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Einladungswettbewerb | 03/2016

Neubau EUB Patscherkofelbahn

1. Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

Innauer - Matt Architekten

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Mader Flatz Schett ZT GmbH

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Bauen in der Landschaft ist immer von der Gegenüberstellung einer Typologie mit der konkreten Topografie bestimmt und trifft über diese Auseinandersetzung eine Aussage über den Stellenwert des Ortes, seine Bedeutsamkeit, Geschichte und an die an diesen gerichtete Erwartungshaltung. Im Falle der gegenständlichen Bauaufgabe liegen der Herleitung eines Typus die technischen Vorgaben der Seilbahntechnik zu Grunde, so wie dies früher die Anwendungstechnik der in exponierter Lage verfügbaren Ressourcen gewesen ist.

Die EUB Patscherkofelbahn nimmt in der Vielzahl solcher Anlagen eine Sonderstellung ein. Zum einen ist sie in unmittelbarer Nähe der Stadt Innsbruck gelegen, aus der Stadt für ein breites Publikum – auch im Alltag - erreichbar und trägt so wesentlich zur Pflege der dem Sport verbundenen Identität bei. Die Anlage ist dabei nur eine unter vielen zeichenhaft - teilweise als technische Pionierleistungen geltenden - infrastrukturellen und sporttechnischen Bauten. Gleichzeitig stehen die Anlagen nicht im unmittelbaren Kontext der historischen Stadt und des nahen dörflichen Umfeldes, sondern in einem topografisch autonomen Umfeld.

Dazu trägt bei, dass zahlreiche bestehende Baulichkeiten der bisherigen Lifte und Begleitanlagen rückgebaut werden und so der Seilbahnanlage am Berg eine Alleinstellung zukommt, wie sie heute in Skigebieten sonst nicht gegeben ist. Gegenüber der Vielzahl solcher Eingriffe bei einer breitflächigen Erschließung, reduziert sich die Wahrnehmung der Seilbahnanlage im Nahebereich auf jeweils ein Stationsgebäude. Dies kommt der zunehmend bedeutenderen Sommernutzung entgegen, insofern als abseits der einen Anlage die Landschaft unberührt erlebt werden kann. Die Assoziation „Skilift“ steht solcherart nicht im Vordergrund.

Alle Stationen sind auf einer über quaderförmigen Körpern aufgebauten Komposition entwickelt. Ein jeweils höherer, der Seilbahnachse folgender, geschlossener Kubus umschließt die notwendigerer Weise zu schützende Technik der Auskopplung und Beschleunigung der Kabinen und stellt eine Art massiven Sockel für die Tragstruktur aller weiteren daran angelagerten Bauteile her. Diese sind zwischen einer jeweils auskragenden Boden- und Deckenplatte in leichter und transparenter Weise – und damit austausch- und anpassbar - eingebaut. Die große Spannweite der Auskragung wird mit jeweils an den Aussenflächen in Erscheinung tretenden Ober- und Unterzügen bewältigt. Die gesamte Tragstruktur ist aus Ortbeton in Sichtqualität hergestellt. Sämtliche bauphysikalischen und ausbautechnischen Einbauten sind innen dieser Struktur angelagert. Die Flachdächer sind begrünt vorgesehen. Die Detailausbildung an den Materialübergängen vermittelt einen minimalistischen Zugang. Das Projekt setzt die Ambivalenz der lapidaren, geradezu diagrammatischen Lesbarkeit der Grundstruktur zur leichten Materialisierung des Ausbaus voraus, dies auch in Hinsicht unterschiedlich alternder und mit der Patina jahrzehntelangen Bestandes behafteter Oberflächen, wie dies für den Sichtbeton zu erwarten ist. Geneigten Blickes liegt hier die Affinität zu den Gesteinsformationen am Berg nahe.

Die Zugänglichkeit für den Benutzer ist in allen Stationen klar strukturiert, selbst erklärend und erlaubt die entsprechenden Kapazitäten auch in Spitzenzeiten aufzunehmen. Bei allen Stationen folgt die Wegeführung einer Raumfolge von Bewegungsräumen und Verweilbereichen.

Die Talstation ist zweigeteilt und L-förmig versetzt angelegt, der Bauteil der Seilbahn von jenem der Gastronomischen und der Geschäftsnutzung getrennt, allerdings über ein gemeinsames Sockelbauwerk und ein längs von der Bergseite des Restaurantteils zur Talseite des Seilbahnteiles wechselnden Passarelle verbunden. Damit wird auf einfache Weise ein überdachtes Vorfeld geschaffen von dem eine überdachte Freitreppe zur oberen Ebene in den „Zielraum“ der Skipiste und zum Zugang der Seilbahn führt. In der breit gelagerten horizontalen Anlage stellt der technische Hochpunkt der Seilbahn eine eindeutige Kennung der Funktionsschwerpunkte her.

In der Mittelstation erfolgt die Richtungsänderung der Seilbahn. Auf ähnlichem der Typologie folgenden Prinzip aufgebaut, erlaubt der weit ausladende horizontale Bauteil zum Garagieren der Kabinen die gesamte Technik einschließlich aller schräggestellten Bauteile in einen auf quadratischen Grundriss aufgebauten einfachen Körper zu bündeln. Dieser ist wiederum vom steil abfallenden Gelände abgehoben und überzeugt in seinem autonomen technischen Stationscharakter. An dieser Station sind außer der Gelegenheit des Zu- und Ausstiegs keine weiteren Publikumsfunktionen vorgesehen. Die Garagierung der hier über Eck einfahrenden Pistengeräte wird im bestehenden System den Erfordernissen eines einfachen Betriebes anzupassen sein.
Die Bergstation liegt exponiert über der Baumgrenze und ist überdies bergseitig gegenüber möglichen Lawinenabgängen zu schützen. Der wiederum erhöhte Mittelteil der Seilbahnstationen wird von zwei längs der Trassenführung angeordneten Tragscheiben flankiert, welchen frontal zum Berg eine querliegende Wand entgegensteht. In der zusammenhängenden Wahrnehmung dieses das Ankommen auf lapidare Weise abbildenden räumlichen Diagrammes ist die Klarheit und – konzeptionell von den Autoren so benannte - Härte begründet und ist in späterer gelebter Nutzung auch aufrechtzuerhalten, andernfalls das strenge Gestaltungskonzept seine Aussagekraft verlieren würde. Dem – ebenso im Konzept so genannten „Weichen“ sind die flankierenden horizontalen transparenten Bauteile vorbehalten - ostseitig die Betriebsräume und westseitig das Restaurant mit vorgelagerter Terrasse.

Die Auseinandersetzung des typologischen Ansatzes mit dem Ort zeigt in dieser Lage die volle Herausforderung dieser Gegenüberstellung, aus welcher das Objekt seine konzeptionelle Stärke, jedoch auch die Härte des kompromisslosen Eingriffes zur Schau stellt. Für diesen Ort, als Ziel der Bergfahrt und des Verweilens in dessen unmittelbarer Nähe gelten daher andere Kriterien, die im gegenständlichen Fall im Umgang mit der Feinanpassung und Gestaltung der Topografie noch Einfühlung und Einfallsreichtum vermissen lässt. Dies betrifft insbesondere den keilförmigen Verlauf des Hanges unter dem auskragenden Bauteil, ebenso wie die unter dem stützenden Bauteil zu liegenden kommenden toten Volumsreserve.

Die Konsequenz, die in der Tal- und Mittelstation zu stimmigen, den Ort kennzeichnenden Lösungen führt, stellt sich hier oberhalb der Baumgrenze komplexeren Herausforderungen der Wahrnehmung und sollte dem Verweilenden entgegenkommender gegenübertreten. Das Gesamtprojekt überzeugt in einer stringenten Haltung und typologischen Konsequenz. In der Weiterbearbeitung ist insbesondere auf die assoziationsfreie Mitteilsamkeit im Spannungsfeld eines auf der robusten Klarheit aufgebauten Vertrauens in die Technik und einer lebensnahen Freundlichkeit im Ausbau zu achten. Dabei ist jede Andeutung eines formalistischen Entwurfsgedankens auf das tektonisch Wesentliche zu reduzieren. Die so plakativ dargestellte Einfachheit sollte sich daher tatsächlich auch in der Pflege und Aufrechterhaltung des Betriebes wiederfinden.

Das Projekt vermittelt nicht den provisorischen und vordergründig kommerziellen Charakter vergleichbarer Anlagen, auch wenn sie Einrichtungen solcher Absicht erschließt. Im Nahbereich einer Großstadt kommt dieser Anlage eine wesentliche soziale Funktion zu und soll zum integrativen Merkmal einer am Ort begründeten Identität werden, womit die Zuordnung in einen Kontext weit über jenen der topografischen Gegebenheiten hinausgeht