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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2014

Stadtterrasse

Sternenhimmel

Sternenhimmel

Teilnahme

Hegelmann, Landschaftsarchitektur + Stadtplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wettbewerb Stadtterrasse Krefeld - Sehnsucht nach dem Süden 275310

Die Sehnsucht nach dem Süden ist seit dem 18. Jahrhundert ein kollektives Gefühl der Nordländer nach Wärme und Farben. Der Maler Paul Klee drückte diese Sehnsucht eindrucksvoll aus, als er zu seiner berühmten Tunisreise schrieb: "Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht mehr nach ihr zu haschen… Das ist der glücklichen Stunde Sinn: Ich und die Farbe sind eins." (David Signer)

Der Südbahnhof als eine Perle der „Krefelder Promenade“ ist allein schon mit seinem Namen dazu prädestiniert, für uns der Ort dieser Sehnsucht nach dem Süden zu sein. Der Südwall, die Moscheen im Umfeld, Aldi Süd, Ali mit seinen Fahrrädern, das Werkhaus mit seinem Kulturprogramm und nicht zuletzt die Bewohner dieses Viertels, die zum großen Teil ihre Wurzeln im Süden haben, verdichten diesen Traum nach dem Süden.
Die vorbeifahrenden Züge sind die ständige Aufforderung, dieser Sehnsucht nachzugeben, sich in den Zug zu setzen und sich auf die Reise in den Süden zu begeben.
Der Südbahnhof ist für uns ein Ort vieler Schnittmengen von Sehnsüchten nach dem Süden.

Mit der Klimaveränderung verschiebt sich der Süden zukünftig in Richtung Krefeld. In den nächsten Jahren wird sich durch milde Winter und wärmere Sommer die Pflanzenwelt zunehmend verändern. Bisher hier unbekannte Pflanzen des Südens dringen bis ins Rheinland vor und mischen sich langfristig auch unter die Ahornvegetation. Der Südbahnhof wird deshalb für uns schon jetzt zum artifiziellen Labor des Klimawandels, indem wir Pflanzen des Südens als Vorboten der Veränderung unter die ausgelichtete, vorgefundene Vegetation positionieren.


Realisierung des Entwurfs in Phase 1

Die vorrangig verwendeten pastelligen Töne und Dekore der Ausstattung und die Pflanzenauswahl, die die ausgelichtete Ahornvegetation durchmischen, assoziieren „Süden“.

Die zukünftige Promenade ist mit dem Unterbau und der Infrastruktur wie der Leuchten-Reihung der Mastbeleuchtung bis auf die Asphaltdecke bereits fertiggestellt. Die Fläche wird aber mit Rasen angesät und kann so bis zum Ausbau der Promenade als Liegewiese und Spielfläche genutzt werden. Erst im Rahmen der kompletten Realisierung der Promenade wird die Asphaltdecke aufgebracht.

Der ehemalige Bahnsteig wird mit einem südlich-geometrischen Dekor aus Beton belegt, dass sich auf Tapetenmotive bezieht (Fabrik Heeder).
Vom Bahnsteig führt eine Sitztreppenanlage zum Rasen der Promenade mit Blick auf die vorbeifahrenden Züge.
Der Aufgang vom Kulturbahnhof mit der Lüftungsanlage und einem neuen Tresenraum mit Technik (Beamer, Beschallung) für Open Air-Veranstaltungen des Werkhauses werden komplett eingehaust. Das Fassadenmaterial der Einhausung soll aus mattiertem, seidig reflektierendem Aluminium gefertigt sein, das die Farbigkeit der umgebenden Gestaltung in den matten Flächen wiedergibt. Die beiden Türöffnungen und der Tresenraum können mit fassadenbündigen Schiebeelementen verschlossen werden, so dass der Aufbau im geschlossenen Zustand monolithisch erscheint.
Der Sternenhimmel des Südens schwebt als Kreisform über dem ehemaligen Bahnsteig und ist auch von der Saumstraße her sichtbar.

Die Fassade des historischen Stellwerkes kann zur Projektionsfläche für Open Air-Veranstaltungen werden.

Ein durchsichtiger Maschendrahtzaun zum Beobachten der fahrenden Züge mit eingeflochtenen Texten und Dekoren grenzt den Südbahnhof zu den DB-Gleisen ab. Der ebenfalls durchsichtige Maschendrahtzaun zur Saumstraße hin mit eingeknüpften südlichen Motiven lässt die vorhandenen historischen Gitter unberührt.

Ein aufgewühltes Meer aus duftendem Thymian mit Schaumkronen aus weißblühender Katzenminze begleitet den ehemaligen Bahnsteig und lässt die Gewölbe des Bahnhofes noch erahnen.

In den großen Auslichtungen des Ahornaufwuchses werden südländisch anmutende Bäume und Sträucher wie Blauglockenbaum, Weidenblättrige Birne, Judasbaum oder Zypressen, sowie Nadelpalme, Mittelmeerschneeball oder Orangenblume gepflanzt, so dass sich ein vielfältiges Kaleidoskop von heimischer und eingewanderter Vegetation ergibt. Im Bereich des alten Bahnsteigs verbreiten Frühlings-Tamarisken und Flieder südliches Flair.

Zwischen den verbleibenden Ahorndickichten und den neuen Hainen sind bekieste Trampelpfade geplant.


Der lange Bahnsteig wird nur noch als Splitt bedeckte Lichtung im „Wald“ erkennbar sein.
Lange Bänke auf dem verborgenen Bahnsteig richten sich auf divergente Vegetationspanoramen aus. Die Bänke sollen funktional, aber u. a. auch auf den demographischen Wandel eingehen und teilweise erhöhte Sitzflächen, Seitenlehnen und eine nach vorne leicht angewinkelte Sitzfläche aufweisen.

Drei Aktionsflächen sind Kindern und Jugendlichen gewidmet.

Eine künstlerische Soundinstallation lässt die Besucher das „Zirpen von Zikaden“ hören. Ein artifizielles „Löwengebrüll“ markiert die vollen Stunden des Tages auf dem Gelände.


An der Ecke Gladbacherstraße/Saumstraße wird eine temporäre Wendeltreppe montiert. Der historische Treppenaufgang aus Richtung der Kölner Straße wird reaktiviert (Fahrradständer).

Unter den Bäumen der Saumstraße bis zur Ecke Gladbacherstraße/Saumstraße soll der Grund mit einer sandfarbenen wassergebundenen Decke befestig werden, die mit den roten Ziegeln der Stützwand harmoniert.

Der Entwurf verwendet nachhaltige Materialien und hält die laufenden Kosten für den Unterhalt niedrig. Die benötigte elektronische Infrastruktur zur Umsetzung der Soundinstallation ist niederkomplex und preisgünstig umsetzbar. Die Infrastruktur für die Open Air-Veranstaltungen liegt in der Pflege des Werkhauses. Verschließbare Tore an den beiden Zugängen sichern das Gelände bei Open Air-Veranstaltungen und ggf. in den Nachtstunden.


Realisierung des Entwurfs in Phase 2

Der Ort „Die Sehnsucht nach dem Süden“ wird Teil der Perlenkette „Krefelder Promenade“.
Die zukünftige Promenade ist mit dem Unterbau und der Infrastruktur wie der Leuchten-Reihung der Mastbeleuchtung bis auf die Asphaltdecke bereits fertiggestellt. Nun wird nur noch die Asphaltdecke auf dem vorhandenen Unterbau aufgebracht.
Der aktivierte historische Treppenaufgang aus Richtung der Kölner Straße bleibt unverändert, wohingegen die Treppe an der Gladbacherstraße/Saumstraße mit dem Weg zur „Liegewiese“ entfallen kann.
Vom Bahnsteig mit der Sitztreppenanlage hat man einen Blick auf die Promenade mit den Flaneuren und Fahrradfahrern und die vorbeifahrenden Züge.

Die von uns komponierte neue Pflanzengesellschaft des Südbahnhofs hat möglicherweise Vorbildfunktion für die zukünftige Entwicklung urbaner Grünflächen in Mitteleuropa in der Zeit des Klimawandels. Sie will aber auch die Bedürfnisse einer dynamisch alternden Gesellschaft nach „Erholung in der Stadt“ befriedigen.
Geknüpfte Lyrik

Geknüpfte Lyrik

Lageplan Blatt 1

Lageplan Blatt 1

Blatt 2

Blatt 2

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Perlenkette 'Krefelder Promenade'

Perlenkette 'Krefelder Promenade'