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Investorenbewerbungsverfahren | 02/2016

Wohnen am Buckhörner Moor

Straßenansicht

Straßenansicht

ein 2. Preis

ABG Projektentwicklungs GmbH

Architektur

Riemann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau
Rahmenbedingungen: Die besondere Qualität des Grundstücks besteht darin, dass sich hier die zentrumsnahe Lage mit „Wohnen im Grünen“ verbindet. Das Grundstück lässt sich im heutigen Zustand – unbebaut- kaum unterscheiden vom unmittelbar anschließenden Park mit dem Moorbekbach, den Wiesen und dem dichten Baumbestand, der inselartig tief in das Baugrundstück hineinragt.
Wichtig auch: Die Fließrichtung des Grundwassers Richtung Bach darf in Zukunft durch Bebauung nicht unterbrochen werden, und der positive Einfluss des Klimas aus der Moorbekniederung für die Stadt muss erhalten werden.

Städtebauliche Struktur: Aus diesen Rahmenbedingungen ergibt sich ganz logisch die Ausbildung von Hauszeilen, die dem Verlauf der bisherigen Grundstücksparzellen (senkrecht/ diagonal zur Straße „Am Buckhörner Moor“) entsprechen. Zum einen werden auf diese Weise die vorhandenen städtebaulichen Strukturen logisch weiterentwickelt, zum anderen können die vorhandenen grünen “Zungen“ weitestgehend erhalten, in das neue Konzept integriert und mit der baulichen Struktur eng verzahnt werden. Die Bäume werden in den zukünftigen Gärten stehen und geben ihnen zusammen mit dem angrenzenden Park eine einmalige Qualität.
Das bestehende Haus Nr. 64 kann ebenfalls, falls erforderlich, ohne Änderung der Anordnung der Baukörper integriert werden (vgl. auch Nachweis GRZ/ GFZ).
Wichtig war uns auch, dass die vorhandene Bebauung entlang der Straße „Buckhörner Moor“ weiterhin mit dem Park verbunden bleibt: Durch die Zeilenanordnung werden sowohl der Durchblick bis zum Moorbekpark als auch der Einfluss des sauberen, kühlenden Parkklimas erhalten.

Geschossigkeit und Erschließung: Die beiden äußeren Gebäudezeilen sind zweigeschossig geplant, während die „inneren“ Zeilen dreigeschossig sein werden.
Jeweils zwei Zeilen gruppieren sich um eine gemeinsame, halböffentliche Erschließungszone in ihrer Mitte, unter der sich jeweils eine Tiefgarage befindet. Alternierend hierzu sind in den übrigen Zwischenräumen die Gärten mit den erhaltenen Bäumen.
Auf diese Weise erreicht man eine Gliederung in drei Gruppen à 2 Häusern mit einer klaren und übersichtlichen Erschließung der Häuser und der eindeutigen Zuordnung der Stellplätze zu den Häusern. Aufgrund dieser Anordnung kann das Gesamtvorhaben bei Bedarf auch in Bauabschnitten realisiert werden.

Gebäude und Wohnungstypen
Die zeilenweise Anordnung lässt eine hohe Flexibilität hinsichtlich der Verteilung der verschiedenen Wohnungstypen zu. Die im Rahmen dieses Entwurfs vorgeschlagene Verteilung stellt eine von vielen Möglichkeiten dar und kann bei Bedarf verändert bzw. angepasst werden. Die nördlichen drei Zeilen sind für vermietbaren Wohnungsbau mit z.T. geförderten Wohnungen vorgesehen, in den anschließenden zwei südlichen Zeilen werden Eigentumswohnungen realisiert werden, während in der abschließenden südlichsten Zeile Reihenhäuser entstehen sollen; nachfolgend die Verteilung im Einzelnen:

Hauszeile 1: 10 Reihenhäuser (4-5 Zi.)
Hauszeile 2: 23 Eigentumswohnungen: 9 2-Zi.; 11 3-Zi.; 3 4-Zi.
Hauszeile 3: 18 Eigentumswohnungen: 8 2-Zi.; 10 3-Zi.
Hauszeile 4: 24 Mietwohnungen (freier Markt): 13 2-Zi.; 11 3-Zi.
Hauszeile 5: 12 Mietwohnungen (freier Markt): 6 2-Zi.; 4 3-Zi.; 2 4-Zi.
12 Mietwohnungen (gefördert): 5 2-Zi/2Pers.; 2 3-Zi/3Pers..; 5 4-Zi/4Pers.
Hauszeile 6: 30 Mietwohnungen (gefördert): 21 2-Zi/2Pers..; 5 3-Zi/3Pers.; 4 3-Zi/4Pers.

An einem Treppenhaus liegen – barrierefrei erschlossen- in der Regel eine kleinere und eine größere Wohnung, die z.T. auch mit einander gekoppelt werden können, um neben den üblichen Wohnformen- und Wohnungsgrößen für Singles, Familien und als Seniorenwohnung auch besondere Formen wie Mehrgenerationenwohnen (z.B. vierköpfige Familie mit Großeltern) zu ermöglichen.
Alle Häuser sind mit Balkonen, Loggien oder Terrassen nach Südwesten orientiert, z.T. also in Richtung des vorhandenen Grüns, das zu einem qualitätvollen Garten umgestaltet wird.
Für alle Wohnungen ist ein Durchwohnen über die gesamte Gebäudetiefe geplant mit der Orientierung der Wohnbereiche nach Südwesten, der Schlafbereiche und der natürlich belichteten Bäder nach Nordosten.

Architektur, Material- und Energiekonzept
Prägend für das Erscheinungsbild der Häuser sind die Ziegeloberflächen und die geneigten, Dächer, die an die Typologien der Umgebung anknüpfen, ohne sie zu wiederholen. Die abgestaffelten Gebäudeköpfe reagieren individuell auf die jeweilige Grundstückssituation, so dass sich die Typenvielfalt erhöht und für die Wohnungen besondere Qualitäten (z.B. das Öffnen über Eck nach Süden) entstehen. Wir haben bei der Gestaltung der Fassaden wenige Themen (Gruppierung der Fenster, Differenzierung der Fensterformate und –teilungen usw.) leicht variiert angewendet, die den Häusern -trotz des gleichen Grundvokabulars und gleicher Materialität- einen individuellen Ausdruck verleihen.
Die Dachgeschosse können ausgebaut werden, so sind sie für die beiden zweigeschossigen Zeilen bereits dargestellt.
Materialkonzept: Die Gebäude werden massiv errichtet: Außenwände: hochdämmendes Poroton-Mauerwerk plus mineralische Kerndämmung und Verblender aus farblich abgestuften roten Ziegeln. Aussteifende Kerne (Treppenhäuser/ Aufzug): Stahlbeton, Decken: Stahlbetonfertigteile, Dächer: Zimmermannsmäßige Holzkonstruktion, mit roten Tondachziegeln gedeckt. Fenster: Holz, Dreifachverglasung. Hiermit ist eine ökologisch einwandfreie energiesparende Bauweise garantiert, die eine wirtschaftlich sehr nachhaltige Lösung ist und die sich vielfach bewährt hat.
Die Tiefgaragen sind komplett unbeheizt, ihre Dächer (Erschließungszonen) sind intensiv begrünt (Substrataufbau ca. 60cm).
Hochgedämmte Gebäudehülle: Die Gebäude sind sehr kompakt entworfen, was ein günstiges Außenwand- Volumenverhältnis zur Folge hat. Im Südwesten werden die Fassaden über bodentiefe Fenster und einer Kombination von Balkonen und Loggien großzügig geöffnet, was in den Übergangszeiten/ im Winter solare Gewinne ermöglicht. Keller und Tiefgarage sind nicht beheizt. Die Treppenhäuser und Fahrstuhlschächte werden gedämmt in den Kellerbereich geführt. Eine Überdämmung der Fensterrahmen und eine wärmebrückenfreie Attikalösung minimieren die Wärmebrückenverluste. Die Balkone werden durch zertifizierte wärmebrückenarme Isokörbe ausgeführt.
Energie- und Lüftungskonzept: Die Lüftungszentralen werden in die dämmende Hülle integriert. Vorgeschlagen wird eine „semizentrale“ Lösung. Die Lüftungszentralen im Dachgeschoss sind direkt vom jeweiligen Treppenhaus zugänglich. Hier sind die Funktionen Wärmerückgewinnung und Filterung angeordnet, so dass eine wartungsfreundliche, effiziente und kostengünstige Anordnung erreicht wird. Die Rückwärmzahl beträgt mindestens 80% und wird über einen Gegenstromplatten-wärmetauscher realisiert. Die nutzerspezifischen Funktionen Nachheizung und Luftmenge werden in den Wohnungen angeordnet und sind somit vom Nutzer direkt einstellbar.
Für die Wärmeversorgung wird die bereitstehende Fernwärme eingesetzt. Auf den Einsatz einer thermischen Solaranlage sowie anderer regenerativer Energien kann aufgrund des günstigen Primärenergiefaktors verzichtet werden. Die statische Beheizung beschränkt sich auf einen Heizkörper im Bad.

Aussenanlagen und Mobilität
Neben den Grünzungen, welche die Wohnanlagen von der Parkseite aus durchgrünen, werden die drei Gebäudegruppen jeweils von prägnanten Baumsolitären als adressgebenden „Hausbäumen“ flankiert: Roteiche, Flügelnuss und Himalaya-Birke fassen jeweils eine Erschließungsachse ein.
Für den Straßenraum Buckhörner Moor schlagen wir beidseitig Entwässerungsmulden und Fußwege vor. Einseitig an der östlichen Straßenseite können 24 Besucherparkplätze in Längsaufstellung realisiert werden. Zusätzlich befinden sich sechs Stellplätze in den Erschließungsachsen. In den Grünzungen befinden sich an die Straßenmulde angeschlossene Entwässerungsgräben. Insgesamt ergeben sich hieraus 900qm Grabenflächen.
Die Freiflächen gliedern sich in Erschließungs- und Grünachsen. Die Privatgärten orientieren sich nach Südwesten. In den Erschließungsachsen heben sie sich durch eine 50cm hohe Stützmauer und eine einfassende Buchenhecke von den halböffentlichen Wegeflächen der Erschließungsachse ab. In den Grünachsen laufen die Privatgärten locker in die Gemeinschaftsflächen aus. Für jede Gebäudegruppe wird jeweils ein wohnungsnaher Spielplatz für Kleinkinder in die Grünflächen integriert.
Die durchgängigen Erschließungsachsen ermöglichen eine direkte Anbindung zwischen Straße und Park. Im Park werden die Achsen an dem im Moorpflegeplan vorgeschlagenen neuen Weg östlich der Wohnanlage angeschlossen. Auf diese Weise wird ein direkter Zugang zu den öffentlichen Naherholungsflächen und eine kurze Anbindung zum Bahnhof und zum Stadtzentrum ermöglicht.
Innerhalb der Erschließungsachsen werden dezentral insgesamt 68 Fahrradstellplätze realisiert. Weitere Fahrradstellplätze können in der Tiefgarage zur Verfügung gestellt werden. Der Hausmüll wird zentral an der Kopfseite der jeweiligen Achse in einem Unterflursystem gesammelt und abtransportiert. Der Belag orientiert sich an der Neugestaltung des Moorbekparks mit Betonsteinpflaster im Läuferverband. Die Zugänge zu den Grünzungen werden durch Trittstufen ergänzt.
Mobilitätskonzept: Der Standort hat eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Zur Ergänzung dieses Angebots werden in jeder Tiefgarage Stellplätze für Car- Sharing bereitgestellt, die für die Nutzung mit Elektroautos auch mit Ladestationen ausgestattet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser zeigen ein sehr schlüssiges Konzept mit einer einfachen Differenzierung, die sauber durchgearbeitet ist. Es entstehen drei Paare von Zeilen, die gute, angemessen dimensionierte soziale Räume entstehen lassen. Die Entwurfsidee zeigt dabei eine schlüssige Unterscheidung von öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räumen. Die Straßenansicht ist in Korrespondenz zur gegenüberliegenden Bebauung gut vorstellbar und der Vorschlag für eine gestalterische Einbindung der Tiefgaragenzufahrten wird positiv hervorgehoben.
Fraglich bleibt jedoch die Länge der Zeilen und ihre starre Haltung zur Straße, wo eine Drehung mit räumlich spannenderen Situationen vorstellbar gewesen wäre. Insgesamt kann der Entwurf überzeugen, es werden aber Eigenständigkeit und Innovation vermisst.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan

L+ | Lageplan

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Vogelperspektive

Vogelperspektive

L+ | Erschließung und Grünraum

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