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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2016

Kunstquartier [KuQua] Göttingen – Neubau eines Galeriegebäudes

1. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

ATELIER 30 Architekten GmbH

Architektur

3DWAY architectural graphics

Visualisierung

EHS beratende Ingenieure für Bauwesen

Bauingenieurwesen

enco energie-consulting GmbH & Co. KG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Die äußere Erscheinung des Galeriegebäudes gleicht einer monolithischen Betonskulptur. Im Kontext der traufständigen Bestandsbebauung greift der Baukörper die städtische Gebäudetypologie auf. Die Ästhetik zielt auf eine Transformation eines archaischen Haustypus ab.
Das Außen ist durch eine robuste Betonstruktur geprägt und spielt in seiner Haptik mit der Struktur historischer Bauten. „Lichtgänge“ von innen nach außen lösen die radikale Haptik des Äußeren. Die so entstehenden Projektionsebenen an der Betonfassade generieren zu den jeweiligen Ausstellungen bzw. Sammlungen des Verlegers Steidl abstrakte Wort- oder Bildformen. Die Wandschrägen im Dach sind an bestimmten Stellen mit denselben lichtleitenden Elementen durchzogen. Diese lassen das Tageslicht in den kathedralenartigen Raum des Daches fließen.
Das Innere des Baus ist weiß und glatt: Ruhe und Raum für Kontemplation. Die Räume scheinen sich im Nichts aufzulösen und stellen eine neutrale Projektionsfläche für jegliche Form von Ausstellungsexponaten bereit. Ein flexibles Trennwandsystem erlaubt unterschiedliche Szenarien der Raumnutzung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Baukörper artikuliert sich als einfache Satteldachfigur und hält die baulichen Grenzen überwiegend ein. Dem Verfasser gelingt es die Höhen der Nachbarn aufzunehmen und eine Struktur zu entwickeln die diese Aufnimmt und sich in das Stadtgefüge einfügt. Die architektonische Idee die Körnigkeit des Bestandes auch in der Fassadenstruktur aufzunehmen ist durch die Beachtung der Traufhöhen der Nachbargebäude gelungen. In der Einfachheit der monolithischen Betonstruktur und seiner Materialität in Stampfbeton.
Der Eingang ergibt sich wie selbstverständlich durch das hineinrücken in das Gebäude und weckt das Interesse des Besuchers durch die Gegensätze zwischen der geschlossenen Fassade und der Transparenz zum Ausstellungsbereich. Es wird in Durchgang inszeniert, die Passage entwickelt sich gleichzeitig als außenliegender Ausstellungsraum. Eine gestalterische Lösung für den Notausgang zur Düsteren Straße wird jedoch nicht vorgeschlagen.
Die Spannung im Entwurf wird durch die Gegensätze zwischen der Passage im Süden und der sich wie selbstverständlich entwickelnden Erschließung im Norden zur Düsteren Straße 8, wodurch ein perspektivischer Übergang ermöglicht wird, erzeugt. Die Kompaktheit der Erschließung wird ausdrücklich gewürdigt, gleichwohl müssen die Belange des Brandschutzes gelöst werden. Die Lage der Aufzugsöffnung wird infrage gestellt. Der ohne störende Einbauten, fast quadratische Ausstellungsbereich ermöglicht vielfältige Ausstellungsformen. Der Entwurf nutzt die Qualität des unausgebauten Dachraums.
Der Veranstaltungsraum ist durch das eingestellte Lichtband multifunktional und schafft einen besonderes Raumerlebnis. Gewürdigt wird die Möglichkeit der Inszenierung durch den vorgeschlagenen Lichtbeton, gleichwohl ist die Realisierung in technischer und wirtschaftlicher Sicht zu überprüfen. Der Umgang mit dem historischen Kreuzstockfenster ist unklar. Die Ausstellungsfläche stellt sich im Vergleich als gering dar, die Vitrinen in der Passage erweitern diese jedoch in den Außenraum. Der Entwurf schafft jedoch eine zusätzliche Garderobe. Die Berücksichtigung der Bohrpfahlwände wird gewürdigt. Eine Be- und Entlüftung aller Räume wird über den Technikraum im Keller und den an den Aufzug angegliederten Schacht nachgewiesen, auch wenn deren Dimensionierung gering erscheint. Durch die monolithische Konstruktion der Umfassungswände sowie der großen Lufträume ist eine wirtschaftliche Be- und Entlüftungsanlage zu erwarten. Die Flächenkennwerte bewegen sich im günstigen Rahmen. Die vergleichsweise geringen Verkehrsflächen sind positiv zu erwähnen.
Insgesamt werden Anforderungen an das Nutzungskonzept und die städtebauliche Integration sehr gut erfüllt.