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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2016

Neubau der Deutschen Botschaft Wien

Perspektive

Perspektive

ein 3. Preis

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Architektur

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

THIRD

Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebau I Erschließung
Der Entwurf ergibt sich aus dem besonderen städtebaulichen Kontext. Bewusst wird die neue deutsche Botschaft in Wien nicht als abgelöster Solitär konzipiert, sondern als Abschluss der vorhandenen gründerzeitlichen Blockrandstruktur. Diese wird nahezu über die gesamte Länge mit einem schlanken Riegel geschlossen, der alle Funktionsbereiche der Kanzlei aufnimmt und mit zwei präzisen, baukörperlichen Passstücken an den offenen
Stirnseiten des Stadtblocks anschließt. In der Reisnerstraße schließt die private Residenz als Stadthaus direkt an die Brandwand an, in der Metternichstraße dockt der eingeschossige Baukörper der Visastelle passgenau an die vorhandene Bestands-bebauung an. Die historische mit Fenstern versehene Stirnseite des Wohnhauses an
der Metternichstraße wird dabei bewusst freigestellt. Die schlank gehaltene, 4-geschossige Bebauung des Kanzleiriegels hält im Süden eine größtmögliche Garten-fläche frei, in die ein leichter und offener Pavillon als repräsentative Residenz
eingeflochten wird. Hierdurch entsteht ein spannungsvolles Gegenüber zwischen der strengen städtischen Raumkante des Kanzleigebäudes und der beschwingten Solitärarchitektur des Residenzpavillons.

Das Grundstück wird von der Metternichgasse erschlossen. Hier gelangt man über die Außenwache auf das Grundstück. Von der Außenwache kommt man direkt zur nördlichen Visastelle. Die notwendigen Stellplätze sind entlang der Metternichgasse auf
dem Botschaftsgelände aufgefädelt. Die Vorfahrt führt zum Eingang der Kanzlei und zum Veranstaltungsbereich und zum im gegenüberliegenden Baukörper der Residenz. Am nordöstlichen Ende des Riegels findet sich der Eingang zu seiner privaten Residenz
des Botschafters.

Organisation „Stadtkante“
Die nördliche Bebauung hat eine einfache, lineare Struktur, die vier Organisations-einheiten aufnimmt: die Visastelle, den Veranstaltungsbereich, die Kanzlei und die private Residenz. Den Auftakt bildet im Westen das Rechts- und Konsularwesen. Dabei wird der vorgegebene Sicherheitsbereich genau beachtet. Der Warte- und Schreibbereich für die Besucher wird durch ein großes Fenster zur Metternichstraße und Oberlichter atmosphärisch belichtet. Oberlichter und die offene Registratur zum Hofgarten machen das Backoffice zu einem freundlichen Arbeitsplatz. Die Kanzlei wird über ein großes, gläsernes Foyer erschlossen. Hieran schließt sich zur einen Seite der große Veranstaltungsaal und zur anderen Seite der Pförtner mit der Eingangsschleuse für den Sicherheitsbereich der Kanzlei an. Der Veranstaltungs- und Foyerbereich ist als transparenter Großraum ausgebildet. Er ist zwischen dem Residenzpavillon und dem nördlichen Hof mit einer großen Terrasse visuell eingespannt. Die Kanzlei erhält eine denkbar einfache innere Organisation mit einem asymmetrischen Mittelflur, von dem nach Süden über alle Geschosse die Büros abgehen. Auf der gegenüberliegenden Seite
liegen alle Lager, Sanitär und Technikräume. Dieser geschlossene Servicestrang wird durch die Warte- und Aufenthaltsräume rhythmisch aufgebrochen. Insgesamt können somit alle Räume im Haus natürlich belichtet und belüftet werden. Im Gegensatz
zu den Serviceräumen sind alle Büros sind zum großen, südlichen Botschaftsgarten und dem städtischen Raum orientiert. Eine große theatralische Wendeltreppe erschließt alle Geschosse und ergänzt den linearen „Arbeitsriegel“ mit einem heiteren Erschließungs-element. Die klare innere Struktur des Kanzleiriegels bildet sich auch sinnig in den Fassaden des Baukörpers ab, bei dem die offene Glasfassade der Büros mit den vorgestellten Sichtbetonrahmen von der skulpturalen und weitestgehend geschlossenen Nordfassade kontrastiert wird.

Amtliche Residenz als Pavillon
Die amtliche Residenz ist als leichter „Gartenpavillon“ ohne jeden Pomp konzipiert. Dabei wird der kleine, runde Pavillon als integraler Bestandteil des Gartens gesehen. Dies findet nicht zuletzt mit dem in der großen Eingangshalle eingestellten Baum seinen Ausdruck.
Der Pavillon ist als offenes Raumgefüge konzipiert. Über ein helles Entrée, gelangt man zur zentralen Empfangshalle von der alle weiteren Räume abgehen. Die Küche befindet sich mit den notwendigen Servicebereichen im Keller und hat einen direkten Anschluss zum Erdgeschoss über einen internen Aufzug und Treppe.

Private Residenz
Die private Residenz des Botschafters ist bewusst von der amtlichen Residenz getrennt. Dies ist auch dem besonderen städtischen Kontext geschuldet. Mit der Entscheidung den städtischen Block zu schließen, bietet sich ein „Townhouse“ als baukörperliches Gelenk zwischen Bestand und Kanzleiriegel perfekt an. Es ist aber auch von der Idee geprägt, dass ein Botschafter und seine Familie heutzutage weniger präsent und wesentlich privater wohnen wollen als es vielleicht früher der Fall war. Die Botschafter-familie wohnt in einem ganz normalen Stadthaus, das gleichsam zufällig mit der Botschaft
verbunden ist. Darüber hinaus ist durch die Gliederung eine einfache Aufteilung der gesamten Baumasse möglich und die zarte amtlichen Residenz kann als progressive Pavillonarchitektur eines modernen und aufgeklärten Deutschlands ausformuliert werden.
Die private Residenz wird im Nordosten erschlossen und liegt so in direkter Nähe zum „Residenzpavillon“. Über ein großzügiges Entrée mit Garderobe gelangt man über eine einläufige Treppenanlage in die Obergeschosse. Diese sind sauber funktional getrennt und werden von einer Dachterrasse gekrönt. Dabei wird auch das städtische Wohnen als
offene und helle Wohnlandschaft konzipiert.

Freiraum
Durch die städtebauliche Setzung des Riegels kann ein üppiger Garten entstehen, der die Außenwahrnehmung der Botschaft besonders prägt. Der Residenzpavillon ist in ein leicht modelliertes Rasenterrain eingebettet. Der wertvolle Baumbestand, ergänzt um wenige Neupflanzungen, erhält einen atmosphärischen Wirkraum. Entlang der Straße wird der Zugang mit dem Schleusenbereich ökonomisch mit den notwendigen Stellplätzen gekoppelt. Aus der Zaunanlage heraus werden Überdachungen für die Stellplätze entwickelt, während zum Garten begrünte offene Stellplätze angeboten werden. Lediglich der Sonderverkehr erreicht so den inneren Grundstücksbereich. Dem
Kanzleigebäude ist zur Erschließung ein langgestrecktes Hofband vorgelagert, das zur Anlieferung und Rettung befahrbar ist. Als Beläge für Platz und Garten sind hochwertige Werksteine und ein mehrfach geschliffener Terrazzo-Asphalt vorgesehen. Für einen Gang durch den Garten entwickelt sich ein Rundweg um den Pavillon. Wie eine artifizielle Felswand bestimmt die Skulpturenwand den nördlichen Hof. Mit bizarren Bäumen und einem üppigen Unterwuchs aus Stauden und Farnen stellen sich hier Assoziationen mit einer Waldschlucht ein. Vor Foyer und Saal erstreckt sich eine Terrasse.
Modell 1

Modell 1

Modell 2

Modell 2

Lageplan

Lageplan

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt

Axonometrie Stadtkante versus Gartenresidenz

Axonometrie Stadtkante versus Gartenresidenz

Axonometrie Baukörpergliederungen und Funktionseinheiten

Axonometrie Baukörpergliederungen und Funktionseinheiten