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Studienauftrag | 02/2016

Neubauten Siedlung «Am Rain» Zurzacherstrasse

Gemini

Gewinner

Adrian Streich Architekten AG

Architektur

Schmid Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Zurzacherstrasse

Bei der Aarebrücke bilden die langgestreckten Bauten der Kaserne den Auftakt der Zurzacherstrasse. Sie ist gesäumt von stattlichen Laubbäumen, die dichte Gruppen bilden. Baumlücken geben den Blick frei auf die Aare und den Bruggerberg. Weiter führt sie entlang alten Gutshöfen, Doppelhäusern und Zeilenbauten. Die niedrige Gebäudehöhe mit zwei bis drei Geschossen bildet ein verbindendes Element in der heterogenen Überbauung.

Raumgreifende Figur
Ein raumgreifendes Haus für die beiden gemeinnützigen Bauträger spannt über die ganze Länge und Tiefe des Grundstücks. Mit dieser grosszügigen Geste entsteht an der Zurzacherstrasse ein erkennbarer Ort mit gut proportionierten lärmgeschützten Aussenräumen. Die grosse Form ist gegliedert und in der Höhe abgestuft und erhält so eine auf die Nachbarschaft abgestimmte Massstäblichkeit.

Nutzung an der Zurzacherstrasse

An der Ecke Weiermattweg Zurzacherstrasse befindet sich eine Ateliergemeinschaft mit gemeinsamer Infrastruktur. Im Weiteren sind entlang der Strasse flexibel nutzbare Räume angeordnet. Sie können als Wohnatelier oder Büros genutzt werden. Es wird keine gewerbliche Nutzung vorgeschlagen, die direkt zugeordnete Besucherparkplätze benötigt.

Seitliche Höfe

Zu den kleinmassstäblichen Bauten im Nordosten und im Südwesten zeigen die schmalen Stirn¬seiten der genossenschaftlichen Wohnsiedlung. Sie fassen offene begrünte Höfe. Serpentinen¬förmige Wege sind in das gewachsene Terrain gelegt und verbinden die Zurzacherstrasse mit dem Am Rain. In den Wegbiegungen sind schattenspendende Eichen in die Blumenwiese ge¬setzt.

Siedlungshof

Gegen Süden öffnet sich die Wohnsiedlung auf einen offenen Hof, der den Bewohnern einen grosszügigen vielfältig nutzbaren Freiraum bietet. Kurze fünfgeschossige Gebäudeschenkel fas¬sen hier den Strassenraum. Auf dem Strassenniveau des Am Rain bilden Kiesflächen, gedeckte Veloabstellplätze und Besucherparkplätze das untere Niveau der Anlage. Zwei Freitreppen füh¬ren auf die höher gelegene Kanzel. Hier befinden sich gemeinschaftliche Sitzplätze und Spielplät¬ze für die Kinder. Den Abschluss bildet der Hof mit einer Gemeinschaftsterrasse.

Wohnungen

Ausgehend von den Bedingungen des Kontexts werden spezifische Wohnungstypen für diesen Ort entwickelt. Zwei- bis vierspännige Treppenhäuser bilden eine ökonomische Grundstruktur. Die einläufigen Treppen sind natürlich belichtet und bieten Ausblick auf die Zurzacherstrasse und die grünen Höfe. Grosszügige Dielen, die Platz für einen Arbeits- oder Esstisch bieten, bilden den Auftakt der Wohnungen an der Zurzacherstrasse. Die Dielen können je nach Bedarf als Aufenthaltsraum oder auch nur als Ankunftsort benutzt werden. Ihre Disposition berücksichtigt die Lärmproblematik ohnen einen anonymen Rücken zur Strasse auszubilden. Zweiseitig offene Küchen vermitteln zwischen Diele und Wohnbereich und dienen als Scharnier in der Wohnung. Alle Schlafzimmer sind lärmabgewandt in die grünen Aus¬senräume orientiert. Gut proportionierte Loggien sind attraktive Aussenräume. Dieser Grundtyp wird je nach Lage im Gebäude variiert. Zumietbare Zimmer ergänzen das vielseitige Angebot an Wohnraum.

Ausdruck und Materialisierung

Eine einfach verputzte Konstruktion aus Einsteinmauerwerk reagiert angemessen auf die zahlrei¬chen verputzten Häuser in der Nachbarschaft. Die geringe Geschosszahl und die durch die Topo¬grafie bedingten Abstufungen bieten sich an, um mit einem Baukasten von Fassadenelementen die Baukörper mit kompositorischen Mitteln spannungsvoll zu gliedern.

Lärmschutz

An der Zurzacherstrasse befinden sich keine lärmempfindlichen Räume. Alle lärmempfindlichen Räume können lärmabgewandt auf die grünen Freiräume natürlich gelüftet werden.

Ökonomie

Die durchgängige Erschliessung mit zwei- bis vierspännigen Treppenhäusern und kompakten Baukörpern ist eine gute Grundlage für eine ökonomische Bauweise. Die Betriebs- und Instandhaltungskosten werden durch robuste Konstruktionen und Oberflächen sowie eine einfache Gebäudetechnik mit durchgehenden Steigschächten minimiert. Auf komplizierte Auskragungen wird konsequent verzichtet. Die grundlegenden ökonomischen Kennzahlen des Projektes (Gebäudehüllzahl, geschlossene Fassadenfläche/offene Fassadenfläche, GF/HNF) erreichen durch die kompakte Bauweise gute Werte. Die Erstellungskosten des Rohbaus sind durch eine einfache Struktur preisgünstig. Die hochwertigen Materialien sind unterhaltsarm und Minergie-ECO tauglich.

Tragkonstruktion

Die Tragkonstruktion ist als Massivbauweise mit Ortbetondecken und tragenden Wänden aus Mauerwerk konzipiert. Die Erschliessungskerne und Wohnungstrennwände dienen der Windaussteifung und Erdbebensicherheit. Aus ökologischen Gründen wird für sämtliche Ortbetonkonstruktionen Recyclingbeton verwendet.

Energie und Nachhaltigkeit

Mit den kompakten Gebäudeformen wird ein gutes Verhältnis der Aussenoberfläche zur Ener¬giebezugsfläche (A/EBF) erzielt. Die Gebäudehülle wird gemäss dem Standard Minergie wär¬megedämmt. Neben diesen primären Rahmenbedingungen werden die Wärmebrückendetails optimiert. Insgesamt versprechen diese Vorgaben einen tiefen Wärmebedarf. Der Glasanteil der Fassade wird für die passive Sonnenenergienutzung und die natürliche Belichtung optimiert. Im Sommer wird der g-Wert durch aussenliegende Storen reduziert. Damit ist auch ein hoher som¬merlicher Wärmeschutz gewährleistet. Die Konstruktionen und Materialien werden so geplant, dass die Rückbaubarkeit gewährleistet ist. Dies bedeutet, dass verklebte Kompaktaufbauten von Abdichtungen, Wärmedämmungen und sonstigen Schichten vermieden werden.

Wärmeversorgung und Solarstromerzeugung

Die Wärmeerzeugung erfolgt mit einer Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl von 5.5. Diese bezieht Umweltwärme aus Grundwasser. Die Wärmeabgabe erfolgt mit einer Bodenheizung, um die Systemtemperatur möglichst tief zu halten und damit die Effizienz der Wärmeerzeugung zu erhöhen. Auf den Dächern werden für die Erzeugung von Solarstrom Photovoltaikanlagen instal¬liert.

Lüftungsanlagen

Eine kontrollierte Lüftung sorgt für den Luftwechsel aller Räume mit Personenaufenthalt. Die Aussenluft wird in der Heizperiode durch die Wärmerückgewinnung vor- und durch einen Nach¬wärmer auf 20°C nachgewärmt. Für jeden Treppenhauskern wird im Untergeschoss ein zentrales Lüftungsgerät erstellt. Die Luftverteilung in den Wohnungen erfolgt durch in die Decke eingelegte Luftleitungen mit Deckendurchlässen.