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3-stufiges Vergabeverfahren nach VOF mit Mehrfachbeauftragung | 03/2016

Abbruch und Neubau Turn- und Festhalle Musberg

Visualisierung

Visualisierung

Engere Wahl

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

Allgemein
Die Stadt Leinfelden- Echterdingen beabsichtigt, ihren multifunktionalen Sportkomplex bestehend aus zwei Turnhallen mit zugehörigen Nebenräumen, Umkleiden für den Sportau-ßenbetrieb und einer Gaststätte am Turnerweg zu modernisieren. In diesem Zuge soll der abgängige Teil der bestehenden Turn- und Festhalle am Turnerweg abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt werden und der verbleibende Bestand der Gaststätte im Erdgeschoss saniert werden. Die weiteren Flächen im EG, die Sporthalle und die Umkleiden im 2.UG sind nicht Bestandteil der Umbaumaßnahme. Die Baumaßnahme ist bei laufendem Betrieb der zu erhaltenden Sporthalle und des Sportplatzes auszuführen.

Das bauliche Umfeld ist durch eine kleinmaßstäbliche Wohn- und Geschäftshausbebauung geprägt. Das Grundstück wird östlich und nördlich vom Turnerweg begrenzt und schließt im Westen an den Parkplatz südlich des Robert-Supper-Wegs an. Im Süden grenzt der um ein Geschoss tiefer liegende Sportplatz an. Das Bestandsgebäude wird im Erdgeschoss von Nor-den vom Turnerweg erschlossen, während das Untergeschoss auf Grund der Topografie einen direkten Zugang vom Sportplatz im Süden hat.

Das Raumprogramm des Neubaus umfasst eine Einfeldsporthalle mit offener Bühne, die auch als Festhalle zu nutzen ist, erforderliche Umkleide- und Geräteräume für die Halle, sowie Umkleiden, Lagerräume und einen Kiosk für den Sportplatzbetrieb.

Städtebau
Der Neubau der Turn- und Festhalle fügt sich sehr selbstverständlich in die Maßstäblichkeit der Umgebung ein: der vorhandene Foyerbaukörper wird nach Westen hin erweitert und umschließt einen eingestellten höheren Hallenbaukörper an drei Seiten. Dadurch entsteht ein langgestreckter eingeschossiger Baukörper, der durch zwei höhere Volumina, die Halle und die bestehenden Wohnungen im 2.OG, akzentuiert wird.

Die Höhensituation des Bestandes mit den beiden Eingangsebenen wird übernommen und zu einem schlüssigen Erschließungskonzept für den Neubau weiter entwickelt. Die Turnhal-le mit Bühne und Geräteräumen wird im EG, die Umkleiden, Sanitärräume, Lagerräume und der Kiosk werden auf der Sportplatzebene erschlossen. Ein zweigeschossiges Foyer mit of-fenen Treppen und einem Aufzug verbindet die beiden Ebenen. Zusätzlich zu dem bestehen-den Eingang am Turnerweg wird ein neuer Haupteingang aus Richtung Parkplatz im Westen geschaffen. Über eine großzügige, eine einladende Treppenanlage mit Aufzug gelangen die Besucher barrierefrei zum Eingang.

Die im Bestand im EG nach Süden hin vorgelagerte Balkonterrasse wird entlang des neuen Baukörpers erweitert, sodass aus Gaststätte, Foyer und Festhalle großzügige Austritts- und Aussichtsmöglichkeiten über den Sportplatz und in die freie Landschaft entstehen. Gleichzei-tig stellt die Terrasse einen Wetterschutz für den Sportplatzbetrieb dar.

Funktion
Im Erdgeschoss gelangen die Besucher der Turn- und Festhalle sowohl vom Turnerweg aus als auch vom Parkplatz aus in das großzügige Foyer, das den Festsaal fließend umspült und einen direkten Zugang auf die umlaufende Terrasse ermöglicht. Der Saal wird am Übergang zum Bestand erschlossen, wo auch die neue Küche für die bestehende Gaststätte in Verbin-dung mit der neuen Cateringküche für Saalveranstaltungen angeordnet ist. Auf diese Weise entsteht ein Gastrostützpunkt, über den bei Veranstaltungen die Gaststätte, das Foyer und der Saal versorgt werden können. Die Gaststätte wird um die Fläche der ehemaligen Küche erweitert und mit großzügigen Fenstern und Ausblick nach Süden versehen.

Dem Saal zugeordnet liegt die Bühne um ca. 75 cm erhöht im Westen. Sie kann über Podeste in den Saal erweitert werden. Der Einbau einer mobilen Wand im Bühnenportal ermöglicht einen ungestörten Sportbetrieb und zugleich die Nutzung der Bühne als zusätzlichen Be-sprechungsraum. Der Geräteraum und das Stuhllager bzw. die Garderobe liegen an der nörd-lichen Saalwand, während die südliche Wand über Fenster auf der ganzen Länge einen wei-ten Blick über den Sportplatz ermöglicht. Der Besprechungs- und Vereinsraum liegt am Ein-gang Turnerweg an der Nordfassade.

Das obere Foyer erstreckt sich über eine offene Treppenhalle mit Aufzug und einen Luft-raum bis ins Untergeschoss. Hier werden alle Umkleide-, Sanitär- und Lagerräume zusam-mengefasst. Die Umkleiden für die Turnhalle liegen auf kurzem Wege direkt am Foyer, die gemeinsamen WC-Anlagen der Turn- und Festhalle und der Sportplatznutzung liegen an dem Verbindungsgang nach Süden und können daher beiden Nutzungen zugeordnet wer-den. Der Aufzug wird bis ins zweite UG geführt, wodurch die bestehende Sporthalle eine barrierefreie Erschließung erhält.

Der Kiosk für den Außenbetrieb liegt direkt am Sportplatzeingang unter dem auskragenden Umgang des Erdgeschosses und ist somit wettergeschützt. Er bietet bei Veranstaltungen im Freien einen attraktiven Treffpunkt.

Brandschutz
Der Neubau wird wegen der über die Sporthallennutzung hinausgehenden Nutzung für Festveranstaltungen als Versammlungsstätte mit einer Personenanzahl von maximal 1.000 Personen ausgelegt und mit den entsprechenden Rettungswegen (Anzahl und Breite) und RWA-Anlagen ausgestattet.
Die Rettungswege aus EG und 1.UG führen jeweils an mindestens zwei Stellen direkt ins Freie. Um die Entfluchtung aus dem 2.UG sicherzustellen, erhält die bestehende Treppe im Foyer eine Einhausung, sodass sie als notwendige Treppe mit Ausgang im 1. Untergeschoss zur Verfügung steht. Die direkt am unteren Foyer liegenden Umkleideräume werden durch T30/RS- Türen von dem offenen Foyer getrennt.

Material/ Gestaltung
Die Materialwahl für den Neubau unterstreicht das Entwurfskonzept. In Anlehnung an den Bestand und das nordwestlich angrenzende Nachbargebäude wird eine Materialkombinati-on aus Holz und Beton vorgeschlagen. Der lagernde Flachbau erhält eine hinterlüftete Fas-sadenbekleidung aus hellgrauen Faserzement- bzw. Glasfaserbetontafeln mit einer vertika-len Riffelstruktur. Die eingestellte Turnhalle dagegen wird wie der Baukörper der bestehen-den Wohnungen im 2.OG mit einer vertikalen Holzlattung versehen. Fenster und Pfosten-Riegel-Fassaden werden aus Aluminium eingesetzt und Lamellenraffstores als außenliegen-der Sonnenschutz in die Süd- und Westfassaden integriert.

Im Innenraum wird die Kombination aus dem warmen Holzfarbton und Betongrau fortge-führt. Der Halleninnenraum erhält durch den Boden aus Sportparkett, die Leimholzbinder mit der Decke aus akustisch wirksamen Holzschichtplatten und die Wände mit Prallschutz und Akustiktafeln aus hellem Holz eine Anmutung, die nicht nur der Sportnutzung angemes-sen ist. Gleichzeitig bietet sie auch für festliche Veranstaltungen einen entsprechenden Rah-men. Der räumliche Eindruck der Turn- und Festhalle wird durch das zweiseitig einfallende Tageslicht und ein variabel zu nutzendes Kunstlichtkonzept noch gesteigert. Das Foyer run-det diese Gestaltung mit einer durablen Bodenbeschichtung in grauem Estrichfarbton und Wänden teilweise in Sichtbeton, Putz und Anstrich sowie einzelnen Holzbekleidungen oder -sitzbänken harmonisch ab.

Konstruktion
Allgemeines
Das Bestandsgebäude ist eine Stahlbetonkonstruktion mit einer Sporthalle im 1. und 2. Un-tergeschoss. Oberhalb dieser Sporthalle befinden sich im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss weitere Sporträume und 2 Wohnungen. Im Westen sollen eine Turn- und Festhalle sowie die dazu erforderlichen Funktionsräume angebaut werden. Dieser Neubau hat nur ein Unterge-schoss und liegt somit bei OK Sohle = 430,30 mit seiner Gründung etwa 4 m höher als der Altbau (Bühne noch ca. 3,0m höher).

Das Gelände fällt nach Süden stark ab. Die beiden vorliegenden Baugrundbohrungen (kein Gutachten) zeigen in der Gründungsebene einen starken Wechsel der Baugrundeigenschaf-ten an. Während im Norden noch der Sandstein angeschnitten wird, muss im Süden zum Hangfuß hin die Auffüllung zumindest ausgetauscht werden. Wegen dieser Randbedingun-gen erfolgt eine konsequente konstruktive Trennung von Bestand und Neubau. Neubaube-reiche, die auf dem Altbau aufbauen, binden konstruktiv an den Bestand an. Trotz der wech-selnden Bodenschichten wird von einer Flachgründung ausgegangen.

Konstruktive Durchbildung
Das Dach der Sporthalle wird aus LIGNO Holzdecken, die auf Leimholzbindern liegen, herge-stellt. Die Binder werden als Zangenkonstruktion ausgebildet, um in den Zwischenräumen die Zuluftversorgung der Halle zu führen. Die Stahlbetonwände und Stützen bilden zusam-men mit der Deckenscheibe das Tragsystem der Sporthalle.

Das Foyer und die Bühne werden mit einer wirtschaftlichen Konstruktion aus Trapezblech auf Stahlträgern überspannt.

Das 1.Untergeschoss erhält eine 22 cm dicke Stahlbetondecke, die die Lasten über Stahlbe-tonwände bzw. 17,5 cm starke KS-MW-Wände in das Fundament abträgt. Im Technikbereich wird eine Flachdecke ausgebildet, um den Installationsraum nicht einzuschränken.

Aus wirtschaftlichen Gründen soll die Bühne nicht unterkellert werden. Wegen der ange-führten Randbedingungen des Baugrundes muss bei dieser Lösung mit Mehraufwendungen im Gründungsbereich gerechnet werden.


Technische Gebäudeausrüstung
Lüftung
Der Neubau wird mit einer mechanischen Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerück-gewinnung ausgestattet. Dabei werden die Halle und das Foyer zu einer Anlage zusammen-gefasst, an die zuluftseitig auch die Küche angeschlossen wird. Die Küchenabluft wird über einen separaten Dachventilator abgesaugt. Die Zuluftverteilung der Halle erfolgt über einen außenliegenden Längskanal, aus dem einzelne Stichkanäle in die Zwischenräume der Bin-der-Zangenkonstrukion und über Schlitzauslassbänder in die Halle geführt werden. Die Ab-luft der Halle wird an der nördlichen Hallenwand abgesogen. Foyer, Gastronomie und die Bühne werden über Auslässe in der Unterdecke versorgt. Die innenliegenden Räume im Untergeschoss werden über eine separate Anlage versorgt. Die Aufstellung der Geräte er-folgt in der Lüftungszentrale im UG, die Frischluftansaugung über ein Wetterschutzgitter an der Nordfassade, die Fortluft wird über Dach geführt.

Heizung
Heizungsseitig kann an die bestehende Heizungsverteilung angeschlossen werden. Die Halle wird mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Im Bühnenbereich und im Bereich des Foyers werden punktuell statische Heizflächen zur Grundtemperierung vorgesehen. Die innenlie-genden Umkleide- und Duschbereiche sollten ebenfalls statische Heizflächen erhalten.

Freiraum
Ziel ist es, den Neubau am Übergang von gebauter Stadt und freier Landschaft mit einer zurückhaltenden Freiraumplanung mit seiner Umgebung zu verweben.
Dazu wird nördlich des Turnerweges eine straßenbegleitende Baumreihe vorgeschlagen, um so den Rückansichten der angrenzenden Grundstücke einen Filter vorzuschalten. Dagegen werden die Einzelgehölze südlich des Neubaus entfernt, um die Sicht auf den Sportplatz frei zu räumen.
Die Bodenflächen ringsum das Gebäude werden als versiegelte Flächen mit einem hellen Betonpflaster belegt, wobei jeweils die Hauptzugänge an Turnerweg und Parkplatz mit ei-nem „Teppich“ mit einer gebänderten Struktur betont werden.

Nachhaltigkeit/ Ökologie
Die nachhaltigkeitsorientierte Planung wird durch unser Tochterunternehmen a°blue GmbH begleitet. Bereits in der Wettbewerbsphase werden Nachhaltigkeitskriterien durch das interdisziplinäre Planungsteam berücksichtigt (u.a. Tageslichtoptimierung, Schallschutz, Lüftungskonzept etc.) und in den nächsten Planungsschritten weiter im Detail verfolgt. Ori-entiert an den Kriterien gängiger Nachhaltigkeitszertifizierungssysteme werden zum Bei-spiel folgende Maßnahmen berücksichtigt:

• Baustoffe / Gesundheit:
Reduzierung der negativen Auswirkungen auf die globale und lokale Umwelt durch Be-rücksichtigung der ökobilanziellen Auswirkungen bei Materialentscheidungen, Auswahl geeigneter schadstoffarmer bzw. -freier Baumaterialien für eine gute Innenraumluftqua-lität, Einsatz von FSC- oder PEFC-zertifiziertem Holz zur Schonung der Ressourcen, op-timierte Bauteile hinsichtlich Demontage, Trennbarkeit und Recycling

• Lebenszykluskosten und Umnutzungsfähigkeit:
Einsatz haltbarer, langlebiger Materialien, geringer Frischwasserverbrauch durch was-sersparende Armaturen, schmutzresistente Oberflächen zur Reduzierung des Reini-gungs- und Instandhaltungsaufwands und Minimierung der Betriebskosten

• Komfort und Funktionalität:
Hoher Anspruch an die energetische Optimierung und den Wärmeschutz des Gebäudes, Fassadenplanung mit außenliegendem Sonnenschutz, hohem Anteil natürlicher Belich-tung für einen sehr guten thermischen und visuellen Komfort; akustisch wirksame Maßnahmen für eine angenehme Aufenthaltsqualität, gesicherte und komfortable Fahr-radstellplätze, pflege- und wartungsarme Konstruktion und Innenausbauten.
Durch die frühzeitige Integration der Nachhaltigkeitsaspekte und die Betrachtung des ge-samten Lebenszyklus von der Herstellung, über die Nutzungsphase, bis hin zum Rückbau, entsteht ein Gebäude, das der ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimension gleich-ermaßen gerecht wird.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss erstes Obergeschoss

Grundriss erstes Obergeschoss

Schnitt

Schnitt

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Detail

Detail