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Einladungswettbewerb | 03/2016

Tower 90

1. Preis

Magnus Kaminiarz & Cie.

Architektur

JAHN ARCHITECTURE CHICAGO

Architektur

Werner Sobek AG

Tragwerksplanung, Fassadenplanung

Erläuterungstext

Städtebauliche Konzeption

In der Gesamtbetrachtung eines in der Entwicklung befindlichen Hochhausclusters, werden heterogene Tendenzen der Architektur, bedingt durch Nutzungsart, Höhe und Proportion unabdingbar sein.

Der „Tower 90“ wird dabei in diesem Zirkel mit seinen neunzig Höhenmetern der niedrigste sein. Dennoch kommt ihm eine besondere Bedeutung zu. Innerhalb des neuen Baufeldes markiert er einen von zwei Hochpunkten. Mit seinem Vis-à-vis, dem „Tower 2“, tritt er in besonderer Weise in Verbindung.

Daraus resultierend, wurde eine sehr ruhige und sachliche, aber dennoch starke Rechteckform als Grundfigur gewählt. Klarheit und kristalline Transparenz geben dem neuen Wohnturm seine Kraft.

Das ansonsten von einer geschlossenen Blockrandfigur geprägte Areal, wird an der Europa-Allee bewusst geöffnet. Dies ermöglicht eine günstige Belichtungs- und Besonnungssituation, sowohl für die Wohnbereiche des „Tower 90“, als auch für die Anschlussgebäude des Blockrandes.

Das Öffnen des Blockrandes ermöglicht aber auch das Freistellen des Sockel- und Eingangsbereiches des Towers. Seine geometrische auf die stadträumliche Perspektivwirkung hin entwickelte Rechteckfigur, wird so bis auf den Boden geführt, ohne mit dem Blockrand zu verschmelzen. Die Form des Turmes wird ablesbar dargestellt und definiert zwei zum Straßenraum orientierte und öffentlich nutzbare Stadträume. Ein spannungsvoller Dialog der unterschiedlichen Haustypologien erzeugt ganz selbstverständlich die Zugänge der Gebäude. Eine klare Abfolge aus öffentlichen-, halböffentlichen- und privaten Freiräumen entsteht. Es wird von Vorteil sein, dass der innere Gebäuderiegel nun nicht mehr über einen „Hausdurchgang“ erschlossen wird, sondern eine eindeutige Adresse erhält. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, während der Bauzeit der U-Bahn, das Quartier aus südlicher Richtung zu erschließen.



Architektonische Konzeption

Das Leben im Hochhaus soll sich auch insbesondere von dem visuellen Erleben des Wohnens im Blockrandbereich unterscheiden. Größtmögliche Transparenz, raumhohe Verglasungen in allen Räumen, Zugänge aus jedem Zimmer auf die Außenflächen der Loggien, sind besondere Qualitäten, die den „Tower 90“ als Wohnhochhaus erlebbar machen. Größtmögliche Individualität und Privatsphäre wird durch die vertikal begrünten Pflanzsysteme erreicht. Sie trennen die Loggien untereinander, definieren den eigenen Lebens- und Wohnbereich, sorgen für ein angenehmes Mikroklima und leiten den Blick hinaus an den Horizont. Die gezielt eingesetzte Strenge des geometrischen Glaskörpers wird an allen Fassadenseiten durch die abwechslungsreiche vertikal gliedernde Bepflanzung kontrastreich inszeniert. Je nach Perspektive des Betrachters erlebt man ein begrüntes oder ein gläsernes Haus. Wechselnde Farben in den Jahreszeiten, nachhaltiger und ökologisch sinnvoller Einsatz von üppiger Vegetation in der Hochhausfassade gibt dem „Tower 90“ einen unverwechselbaren Platz in der Skyline der Stadt Frankfurt am Main.

Zusammengefasst stellen sich die Vorteile eines vertikalen Gartens wie folgt dar:


- Privatheit
Trennwandfunktion der Grünelemente
- Individualität
Lebendige heterogene Bepflanzung
- Mikroklima
Pflanzen verbessern die Luftqualität, binden Feinstaub
Im Sommer ist mit einer leichten Adiabaten Kühlung zu rechnen.
- Schutzfunktion
Die vertikalen Wände dienen als Windschutz,
Diffusion und Absorbtion der Pflanzen können Umgebungslärm reduzieren
- GreenCooling
In den Stockwerken mit Bauteilaktivierung wird mittels Wärmetauscher und Sekundärpumpe die sommerliche Temperaturaufladung in den Betondecken (Tag) durch das vertikale Grün in der Nacht abgeführt. Die Effektivität der freien Sommernachtskühlung wird fast ohne Energieeinsatz erheblich gesteigert.
- Regenwasser und Bewässerung Grünwände
Zur Regenwassernutzung wird eine Zisterne errichtet, hieraus werden die Grünwände mittels Tröpfchenbewässerungsanlage mit Feuchtigkeitssteuerung automatisch und ressourcenschonend bewässert.
- Stadtklima - Reduktion des Wärmeinseleffekts
Grünflächen und grüne Gebäudeteile, wirken durch die Eigenschaften der Pflanzen und Verdunstung von Wasser, dieser Erhitzung entgegen und beeinflussen somit positiv das städtische Mikroklima.
- Biodiversität
Durch die vielfältige Bepflanzung in den Grünwänden, wird die Biodiversität gefördert.


Das vertikale Grün ist aber auch Teil des privaten Außenraumes der Loggien. In die Ferne gerichtet, verbindet es die Wohnung mit dem Landschaftsraum des Umfeldes. So entsteht ein sehr poetischer vertikaler Garten.
Die Summe aller so begrünten Gärten entspricht annähernd der Fläche des Frankfurter Römers. Bei einer bebauten Fläche von nur 700 m² erreicht er somit eine außerordentlich positive ökologische Bilanz. Die vertikalen Gärten verbinden die elegante Silhouette der Loggien mit ihren transparenten Brüstungen und die filigrane Glasfassade zu einem ganzheitlichen Architekturkonzept. Für den Aufbau der bepflanzten Elemente werden ausschließlich marktübliche Serienprodukte verwendet. Eingebunden in den Kühlkreislauf der Gebäudetechnik helfen die vertikalen Gärten bei der Umsetzung eines nachhaltigen Gebäudekonzeptes. Die den Wohnungen vorgelagerten Loggien ermöglichen den Verzicht auf eine Fassadenbefahranlage. Fensterflächen können individuell gereinigt werden, in gleicher Art erfolgt die Pflege der Pflanzen.

Der „Tower 90“ wird von einem landschaftsarchitektonisch gestalteten Platz über eine großzügige Lobby (Ostseite) erschlossen. Eine Aufzugsgruppe mit drei Aufzügen erreicht alle oberirdischen Geschosse sowie die zwei Untergeschosse. Eine Gewerbefläche orientiert sich an dem nordöstlichen Platz in Richtung Europa-Allee. Ein Gemeinschaftsraum im 8. Obergeschoss des Hochhauses lässt eine optionale Anbindung an eine gemeinschaftliche genutzte Dachterrasse zu. Die oberste Dachterrasse steht allen Bewohnern des Hauses zur Verfügung, auf gleicher Ebene befinden sich zwei private Terrassen, die mit den darunterliegenden Wohnungen verbunden sind.

Der Blockrand wird auf seinen acht Geschossen klar symmetrisch gegliedert. Größere Anteile geschlossener Fassaden, erlauben eine Bauweise im Passivhausstandart.

Die erforderlichen Stellplätze für PKW und Fahrräder sowie alle notwendigen Kellerräume werden in den Untergeschossen nachgewiesen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser haben sich bewusst gegen die Schließung des Blockrands zur Europa-Allee entschieden und schaffen es damit ein ablesbares Wohnhochhaus im urbanen Kontext freizustellen und visuell erlebbar zu gestalten. Zwischen der achtgeschossigen straßenbegleitenden Bebauung und dem von der Straßenflucht zurückgestellten Hochhausbaukörper bildet sich ein interessanter, dreieckförmiger Platz von hoher stadträumlicher Qualität, über den sowohl die Lobby des Tower 90 als auch die gegenüberliegende Wohnbebauung erschlossen wird. Kontrovers diskutiert die Jury die durch diese Öffnung entstehenden Fragen der Lärmemission für die rückwärtige Bebauung des westlichen Innenhofes, sowie der Besonnung und Belichtung der unteren Wohnebenen. Stadträumlich entsteht dadurch aber ein interessanter, städtebaulicher Raum mit großer Adressbildung. Eine ruhige, aber starke Rechteckform bildet die Grundform des Hochhauses. Vertikal, begrünte Pflanzsysteme gliedern die Fassaden. Den Verfassern gelingt es damit, ein Gebäude mit hohem Wiedererkennungswert anzubieten und gleichzeitig größtmögliche Individualität und Privatheit der Wohneinheiten und deren Außenbereiche darzustellen. Konzeptionelle Idee, Gedanken der Nachhaltigkeit, Wohnkomfort und imageprägende Erscheinung verbinden sich zum gegenseitigen Vor-teil. Dieses Konzept erfüllt nach Meinung der Jury die Anforderungen des Auslobers und trägt zur Verbesserung des Mikro-klimas an diesem extrem urbanen Standort bei. Die Grundrisse sind funktional und klar gegliedert. Jeder Wohneinheit ist eine gut nutzbare Außenfläche vorgelagert, die von den benachbarten Wohnungen nicht einsehbar ist. Alle Fassaden sind raumhoch verglast, geschützt vor Sonne durch die auskragenden Balkone und ausreichend vor Einsicht geschützt. Die umlaufenden Balkone ermöglichen es, alle Fassaden unproblematisch zu reinigen. Das konstruktive System ist einfach, klar strukturiert und lässt eine wirtschaftliche Realisierung erwarten. Durch tragende Wohnungstrennwände werden kurze Spannweiten erreicht und schalltechnisch optimale Voraussetzungen geschaffen, wenngleich die Flexibilität und Veränderbarkeit der Grundrisse damit eingeschränkt wird. Für die benachbarte Bebauung wurde der Gestaltungsansatz des Hochhauses mit den vertikalen Pflanzsystemen übernommen. Dies trägt zu einer einheitlichen, positiv wahrnehmbaren Fassadengestaltung bei und bildet eine ästhetische Einheit. Die Baukörper sind allerdings sehr tief, durchgesteckte Wohnungsgrundrisse sind nicht möglich, eine große Anzahl von Nebenräumen ist innenliegend und die Belichtung und Besonnung ist verbesserungswürdig. Durch die Drehung des östlichen Baukörpers in den benachbarten Hof wird die Verschattung der dort gelegenen Wohnungen verschlechtert. Das Wohnhochhaus liegt über der vorgegebenen Bauhöhe von ca. 90 m und ist mit einer BGF von 683 m² pro Geschoss im oberen Bereich aller eingereichten Arbeiten.