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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2016

Neubau der Zentralbibliothek der Justus-Liebig-Universität

1. Preis

Preisgeld: 75.000 EUR

Max Dudler GmbH

Architektur

ZWP Ingenieur-AG

Bauingenieurwesen, TGA-Fachplanung

Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI AG

Tragwerksplanung

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein wohlproportionierter Baukörper unterstützt in seiner Stellung und Orientierung die städteräumlichen Grundlagen des Gestaltungsplans. Die Eingangssituation ist einladend gestaltet. Das daran anschließende lichtdurchflutete Foyer öffnet den freien Blick in die oberen Geschosse und macht neugierig auf weitere räumliche Erlebnisse im Gebäude. Die nördliche Anbindung ist optimal gelöst. Das Café befindet sich wie in der Auslobung erwünscht diagonal gegenüber der Mensa an der richtigen Stelle.

Der Grundriss zeichnet sich durch eine prägnante strukturelle typologische Idee aus. 20 raumhaltige regelmäßig angeordnete Körper bilden die Tragkonstruktion und beherbergen die verschiedenen Infrastrukturen und schaffen gleichzeitig Ordnung und Orientierung. Es entstehen unverwechselbare Lernorte mit hoher Identifikation für Lernende und Lehrende. Gleichzeitig ermöglicht die intelligente Struktur eine langfristige flexible Veränderbarkeit der Institution. Die scheinbare Starrheit entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ein hervorragendes Angebot an differenzierten Räumen und lebendigen Raumsequenzen.

Die Nischenbildung entlang der Fassaden bietet unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten und intime Aufenthaltsorte. Die vertikale Erschließung liegt vorteilhaft und verspricht ein attraktives Raumerlebnis. Das System, dass bereits für die erste Etappe eine in sich autarke Figur formuliert, ist für eine Realisierung eines zweiten Bauabschnitts geeignet. Die geschickte Lage des Verbindungsganges zu der Bestandsbibliothek sowie die Anordnung einzelner Nutzungen im Neubau ermöglichen eine reibungslose Realisierung der zweiten Etappe.

Die innere Struktur und die äußere Erscheinung bilden eine in sich stimmige architektonische Einheit.

Die grundlegenden Funktionalitäten sind weitgehend erfüllt, jedoch entsprechen die Funktionsbereiche im Eingangsbereich (Ausleihe, Buchtransportwege) und im Sondermagazin/Sonderlesesaal (keine funktionale und räumlich zusammenhängende Einheit) nicht den Anforderungen. Die Anordnung und Ausgestaltung der Leseplätze kommt den unterschiedlichen Interessen der Nutzer/-innen entgegen. Kontrovers werden die vielen Säulenräume (Kerne) im Hinblick auf eine Einschränkung der Flexibilität in der Raumnutzung und eine erschwerte Orientierung diskutiert.

Die Konzepte zur technischen Ausrüstung und zum Brandschutz sind nicht hinreichend nachvollziehbar.

Der Beitrag liegt gem. Vorprüfung über dem Kostenrahmen, jedoch im Mittelfeld der eingereichten Arbeiten. Dies ist u. a. in einer leichten Überschreitung der geforderten Nutzflächen (NF 1-6) und einem hohen Technikflächenanteil begründet. Kostenrelevante Besonderheiten sind u. a. die Lichthöfe und die sehr aufwendige Fassadenkonstruktion, die auch für die Reinigung einen hohen Aufwand erwarten lässt.

Die hessischen Vorgaben zur Energieeffizienz können im Rahmen des Entwurfs gut erfüllt werden. Das vorgeschlagene Energiekonzept überzeugt. Sowohl der konzeptionelle Ansatz zum Umgang mit erneuerbaren Energien, als auch die Einbindung von den in der Auslobung benannten Nachhaltigkeitsaspekten wird positiv bewertet. Bezüglich der Gesamtenergieeffizienz zählt diese Arbeit zu den besten im Teilnehmerfeld.

Der Beitrag zeigt insgesamt eine sichere, feine baukünstlerische Handschrift und hat die Kraft, dem Ort eine unverwechselbare Aura zu verleihen.