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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2016

Quartier Petribleiche

Perspektive Büro, Warnowstraße

Perspektive Büro, Warnowstraße

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

ANGELIS & PARTNER Architekten mbB

Architektur

Erläuterungstext

Lage und Städtebau
Der Wettbewerbsbeitrag befasst sich mit dem Neubau eines Wohn- und Bürogebäudes auf dem nördlichsten Baufeld Quartier „Petriviertel“. Das neu entstehende Viertel östlich der historischen Altstadt bietet den Rostockern attraktiven und vielfältigen Wohnraum am Wasser mit fußläufiger Anbindung an die Innenstadt, Naherholungsflächen am Ufer der Warnow, aber auch eine schnelle Anbindung an die Zubringerstraße L22 und die Autobahnen.
Das Wettbewerbsgrundstück „093 Nord“ ist dabei das kleinste Baufeld des Quartiers und zeichnet sich zum einen durch einen verengten Zuschnitt und der steilen Böschungslage direkt am Haargraben aus sowie durch seine prägnante Lage als nördlichster Quartierbau-stein. Somit wird der neu entstehende Baukörper zum Gesicht des Quartiers und leitet wie ein „Torhaus“ in die südlich anschließende Wohnbebauung über.
Die städtebauliche Figur des Neubaus reagiert auf diese Situation und definiert entlang der Baulinie im Norden und Westen den zukünftigen Büroriegel als städtebauliche Kante zum öffentlichen Straßenraum. Der winkelförmige Baukörper schafft damit aber nicht nur eine sichtbare und einladende Adresse, sondern schirmt gleichzeitig auch die dahinter liegende Wohnnutzung optisch und akustisch ab. Somit kann sich im Süden entlang der Böschung ein qualitätsvoller langgestreckter Gebäudekörper für die Wohnnutzung entwickeln. Die entstehende V-förmige Gebäudefigur wird noch ergänzt durch einen verbindenden östlichen Gebäudeteil der ebenfalls dem Wohnen dient. Es entsteht ein vielschichtiges, dichtes Gebäudeensemble mit zwei Hofsituationen. Im Westen entsteht ein halböffentlicher Innenhof als Begegnungsort von Bewohnern und Mitarbeitern. Im Osten wiederum entsteht ein privater Freibereich für die Reihenhäuser, der sich zum Freiraum und dem Park öffnet und dabei die Höhenniveaus für eine Trennung des privaten und öffentlichen Raums nutzt und ausgleicht.


Baukörper und Nutzung
Um den unterschiedlichen Anforderungen an das Wohnen und Arbeiten gerecht zu werden sieht der Entwurf eine klare und auch von außen lesbare räumliche Trennung der Nutzungen innerhalb des Quartiers vor. Dabei sind Blickbeziehung in diesem ineinander greifenden Gefüge dennoch gewünscht. Die Ausrichtung des 3-geschossigen Büroflügels zum öffentlichen Straßenraum im Norden und Westen schafft die Möglichkeit, eine klare und sichtbare Adresse für die Büroflächen zu entwickeln. Entsprechend den räumlichen Anforderungen an moderne Büros sind die Geschosshöhen mit 3,50 m höher als beim Wohnen. Diese leichte Überhöhung des Büroriegels setzt den Gebäudeteil in der Gesamtfigur ab und verstärkt die städtebauliche Präsenz.
Erschlossen werden die Gewerbeeinheiten an der Anliegerstraße „Bei der Petribleiche“ über ein zentrales Treppenhaus sowie über die gemeinsam mit dem Wohnen genutzte Tiefgarage, dessen Zufahrt sich an der nord-westlichen Gebäudeecke befindet. Ein Aufzug im Treppenhaus ermöglicht die barrierefreie Anbindung aller Geschosse und überwindet auch den Höhenversatz zum tiefer liegenden Eingangsniveau.
Pro Geschoss werden jeweils 2 Nutzungseinheiten mit Größen zwischen 233-343 m² Nutzfläche abgebildet. Diese sind auf Wunsch auch innerhalb der Ebene zusammenschalt-bar. Bei einer Gebäudetiefe von 11 m im Norden und 15 m im Westen sowie einem zu Grunde liegenden Büroraster von 1,25 m können je nach Nutzerwunsch die Einheiten beliebig ausgebaut und in verschiedene Bürokonzepte vom Zellen-, Großraum- bis zum Kombibüro gegliedert werden. Die Einheiten sind dabei sowohl zum Straßenraum als auch Richtung Innenhof oder Warnow ausgerichtet und bieten damit vielfältige Ausblicke und Raumsituationen. Der Innenhof sowie eine Dachterrasse bieten zudem auch für das Gewerbe attraktive Außenräume zum kurzen Rückzug und Erholung der Mitarbeiter.
In geschützter Lage unterhalb des Büroriegels schließt sich im südlichen und östlichen Gebäudeteil die Wohnnutzung an. Dabei sind die Funktionen sowohl räumlich als auch in der Gebäudefigur gegenüber dem Gewerbe klar getrennt. Der Entwurf entwickelt für das Wohnen 6 Geschosswohnungen auf insgesamt 3 Ebenen sowie daran anschließend 5 großzügige ebenfalls 3-geschossige Reihenhäuser. Diese zeichnen sich nach außen durch als eigenständige Einheiten ab. Die fußläufige Erschließung des Wohnens erfolgt getrennt vom Arbeiten über einen parallel zur Böschung des Haargrabens entlangführenden Weg. Dieser dient auch als Rettungsweg und verbindet die Warnowstraße mit dem Uferpark und der Promenade. Ein allgemeines Treppenhaus mit Aufzug erschließt alle Etagenwohnungen sowie die Tiefgarage barrierefrei und führt hindurch zum Innenhof. Über den Hof ist das Reihenhaus 1 erreichbar. Die Reihenhäuser 2-5 werden über einen eigenen Eingangsbe-reich ebenfalls über südlichen Fußweg erschlossen. Dieser führt über ein paar Stufen nach oben in das Haus hinein. Durch die Erhöhung und eine vorgelagerte Loggia erhalten die Wohnräume dabei ihre Privatsphäre und sind vor zu viel Einblick geschützt. Die Reihenhäuser verfügen zudem noch über einen direkten Zugang aus der Tiefgarage.
Die 6 Geschosswohnungen bieten barrierefreies Wohnen mit Nutzflächen zwischen 68-100 m², privaten Außenräumen sowie dem Ausblick nach Süden auf den Flusslauf der Warnow. Eine großzügige Loftwohnung im 2. OG steckt sich zudem Richtung Osten zur anderen Fassadenseite durch und ermöglicht den Ausblick auf das Hafenbecken.
Die fünf eigenständigen und individuell erschlossenen Reihenhäuser bieten mit Nutzflächen von 185-230 m² (inklusive Außenräumen) ausreichend Platz für Familien und dem Wunsch nach großzügigem Wohnen in der Stadt. Außerdem ermöglichen sie, mit flexiblen Raumteilungen auf sich verändernde Raumbedürfnisse variabel reagieren zu können. Alle Reihenhäuser verfügen zudem über differenzierte Außenräume in Form von Loggien als Erweiterung des Wohnraumes, große Terrassenbereichen sowie unterschiedlich ausgerichtete Dachterrassen. Die großen Wohnräume im Erdgeschoss schaffen fließende Räume und bieten den Bewohnern Ausblicke in unterschiedliche Richtungen und Landschaften. Gemeinsame Freiflächen im Anschluss an die Terrassen leiten dann landschaftlich über in den Uferpark. Ein fußläufiger Weg für die Bewohner von der Anliegerstraße ermöglicht zudem ebenfalls einen barrierefreien Zugang zu den Reihenhäusern.


Fassaden
Die unterschiedlichen Nutzungen des Gebäudes sind nicht nur in der Grundrissfigur sondern auch in der äußeren Erscheinung der Gebäudehülle ablesbar. Neben den unterschiedlichen Höhen der Baukörper passen sich auch die Fassaden entsprechend den Funktionen an. So ist der winkelförmige Büroriegel mit einer flexiblen Bandfassade gegliedert die sich in den monolithischen Putzkörper einschneidet. Innerhalb der Bänder sind entsprechend dem Büroraster gleichmäßige Fensteröffnungen in zwei Formaten vorgesehen. Die Wandanteile dazwischen werden mit Blechelementen (alternativ Fassadenplatten) verkleidet. Ein großer, 2-geschossiger Über-Eck-Rahmen auf der nord-westlichen Gebäudeecke wirkt als Fenster in den öffentlichen Raum hinein und gibt dem Gebäude sein Gesicht. Hier können im Inneren repräsentative Besprechungs- oder Büroräume entstehen.
Die Treppenhäuser dienen sowohl beim Büro wie auch beim Wohnen dazu die Baukörper über eine Glasfuge noch einmal aufzubrechen und zu unterteilen. So entstehen kleinteiligere „Häuser“, entsprechend der städtebaulichen Gesamtidee für das Quartier. Die Auflösung in Einzelhäuser wird bei den Reihenhäusern fortgeführt, wodurch eine klare Lesbarkeit der Einheiten möglich wird. Die Gesamtwirkung des Gebäudeensembles wird durch eine einheitliche Materialsprache über den Sockel, Putz, Fensterprofile und Blechelemente sichergestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Grundrisskonzept erfordert eine gründliche Betrachtung. Da der Grundriss im Sinne des Wortes seine Ecken und Kanten hat, ist die städtebauliche Idee hier eher unklar. Dafür ist in der Architektursprache der städtebaulichen Idee gut zu erkennen. Der Baukörper hält die städtebaulichen Vorgaben ein. Wohnen und Gewerbe sind getrennt und ablesbar. Die Qualität des geschlossenen Innenhofes ist zwiespältig. Der engen Verbindung der Nutzungseinheiten stehen Privatheit und Ruhe gegenüber. Die Anordnung der Tiefgarageneinfahrt an der Grundstücksecke wird differenziert bewertet. Sie reduziert den gewerblichen Auftritt in der Erdgeschossebene, ermöglicht damit aber Klarheit in der Auftaktsituation des Stadtgebietes. Die beiden großen Verglasungen im Obergeschoss sind deutliche und angemessene „Schaufenster“. Das Defizit an Stellplätzen liegt im üblichen Rahmen der Arbeiten. Die sehr elegante Lösung eines geschlämmten Verblendmauerwerks wäre wünschenswert, ist aber beim benannten Budget fraglich.
Perspektive Haargraben

Perspektive Haargraben

Lageplan

Lageplan