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Offener Ideenwettbewerb | 02/2016

AIV-Schinkel-Wettbewerb 2016: Zwischen Teltow und Zehlendorf

Hafenbecken

Hafenbecken

Körperwerft

Sonderpreis Architektur / Denkmalpflege

Preisgeld: 1.500 EUR

Jacob Mau

Student*in Architektur

Helena Steinbrenner

Student*in Architektur

Lianne Vreugdenhil

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Die Körperwerft


Im Rahmen des AIV-Schinkel-Wettbewerbs 2016 entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Teltow Werft die Körperwerft. Namensgebend ist die Idee, die historischen Nutzungen zu redefinieren. Die Schiffe, welche mittlerweile woanders aufgearbeitet werden, sind nicht mehr die Charakteristik der Teltwo-Werft - heutzutage müssen wir unsere Körper reparieren und wollen dieses Statement zur neuen Quartiercharakteristik werden lassen.
Die Einrichtungen der Körperwerft fördern bei den Nutzern langfristig den Aufbau von Körperbewusstsein und helfen zu verdeutlichen was es heißt, gesund und vital zu leben.

Der städtebauliche Ansatz bei diesem Projekt, liegt in der Ausformulierung eines sich wiederholenden, rhythmischen Systems in den einzelnen, neu hinzugefügten Baukörpern.
Diese stehen in klarem Kontrast zum vorhandenen Seniorenheim, direkt neben der Teltow-Werft. Durch die angelegte lineare Baukörperrhythmik sollen Plätze, Straßen, öffentliche und private Bereiche geschaffen werden und ein Verbund von Alt und Neu entstehen.
Die Rekonstruktion, des abgetragenen Kamins direkt neben dem ehemaligen E-Werkes und die Neunutzung und Defintion zu einem weiteren Quartierprägenden Element und der Möglichkeit über den “Werftturm” eine Aussichtsplattform zu schaffen macht den Turm zu einem zusätzlichen städtebaulichen Eingriff, der Landmark und neue Architektur auf dem historischen Fußabdruck ist.
Durch den geplanten Wiederaufbau der Brücke und die dadurch resultierende Verknüpfung von Zehlendorf und Teltow kann ein “Konzept PLUS” geschaffen, die Idee des Körperwerft-Quartiers fortgeführt werden und die Uferpromenade entland des Kanals wird attraktiver.

Die Nutzungen der Körperwerft gliedern ich in zwei Bereiche auf, die Ernährung und den Sport. Letzterer wird aktiv gefördert, indem der ehemalige Lokschuppen zu einem Hybrid aus Fitnessstudio und Gemeinschaftssport umfunktioniert wird - dem Bewegungsschuppen.
Weiterhin gibt es zwei Besonderheiten, das an den Teltowkanal grenzende Hafenbecken und den Berliner Mauerweg. Zweiter ist ein Radwanderweg entlang einiger Sehenswürdigigkeiten und vor
Allem der ehemaligen Grenze zwischen Westberlin und Brandenburg. Der Teltowkanal, mit seiner Anbindung an den Wannsee, bietet uns die Chance Wasserwanderer auf dem Gelände willkommen zu heißen und auch den grundsätzlichen Kajaksport zu fördern, sowie anzubieten. Über das Hafenbecken und die funktionstüchtige Slippanlage, welche teilweise mit giebelständigen Holzhäusern besetzt ist und durch Stege zum Verweilen am Hafenbecken einladen, kann man direkt “in See stechen” und nach belieben den Teltwokanal befahren.
Für die Unterbringung von Wochenendtouristen, Schulklassen, Rad- und Kajakfahrern richten wir im ehemaligen Elektrizitätswerk ein Hostel ein. Das E-(nergie) Werk beherbergt selbstverständlich auch jeden anderen Besucher, der die Nähe zur Großstadt ebenso schätzt, wie eine idyllische, beinahe romantische Umgebung.

Das Konzept sieht einen konsequenten Umgang mit Form und Materialität vor, um die
losen Bestandsbauten angemessen in ein neues Gefüge einzubinden. Die Neubauten sind in Anlehnung an die Hafenarchitektur des ausgehenden 19.Jahrhunderts und der Bestandsbauten als giebelständige Satteldachhäuser ausgeprägt. Diese sind jeweils in Gruppen/ Wohnkomplexen zusammengefasst und bei gleichbleibender Traufhöhe im Gefüge verändert sich lediglich Firsthöhe und Dachneigung der Häuser. So entsteht ein urban anmutendes Quartier.
Die Fassaden der Neubauten sind in Wohn- und Nichtwohngebäude unterteilt. Letztere sind mit
einer Metallfassade versehen, welche auch als Dachhaut verwendet wird. Die Wohngebäude erhalten ebenfalls eine zusammenfassende Dacheindeckung in dunklem Blech, die Giebelfassaden sind allerdings in Backstein formuliert.
Durch die teilweise Verwendung von Abrisssteinen der Werkstattgebäude, wird nochmals eine Betonung auf den Genius Loci gelegt.




Auf der Körperwerft werden in 36 Häusern, zu je 8 Häuserkomplexen, zwischen 100 -130 Menschen in je 50-54 Wohneinheiten und 8 Einfamilien/Reihenhäusern Platz zum Wohnen finden können.
Die BGF beträgt hierbei für die neuen Wohneinheiten 7.500m2 und für die neuen
Nicht-Wohneinheiten 2.000m2.

Um der Quartiergemeinschaft einen Mittelpunt zu geben, der alle vorher formulierten “Körperwerft-Gedanken” miteinander verbindet, sitzt direkt an der repräsentativen Stelle des Hafenbeckens die “Körpermitte”. In ihr werden Gemeindezentrum, Raum für Seminare, und Platz für soziale Kontakte und Austausch geschaffen. Die Vermittlung eines bewusst gesunden und vitalen Lebensstils soll hier vermittelt werden. Darüber hinaus stellt das Gebäude über die starke Gerichtetheit und über Blickbezüge eine Verbindung von Hafenbecken und Neubauten.


In der Umgebung, des entstehenden Quartiers gibt es mehrere Kleingartenkolonien mit temporären Anwohnern, sowie konstante Anwohner des Gebietes. Um die Grundversorgung sicherzustellen siedelt sich im ehemaligen Umformerhaus der Werftladen mit einem kleinen Café an. Ein Nahversorger, der als Handelsplatz zum Ein- und Verkauf von Lebensmitteln dient und gleichzeitig ein Ort zum Verweilen sein soll, um direkt den Kontakt von angebotenen Lebensmitteln etc. herstellen soll. Mit der Saftwerkstatt wird dann endgültig die Brücke zwischen den Anwohnern und der neuen Nutzung auf dem Werftgelände geschlagen. Eine große Presse, für jeden zugänglich, bietet die Möglichkeit die Gartenfrüchte und das Gemüse aus der Region und der Umgebung zu verarbeiten, gegebenenfalls sogar im Werftladen zum Verkauf anzubieten.

Die denkmalpflegerische Vertiefung der Körperwerft liegt im ehemaligen Elektrizitätswerk und neuen Hostel, dem E(-nergie) Werk. Hierbei liegt die erste Maßnahme darin, die Gebäude zu kompletieren und zu einer Einheit verschmelzen zu lassen. Durch einen neuen Anbau, im gleichen jedoch vereinfachten Bauduktus am nördlichen Ende des Ostflügels der beiden Hallen, wird eine ebene Nordfassade ohne Versprünge geschaffen und ein Eingang zum Hostel definiert.
Die einzigen weiteren Eingriffe am historischen Baukörper sind die Neugestalltung, Öffnung und Reaktivierung der Rundbogenfenster, eine Neueindeckung der Dachhaut und Einbeziehung von gleichbleibend getakteten Dachfenstern zur noch besseren Belichtung der Innenräume, sowie die teilweise Entfernung der Erdgeschossdecke im Eingangsbereich, um Sicht-und Kommunikationsbezüge der beiden Ebenen herzustellen. Desweiteren wird im ganzen Gebäude ein neuer Fußbodenaufbau hergestellt, in Form eines Hohlraumbodens, welcher bauliche Höhendifferenzen ausgleicht und Platz für Leitungen schafft ohne tiefgreifende Veränderungen der Bausubstanz vorauszusetzen.

Die Idee und der Umgang mit Alt und Neu liegt im Einstellen und Möbelieren des ehemaligen Elektrizitätswerks mit materialfremden Holzboxen, die als Schlafkabinen im Hostel genutzt werden sollen. Auf zwei Ebenen erstrecken sich die OSB verkleideten Boxsysteme im Erdgeschoss des Gebäudes, die in einer gleichen linearen Rhythmik angeordnet sind und Komplexe bilden, wie es das ganze städtebauliche Konzept des Körperwerft Quartiers aufweist.
Durch das richtige Setzen im leeren Raum und die Zuweisung in einzelne Komplexe, bestehend aus je zwei Schlafboxreihen, entstehen introvertierte und extrovertierte Bereiche, die zum Einen den Dialog und die Kommunikation fördern und zum Anderen die privaten Bereiche abschirmen sollen. Im Untergeschoss sind sanitäre Anlagen, der Küchenbereich und angedockter Essbereich untergebracht, welche durch die teilweise Öffnung der Erdgeschossdecke einen Bezug der beiden Bereiche Schlafe/Wohnen und Essen/Kochen herstellen.
Eine Synthese zwischen dem Altbestand, den freiliegenden Stahlfachwerkträgern und den neuen OSB verkleideten Holzboxen entsteht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Unter dem Motto „Körperwerft“ entwickeln die Verfasser für das ehemalige Werftgelände ein vielfältiges Nutzungs- und Aktivitätsprogramm um die Themen Gesundheit, Bildung, Sport und Ernährung. Dazu respektiert der Entwurf den Bestand des denkmalgeschützten Gebietes und entwickelt ihn auf sensible Weise weiter.

Die bestehenden Gebäude werden mit wenigen Ausnahmen erhalten und umgenutzt, die ergänzenden Neubauten orientieren sich typologisch an den vorgefundenen Werkstattgebäuden, Montagehallen und Bootschuppen. Das bestehende Ensemble, das über viele Jahrzehnte mehr oder weniger unstrukturiert gewachsen ist, wird durch die neuen Gebäude auf selbstverständliche Weise ergänzt und gleichzeitig durch die Bildung des Platzes am Hafenbecken neu geordnet. Es entsteht so ein neues Quartier, das durch seine inhaltlichen Bezüge zu den umliegenden Nutzungen eine Bereicherung für diese werden kann.
Eingang des Werftgeländes

Eingang des Werftgeländes

Hostel im E-Werk

Hostel im E-Werk

Lageplan Concept +

Lageplan Concept +