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Einladungswettbewerb | 04/2016

Paul-Gerhardt-Allee, WA 2(2)

1. Preis

Preisgeld: 60.000 EUR

Hierl Architekten

Architektur

ver.de Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaftsgesellschaft mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

KONZEPT
Der Entwurf nimmt die Merkmale des Städtebaus und dessen großzügige Räumlichkeit zum Ausgangspunkt für einen Entwurf differenzierter Architekturen mit eigenständiger Identität.
Die städtebauliche Figur des Großblocks bietet die seltene Gelegenheit des Angebots völlig unterschiedlicher Wohnarchitekturen in einem städtebaulichen Zusammenhang und damit typologische Variation unterschiedlicher Wohnungstypen, sozialräumliche Differenzierung und soziale Mischung.
Dabei werden die unterschiedlichen Qualitäten des städtebaulichen Entwurfs (das städtische Haus am Bürgersteig, die Häuser mit Vorgärten, die Häuser am Anger ...) zum Namensgeber der unterschiedlichen Typologien.
Die Großfigur wird horizontal gegliedert: auf einen zweigeschossigen umlaufenden Sockel setzen individuelle Architekturen auf..
Die Fassaden reagieren dabei auf die städtebauliche Vorgabe: geordnet und aufgeräumt bilden sie das Gesicht der Straße während sie zum Hof weniger aufwändig und tendenziell informell ausgebildet sind.
Vier großzügige zweigeschossige Durchgänge öffnen den westlichen Flügel in den Hof und korrespondieren mit den Durchgängen an den Punkthäusern auf der Ostseite; diese Durchgänge können öffentlich zugänglich sein da im Erdgeschoss keine privaten Wohnungen erschlossen werden.

WOHNEN
Die Häuser von ca. 23 - 25 m | 13 m mit innenliegendem Kern und tragender Fassade ermöglichen ein differenziertes und variables Wohngefüge mit folgenden Qualitätsmerkmalen:
• Durchwohnen (Morgen- | Abendsonne): die großen Wohnungen sind durchgehend zweiseitig orientiert: zum ruhigen Innenhof nach Süden oder Westen und zur Straße nach Norden oder Osten
• Neutralität (Raumgrößen) und Variabilität im Grundriss (nichttragende Wände)
• Flexibilität im Nutzungszyklus (eigener Schlaftrakt als Wohnung in der Wohnung)
• Orientierung der großen Wohnungen nach drei Himmelsrichtungen
• Alle großen Wohnungen haben mindestens einen Balkon und eine städtische Loggia bzw. einen Erker.
• Die straßenseitigen Loggien können leicht durch öffenbare Einfachverglasungen zu fast ganzjährig nutzbaren Wintergärten ausgebaut werden.
Alle Wohnungen sind auf Grund des statischen Systems (tragende Fassaden, Mittelwand) an unterschiedliche Bedürfnisse anpassbar (Generationenwohnen, Wohnen und Arbeiten, Einliegerwohnungen, Gästebereiche) und somit flexibel in der Belegung und variabel über den ganzen Nutzungszyklus.
Die Erdgeschosswohnungen sind als Hochparterrelagen über Geländeniveau angehoben und gewährleisten so Schutz der Privatheit der Bewohner.
• Sämtliche Erdgeschosswohnungen verfügen über Terrassen die von der Gemeinschaftsfläche durch einen Höhenversatz separiert sind.

WOHNEN
„Du wirst zugeben, dass die menschliche Freiheit hauptsächlich darin liegt wo und wann man etwas tut, den was die Menschen tun ist fast immer das gleiche; da hat es eine verdammte Bedeutung wenn man auch noch den Grundriss von allem gleich macht.“ (Robert Musil: Die Amsel).

Der Block wird entsprechend seiner Orientierung mit unterschiedlichen Grundrissen geplant

Dielenhäuser
Die Nordseite wird mit dem Typus einer Dielenwohnung organisiert, dabei betritt man die Wohnung über eine große Diele die das Südlicht tief im Grundriss erlebbar werden lässt und als vorgelagerter Spielflur für die im
Im Erdgeschoss sind Fahrradräume untergebracht und ein bürgerschaftlicher Gemeinschaftsraum bzw. eine Gewerbefläche zur Nahversorgung

Dach-Häuser | Galeriewohnungen
Die Dachgeschosswohnungen haben Dachterrassen in Form von räumlich geschützten Atrien bzw. Halb-Atrien und somit attraktive leistungsfähige Außenwohnräume.

Stadt-Häuser
Der bekannte Typ des städtischen Reihenhauses wird in die Struktur des Großblocks integriert und als frei bespielbares Raumgefüge auf einer Achsbreite von 4.80 m über mehrere Geschosse entwickelt. Sie lassen die Nutzung als konventionelle Familienwohnungen ebenso zu wie die als städtische Lofts mit einer Mischung aus Arbeiten und Wohnen (Home-Office im Erdgeschoss und ggfs Untergeschoss, Wohnen im ersten Obergeschoss).

Etagenhäuser
Die großen Etagenwohnungen sind sowohl zur Straße als auch zum Hof orientiert und haben so vor allem im öffentlichen Bereich der Wohnungen ganztägig besonnte Räume und nehmen Teil an Straße und Hof.

Variable Wohngefüge für eine Patchwork-Gesellschaft
Alle Wohnungen sind auf Grund des statischen Systems (tragende Fassaden, Mittelwand) an unterschiedliche Bedürfnisse anpassbar (Generationenwohnen, Wohnen und Arbeiten, Einliegerwohnungen, Gästebereiche).
Dadurch werden differenzierte und variable Wohnungefüge mit schalt- und kombinierbaren Wohnungen als Antwort auf eine sich wandelnde Patchwork-Gesellschaft möglich und sind somit auch in zeitlicher Kontinuität nachhaltig.

Kompaktwohnungen
Der Haustypus mit dem innenliegenden längsgerichteten Treppenhaus ermöglicht es sehr kompakte Kleinwohnungen (die ggfs zu größeren Einheiten kombiniert werden können) zu organisieren und so auf dieses in München stark nachgefragte Marktsegment zu reagieren.


Eingangshallen
Häuser beginnen mit den Eingängen und von Walter Benjamin stammt der schöne Aphorismus, dass der Mensch im Treppenhaus zum Bürger gemacht werde ... Der Entwurf knüpft an die Tradition großbürgerlicher Häuser der Gründerzeit an und wartet mit zweigeschossigen Eingangshallen auf die zugleich attraktive Zugänge von den Angern zu den Höfen sind. Gleichzeitig unterstützen diese Hallen die städtische Thematik des zweigeschossigen Sockels.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf formuliert auf der Grundlage des städtebaulichen Konzepts einen markanten städtischen Großblock. Wesentliches Element ist dabei ein kraftvoller zweigeschossiger Sockel, der sich mit seiner Werksteinverkleidung deutlich von der darüber liegenden Putzfassade absetzt und damit das Gebäude ‚erdet‘. Die besondere Ausformung der Gebäudeecken bildet zusammen mit der eigenständigen klaren architektonischen Haltung eine unverwechselbare Adresse. In der Fassadengestaltung gelingt es, mit wenigen Elementen eine überzeugende Anmutung zu schaffen, die die innere Funktionalität wiederspiegelt. Gleichzeitig sind die großzügigen Zugänge zum Hof richtig situiert und ermöglichen eine schlüssige Vernetzung mit den benachbarten Quartieren über die Angerflächen hinweg. Die Erschließung des Wohnhofes erfolgt sinnfällig vom öffentlichen Raum aus. Die Eingänge weisen durch die großzügige zweigeschossige Ausformulierung eine bemerkenswerte Qualität und Transparenz auf, sowohl die innere Gestalt, als auch in ihrer Funktionalität im Inneren. Allerdings stellt sich die Frage, ob der südliche Flügel nicht auf kürzerem Weg vom Hof aus erschlossen werden könnte. Die Erschließung des Großblocks besticht durch die systematische Situierung der Treppenhäuser im inneren und ihre Engmaschigkeit. Diese erlaubt eine starke Individualisierung der Eingangszone über alle Geschosse und sichert damit Wohnqualität und Nachhaltigkeit. Auf dieser Basis wird eine große Bandbreite an unterschiedlichen Wohnungstypologien vorgeschlagen, diese müssten jedoch im Detail überprüft werden. Die Wohnungsgrundrisse sind überwiegend durchgesteckt und systematisch aufgebaut. Eine gut durchdachte Anordnung der Nassbereiche und Bäder fällt auf. Eine stärkere Durchmischung der Wohnungstypen wäre wünschenswert gewesen. Die Werte zur Wirtschaftlichkeit und zur Nachhaltigkeit liegen im Durchschnitt. Der erforderliche Schutz gegen Verkehrslärm könnte hergestellt werden. Hierzu müssten die Loggien, die näher als 20 m an der Erschließungsstraße U-1721 liegen, beispielsweise mit Falt-Schiebe-Elementen ausgerüstet werden. Die Räume an der Straße und zur Bahn hin, müssten fensterunabhängige schallgedämmte Lüftungseinrichtungen erhalten, die qualitätvoll in die Fassade zu integrieren wären. Die großzügige Freiraumgestaltung im Innenhof überzeugt insbesondere auch durch die Möglichkeit Großbäume in die nicht unterbaute Fläche der TG zu pflanzen. Diese Planung wird ermöglicht durch die Verlagerung einiger PKW-Stellplätze unter das Gebäude. Die Konzeption des Übergangs von den privaten Gärten zum gemeinschaftlichen Hof ist gestalterisch ansprechend und funktional ausformuliert. Insgesamt stellt diese Arbeit einen sehr gut ausgearbeiteten, äußerst qualitätvollen Beitrag dar, dem eine hohe Adressenqualität zu eigen ist und der für das Quartier einen wichtigen Stadtbaustein bilden kann.