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Verhandlungsverfahren | 02/2016

Objektplanung nach Teil 3, Abschnitt II HOAI; Haus am Karswald, Wohnstätte zur Förderung und Pflege behinderter Menschen, Sanierung und Erweiterung der Wohnstätte B5 (Birke)

Zuschlag

NHzwo - projects Noack I Hartmann I Helbig Architekt und Ingenieure PartGmbB

Architektur

h.e.i.z.Haus Architektur.Stadtplanung Becker.Lukannek.Schindler Partnerschaft mbB

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einordnung / Baukörper
Grundhaltung im Umgang mit dem Bestand ist das „Weiterbauen am Denkmal“ mit der Anpassung der neu zu errichtenden Gebäudeteile in ihrer Gliederung und ihren Proportionen sowie durch die Aufnahme wichtiger Gebäudelinien. Dabei wird u.a. die Traufe des Altbaus in der Traufkante des Neubaus aufgenommen. Für den geforderten Lösungsvorschlag wird entsprechend der Aufgabenstellung vom Rückbau des Seitenflügels ausgegangen. Das Gebäudeensemble wird durch die neu zu errichtenden Seitenflügel und einen neu eingefügten Querriegel ergänzt und als Karree geschlossen.

Der Erweiterungsbau wird im Südosten über einen zurückgesetzten Verbinder als Glasfuge an den Altbau angebunden. Die Traufkante der Glasfuge verläuft unter der Traufe des Bestandsgebäudes und des Neubaus. Die Tiefen der neuen Baukörper sind im Grundriss optimiert und nehmen formal Bezug zum Baukörper des Hautgebäudes auf. Die Erweiterungsbauten ergänzen so selbstverständlich das Hauptgebäude zu einem Gesamtensemble.

Grundriss- und Erschließungskonzept
Der neue Verbinderbau kann optimal für die vertikale Erschließung genutzt werden. Es entsteht eine gut auffindbare Zugangssituation, gut in das vorhandene Wegenetz eingebunden ist. Der zweigeschossige Neubau sowie das Erd- und Obergeschoss des Bestandsgebäudes werden über das neue Treppenhaus mit dem Aufzug erschlossen. Vom verbindenden Treppenhaus erfolgt der Zugang zu den einzelnen Wohngruppen im Erd- und Obergeschoss. Das neue Erschließungselement ermöglicht mit seinen transparenten Fassaden auch einen Sichtbezug zwischen innen und außen, insbesondere auch zum neuen, in sich geschlossen Garten der Bewohner/-innen. Der Aufzug wird freigestellt. Damit bleiben Altbau und Neubau klar ablesbar und die die Erschließungsfuge erhält eine zusätzliche räumliche Differenzierung, die die Offenheit in Richtung Gartenhof unterstützt.

Der Garten liegt ca. 1,0 - 1,5m unter dem Fußbodenniveau des Erdgeschosses und kann von den einzelnen Wohngruppen im Erdgeschoss direkt über Freitreppen genutzt werden.

Die im Bestand vorhanden Rohbauhöhen von ca. 4m werden für den Eingangsbereich, das Treppenhaus und den neuen Gebäudeteil der Wohngruppen übernommen und entsprechend den Nutzungen und Raumgrößen in angemessenen lichten Geschosshöhen von ca. 3,00m abgebildet.

Für die vorliegende Betrachtung wurde die Wohngruppe Birke (B5) im Neubau exemplarisch betrachtet und detailliert. Die Wohngruppe ist für 4 Bewohner/-innen

konzipiert, jeweils mit eigenem Zimmer und integrierten Duschbad sowie gemeinsamen Aufenthaltsraum, Küche mit Essbereich Nebenräumen und Terrassen- mit Gartenzugang.
Die Räume und Zonen der Wohngruppe werden durch einen Flur auf der Gartenseite erschlossen. und erhalten eine großzügige Verglasung. Er wird durch eingeschobene Sitznischen zoniert. Dadurch ergibt sich die Erweiterung des Raumes in den grünen Außenbereich. Die Fensternischen mit Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen und Begegnen der Bewohner/-innen ein.

Der Organisation der Wohneinheit liegt das Prinzip einer Wohngemeinschaft zugrunde. Der
Gemeinschaftsbereich verbindet verschiedene Zonen für gemeinsame und individuelle Aktivitäten sowie die zwei internen Wohnzonen mit je zwei Wohnräumen. Er bildet somit die zentrale Mitte der gesamten Wohngruppe. Gleichzeitig nimmt diese Zone zusätzlich notwendige Räume und Funktionen, wie z. B. die Computerarbeitsplätze und Speisekammer im Bereich der Küche auf und verbindet den Aufenthaltsraum über eine Terrasse mit Treppe in den Garten.

In den Individualräumen ergibt sich über die integrierten Duschbäder und dem gegenüberliegenden Schrankzone eine selbstverständliche Zonierung wie einer individuell z. B. durch Farbe gestaltbaren Bettnische und der Zone am Fenster für Lesesessel oder Schreibtisch.

Gestaltungskonzept Innenräume
Der Erweiterungsbau bildet sich als zeitgemäßer Neubau ab. Es dominieren helle geputzte Wände und Deckenflächen sowie Einbauten in hellem Holz und hellen Bodenflächen in natürlichen Materialien, Vereinzelte akzentuieren farbige Flächen den hellen Gesamteindruck. Beispielhaft für das Material- und Farbkonzept steht die Birke mit ihren hellgrünen Blättern. Durch die Farb- und Materialauswahl mit hellem Grün, hellem Holz und eingestreuten Erdtönen werden Bereiche zoniert und Räume in Verbindung gesetzt.
Die Wohnräume werden je nach Einrichtungskonzept mit Farben und Materialien unterstützt und zoniert so, dass flexible Möblierungen möglich bleiben.

Rettungswege
Die Anbindung des Bestandsgebäudes und des Neubaus an das Treppenhaus in der Fuge, sowie die Anordnung weiterer abgeschlossener Treppenhäuser in den umlaufend angeordneten Wohngruppen, ermöglicht jeweils den ersten und zweiten baulichen Rettungsweg. Die Wohngruppen bilden separate Nutzungseinheiten, so dass bei den direkt zusammen liegenden Wohngruppen von der einen in die angrenzende

Nutzungseinheit und darüber in das nächste Treppenhaus geflüchtet werden kann.
Gestaltungskonzept Fassaden
Die Fassade des Neubaus wird analog zum Bestand als Lochfassade entsprechend der dahinter liegenden Nutzungen ausgebildet. Der Neubau kann als monolithische Ergänzungen gelesen werden. Für die fugenlose Fassadenfläche wird eine strukturierte Putzfassade vorgeschlagen, die als Wärmedammverbundsystem den energetischen Anforderungen an einen zeitgemäßen Neubau Rechnung trägt. Die Gliederungen der Bestandsfassade u.a. mit Traufe, Fensterhöhen und Fenstersimsen werden formal aufgenommen und neu interpretiert. Fenster, Verglasungen, Lüftungslamellen und Sonnenschutzelemente werden in einem dunkleren Bronzeton ausgeführt.

Der neue Baukörper greift zwar die Typologie des Altbaus mit seiner differenzierten Lochfassade und deren Farbigkeit auf, hält aber durch seine zurückhaltendere Gestaltung formal einen angemessenen Abstand.

Die Pfosten-Riegel-Fassade der Fuge mit ihren dunklen Profilen, den Glasflächen mit
Verschattungselementen sowie ihren Fenster- und Türelementen lässt einen zurückhaltenden Einblick in das Innere des Treppenhauses zu.

kostensparendes, nachhaltiges Bauen
Wesentlicher Beitrag zum kostensparenden Bauen ist die Minimierung des Neubauvolumens und die Optimierung der Flächenbilanz. Die Wirtschaftlichkeit des Konzeptes wird durch die sorgsame Organisation aller Nutzungen in kompakten Baukörpern und der Optimierung der Erschließungsflächen gewährleistet (Optimierung A/V-Verhältnis). Durch die Anordnung von Treppenhäusern können die Nutzungseinheiten kompakt angelegt und dennoch kurze Wege gewährleistet werden. Eine wirtschaftliche Konstruktion mit erprobten Materialien sichert die Kostenansätze. Die Treppen, Schächte und Erschließungen führen durchgängig durch alle Geschosse und ermöglichen eine wirtschaftliche Installation der haustechnischen Anlagen.

energiesparendes Bauen
Ziel des nachhaltigen Planen und Bauens ist ein ausgewogenes Verhältnis von ökologischen, ökonomischen, soziokulturellen, funktionalen und technischen Qualitäten. Für die Erweiterung wird mindestens der geforderte energetische Standard, der die Anforderungen der ENEV unterschreitet umgesetzt.