumanagement GmbH

sonstige Fachplanung

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

MMI - Munich Medical International GmbH

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

DAS NEUE KANTONSSPITAL BADEN – „AGNES“
Ziel des Studienauftrags für die Erstellung des Ersatzneubaus des Kantonspitals Baden ist die Schaffung eines zukunftsweisenden Gebäudes, das die Innovationskraft und das karitative Wirken ihrer Stifterin vor rund 650 Jahren, Agnes von Ungarn, neu aufgreift.
Ziel des städtebaulichen Konzeptes ist es, das Spital als neuen Stadtbaustein sowie als zentralen Anlaufpunkt innerhalb der bestehenden, feinkörnigen Bausubstanz zu situieren. Um dem Gebäude eine Setzung zu geben, prägen Kanten und Sichtachsen benachbarter Wohnbauten sowie des Nebengebäudes die Kubatur. Der frei werdende Platz vor dem Gebäude dient als großzügiger Gesundheitscampus dem Wohl der Patienten und Mitarbeiter. Der Topografie folgend wird das Bauvolumen als zwei ineinander verschränkte Rechtecke in die Landschaft modelliert, wobei der enge Bezug zur Natur und Umgebung auch im Inneren thematisiert wird.
Die Grenzen zwischen Außen- und Innenraum verschwimmen bewusst, wodurch das Spital zu einem Ort der Begegnungen wird. Der abweisende Charakter älterer Gesundheitsbauten verschwindet und wird durch ein Konzept der Offenheit ersetzt, das hilft, etwaige Ängste, die mit einem Klinikaufenthalt verbunden sind abzubauen. Das Bauvolumen wird unterteilt in einen dreigeschossigen öffentlichen und semiöffentlichen Sockel der sämtliche Untersuchungs- sowie Ärzteräume umfasst, sowie in ein eher privates, ebenfalls dreigeschossiges Patientenhaus. Während der Sockel durch strenge Kompaktheit und Funktionalität geprägt wird, zeichnet sich das Patientenhaus nach innen durch weiche und fließende Formen aus. Diese Differenzierung bildet sich ebenfalls in der Fassadengestaltung ab, der wird mit ortsüblichem Naturstein ausgekleidet, das Patientenhaus erhält eine Holzverkleidung.
Eine sichtbare Fuge in Form des Technikgeschosses gliedert beide Elemente in klar differenzierte Volumen. Der Zugang zum Sockel erfolgt ebenerdig über eine große Rotunde mit öffentlichen Einrichtungen wie eine Cafeteria und Läden. Ein großzügiger lichtdurchfluteter Empfangsbereich ermöglicht ein besonderes Patientenerlebnis. Die vertikale Zirkulation, die als Bindeglied des Baukörpers dient, wird durch einen überdeckten Atriumraum mit Rolltreppen sichergestellt.
Das im ersten Obergeschoss angesiedelte Restaurant lädt aufgrund der Einbettung des Volumens in die Hangsituation zum Verweilen auf der teils überdeckten Terrasse und dem angrenzenden Landschaftspark ein. Die Gesamtheit des dreigeschossigen Patientenhauses wird durch die rund und weich in die Form geschnittenen Höfe in vier, ineinander fließende Funktionseinheiten untergliedert, deren gemeinsame Arbeitswelten mittig situiert sind. Dem Wunsch der Patienten nach Privatsphäre folgend besitzen alle Krankenzimmer direkten Blick in die Badener Landschaft. Großzügige Terrassen erlauben den Aufenthalt im Grünen ohne das Gebäude verlassen zu müssen. Trotz der engen betriebsorganisatorischen optimierten Verknüpfung der Funktionsbereiche wird so eine lebendige, variierende Gebäudelandschaft geschaffen.

ERSCHLIESSUNG
Der Haupteingang des neuen Spitals öffnet sich mit einem geschützten Vorplatz nach Osten hin mit Anbindung an die Erschließungsstraße „im Ergel“ und die vorhandene Bushaltestelle (öffentlicher Nachverkehr). Die Aufnahme und Erstversorgung aller Patienten erfolgt in der Notaufnahme, die eine separate Zufahrt an der nördlich verlaufenden Perimetergrenze erhält. Über eine rasch nach Außen öffnende Rotunde werden Patienten und Besucher tief ins Gebäude gelenkt wo eine erste Orientierung im großzügigen Foyerbereich erfolgt. Die Bündelung aller ambulanten Disziplinen verlangt nach einer effizienten, übersichtlichen Organisations- und Wegestruktur. Der Entwurf sieht daher zwei in einander verschränkte rechteckige Baukörper vor, die von zwei Magistralen in Nord- Südrichtung klar gegliedert werden. Rückgrat der inneren, stationären Magistrale bilden die unterschiedlichen, vertikalen Aufzugskerne, die in Besuchs-, Betten- sowie Güteraufzüge untergliedert sind.

MODULARE PLANUNGSSTRUKTUR
Der Grundaufbau der vorliegenden Planungsstruktur ist gekennzeichnet durch einen flexiblen, modularen Aufbau, der sich aus einem Grundraster von 1,20 m / 4,80 m / und 8,40 m ergibt. Diese Rasterung ermöglicht Raumstrukturen, die sich an einem Vielfachen von 8 m² orientieren. Somit stehen Räume von 16 m², 24 m², 32 m² und 64 m² zur Verfügung, die nahezu allen Bedürfnissen eines modernen Spitalbetriebs gerecht werden. Dieses Grundraster gewährleistet darüber hinaus ein hohes Maß an Flexibilität für die Raumnutzungen, da unterschiedlichste Raumkonfigurationen auch während zukünftiger Nutzungszyklen ohne große Umbaumaßnahmen abgebildet werden können.

HÜLLE
Die Gestaltung der Hülle unterstreicht die ruhige, städtebauliche Intention des neuen Kantonsspitals. Das Gestaltungskonzept der Fassade reflektiert die Gliederung des Baukörpers in seine verschiedenen Funktionsbereiche und unterstützt seinen offenen Charakter. Prägendes Gestaltungselement der Sockelfassade ist die in verschiedenen Neigungen strukturierte Kalksteinbekleidung. Die zurückversetzte Fensterebene mit außenliegenden Sonnenschutzjalousien verleiht der Fassade zusätzlich Tiefe und unterstreicht das kompakte, ruhige Erscheinungsbild des Gebäudes. Durch Licht und Schatten in Abhängigkeit der Neigung der Natursteinflächen verändert sich die Hülle facettenreich und nimmt so dezent Bezug auf die Silhouette des nahegelegenen Gebirges.
In den oberen Etagen des Gebäudes, im Patientenhaus, gestaltet sich die Hülle besonders öffnend, es entsteht hohe Aufenthaltsqualität. Vor den Panoramafenstern sind Sonnenschutzmarkisen vorgesehen. Die wohlproportionierten Fensterflächen versorgen die Bettenzimmer optimal mit Tageslicht, während die auf Sitzhöhe liegende Holzfensterbank die innenräumliche Qualität der Zimmer aufwertet. Eine in das Fensterelement integrierte Lüftungsbox erlaubt eine kontrollierte und individuelle natürliche Belüftung der Räume. Die zwischen den Panoramafenstern liegende Holzbekleidung mit ihrem alternierenden Rhythmus steht in Analogie zur Sockelfassade und stärkt somit die Einheit des Gesamtbildes der Außenhülle.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die ProjektverfasserInnen schaffen mit zwei klar geschnittenen, ineinander verschränkten Baukörpern eine prägnante ortsbauliche Setzung, die sich mit angenehmer Selbstverständlichkeit in den topografischen und räumlichen Kontext einpasst. Eine markante horizontale Fuge gliedert das grosse Volumen in einen dreigeschossigen Sockel mit den öffentlichen und halböffentlichen Nutzungen sowie ein – ebenfalls dreigeschossiges – Patientenhaus. Architektonisch dient die Fuge zwischen den beiden Gebäudeteilen der guten Massstäblichkeit des Spitalneubaus, als Technikgeschoss ausgebildet verspricht sie eine hohe Funktionalität.
Die Aussagen zur Gestaltung der Aussenräume bleiben vergleichsweise schematisch. Dies ist aber durchaus stufengerecht, die Absichten sind gut lesbar und stimmen mit dem ortsbaulichen Konzept überein. Überzeugend gelöst ist die Entflechtung der diversen Zugänge und Zufahrten, Anlieferung etc.
Der in die vorspringende Ecke des Sockelgebäudes eingestanzte, zur Vorfahrt offene Eingangs-hof schafft einen Hauptzugang mit klarer Adresse, der Besucher und Patienten mit räumlicher Grosszügigkeit empfängt und in den eigentlichen Eingangsbereich im Inneren führt. Hier wird das Motiv des eingestanzten Hofes auf überzeugende Weise weitergeführt. Die in gleichmässigem Raster gesetzten, je nach Lage und Funktion unterschiedlich dimensionierten Höfe bringen Tageslicht in die Tiefe des Gebäudekomplexes, schaffen Sichtbezüge und dienen damit der Orientierung und Wegeführung. Darüber hinaus tragen sie wesentlich zur Attraktivität der Innenräume bei.
Sockel und Patientenhaus sind – entsprechend ihrer unterschiedlichen Funktionen – differenziert strukturiert. Während der Sockel mit einer seriellen und kompakten Struktur der Funktionalität der hier befindlichen medizinischen Nutzungen entspricht und grosse Flexibilität gewährleistet, zeichnet sich das Patientenhaus durch fliessendere Raumbereiche im Inneren aus. Die geschickte Gruppierung von Aufenthaltsbereichen und Räumen für Personal und Therapien um die grossen Höfe gewährleistet Übersichtlichkeit und kurze Wege, Synergien im Betrieb sowie eine grosse Aufenthaltsqualität. Entlang den Fassaden liegen kranzartig die schön proportionierten Patientenzimmer, gut belichtet und an attraktiver Aussichtslage. Hier wird das dem Projekt zugrunde liegende Konzept des Spitals als durchlässige Gesundheitslandschaft - im Gegensatz zum traditionellen, eher introvertierten Spitalbau - besonders überzeugend aufgezeigt. Bei einer allfälligen Umsetzung sind die Qualitäten der inneren, fliessenden Räume sorgfältig auf die Anforderungen des Brandschutzes ab zu stimmen.
Das Spital als Gesundheitslandschaft findet eine adäquate Entsprechung im sorgfältig bearbeiteten architektonischen Ausdruck. Die horizontale Gliederung und ruhige Gestaltung der Fassaden unterstützen das städtebauliche Konzept, das allseitige Spiel der Panoramafenster mit geschlossenen, geschosshohen Fassadenteilen entspricht in hohem Masse dem Wunsch nach Offenheit und Verankerung mit der umgebenden Landschaft. Auch die feine Differenzierung von Sockel und Patientenhaus mit unterschiedlichen Materialien für die geschlossenen Fassadenteile, Naturstein beim Sockel, Holz beim Patientenhaus, wird gewürdigt.
Der vorgelegte innovative Entwurf ermöglicht es dank grosser konzeptioneller Flexibilität, die geplanten Prozesse mit geringen planerischen Anpassungen an individuelle Anforderungen abzubilden.
Aus prozessualer Sicht sind insbesondere der weitgehend einfach nachvollziehbare und schlüssige Aufbau und die Verortung der Funktionsstellen in ihren jeweiligen Beziehungen, sowie deren Erschliessung und Vernetzung zueinander positiv hervorzuheben. In Teilbereichen ist eine Anpassung der Funktionsanordnungen und der Binnenstruktur der jeweiligen Funktionsstellen erforderlich, die jedoch aufgrund des modularen Aufbaus einfach zu realisieren ist. Der modulare Aufbau ermöglicht auch hinsichtlich zukünftiger Herausforderungen eine hohe Flexibilität. Eine Anpassung an individuelle oder neu entstandene Bedürfnisse ist somit leicht umsetzbar.
Die innovative Gestaltung der Arbeitsplätze ermöglicht eine fächerübergreifende Vernetzung und die Nutzung synergetischer Effekte. Der Flächenbedarf gemäss definiertem Raumprogramm ist weitgehend eingehalten.
Dem Team um Nickl & Partner Architekten gelingt mit seinem Projekt eine gesamthaft überzeugende Antwort auf die komplexe Aufgabe. Das Konzept des Spitals als Gesundheitslandschaft ist konsequent und auf sämtlichen Bearbeitungsebenen mit grosser Qualität umgesetzt. Sein zukunftsweisender Charakter entspricht darüber hinaus den betrieblichen Entwicklungs-vorstellungen der Auftraggeber aufs Beste.
Visualisierung Baden Kantonsspital

Visualisierung Baden Kantonsspital

Lageplan

Lageplan

Längsschnitt

Längsschnitt

Patientenzimmer

Patientenzimmer

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Nordfassade

Nordfassade

Perspektive des Innenhofs

Perspektive des Innenhofs