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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2017

Neubau des Graduiertenzentrums Kulturwissenschaften der Justus-Liebig-Universität

Außenperspektive

Außenperspektive

Anerkennung

Preisgeld: 9.000 EUR

Hoskins Architects (Berlin)

Architektur

Transsolar Energietechnik GmbH

Bauingenieurwesen

IBB Beilicke und Schmöller GbR

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Im März 2016 gewinnen Hoskins Architects eine Anerkennung im nicht-offenen Realisierungswettbewerb um das Graduiertenzentrum Justus-Liebig-Universität Gießen. Im Rahmen des Hochschulbauinvestitionsprogramms HEUREKA des Landes Hessen wird ein Neubau für das International Graduate Centre for the Study of Culture und das Gießener Graduierten-zentrum am Campus Kultur- und Geisteswissenschaften ausgeschrieben. Der Neubau mit ca. 2.000 m² Nutzfläche soll als einer der ersten Bausteine den städtebaulichen Masterplan für das Philosophikum umsetzen.

Der Entwurf spielt mit einer Dualität zwischen Offenheit und Intimität. Die klare funktionale Gliederung des Hauses ermöglicht ein strukturiertes, akademisches Forschen auf der einen und einen informellen Austausch zwischen Forschenden und Gästen auf der anderen Seite. Der klar gegliederte Außenring beherbergt die Forschungsräume, die zum fokussierten Arbeiten geplant sind, während ein aus der Baumasse herausgeschnittener Hohlraum den Aufenthalts-und Kommunikationsbereich bildet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Setzung folgt der Vorgabe des Masterplans. Die Ausbildung als klarer rechteckiger Solitär verleiht dem Baukörper auch in einer absehbar langen Phase ohne Erweiterungsstufe die notwendige Kraft den neuen Campus an seiner nordöstlichen Baugrenze zu definieren.

Das Programm ist bei wirtschaftlichem Flächenverbrauch erfüllt. Materialisierung und baulicher Ausdruck folgen ebenfalls den Vorgaben des Masterplans. Insbesondere die Ortbeton-Außenschale der Fassade ist aufgrund des zu erwartenden monolithischen Ausdrucks zu begrüßen, wenn auch baulich anspruchsvoll.

Seine konzeptionelle Stärke bezieht der Entwurf aus der Idee des großen dreidimensionalen Freiraums im Gebäudeinneren, welcher die Idee der Multifunktionsflächen, die sich an diesen Raum anlagern, um die Ebene der visuellen Kommunikation erweitert. In der Bewegung durch das Haus eröffnen sich den Nutzern somit vielfältige Optionen des informellen Austauschs.

Leider sind in den Grundrissen die im Schnitt versprochenen Qualitäten nicht immer nachvollziehbar. Die Foyerfläche des Erdgeschosses ist als Rückstau- und Pausenbereich bei zwei parallelen Veranstaltungen zu klein dimensioniert. Einige Raumbereiche, wie z.B. die Büros im Erdgeschoss und 1. OG sind nur durch schmale, teilweise sackgassenartige Flure erreichbar und nicht an die kommunikativen Elemente des Gebäudes angeschlossen. Die gemäß Auslobung gewünschte Durchmischung der verschiedenen Arbeitsformen und Raumtypen ist somit nicht in allen Bereichen gegeben.

Vorteilhaft erscheint die Grundrisstypologie mit nur einem mittigen Kern. Die Multifunktionsbereiche haben großzügigen Tageslichtbezug. Dies überzeugt ebenso, wie der visuelle Bezug dieser Bereiche zu den umgebenden Campusflächen.

Der dreidimensional skulpturale Ansatz der Fassade ist einnehmend. In der Realität wird die skulpturale Wirkung jedoch nicht der Planvisualisierung entsprechen, da dem Fassadenaufbau die hierfür notwendige Tiefe fehlt. Der nördliche Eingangsbereich überzeugt ebenso wie die aus formalen Gründen in Teilen unbelichteten Räume nicht. Im Falle des Eingang ist die Konkurrenz zum stärker betonten Fassadeneinschnitt des Versammlungsraums zu kritisieren.

Das Raum- und Funktionsprogramm entspricht aus Nutzersicht weder im Erdgeschoss noch im 1. Obergeschoss den formulierten Anforderungen. Der sehr ansprechende, zweigeschossige Veranstaltungsbereich geht zulasten der extrem engen Eingangs- und Verkehrswege-Situation sowie mangelnder Multifunktions- und Kommunikationszonen. Besonders im 1. Obergeschoss findet man eine klassische Bürostruktur vor. Die durchaus gegebenen visuellen Kommunikationsangebote (Treppenbereich) ersetzen nicht die dort fehlenden Räume des informellen Austauschs und der kollaborativen Arbeit. Sehr gute Orientierung ist gegeben; allerdings werden durch das raumgreifende Treppenhaus lange Wege in Kauf genommen.

Die hessischen Vorgaben zur Energieeffizienz können im Rahmen des Entwurfs eingehalten werden. Das Energiekonzept ist in sich schlüssig. Bezüglich der Gesamtenergieeffizienz zählt diese Arbeit zu den besten im Teilnehmerfeld. Sowohl der konzeptionelle Ansatz zum Umgang mit erneuerbaren Energien, als auch die Einbindung von den in der Auslobung benannten Nachhaltigkeitsaspekten wird positiv bewertet.

Die Technikflächen erscheinen im Vergleich zum Raumprogramm als zu hoch. Technikräume sind teilweise nicht sinnvoll angeordnet und zugeschnitten. Die Technikflächen befinden sich im Teilkellergeschoss, im 4. Obergeschoss und in den Geschossen verteilt. Die Büroräume sind natürlich und die geforderten Flächen mechanisch belüftet.

Der Beitrag liegt gemäß Vorprüfung über dem Kostenrahmen, jedoch im Mittelfeld der eingereichten Beiträge. Kostenrelevante Besonderheiten sind die aufwendige Fassadenkonstruktion, die geschossübergreifenden Lufträume (Brandschutz) und die Oberlichter.

Insgesamt stellt der Entwurf aufgrund seiner konzeptionellen Kraft und Eigenständigkeit trotz einiger funktionaler und formaler Schwächen einen sehr wertvollen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar.
Lageplan

Lageplan

Ansichten

Ansichten

Ansichten

Ansichten

Grundriss EG

Grundriss EG

Schnitte

Schnitte

perspektivische Schnitte

perspektivische Schnitte

Konzept Orientierung

Konzept Orientierung

Konzept Massenverteilung

Konzept Massenverteilung

Konzept Lufträume

Konzept Lufträume