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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2017

Neubau des Graduiertenzentrums Kulturwissenschaften der Justus-Liebig-Universität

2. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

heinlewischer

Architektur

Rentschler und Riedesser Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Leitidee
Der Neubau des Graduiertenzentrums präsentiert sich als prägnanter, freistehender Stadtbaustein und bildet einen markanten Startpunkt für die bauliche Umsetzung des Masterplans. Mit seinem einladenden Charakter prägt es das künftige Erscheinungsbild des Campusgeländes und schafft eine Adresse mit hohem Wiedererkennungswert. Der auskragende Zugangsbereich führt zu einer Vernetzung von öffentlichen, halböffentlichen und internen Raumgefügen.
Die flexible Umsetzung des Raumkonzeptes um eine Atriumhalle verbindet alle Geschosse untereinander und schafft eine interdisziplinäre Atmosphäre bei Besuchern und Nutzern.

Die städtebauliche Setzung der kompakten Gebäudeform bildet ein bauliches Pendant zum geplanten Neubau der Bibliothek und zeichnet somit den Grundgedanken des neuen Campusgeländes stadträumlich ab. Durch die kopfseitige Erschließung zum alten Steinbacher Weg öffnet sich das Haus zum umgebenden Platz und bildet den zentralen Kopf der neuen Erschließungsmagistrale aus, von der auch das Seminargebäude und die Erweiterungsbauten erschlossen werden. Die entstehenden Sichtachsen binden auch die längerfristig zu erhaltenden Bestandsgebäude mit ein und führen zu einem integrierten Erscheinungsbild zwischen Alt- und Neubauten.
Der zukünftige Erweiterungsbau ergänzt die städtebauliche Figur nach Norden hin und erhält ebenfalls vier Obergeschosse.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser verfolgen ein ganzheitliches städtebauliches und architektonisches Konzept. Mit einem eigenständigen Ansatz wird der städtebauliche Rahmenplan interpretiert und im Bereich des Baufeldes sinnvoll neu arrondiert.

Durch die Querstellung des Gebäuderiegels wird eine Raumkante zu dem geplanten Freiraum ausgebildet und eine klare Orientierung zu den noch folgenden Bausteinen des Masterplans geschaffen. So kann nach Süden der Neubau des Graduiertenzentrums langfristig mit der geplanten Universitätsbibliothek korrespondieren. Vor dem Hintergrund der bestehenden städtebaulichen Struktur und der in die Zukunft gerichteten Planung, erscheint die Orientierung und Setzung dieses Baukörpers selbstverständlich und ermöglicht auf dem restlichen Baufeld nach Norden eine angemessene Form des Weiterbauens.

Die Adressierung nach Nordost ist deutlich vom Alten Steinbacher Weg erkennbar und formuliert mit dem prägnanten Unterschnitt einen Gebäudekopf, der als Auftakt und Übergang in den Campus strahlt. Die Klarheit des Gebäudevolumens setzt sich in der Gebäude- und Grundrissstruktur fort.

Der Grundriss gliedert sich von der Mitte aus in zwei Bereiche. Während sich im östlichen Grundrissabschnitt die Gemeinschaftsflächen und kommunikativen Zonen um einen offenen Erschließungsbereich konzentrieren ist der westliche Abschnitt als Dreibund geplant. Konsequent wird der Grundriss in allen Geschossebenen fortgesetzt. Die dargestellte Rauminszenierung von offenen zu geschlossenen Bereichen verspricht abwechslungsreiche Raumsequenzen und qualitätvolle Räume.

Allerdings führt diese Grundrissausbildung zu einem hohen Erschließungsaufwand, der im Rahmen der vorgesehenen Mittel kritisch bewertet wird. Die Zuordnung der zentralen Flächen im Erdgeschoss erfüllt die Anforderungen an das Raumprogramm gut. Die Vielsprachigkeit der architektonischen Ausformulierung wird kritisch bewertet. Das Prinzip der tektonischen Gliederung der Fassade ist vom Grundsatz her nachvollziehbar, das Zusammenspiel der unterschiedlichen Elemente wie auch die Rahmenbildung überzeugen weniger. In diesem Zusammenhang wird der funktionale Technikaufbau in der dargestellten Form als überzogen angesehen.

Von der städtebaulichen Setzung bis zur Raumstruktur schafft es dieser Entwurf der Besonderheit der Aufgabe und dem inhaltlichen Anspruch grundsätzlich gerecht zu werden.

Das Raum- und Funktionsprogramm besticht aus Nutzersicht durch eine optimale Umsetzung der Nutzererwartungen. Auf allen Ebenen verteilt finden sich die äußerst wichtigen Kommunikationszonen. Alle Einzel- sowie Kombi-Büros haben direkte Anbindung an Multifunktions- und Kommunikationszonen. Der Veranstaltungsbereich im Erdgeschoss bietet herausragende räumliche und funktionale Nutzungsmöglichkeiten. Sehr gute Orientierung ist trotz der Vielfalt an differenzierten und abwechslungsreichen Arbeitsmöglichkeiten und Funktionalitäten gegeben.

Die hessischen Vorgaben zur Energieeffizienz können im Rahmen des Entwurfs eingehalten werden. Das Energiekonzept ist in sich schlüssig. Bezüglich der Gesamtenergieeffizienz befindet sich diese Arbeit im guten Mittelfeld der abgegebenen Arbeiten. Der Beitrag der Fotovoltaik zur Energieversorgung erscheint zu optimistisch. Dennoch wird der konzeptionelle Ansatz zum Umgang mit erneuerbaren Energien, als auch die Einbindung von den in der Auslobung benannten Nachhaltigkeitsaspekten positiv bewertet.

Die Technikflächen erscheinen im Vergleich zum Raumprogramm als zu hoch. Es ist die Anordnung und Verortung, insbesondere der Hausanschlussräume, im Gebäude zu prüfen. Die Elektrounterverteilungsräume sind ungünstig zugeschnitten. Die Technikräume befinden sich im Teilkeller und im Dachaufbau. Die Büroräume sind natürlich und die geforderten Flächen mechanisch belüftet.

Der Beitrag liegt gemäß Vorprüfung über dem Kostenrahmen; im Vergleich der eingereichten Arbeiten ist dieser Entwurf der teuerste. Die Arbeit kennzeichnet eine über dem Bedarf liegende Nutzfläche NF 1-6 sowie einen erhöhten Technikflächenanteil. Der Anteil an Verkehrsfläche liegt deutlich über dem Durchschnitt aller eingereichten Arbeiten. Der Entwurf sieht eine kostenintensive Fassadenkonstruktion mit einer Vielzahl unterschiedlicher Elemente vor.

Der Beitrag ist sowohl aus städtebaulicher als auch aus funktionaler Sicht überzeugend. Das großzügige Angebot an Nutz- und Technikflächen führt aber zu überdurchschnittlich hohen Baukosten.
Lageplan

Lageplan

Darstellung der dritten Ausbaustufe

Darstellung der dritten Ausbaustufe

Flexibles Bürokonzept, Kommunikationskonzept

Flexibles Bürokonzept, Kommunikationskonzept